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Ein Brief des Kölner Ratsherrn Hermann Rinck an Kardinal Wolsey
Oie Lebren Luthers waren bald über Deutschlands Grenzen und durch hansische Kaufleute auch nach England gedrungen, wo der Boden durch Wyclif und die Lollards wohl vorbereitet w a r 1 ) . Einer der ersten von der neuen Lehre Ergriffenen war William Tindale, dessen Familie auch den Namen Hutchins führte. E r war geboren im Jahre 1484 und ging sehr jung zur Universität Oxford, wo William Latimer und John Colet damals lehrten und Thomas More und Erasmus Roterodamus seine Mitschüler waren. Der letztere wurde in Cambridge, wohin Tindale bald übersiedelte, auch sein Lehrer. Schon früh muß in ihm der Oedanke aufgestiegen sein, die Bibel, die dem Volk und einem großen Teil der englischen Geistlichkeit damals so gut wie unbekannt war, aus der Ursprache ins Englische zu übersetzen. Da er für ein solches Beginnen in London und in England überhaupt keine Hilfe zu erwarten hatte, begab er sich im Jahre 1524 nach Hamburg und von dort mit seinem Freunde William Roye nach Wittenberg zu Luther, kehrte darauf nach Hamburg für kurze Zeit zurück und ging dann, weil er in Hamburg für seine schon vorgeschrittene Bibelübersetzung keine Druckpresse fand, nach Köln, wo damals im ganzen Abendland bekannte Drucker wie Peter Quentel und Arnold Birkmann wirkten. Peter .Quentel wurde von ihm mit dem Druck seiner Bibelübersetzung und zwar in einer Auflage von 3 0 0 0 Exemplaren beauftragt. E s sollte eine Quartausgabe mit Vorrede und Randnoten werden. Der Druck war schon bis zum Bogen Κ vorgeschritten, als plötzlich vom Rat der Stadt Köln Einspruch erhoben wurde. Die beiden Engländer rafften an Gedrucktem an sich, was sie mitnehmen konnten, und flohen nach Worms, wo der Drucker Schöffer für sie weiter arbeitete. In Köln lebte nämlich damals Johannes