Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/9783529092770-109
Margarete Jarchow
Was ist Recycling? Darüber lässt sich leicht Einigkeit unter Natur-, Technikund Geisteswissenschaftlern erzielen: Bereits verwendete Naturund Kunststoffe sollen mittels verschiedener Techniken in die »Kreisläufe« der Warenwelt zurückgeführt werden. Das scheinbar Wertlose einer Gesellschaft wird sortiert, damit aus einem möglichst großen Anteil dieser Abfälle der Produktion und Konsumption etwas Neues, Nützliches entstehen kann. Recycling ist als Kulturtechnik sehr alt – nur das Wort ist neu. Bis ins 18. Jahrhundert herrschte ein behutsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen vor, der erst mit der europäischen Industrialisierung durch eine verschwenderische Haltung abgelöst wurde. Eine Gewinnung oder Wiederverwertung von (knappen) Rohstoffen aus Abfällen ist als Praxis bereits seit den Hochkulturen der Antike bekannt. Raffinierte Kanalsysteme, Aquädukte und andere
{"title":"Vom scheinbar Wertlosen: Über die Ästhetik von Abfall und Recycling in Kunst und Technik","authors":"Margarete Jarchow","doi":"10.5771/9783529092770-109","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783529092770-109","url":null,"abstract":"Was ist Recycling? Darüber lässt sich leicht Einigkeit unter Natur-, Technikund Geisteswissenschaftlern erzielen: Bereits verwendete Naturund Kunststoffe sollen mittels verschiedener Techniken in die »Kreisläufe« der Warenwelt zurückgeführt werden. Das scheinbar Wertlose einer Gesellschaft wird sortiert, damit aus einem möglichst großen Anteil dieser Abfälle der Produktion und Konsumption etwas Neues, Nützliches entstehen kann. Recycling ist als Kulturtechnik sehr alt – nur das Wort ist neu. Bis ins 18. Jahrhundert herrschte ein behutsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen vor, der erst mit der europäischen Industrialisierung durch eine verschwenderische Haltung abgelöst wurde. Eine Gewinnung oder Wiederverwertung von (knappen) Rohstoffen aus Abfällen ist als Praxis bereits seit den Hochkulturen der Antike bekannt. Raffinierte Kanalsysteme, Aquädukte und andere","PeriodicalId":81777,"journal":{"name":"Kultur & Technik : Zeitschrift des Deutschen Museums Munchen","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70907708","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/9783529092770-63
Ingo Johannsen
Diagrammen, künstlerische Grafiken, chimärenhaft Darstellung während
所有的图案、艺术的图形、奇幻的图形
{"title":"Eine Idee vom Dazwischen. Essay in Abbildungsfragmenten als Erfahrungsbericht der Promotion (Dr.-Ing.) im interdisziplinären Graduiertenkolleg Kunst und Technik der Deutschen Forschungsgemeinschaft","authors":"Ingo Johannsen","doi":"10.5771/9783529092770-63","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783529092770-63","url":null,"abstract":"Diagrammen, künstlerische Grafiken, chimärenhaft Darstellung während","PeriodicalId":81777,"journal":{"name":"Kultur & Technik : Zeitschrift des Deutschen Museums Munchen","volume":"37 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70908069","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/9783529092770-43
M. Andresen, M. Vauth
Im Rahmen der Digital Humanities hat sich unter anderem die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Literaturwissenschaft und Korpusbzw. Computerlinguistik etabliert.1 In diesem Beitrag werden wir am Beispiel des Romans Corpus Delicti der deutschen Autorin Juli Zeh beschreiben,2 inwiefern ein korpuslinguistischer Forschungsbereich – die Koreferenzanalyse – für literaturwissenschaftliche Erkenntnisinteressen genutzt werden kann. Unsere Schwerpunkte sind zwei Aspekte der literaturwissenschaftlichen Textanalyse, die wir in den Kontext der Genreanalyse stellen werden: (1.) Inwiefern kann die Korpuslinguistik die Identifizierung von (genrespezifischen) Figurenkonstellationen sowie (2.) die Figurencharakterisierung und damit auch Identifizierung von (genrespezifischen) Figurentypen unterstützen? Bereits der Paratext von Corpus Delicti indiziert, dass Juli Zehs vierter Roman für genretheoretische Fragen ein vielversprechender Text sein dürfte. Im Klappentext finden die Leser/ innen zwei Auszüge aus der Literaturkritik. In der Süddeutschen Zeitung hat man den Roman als »[n]egative Utopie und Justizdrama, Polit-Thriller und Gesellschaftsstück, handfestes Horrorund hauchzartes Geschwistermärchen« bezeichnet; NDR Kultur spricht von einem »hoch politische[n], verstörende[n] Science-Fiction-Buch«.3 Die sieben Genrezuschreibungen, die der btb-Verlag hier auf einem Buchdeckel untergebracht hat, machen auf einen Aspekt aufmerksam, der in Genretheorien weitestgehend etabliert sein dürfte: In literarischen Texten realisieren sich die Merkmale unterschiedlicher Genres. Das hängt wiederum damit zusammen, dass Genres als diskursiv konstituierte Gebilde4 weder über hinreichende noch über notwendige Texteigenschaften beschrieben werden können. So ist es beispielsweise weder hinreichend noch notwendig für einen Kriminalroman, dass von einem Mord erzählt wird, obwohl in vielen Kriminalgeschichten von einem Mord erzählt wird. Aus diesem Grund steht im Hintergrund unserer Genreanalyse die Annahme,
{"title":"Figurenrelationen und Figurencharakterisierung: Interdisziplinarität zwischen Literaturwissenschaft und Korpuslinguistik am Beispiel der Text- und Genreanalyse","authors":"M. Andresen, M. Vauth","doi":"10.5771/9783529092770-43","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783529092770-43","url":null,"abstract":"Im Rahmen der Digital Humanities hat sich unter anderem die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Literaturwissenschaft und Korpusbzw. Computerlinguistik etabliert.1 In diesem Beitrag werden wir am Beispiel des Romans Corpus Delicti der deutschen Autorin Juli Zeh beschreiben,2 inwiefern ein korpuslinguistischer Forschungsbereich – die Koreferenzanalyse – für literaturwissenschaftliche Erkenntnisinteressen genutzt werden kann. Unsere Schwerpunkte sind zwei Aspekte der literaturwissenschaftlichen Textanalyse, die wir in den Kontext der Genreanalyse stellen werden: (1.) Inwiefern kann die Korpuslinguistik die Identifizierung von (genrespezifischen) Figurenkonstellationen sowie (2.) die Figurencharakterisierung und damit auch Identifizierung von (genrespezifischen) Figurentypen unterstützen? Bereits der Paratext von Corpus Delicti indiziert, dass Juli Zehs vierter Roman für genretheoretische Fragen ein vielversprechender Text sein dürfte. Im Klappentext finden die Leser/ innen zwei Auszüge aus der Literaturkritik. In der Süddeutschen Zeitung hat man den Roman als »[n]egative Utopie und Justizdrama, Polit-Thriller und Gesellschaftsstück, handfestes Horrorund hauchzartes Geschwistermärchen« bezeichnet; NDR Kultur spricht von einem »hoch politische[n], verstörende[n] Science-Fiction-Buch«.3 Die sieben Genrezuschreibungen, die der btb-Verlag hier auf einem Buchdeckel untergebracht hat, machen auf einen Aspekt aufmerksam, der in Genretheorien weitestgehend etabliert sein dürfte: In literarischen Texten realisieren sich die Merkmale unterschiedlicher Genres. Das hängt wiederum damit zusammen, dass Genres als diskursiv konstituierte Gebilde4 weder über hinreichende noch über notwendige Texteigenschaften beschrieben werden können. So ist es beispielsweise weder hinreichend noch notwendig für einen Kriminalroman, dass von einem Mord erzählt wird, obwohl in vielen Kriminalgeschichten von einem Mord erzählt wird. Aus diesem Grund steht im Hintergrund unserer Genreanalyse die Annahme,","PeriodicalId":81777,"journal":{"name":"Kultur & Technik : Zeitschrift des Deutschen Museums Munchen","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70907973","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783529092770-81
C. Herrmann
Die Parapolis, als eine Stadt, die der modernen nutzungsgetrennten, der aufgeräumten und klar begrenzten Stadt mit Parks zur Erholung, Wohnhäusern zum Schlafen und Bürogebäu-den zum Arbeiten, alles verbunden durch Straßen für Autos, entgegensteht, ist ein Ort der Gleichzeitigkeit, der Vielheit und der komplexen uneindeutigen Verschränkungen. Ihre Parks sind Spielplätze, Fitnesscenter, Arbeitsstätten, Küchen und so fort, in der eigenen Wohnung wird wie an mehreren Orten des Globus gleichzeitig geschlafen, gearbeitet, geliebt und gegessen und ehemalige Industriebauten beherbergen nebeneinander hippe Wohnlofts, Künstler-Ateliers, Büros für Internethandel und lokal eingesessene Kleinbetriebe. Die Idee einer nutzungsgetrennten und aufgeräumten Stadt, bei der jeder Fläche eine klare eindeutige Nutzung zugewiesen ist, scheint weitestgehend überholt. Selbst in den Flächennutzungsplänen, die die baurechtliche Vorlage für die Nutzung der städtischen Flächen liefern, wird aktuell über eine weitere (längst überfällige) Kategorie verhandelt, das »urbane Gebiet«: Flächen, bei denen eben keine eindeutige Zuweisung, wie bei »reinen Wohngebieten«, mehr möglich ist, sondern Flächen, die gezielt
{"title":"Interdisziplinäre Praxis im Urban Design: Bitte nicht zwischen, sondern jeder auf seinem Stuhl Platznehmen – oder: Die (ewige) Angst vor dem Fremden","authors":"C. Herrmann","doi":"10.5771/9783529092770-81","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783529092770-81","url":null,"abstract":"Die Parapolis, als eine Stadt, die der modernen nutzungsgetrennten, der aufgeräumten und klar begrenzten Stadt mit Parks zur Erholung, Wohnhäusern zum Schlafen und Bürogebäu-den zum Arbeiten, alles verbunden durch Straßen für Autos, entgegensteht, ist ein Ort der Gleichzeitigkeit, der Vielheit und der komplexen uneindeutigen Verschränkungen. Ihre Parks sind Spielplätze, Fitnesscenter, Arbeitsstätten, Küchen und so fort, in der eigenen Wohnung wird wie an mehreren Orten des Globus gleichzeitig geschlafen, gearbeitet, geliebt und gegessen und ehemalige Industriebauten beherbergen nebeneinander hippe Wohnlofts, Künstler-Ateliers, Büros für Internethandel und lokal eingesessene Kleinbetriebe. Die Idee einer nutzungsgetrennten und aufgeräumten Stadt, bei der jeder Fläche eine klare eindeutige Nutzung zugewiesen ist, scheint weitestgehend überholt. Selbst in den Flächennutzungsplänen, die die baurechtliche Vorlage für die Nutzung der städtischen Flächen liefern, wird aktuell über eine weitere (längst überfällige) Kategorie verhandelt, das »urbane Gebiet«: Flächen, bei denen eben keine eindeutige Zuweisung, wie bei »reinen Wohngebieten«, mehr möglich ist, sondern Flächen, die gezielt","PeriodicalId":81777,"journal":{"name":"Kultur & Technik : Zeitschrift des Deutschen Museums Munchen","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70908219","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}