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La Littérature, Lieu d'Émergence du Souvenir dans L'Ecriture ou la vie de Jorge Semprun
In seinem Buch L'Ecriture ou la vie, in dem Jorge Semprun seine Lagererfahrung schildert, finden sich zahlreiche intertextuelle Verweise auf die Dichter Baudelaire, Rimbaud, Hugo, Celan, Valéry, Char, Brecht, Aragon, Darío, Coleridge, die Roman-Autoren Malraux und
Kafka, die Philosophen Kant, Wittgenstein und Schelling. Wie ist eine solche Fülle an kulturellen Referenzen im Bericht über eines der größten Entmenschlichungsunternehmen der Geschichte zu verstehen? Diese Verweise erscheinen gleichsam als Umwege für den Erzähler,
der sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert sieht, seine Erlebnisse aufzuzeichnen, um sie zu übermitteln. Wenn die Literatur beziehungsweise die Kunst allgemein es Semprun ermöglicht, die Lagererfahrung auszusprechen, dann auch deshalb, weil sie bei seinem Überleben im
Konzentrationslager eine große Rolle gespielt hat. Denn die Literatur bietet Raum für Verbundenheit und Anteilnahme. Ja, sie bedeutet eine Art Zusammensein und schafft bei denen, die an ihr teilhaben, ein brüderliches Gefühl der Zugehörigkeit zu einer menschlichen
Gemeinschaft inmitten der auf Entmenschlichung zielenden Realität des Lagers. Viel mehr noch aber scheinen die literarischen Verweise auf einer tieferen Ebene das Gedächtnis aufleben zu lassen. Die Literatur wird somit zur Quelle des Zeugenberichts.
期刊介绍:
Die Romanischen Forschungen sind eine der ältesten deutschen Fachzeitschriften. Ihr Gegenstand sind die romanischen Sprachen, Literaturen und Kulturen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Herausgeber und Beirat pflegen die Verbindung von Sprach- und Literaturwissenschaft und bevorzugen Beiträge und Rezensionen mit einer gesamtromanischen Fragestellung. Die Publikationssprachen sind außer allen romanischen Sprachen das Deutsche und Englische. Die hohe Qualität der Beiträge wird durch ein strenges peer-review-Verfahren gewährleistet.