Anssi Peräkylä, Wiedergabe von Träumen, Die Traummitteilung
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Abstract
Der sozialwissenschaftlichen Gattungsanalyse, die – angestoßen durch Arbeiten von Thomas Luckmann – in den 1980er Jahren ihren Ausgang nahm, liegt der Gedanke zugrunde, dass in jeder Gesellschaft verfestigte kommunikative Formen als kulturelle ‚ready-mades‘ zur Verfügung stehen, weil sich diese Muster als Lö sungen für wiederkehrende kommunikative Probleme herausgebildet und kon ventionalisiert haben. In Fortführung der sozialphänomenologischen Arbeiten von Alfred Schütz argumentiert Thomas Luckmann, dass die einzelnen Akteure bei ihren Handlungen durch gesellschaftlich vorgegebene Einrichtungen wie et wa die Sprache, kanonisierte Wissensbestände etc. von eigenständigen Sinnset zungen und -findungen entlastet werden müssen. Dies führt zu der Überlegung, dass es derartige Entlastungsmechanismen auch für die Lösung kommunikati ver Probleme gibt, da andernfalls die Akteure bei jeder kommunikativen Aufgabe immer wieder erneut singuläre Lösungen entwickeln müssten (Luckmann 1986: 202). Wiederkehrende kommunikative Probleme entstehen etwa in Situationen, in denen entschieden werden muss, wie man einer unbekannten Person begeg net, wie man ein Gespräch beginnt, wie man einen Konflikt löst, wie man Wissen übermittelt, wie man jemanden überzeugt, wie man mit der Verletzung einer Ver haltensregel umgeht, wie man eine kommunikative Begegnung beendet etc. Für rekurrente „Probleme“ dieser Art haben sich in Gestalt der kommunikativen Gat tungen routinemäßige „Lösungen“ herausgebildet, die dafür sorgen, dass diese Probleme im Alltag als „unproblematische Probleme“ erfahren werden.1 Die Wiedergabe von Träumen, um die es in der folgenden Studie geht, ist im vorgenannten Sinn eines jener wiederkehrenden kommunikativen Probleme,