{"title":"»Die Revolution verschlingt ihre Kinder« – Jean Jansen aus Köln, erschossen in Rastatt 1849","authors":"Irmgard Stamm","doi":"10.7788/jbkgv-2015-0106","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Über die Revolutionen von 1848 und 1849 ist schon viel geschrieben worden, die Anführer der Aufstände sind bekannt und man weiß, dass die badischpfälzische Revolution ihr blutiges Ende in Rastatt fand. Doch gelegentlich treten Funde zutage, die noch deutlichere Einblicke in jene Epoche gewähren. So konnte kürzlich dank der präzisen Aufzeichnungen des Revolutionärs Otto von Corvin-Wiersbitzki ein zwar denkmalgeschützter, aber dennoch verfallender Rest der Bundesfestung Rastatt als »Todeskasematte« identifiziert werden. Darin waren ab September 1849 die standrechtlich Verurteilten eingesperrt, bevor sie im Festungsgraben erschossen wurden. Corvins Nachlass enthält bisher unbekannte Zeichnungen und Briefe von Weggefährten und Mitgefangenen. Einer von ihnen war Jean Joseph Jansen aus Köln. Er hatte nicht das Glück, der Gefangenschaft zu entkommen, und dank Corvins Schriften kann man den letzten Lebenswochen des jungen Rheinländers ganz nahe kommen. Alljährlich am 23. Juli hält das Bundesarchiv im Ahnensaal des Rastatter Schlosses die Carl-Schurz-Vorlesung ab, ein Höhepunkt im Programm der dort angesiedelten Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Die 2010 begonnene Reihe will an den Tag der Kapitulation und das Ende der badisch-pfälzischen Revolution erinnern und gibt sich mit Carl Schurz einen prominenten Namen. Der Bonner Student, der es in den USA zu etwas gebracht hat, war in jenem Sommer 1849, wie Tausende auswärtiger Freiheitskämpfer, in Rastatt »dabei« und wird dort ausgiebig gewürdigt als Namengeber von Schulen, Häusern und Brunnen. Nicht zuletzt hat ihn der renommierte Künstler Anselm Kiefer in seinem Werk »Wege zur Weltweisheit« verewigt. Kaum ein Teilnehmer der Aufstände von 1848 und 1849 kann","PeriodicalId":302823,"journal":{"name":"Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.7788/jbkgv-2015-0106","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Über die Revolutionen von 1848 und 1849 ist schon viel geschrieben worden, die Anführer der Aufstände sind bekannt und man weiß, dass die badischpfälzische Revolution ihr blutiges Ende in Rastatt fand. Doch gelegentlich treten Funde zutage, die noch deutlichere Einblicke in jene Epoche gewähren. So konnte kürzlich dank der präzisen Aufzeichnungen des Revolutionärs Otto von Corvin-Wiersbitzki ein zwar denkmalgeschützter, aber dennoch verfallender Rest der Bundesfestung Rastatt als »Todeskasematte« identifiziert werden. Darin waren ab September 1849 die standrechtlich Verurteilten eingesperrt, bevor sie im Festungsgraben erschossen wurden. Corvins Nachlass enthält bisher unbekannte Zeichnungen und Briefe von Weggefährten und Mitgefangenen. Einer von ihnen war Jean Joseph Jansen aus Köln. Er hatte nicht das Glück, der Gefangenschaft zu entkommen, und dank Corvins Schriften kann man den letzten Lebenswochen des jungen Rheinländers ganz nahe kommen. Alljährlich am 23. Juli hält das Bundesarchiv im Ahnensaal des Rastatter Schlosses die Carl-Schurz-Vorlesung ab, ein Höhepunkt im Programm der dort angesiedelten Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Die 2010 begonnene Reihe will an den Tag der Kapitulation und das Ende der badisch-pfälzischen Revolution erinnern und gibt sich mit Carl Schurz einen prominenten Namen. Der Bonner Student, der es in den USA zu etwas gebracht hat, war in jenem Sommer 1849, wie Tausende auswärtiger Freiheitskämpfer, in Rastatt »dabei« und wird dort ausgiebig gewürdigt als Namengeber von Schulen, Häusern und Brunnen. Nicht zuletzt hat ihn der renommierte Künstler Anselm Kiefer in seinem Werk »Wege zur Weltweisheit« verewigt. Kaum ein Teilnehmer der Aufstände von 1848 und 1849 kann