档案与政治

Johannes John
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Mir jedenfalls scheinen sie in dem ihnen innewohnenden Fluidum von konzentrierter Hingabe und unabgelenkter Versenkung, von offensichtlicher Demut und tiefem Respekt vor den Zeugnissen unserer Geschichte durchaus als säkulare Brüder der Gotteshäuser, dies im Bewusstsein, dass viele der in diesen Bergwerken der Erinnerung beschäftigten Archivarinnen und Archivare diese Ein drücke womöglich kaum teilen oder gar belächeln mögen. Wer jedoch – da mals noch als Doktorand – in Marbach einmal vor dem leibhaftigen Stapel jener Papiere stehen durfte, die auf der ersten Seite mit den Worten „Jemand mußte Josef K. verläumdet haben ...“ einsetzen, wird dies als einen der feierlichsten Momente seines literaturwissenschaftlichen Lebens in Erinnerung behalten.1 Womit wir, zumindest was den Autor dieses Satzes betrifft, an einem der Orte angelangt sind, zu denen dieser Beitrag führen wird. „Über ein literarisches Archiv zu sprechen ist sicher keine kurzweilige Angelegenheit. Äußerlich bietet sich dem Besucher zumeist ein Bild verstaubter Regale, gefüllt mit unansehnlichen Schachteln“ (Hofman 1984, 109). Möglicherweise liegt vielen dieses Bild, wie es der Prager Germanist Alois Hofman zeichnete, ja näher als das Pathos der vorangegangenen Eingangsworte, wenngleich auch er unmittelbar anschließend demgegenüber ebenso die „Ausstrahlung“ und das „Fluidum“ der in ihnen aufbewahrten Dokumente, und hier insbeson-","PeriodicalId":346297,"journal":{"name":"Logiken der Sammlung","volume":"155 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-04-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Archiv und Politik\",\"authors\":\"Johannes John\",\"doi\":\"10.1515/9783110696479-013\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Flair und Faszination von Bibliotheken – und hier in Sonderheit ihrer Lesesäle als Kernzonen der Vergegenwärtigung des Vergangenen – sind in ihrer ganz und gar unvergleichlichen Atmosphäre vielfach beschrieben und beschworen worden (vgl. hierzu stellvertretend Jammers et al. 2002; Rossner 2016): als Orte stillen Dialogs in intensiver Zuwendung und kontemplativer Achtsamkeit wie ebenso auch durchaus wacher sozialer Interaktion (vgl. 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摘要

图书馆——图书馆的魅力、迷恋——以及以图书馆为记忆中心的与众不同——在图书馆的氛围中经常有比较的描述和命名。(这代表贾默斯等人Rossner 2016)成为一种安静的对话,有更多的注意力和关注,并更加关注社会互动(咏一三六〔135〕)。Schley 2008) .尤其是他们的“珍宝室”,一种特别独特的光泽,不但来自抄本,而且来自为他们提供的特别房地。这些珍宝往往在实际上“感觉得到”。我还是要说,他们似乎在任何灭失或损坏Fluidum集中的忠诚和unabgelenkter隐藏起来,明显的谦卑,深深尊重之Zeugnissen历史很世俗的弟兄会堂,意识到这一点,很多员工回忆Archivarinnen这些在矿山和Archivare甚至开心去分享这一个按可能不喜欢.但是,在马尔巴奇,这个还是研究生的人曾经站在写首页一页的一叠文件面前说,“总有人谁杀了约瑟夫·k。“放在那里,就会被记起,作为他文学生涯中最庄严的时刻。1这使我认识到,至少就本文作者来说,这篇文章所谈到的地方之一。”我确定谈文学文献不是件有趣的事在外表上,游客可以看到灰蒙蒙的书架布满了下水道。”——霍夫曼1984年,109岁布拉格日耳曼画的霍夫曼作品中,可能有很多人能比前几句歌词的悲悯更能表达内心的感受,但在此之前他也曾用“普莱曼”和“流体”记载在他们内心的文件,特别是这里
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Flair und Faszination von Bibliotheken – und hier in Sonderheit ihrer Lesesäle als Kernzonen der Vergegenwärtigung des Vergangenen – sind in ihrer ganz und gar unvergleichlichen Atmosphäre vielfach beschrieben und beschworen worden (vgl. hierzu stellvertretend Jammers et al. 2002; Rossner 2016): als Orte stillen Dialogs in intensiver Zuwendung und kontemplativer Achtsamkeit wie ebenso auch durchaus wacher sozialer Interaktion (vgl. Schley 2008). Dies gilt in besonderem Maße auch für deren ,Schatzkammern‘, also die höchst eigentümliche Aura, die nicht nur von einer Handschrift ausgeht, sondern auch in den zu ihrem Studium bereitgestellten, in der Regel nochmals exklusiveren Räumlichkeiten ,buchstäblich‘ fühlbar wird. Mir jedenfalls scheinen sie in dem ihnen innewohnenden Fluidum von konzentrierter Hingabe und unabgelenkter Versenkung, von offensichtlicher Demut und tiefem Respekt vor den Zeugnissen unserer Geschichte durchaus als säkulare Brüder der Gotteshäuser, dies im Bewusstsein, dass viele der in diesen Bergwerken der Erinnerung beschäftigten Archivarinnen und Archivare diese Ein drücke womöglich kaum teilen oder gar belächeln mögen. Wer jedoch – da mals noch als Doktorand – in Marbach einmal vor dem leibhaftigen Stapel jener Papiere stehen durfte, die auf der ersten Seite mit den Worten „Jemand mußte Josef K. verläumdet haben ...“ einsetzen, wird dies als einen der feierlichsten Momente seines literaturwissenschaftlichen Lebens in Erinnerung behalten.1 Womit wir, zumindest was den Autor dieses Satzes betrifft, an einem der Orte angelangt sind, zu denen dieser Beitrag führen wird. „Über ein literarisches Archiv zu sprechen ist sicher keine kurzweilige Angelegenheit. Äußerlich bietet sich dem Besucher zumeist ein Bild verstaubter Regale, gefüllt mit unansehnlichen Schachteln“ (Hofman 1984, 109). Möglicherweise liegt vielen dieses Bild, wie es der Prager Germanist Alois Hofman zeichnete, ja näher als das Pathos der vorangegangenen Eingangsworte, wenngleich auch er unmittelbar anschließend demgegenüber ebenso die „Ausstrahlung“ und das „Fluidum“ der in ihnen aufbewahrten Dokumente, und hier insbeson-
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