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Abstract
Nach einer kurzen Rekapitulation der wichtigsten Aspekte der kantischen Konzeption der Aufklärung und einem Seitenblick auf die Aufklärungskritik Horkheimers und Adornos geht dieser Beitrag der Frage nach, ob Kants Aufklärungskonzeption im Zeitalter von Fake News, Facebook und Filterblasen noch aktuell ist. Ausgangspunkt ist die Frage, was den Impfskeptiker Kant von heutigen radikalen Impfgegnern unterscheidet. Mit Blick auf Kants Aufklärungskonzept wirft das zwei Fragen auf: erstens, was für die Fähigkeit zum Selbstdenken mehr erforderlich ist als der Mut, sich seines Verstandes selbständig zu bedienen; und zweitens, was für den gesellschaftlichen Prozess der Aufklärung mehr erforderlich ist als Meinungs- und Pressefreiheit. Beide Fragen haben eine Kant-kritische Spitze, denn sie richten sich gegen zwei explizite Behauptungen Kants, nämlich dass Unmündigkeit auf einem Mangel des Mutes beruht und dass Aufklärung nicht mehr erfordert als Meinungs- und Pressefreiheit. Doch wie sich zeigen wird, stellt Kant selbst diese Verkürzungen im weiteren Verlauf seiner Überlegungen richtig. Tatsächlich gibt er auf unsere beiden Fragen jeweils dieselbe Antwort, nämlich dass Selbstdenken darin besteht, vernünftigen, allgemein nachvollziehbaren Gründen zu folgen.
期刊介绍:
Con-Textos Kantianos aims at boosting the philological and critical research on Kant studies, considering also actual discussions on Kant''s thought. That is the reason why its heading hints to contexts with texts. Kant shall be the main focus of the journal, which will tackle subjects such as Moral and Political Philosophy, History of Ideas, Philosophy of Right, Philosophy of History, Philosophy of Religion, Philosophy of Education, Aesthetics, Anthropology, Metaphysics and Epistemology, Human Rights, Social Policy, Theories of Justice and Cosmopolitanism. CTK aims at being an international and cosmopolitan inspired e-journal, where the Spanish language receives equal acknowledgement as English, French, German, Italian and Portuguese do. The main purposes of the journal are to enhance the development of a Kant scholarship network at the Latin American scale and to tighten the links between research groups already consolidated in different countries and languages. The editorial team, which gathers Kant scholars from Argentina, Colombia, Chile, Mexico and Spain, will certainly ease the fulfillment of both purposes.