Pub Date : 2022-02-07DOI: 10.1515/9783110769029-008
Gegenstand der vorliegenden Studie ist die gleichzeitige Relevanz multipler Aktivitäten in Interaktionen. Als Ergebnis der Analysen kann Folgendes festgehalten werden: Wenn in interaktionalen Kontexten für Beteiligte zwei oder mehr Aktivitäten gleichzeitig relevant werden, verwenden Teilnehmende entsprechende Koordinierungsverfahren, um die ko-relevanten Aktivitäten miteinander abzustimmen (8.1). Sind die multimodalen Beteiligungsweisen an den Aktivitäten strukturell kompatibel miteinander, können die Interagierenden Aktivitäten simultan vollziehen. Treten jedoch dauerhafte oder temporäre Inkompatibilitäten der Beteiligungsweisen auf, brechen Teilnehmende Aktivitäten ab bzw. pausieren diese, bis die benötigten multimodalen Ressourcen wieder zur Verfügung stehen (8.2). In den untersuchten Sequenzen aus Theaterproben handelt es sich bei den in den Hintergrund verschobenen Aktivitäten um solche, die jeweils weniger Relevanz für das aktuelle Projekt (z. B. eine Spielprobe im Rahmen der Erarbeitung eines Theaterstücks) aufweisen. Erfordert dabei ein solches Projekt den simultanen Vollzug ko-relevanter Aktivitäten mit jeweils strukturell inkompatiblen Beteiligungsweisen, greifen Beteiligte auf die Verfahren der Transformierung, Synchronisierung, Routinisierung und Priorisierung zurück. Diese Verfahren ermöglichen es, die strukturelle Inkompatibilität multipler Aktivitäten zumindest kurzzeitig lokal zu kompensieren (8.3). Auf diese Weise wird ein Blick in die Organisation lokaler Relevanzsysteme in Hinblick auf übergeordnete Projekte möglich (8.4).
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