Wartezeiten. Zu einer wenig beachteten Dimension vormoderner Mobilität

IF 0.3 3区 历史学 Q2 HISTORY HISTORISCHE ZEITSCHRIFT Pub Date : 2024-05-31 DOI:10.1515/hzhz-2024-0014
Christoph Mauntel
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Abstract

Zusammenfassung Mobilität wird häufig als Bewegung zwischen konkreten Orten gefasst, geht aber zumeist mit Phasen der Immobilität einher: Verzögerungen und Wartezeiten sind ein fester Bestandteil des Reisens, der von der historischen Forschung jedoch bisher nicht näher untersucht wurde. Der vorliegende Beitrag stellt das Thema des „Wartens“ für die historische Forschung vor und lotet die Erkenntnispotenziale aus. Dafür werden in einem ersten Schritt die zahlreichen bereits existierenden soziologischen, ethnologischen und anthropologischen Studien auf zentrale Themen und Thesen ausgewertet. Auf dieser Grundlage zeigen dann drei Fallstudien auf, wie Pilger, Gesandte und Reisende des Mittelalters mit Wartezeiten konfrontiert wurden und sie in ihre Texte und Berichte einbetteten: Der fränkische Pilger Bernhard reiste zwischen 865 und 871 ins Heilige Land, wurde aber mehrfach aufgehalten, weil seine Reisedokumente nicht akzeptiert wurden. In seinem Bericht ist es ihm ein Anliegen, seinen Leserinnen und Lesern die erlittenen Verzögerungen zu erklären, vermutlich um sie für eigene Reisen mit Informationen zu versorgen. Im Jahr 968 reiste Liutprand von Cremona als Gesandter Ottos I. nach Konstantinopel und musste dort den Unmut des Hofs erleiden, der sich auch in langen Wartezeiten und in der wiederholt verzögerten Abreise zeigte. Er beklagte sich in seinem Bericht ausführlich darüber, auch um den diplomatischen Misserfolg der Reise zu rechtfertigen. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri schließlich unternahm 1480 eine Pilgerreise ins Heilige Land, mit der er höchst unzufrieden war, da er nach eigener Aussage zu wenig Zeit vor Ort hatte. Grund dafür waren zahlreiche Verzögerungen auf der Hinreise, die Fabri ausführlich und oft emotional beschrieb.
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等待时间前现代交通中一个鲜为人知的方面
摘要 流动通常被理解为在特定地点之间的移动,但通常伴随着不动的阶段:延误和等待时间是旅行不可分割的一部分,但历史研究尚未对其进行详细研究。本文介绍了历史研究中的 "等待 "主题,并探讨了相关知识的潜力。首先,对现有的大量社会学、人种学和人类学研究进行了分析,以确定中心主题和论点。在此基础上,三个案例研究展示了中世纪的朝圣者、使节和旅行者如何面对等待时间,并将其融入他们的文字和报告中:法兰克朝圣者伯恩哈德于 865 至 871 年间前往圣地,但因旅行证件不被接受而多次被耽搁。在他的报告中,他热衷于向读者解释他所经历的延误,大概是为了给他们自己的旅行提供信息。968 年,克雷莫纳的柳特普兰德作为奥托一世的使节前往君士坦丁堡,却遭到了当地宫廷的不满,这也反映在漫长的等待时间和一再推迟的出发时间上。他在报告中对此进行了详细的抱怨,也是为了证明这次旅行的外交失败是合理的。最后,来自乌尔姆的道明会士费利克斯-法布里于 1480 年前往圣地朝圣,他对这次朝圣极为不满,因为他说他在圣地的时间太短了。究其原因,法布里详细描述了旅途中的无数次延误,而且常常情绪激动。
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期刊介绍: Begründet 1859 von Heinrich von Sybel. Fortgeführt von Friedrich Meinecke und Theodor Schieder. In Verbindung mit Andreas Fahrmeir, Johannes Fried, Hartmut Leppin, Werner Plumpe, Frank Rexroth, Andreas Rödder, Uwe Walter, Gerrit Walther und Eberhard Weis herausgegeben von Lothar Gall unter Mitwirkung von Jürgen Müller und Eckhardt Treichel. Die Historische Zeitschrift (HZ) steht für exzellente deutschsprachige Geschichtswissenschaft. Der Aufsatzteil behandelt Aspekte aus allen Teilbereichen der Geschichtswissenschaft; eine regionale oder epochale Begrenzung gibt es nicht.
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