{"title":"政治学家分析的阴谋论","authors":"D. Hofmann","doi":"10.24989/medienjournal.v47i4.2858","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Woran kann man Verschwörungstheorien in politischen Diskursen erkennen? Wie kann man feststellen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glauben? Das vom FWF/SNF geförderte Projekt PopCon beschäftigt sich mit der Analyse verschwörungstheoretischer Narrative und dem Glauben an Verschwörungstheorien aus politikwissenschaftlicher Perspektive. Das Projekt ist in zwei Forschungsvorhaben unterteilt: während sich das Team der Universität Lausanne mit verschwörungstheoretischen Diskursen populistischer Akteure („supply-side“) auseinandersetzt, befasst sich das Team der Universität Salzburg mit dem Glauben an Verschwörungstheorien und damit, welche (politischen) Faktoren diesen erklären bzw. begünstigen („demand-side“). Die Analyse der supply-side beruht auf der Erhebung charakteristischer Merkmale von Verschwörungstheorien sowie deren Abgrenzung zu negativen politischen Meinungen und Desinformationen. Hierbei wird zwischen „akteurszentrierten“ und „diskurszentrierten“ Analyseansätzen unterschieden und die Konzepte „partielle“ und „vollständige“ Verschwörungstheorie eingeführt. Die Analyse der demand-side unterscheidet zwischen dem Glauben an bestimmte Verschwörungstheorien und einer grundsätzlichen Verschwörungsmentalität. Zur Messung dieser Phänomene kommen im PopCon-Projekt in eigens durchgeführten Umfragen sogenannte Umfrage-Experimente zum Einsatz. Hierbei ergeben sich Fragen wie: Wie stellen sich die Unterschiede zwischen direkten Fragen und Umfrage-Experimenten und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile in Hinblick auf „social desirability bias“ und ethische Überlegungen dar? Die supply- und die demand-side von Verschwörungstheorien geben zusammen ein umfassendes Bild ab. Doch die Herausforderungen politikwissenschaftlicher Forschung bezüglich Verschwörungstheorien erstrecken sich von Konzeptdefinitionen bis hin zu dem Potential, verschwörungstheoretisches Denken durch Umfragen zu fördern. Daher gilt es, ein diesen Anforderungen entsprechendes Analyseschema für die Erforschung von Verschwörungstheorien aus politikwissenschaftlicher Sicht zu formulieren.","PeriodicalId":509071,"journal":{"name":"MedienJournal","volume":"60 7","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2024-01-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Verschwörungstheorien in politikwissenschaftlicher Analyse\",\"authors\":\"D. Hofmann\",\"doi\":\"10.24989/medienjournal.v47i4.2858\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Woran kann man Verschwörungstheorien in politischen Diskursen erkennen? Wie kann man feststellen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glauben? 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Verschwörungstheorien in politikwissenschaftlicher Analyse
Woran kann man Verschwörungstheorien in politischen Diskursen erkennen? Wie kann man feststellen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glauben? Das vom FWF/SNF geförderte Projekt PopCon beschäftigt sich mit der Analyse verschwörungstheoretischer Narrative und dem Glauben an Verschwörungstheorien aus politikwissenschaftlicher Perspektive. Das Projekt ist in zwei Forschungsvorhaben unterteilt: während sich das Team der Universität Lausanne mit verschwörungstheoretischen Diskursen populistischer Akteure („supply-side“) auseinandersetzt, befasst sich das Team der Universität Salzburg mit dem Glauben an Verschwörungstheorien und damit, welche (politischen) Faktoren diesen erklären bzw. begünstigen („demand-side“). Die Analyse der supply-side beruht auf der Erhebung charakteristischer Merkmale von Verschwörungstheorien sowie deren Abgrenzung zu negativen politischen Meinungen und Desinformationen. Hierbei wird zwischen „akteurszentrierten“ und „diskurszentrierten“ Analyseansätzen unterschieden und die Konzepte „partielle“ und „vollständige“ Verschwörungstheorie eingeführt. Die Analyse der demand-side unterscheidet zwischen dem Glauben an bestimmte Verschwörungstheorien und einer grundsätzlichen Verschwörungsmentalität. Zur Messung dieser Phänomene kommen im PopCon-Projekt in eigens durchgeführten Umfragen sogenannte Umfrage-Experimente zum Einsatz. Hierbei ergeben sich Fragen wie: Wie stellen sich die Unterschiede zwischen direkten Fragen und Umfrage-Experimenten und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile in Hinblick auf „social desirability bias“ und ethische Überlegungen dar? Die supply- und die demand-side von Verschwörungstheorien geben zusammen ein umfassendes Bild ab. Doch die Herausforderungen politikwissenschaftlicher Forschung bezüglich Verschwörungstheorien erstrecken sich von Konzeptdefinitionen bis hin zu dem Potential, verschwörungstheoretisches Denken durch Umfragen zu fördern. Daher gilt es, ein diesen Anforderungen entsprechendes Analyseschema für die Erforschung von Verschwörungstheorien aus politikwissenschaftlicher Sicht zu formulieren.