Pub Date : 2020-06-29DOI: 10.5771/9783835345485-142
K. Sina
Goethe hat sein Drama Stella im Untertitel ein Ein Schauspiel für Liebende genannt und als solches hat es die Forschung seither mehrheitlich begriffen. Insbesondere das sich jenseits der traditionellen Eheund Geschlechterkonventionen bewegende Ende des Stückes (in der Erstfassung von 1776) steht bis heute im Mittelpunkt des Interesses. Goethe erkunde mit seinem Stück, so hat es Lothar Pikulik in einem klassischen Aufsatz zusammengefasst, »inwiefern die Frau für den Mann nicht beides sein kann, Geliebte sowohl als Gattin, oder inwiefern, wenn die Rollen auf zwei verschiedene Frauen verteilt sind, sich nicht mit beiden zugleich ein Arrangement treffen ließe«.1 Aus dieser Perspektive erweist sich das oft als »utopisch«2 begriffene Dramenende – also der Entschluss zur Dreierbeziehung des stürmischen Liebhabers Fernando mit der ätherischen Stella und der um Ausgleich und Vermittlung bemühten Cäcilie – als Lösung für die zuvor ausgeführte Problemkonstellation, deren Ursprung in einer widersprüchlichen Gefühlskultur liegt. Die zunächst unvereinbar erscheinenden Bedürfnisse nach emphatischer Liebe und bürgerlicher Arretierung werden schließlich – mit den letzten, von Cäcilie gesprochenen Worten des Stückes: »Wir sind dein!« – zusammengeführt und miteinander versöhnt.3 Dass Goethe den von seinen Zeitgenossen als skandalös wahrgenommenen Schluss in der zweiten Fassung von 1806 zurücknahm, indem er Fernando Hand an sich legen und Stella einen Gifttod sterben ließ – dieser neue Schluss modifiziert an dem Stück in struktureller Hinsicht eigentlich nichts, nur dass die Lösung für die problematische Gefühlslage der Figuren nicht mehr utopisch, sondern eben tragisch ausfällt.
{"title":"Nihilismusgefahr. Stella, Goethe und das Unerträgliche","authors":"K. Sina","doi":"10.5771/9783835345485-142","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-142","url":null,"abstract":"Goethe hat sein Drama Stella im Untertitel ein Ein Schauspiel für Liebende genannt und als solches hat es die Forschung seither mehrheitlich begriffen. Insbesondere das sich jenseits der traditionellen Eheund Geschlechterkonventionen bewegende Ende des Stückes (in der Erstfassung von 1776) steht bis heute im Mittelpunkt des Interesses. Goethe erkunde mit seinem Stück, so hat es Lothar Pikulik in einem klassischen Aufsatz zusammengefasst, »inwiefern die Frau für den Mann nicht beides sein kann, Geliebte sowohl als Gattin, oder inwiefern, wenn die Rollen auf zwei verschiedene Frauen verteilt sind, sich nicht mit beiden zugleich ein Arrangement treffen ließe«.1 Aus dieser Perspektive erweist sich das oft als »utopisch«2 begriffene Dramenende – also der Entschluss zur Dreierbeziehung des stürmischen Liebhabers Fernando mit der ätherischen Stella und der um Ausgleich und Vermittlung bemühten Cäcilie – als Lösung für die zuvor ausgeführte Problemkonstellation, deren Ursprung in einer widersprüchlichen Gefühlskultur liegt. Die zunächst unvereinbar erscheinenden Bedürfnisse nach emphatischer Liebe und bürgerlicher Arretierung werden schließlich – mit den letzten, von Cäcilie gesprochenen Worten des Stückes: »Wir sind dein!« – zusammengeführt und miteinander versöhnt.3 Dass Goethe den von seinen Zeitgenossen als skandalös wahrgenommenen Schluss in der zweiten Fassung von 1806 zurücknahm, indem er Fernando Hand an sich legen und Stella einen Gifttod sterben ließ – dieser neue Schluss modifiziert an dem Stück in struktureller Hinsicht eigentlich nichts, nur dass die Lösung für die problematische Gefühlslage der Figuren nicht mehr utopisch, sondern eben tragisch ausfällt.","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"121 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131510021","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-29DOI: 10.5771/9783835345485-215
C. Hain
{"title":"Briefe an Goethe und ihre Erschließung. Eine Gesamtausgabe in Regestform","authors":"C. Hain","doi":"10.5771/9783835345485-215","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-215","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"7 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"121770644","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783835345485-182
H. Reinhardt
»Wie Schade, daß Sie Göthe nicht mehr gesehen haben, Sie würden sich bald mit ihm verstanden haben«. Den »Ausspruch« Friedrich Wilhelm Riemers konnte sich Karl Immermann, den die Herbstreise 1837 endlich nach Weimar geführt hatte, »gefallen« lassen. Jedenfalls glaubte er, »das größte Lob« erhalten zu haben, ausgesprochen vom ehemaligen Zuarbeiter des großen Dichters, seinem Testamentsvollstrecker.1 Zu Goethes Lebzeiten hat Immermann nicht den Weg nach Weimar gefunden. Im Herbst 1831 wollte er den Dichter besuchen, doch der Reiseplan zerschlug sich, weil die Route von Norddeutschland aus wegen einer Cholera-Epidemie gesperrt war.2 Die Nachricht von Goethes Tod erreichte Immermann am 27. März 1832 und »machte [...] eine ungeheure Wirkung« auf ihn:
{"title":"Eine »Art von Verzweiflung«. Immermanns gespanntes Verhältnis zu Goethe und seine poetische Befreiung im »Merlin«","authors":"H. Reinhardt","doi":"10.5771/9783835345485-182","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-182","url":null,"abstract":"»Wie Schade, daß Sie Göthe nicht mehr gesehen haben, Sie würden sich bald mit ihm verstanden haben«. Den »Ausspruch« Friedrich Wilhelm Riemers konnte sich Karl Immermann, den die Herbstreise 1837 endlich nach Weimar geführt hatte, »gefallen« lassen. Jedenfalls glaubte er, »das größte Lob« erhalten zu haben, ausgesprochen vom ehemaligen Zuarbeiter des großen Dichters, seinem Testamentsvollstrecker.1 Zu Goethes Lebzeiten hat Immermann nicht den Weg nach Weimar gefunden. Im Herbst 1831 wollte er den Dichter besuchen, doch der Reiseplan zerschlug sich, weil die Route von Norddeutschland aus wegen einer Cholera-Epidemie gesperrt war.2 Die Nachricht von Goethes Tod erreichte Immermann am 27. März 1832 und »machte [...] eine ungeheure Wirkung« auf ihn:","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"72 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131765194","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783835345485-273
Arne Klawitter
Goethes zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar 1778 in Weimar uraufgeführte »dramatische Grille« Triumph der Empfindsamkeit,1 zu der sich der Dichter von Carlo Gozzis Märchendrama L’amore della tre melarance (1761), dt. Die Liebe zu den drei Orangen, inspirieren ließ,2 ist in der Forschung vorwiegend als Literatursatire wahrgenommen und entsprechend als Abrechnung mit dem Geniewesen des Sturm und Drang gelesen worden. Das Stück parodiert die Umwandlung von Empfindung in Empfindsamkeit, wobei ein »ursprünglich Lebendiges, Erlebtes ins Leblose und Erstarrte gewendet«3 wird. Verkörperung dieser Erstarrung ist bei Goethe der Prinz Oronaro, der »empfindsamste Mann von allen Männern« (FA I, 5, S. 82),4 der mit einer eigentümlichen »R e i s e n a t u r « (FA I, 5, S. 83) im Gepäck, die Raritäten und Dekorationen enthält, welche ganze Landschaften und Wälder vorstellen, die Welt durchquert. Diese werden von Merkulo, dem »N a t u rm e i s t e r « (ebd.) in Person, in geheimen Zimmern aufgestellt, damit der Prinz, für den das raue Klima, der feuchte Morgentau und der Duft des frischen Mooses »höchst schädlich« (FA I, 5, S. 82) sind, seiner ungewöhnlichen Schwärmerei ungestört frönen kann. Zu den sonderbaren Utensilien des Prinzen gehört auch eine mit Büchern ausgestopfte Puppe: das lebensgroße Ebenbild der Königin Mandandane, in die sich der Prinz offenbar verliebt hat. Doch zieht er letztlich, nachdem der König seine Gemahlin dazu überredet hatte, den Prinzen auf die Probe zu stellen und vorübergehend den Platz der Puppe einzunehmen, diese der wirklichen Mandandane vor. Die zur Kunst gewordene Natur, die das eigentliche Thema von Goethes Theaterstück ist, wird nicht allein durch die Liebe zur seelenlosen Puppe mit ihrem Herzen aus Papier veranschaulicht, sondern auch durch die launige Darstellung des künstlichen Parks im vierten Akt. Mit ihr bringt Goethe zugleich seine Abneigung
歌德在30号公爵夫人生日。1778年1月在魏玛uraufgeführte»戏剧性蟋蟀«1胜利的感性,沦为诗人,marc Gozzis Märchendrama L 'amore della崔melarance (1761), dt .对这三种橘子的爱让人受到启发2在研究中被认为是文学作品这出戏parodiert将从情感转化为清晰而»最初是活Erlebtes去无生命Erstarrte了«3 .都会化身的僵持在歌德王子Oronaro»empfindsamste人所有个人«(FA I,第5,第82页)4和历程»R a另外只有s t u R«(far I,第5,第83页)在行李罕见现象和叶含有哪些整个景观和森林介绍,穿越世界.这些由Merkulo»0 a u rm i s t e r«(同上,《.)人在秘密的房间,让王子对于严酷的气候,潮湿的消散和新鲜的香气Mooses»极为有害的«(far i,五,第82页),其不寻常的暗恋是不被打扰的能.王子的奇怪的使用工具之一是让人注意到一个沾有书的玩偶:可以肯定的是,在国王敦促他的妻子试用王子并暂时取代玩偶的位置后皇子想要成为真正的客户歌德的戏剧的主题是艺术演变。这一主题不仅通过对纸一样没有灵魂的玩偶的爱而体现出来,而且也通过在第四幕中人型公园反复无常的表现来体现。在她身上,歌德也带来了他的反感
{"title":"Das Wunderwerk zu Roswalde. Eine mögliche Vorlage für die satirische Darstellung von Plutos ›Höllengarten‹ in Goethes »Triumph der Empfindsamkeit« (1777/78)","authors":"Arne Klawitter","doi":"10.5771/9783835345485-273","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-273","url":null,"abstract":"Goethes zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar 1778 in Weimar uraufgeführte »dramatische Grille« Triumph der Empfindsamkeit,1 zu der sich der Dichter von Carlo Gozzis Märchendrama L’amore della tre melarance (1761), dt. Die Liebe zu den drei Orangen, inspirieren ließ,2 ist in der Forschung vorwiegend als Literatursatire wahrgenommen und entsprechend als Abrechnung mit dem Geniewesen des Sturm und Drang gelesen worden. Das Stück parodiert die Umwandlung von Empfindung in Empfindsamkeit, wobei ein »ursprünglich Lebendiges, Erlebtes ins Leblose und Erstarrte gewendet«3 wird. Verkörperung dieser Erstarrung ist bei Goethe der Prinz Oronaro, der »empfindsamste Mann von allen Männern« (FA I, 5, S. 82),4 der mit einer eigentümlichen »R e i s e n a t u r « (FA I, 5, S. 83) im Gepäck, die Raritäten und Dekorationen enthält, welche ganze Landschaften und Wälder vorstellen, die Welt durchquert. Diese werden von Merkulo, dem »N a t u rm e i s t e r « (ebd.) in Person, in geheimen Zimmern aufgestellt, damit der Prinz, für den das raue Klima, der feuchte Morgentau und der Duft des frischen Mooses »höchst schädlich« (FA I, 5, S. 82) sind, seiner ungewöhnlichen Schwärmerei ungestört frönen kann. Zu den sonderbaren Utensilien des Prinzen gehört auch eine mit Büchern ausgestopfte Puppe: das lebensgroße Ebenbild der Königin Mandandane, in die sich der Prinz offenbar verliebt hat. Doch zieht er letztlich, nachdem der König seine Gemahlin dazu überredet hatte, den Prinzen auf die Probe zu stellen und vorübergehend den Platz der Puppe einzunehmen, diese der wirklichen Mandandane vor. Die zur Kunst gewordene Natur, die das eigentliche Thema von Goethes Theaterstück ist, wird nicht allein durch die Liebe zur seelenlosen Puppe mit ihrem Herzen aus Papier veranschaulicht, sondern auch durch die launige Darstellung des künstlichen Parks im vierten Akt. Mit ihr bringt Goethe zugleich seine Abneigung","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"122 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"117187394","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783835345485-237
M. Glaser, Johannes Korngiebel, Ariane Ludwig
Insgesamt 57 Jahre seines Lebens hat Goethe Tagebuch geführt; seine Tagebücher, die ihm Bilanz und Stimulans sinnvoller Zeiteinteilung waren, machen rund zehn Prozent seines literarischen Nachlasses aus.2 Dem Leser dieser in den Jahren 1775 bis 1832 geschriebenen Aufzeichnungen begegnet Goethe in den verschiedensten Facetten seiner Tätigkeiten und Interessen, unter anderem als Dichter, als Naturforscher, als Gesprächsund Korrespondenzpartner in unterschiedlichen privaten und öffentlichen Konstellationen, als Beamter, als Lesender, als Reisender und als Beobachter der Zeitgeschichte.3 Erste tagebuchartige Texte reichen bis in das Jahr 1770 zurück,4 eigentliche Tagebuchaufzeichnungen beginnen 1775. Allerdings scheint Goethe seine Tagebücher in den ersten Jahrzehnten nicht konsequent geführt zu haben. So fehlen beispielsweise Aufzeichnungen aus dem Zeitraum vom Juli 1782 bis August 1786 fast ganz und die Jahre von 1790 bis 1794 sind in nur sehr knappen Notizen dokumentiert. Mit dem Jahr 1796 setzt eine kontinuierlichere, wenn auch nicht lückenlose Tagebuchführung ein, ab März 1817 liegen zu fast jedem Tag Einträge vor. Die Aufzeichnungen enden wenige Tage vor Goethes Tod am 16. März 1832 mit der Notiz: »Den ganzen Tag wegen Unwohlseyns im Bette zugebracht« (WA III, 13, S. 234). Trotz dieser dichten Überlieferungslage sollte man sich nicht der Illusion hingeben, die Abläufe von Goethes
{"title":"Goethes Tagebücher neu ediert. Zur historisch-kritischen Ausgabe","authors":"M. Glaser, Johannes Korngiebel, Ariane Ludwig","doi":"10.5771/9783835345485-237","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-237","url":null,"abstract":"Insgesamt 57 Jahre seines Lebens hat Goethe Tagebuch geführt; seine Tagebücher, die ihm Bilanz und Stimulans sinnvoller Zeiteinteilung waren, machen rund zehn Prozent seines literarischen Nachlasses aus.2 Dem Leser dieser in den Jahren 1775 bis 1832 geschriebenen Aufzeichnungen begegnet Goethe in den verschiedensten Facetten seiner Tätigkeiten und Interessen, unter anderem als Dichter, als Naturforscher, als Gesprächsund Korrespondenzpartner in unterschiedlichen privaten und öffentlichen Konstellationen, als Beamter, als Lesender, als Reisender und als Beobachter der Zeitgeschichte.3 Erste tagebuchartige Texte reichen bis in das Jahr 1770 zurück,4 eigentliche Tagebuchaufzeichnungen beginnen 1775. Allerdings scheint Goethe seine Tagebücher in den ersten Jahrzehnten nicht konsequent geführt zu haben. So fehlen beispielsweise Aufzeichnungen aus dem Zeitraum vom Juli 1782 bis August 1786 fast ganz und die Jahre von 1790 bis 1794 sind in nur sehr knappen Notizen dokumentiert. Mit dem Jahr 1796 setzt eine kontinuierlichere, wenn auch nicht lückenlose Tagebuchführung ein, ab März 1817 liegen zu fast jedem Tag Einträge vor. Die Aufzeichnungen enden wenige Tage vor Goethes Tod am 16. März 1832 mit der Notiz: »Den ganzen Tag wegen Unwohlseyns im Bette zugebracht« (WA III, 13, S. 234). Trotz dieser dichten Überlieferungslage sollte man sich nicht der Illusion hingeben, die Abläufe von Goethes","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"14 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128768137","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783835345485-301
B. Röther
Ende Juli 1827 erreichte Goethe in seinem Wohnhaus am Weimarer Frauenplan der Wunsch eines schottischen Reisenden, die Ehre haben zu dürfen, »de presenter ses respects à Monsieur de Goethe«. Der Besucher, Thomas Brown, ein in Edinburgh geborener Kaufmann, hatte auf einer Reise durch das europäische Festland unter anderem Heidelberg, Stuttgart und Köln berührt, in Göttingen vergebens den berühmten Anatomen Johann Friedrich Blumenbach aufgesucht, um anschließend auf der Weiterreise in die böhmischen Bäder und nach Wien in Weimar Station zu machen. Hier, wo er – wie er an Goethe schrieb – ziemlich unbekannt war, wollte er am Samstag, dem 28. Juli 1827, dem Kammerherrn am erbgroßherzoglichen Hof, Friedrich Vitzthum von Egersberg, einen Besuch abstatten, konnte aber auch diesen zunächst nicht antreffen.1 Am Frauenplan hatte Brown mehr Glück. Seine Empfehlung als »compagnon d’ecole de Sir Walter Scott«, die ihn aus der Vielzahl auch englischer Besucher dieser Jahre heraushob, öffnete ihm die Türen. Am 2. August 1827 bedankte er sich bei Goethes Schwiegertochter Ottilie und versprach, pünktlich um zwölf Uhr zu erscheinen:
1827年7月底达到了歌德的三人在魏玛Frauenplan苏格兰的渴望能有荣幸旅行者»de presenter ses respectsà歌德先生«.游客的托马斯·布朗在爱丁堡出生的商人,有份在欧洲大陆包括海德堡科隆、斯图加特和感动,在哥廷根的名言Anatomen约翰•弗里德里希•Blumenbach探访,以便随后移居到波西米亚澡堂去维也纳在魏玛成为车站.他曾写信给歌德,但这个地方对他不是什么人物,他想在6月28日星期六拜访这个城市。1827年7月26日布朗比她更有运气他提出建议,作为»compagnon d 'ecole斯科特·沃尔特·罗利爵士«他众多heraushob也是在这个英国游客年他决定打开门.2 .日他在1827年8月18日回到法国,感谢歌德的儿媳奥特蒂莉,说他会在12点准时到。
{"title":"»Der Engländer Herr Brown. Ein feiner Mann« – oder: Ein Schotte in Weimar","authors":"B. Röther","doi":"10.5771/9783835345485-301","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-301","url":null,"abstract":"Ende Juli 1827 erreichte Goethe in seinem Wohnhaus am Weimarer Frauenplan der Wunsch eines schottischen Reisenden, die Ehre haben zu dürfen, »de presenter ses respects à Monsieur de Goethe«. Der Besucher, Thomas Brown, ein in Edinburgh geborener Kaufmann, hatte auf einer Reise durch das europäische Festland unter anderem Heidelberg, Stuttgart und Köln berührt, in Göttingen vergebens den berühmten Anatomen Johann Friedrich Blumenbach aufgesucht, um anschließend auf der Weiterreise in die böhmischen Bäder und nach Wien in Weimar Station zu machen. Hier, wo er – wie er an Goethe schrieb – ziemlich unbekannt war, wollte er am Samstag, dem 28. Juli 1827, dem Kammerherrn am erbgroßherzoglichen Hof, Friedrich Vitzthum von Egersberg, einen Besuch abstatten, konnte aber auch diesen zunächst nicht antreffen.1 Am Frauenplan hatte Brown mehr Glück. Seine Empfehlung als »compagnon d’ecole de Sir Walter Scott«, die ihn aus der Vielzahl auch englischer Besucher dieser Jahre heraushob, öffnete ihm die Türen. Am 2. August 1827 bedankte er sich bei Goethes Schwiegertochter Ottilie und versprach, pünktlich um zwölf Uhr zu erscheinen:","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"71 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"132244954","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 1900-01-01DOI: 10.5771/9783835345485-15
{"title":"Rede des Präsidenten der Goethe-Gesellschaft zur Eröffnung der 86. Hauptversammlung","authors":"","doi":"10.5771/9783835345485-15","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-15","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"107 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"116488802","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}