Simon Egbert, Elena Esposito, Maximilian Heimstädt
Zusammenfassung In vielen Organisationen kommen im Zuge der Digitalisierung Algorithmen zum Einsatz, die Vorhersagen generieren. Dieser Beitrag analysiert die Auswirkungen dieser Algorithmisierung auf Entscheidungen in der Polizei am Beispiel von Predictive Policing. Unter Predictive Policing wird die zunehmende Verwendung von Prognosesoftware zur Vorhersage und Prävention kriminellen Verhaltens in Polizeiorganisationen verstanden. Ausgehend von der Differenzierung zweier Varianten polizeilicher Prognosesoftware, die sich durch einen unterschiedlichen Grad an Verständlichkeit für deren Nutzer:innen auszeichnen, untersucht der Beitrag die Auswirkungen dieser Algorithmen auf zentrale Entscheidungsprämissen polizeilicher Organisationen: Programme, Kommunikationswege und Personen. Die Analyse ermöglicht einen Ausblick auf die Folgen der zukünftigen Entwicklung prädiktiver Software für die Polizei als Organisation, die wir im Fazit darstellen.
{"title":"Vorhersagen und Entscheiden: Predictive Policing in Polizeiorganisationen","authors":"Simon Egbert, Elena Esposito, Maximilian Heimstädt","doi":"10.1515/sosys-2021-0007","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0007","url":null,"abstract":"Zusammenfassung In vielen Organisationen kommen im Zuge der Digitalisierung Algorithmen zum Einsatz, die Vorhersagen generieren. Dieser Beitrag analysiert die Auswirkungen dieser Algorithmisierung auf Entscheidungen in der Polizei am Beispiel von Predictive Policing. Unter Predictive Policing wird die zunehmende Verwendung von Prognosesoftware zur Vorhersage und Prävention kriminellen Verhaltens in Polizeiorganisationen verstanden. Ausgehend von der Differenzierung zweier Varianten polizeilicher Prognosesoftware, die sich durch einen unterschiedlichen Grad an Verständlichkeit für deren Nutzer:innen auszeichnen, untersucht der Beitrag die Auswirkungen dieser Algorithmen auf zentrale Entscheidungsprämissen polizeilicher Organisationen: Programme, Kommunikationswege und Personen. Die Analyse ermöglicht einen Ausblick auf die Folgen der zukünftigen Entwicklung prädiktiver Software für die Polizei als Organisation, die wir im Fazit darstellen.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"19 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125112748","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Editorial: Die Organisation im Zoo der Digitalisierungsforschung","authors":"Sven Kette, Veronika Tacke","doi":"10.1515/sosys-2021-0001","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0001","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"104 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"117187208","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Das begriffliche Instrumentarium von Herbert A. Simon und Niklas Luhmann zu Entscheidungsprämissen und Entscheidungsprogrammen wird vergleichend untersucht. Luhmann bezieht sich zwar explizit auf Simon, durch eine unterschiedliche Theorieanlage entsteht aber eine Sinnverschiebung. Simons Theoriebildung ist auf eine empirische Analyse menschlichen Verhaltens angelegt und verfolgt das ambitionierte softwaretechnische Projekt der Modellierung von Heuristiken in einem „General Problem Solver.“ Luhmanns Theoriekonstruktion ist dagegen am Vorbild juristischen Entscheidens orientiert. Gerade dadurch gelingt es ihm aber, eine neue soziologische Perspektive auf Entscheidungen in Organisationen zu eröffnen, die für aktuelle Diskussionen zum „automated decision making“ genutzt werden kann.
{"title":"Programmiertes Entscheiden: Begriffsgeschichtliche Anmerkungen","authors":"Ernst Lukas","doi":"10.1515/sosys-2021-0009","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0009","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Das begriffliche Instrumentarium von Herbert A. Simon und Niklas Luhmann zu Entscheidungsprämissen und Entscheidungsprogrammen wird vergleichend untersucht. Luhmann bezieht sich zwar explizit auf Simon, durch eine unterschiedliche Theorieanlage entsteht aber eine Sinnverschiebung. Simons Theoriebildung ist auf eine empirische Analyse menschlichen Verhaltens angelegt und verfolgt das ambitionierte softwaretechnische Projekt der Modellierung von Heuristiken in einem „General Problem Solver.“ Luhmanns Theoriekonstruktion ist dagegen am Vorbild juristischen Entscheidens orientiert. Gerade dadurch gelingt es ihm aber, eine neue soziologische Perspektive auf Entscheidungen in Organisationen zu eröffnen, die für aktuelle Diskussionen zum „automated decision making“ genutzt werden kann.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"12 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125506635","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Der Einsatz digitaler Technologien führt in kaufmännisch-verwaltenden Tätigkeiten zu ausgeprägten Formalisierungstendenzen und zu einer Ausdifferenzierung von Tätigkeitsbereichen, die mit unterschiedlichen Handlungsspielräumen für die verschiedenen Beschäftigtengruppen einhergehen. Der vorliegende Beitrag fokussiert die empirisch fundierte Analyse von Formalisierungsprozessen auf der einen Seite und die weiterbestehenden bzw. neu entstehenden Spielräume für informelle Lösungen und Prozesse auf der anderen Seite. Die Grundlage für die Analyse bilden acht Fallstudien in fünf Organisationen. Im Vordergrund standen qualitative Interviews mit Mitarbeiter:innen in der kaufmännisch-verwaltenden Sachbearbeitung und deren Erfahrungen im digitalen Transformationsprozess.
{"title":"Neue Grenzziehungen zwischen Formalität und Informalität? Die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Arbeit im Büro","authors":"Melanie B. Roski","doi":"10.1515/sosys-2021-0016","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0016","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der Einsatz digitaler Technologien führt in kaufmännisch-verwaltenden Tätigkeiten zu ausgeprägten Formalisierungstendenzen und zu einer Ausdifferenzierung von Tätigkeitsbereichen, die mit unterschiedlichen Handlungsspielräumen für die verschiedenen Beschäftigtengruppen einhergehen. Der vorliegende Beitrag fokussiert die empirisch fundierte Analyse von Formalisierungsprozessen auf der einen Seite und die weiterbestehenden bzw. neu entstehenden Spielräume für informelle Lösungen und Prozesse auf der anderen Seite. Die Grundlage für die Analyse bilden acht Fallstudien in fünf Organisationen. Im Vordergrund standen qualitative Interviews mit Mitarbeiter:innen in der kaufmännisch-verwaltenden Sachbearbeitung und deren Erfahrungen im digitalen Transformationsprozess.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"46 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"121516870","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Nach 55 Jahren …: Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung","authors":"Ernst Lukas","doi":"10.1515/sosys-2021-0017","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0017","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"2 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122406521","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract The implementation of algorithms in Courts promises to bring an increase in efficiency to a legal system which is seen as slow and overburdened, but both the literature and governments are aware that there are potential risks of unwanted consequences to the functioning of the legal system. This paper is a case study of how the Brazilian Superior Tribunal of Justice (STJ) justifies the introduction of algorithms into their case management operations, articulating different notions of efficiency as they do so. Analyzing accounts in multiple sources, it is observed how the STJ self-describes these multiple roles, both as part of the legal system and its role as an organization which is part of the public administration – especially when trying to justify these changes to other government agencies, the legal community and society in general. The article shows that the STJ emphasizes its role in the legal system as an initial justification in official accounts, but largely emphasizes managerial gains internally, avoiding engaging with potential risks by preserving the moment of decision-making as exclusive of the judge.
{"title":"Algorithms, Efficiency and the Two Faces of Courts – A Case Study of the Brazilian Superior Court of Justice (STJ)","authors":"Luisa Hedler","doi":"10.1515/sosys-2021-0014","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0014","url":null,"abstract":"Abstract The implementation of algorithms in Courts promises to bring an increase in efficiency to a legal system which is seen as slow and overburdened, but both the literature and governments are aware that there are potential risks of unwanted consequences to the functioning of the legal system. This paper is a case study of how the Brazilian Superior Tribunal of Justice (STJ) justifies the introduction of algorithms into their case management operations, articulating different notions of efficiency as they do so. Analyzing accounts in multiple sources, it is observed how the STJ self-describes these multiple roles, both as part of the legal system and its role as an organization which is part of the public administration – especially when trying to justify these changes to other government agencies, the legal community and society in general. The article shows that the STJ emphasizes its role in the legal system as an initial justification in official accounts, but largely emphasizes managerial gains internally, avoiding engaging with potential risks by preserving the moment of decision-making as exclusive of the judge.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"22 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"134496223","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Die Mehrheit aktueller Studien schätzt das Transformationspotenzial digitaler Technologien für Organisationen hoch ein. In Auseinandersetzung mit dieser Einschätzung entwickelt der Artikel eine konzeptionelle organisationssoziologische Perspektive auf das Verhältnis von Organisation und digitalen Technologien. Wir nutzen diese Perspektive, um den Fall des Predictive Policing in Deutschland zu betrachten und die Entscheidung zur Adaption der Technologie, ihre organisationale Situierung sowie die Rolle des Organisationstyps zu diskutieren. Unsere Perspektive führt zu einem zurückhaltenden Urteil über das Transformationspotenzial dieser digitalen Technologie, die wir daher als Reform unter anderen Reformen begreifen. Insgesamt argumentieren wir dafür, Digitalisierung stärker als bisher als heterogenen Prozess zu verstehen.
{"title":"Organisation und digitale Technologien. Predictive Policing im organisationalen Kontext","authors":"S. Büchner, Henrik Dosdall","doi":"10.1515/sosys-2021-0008","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0008","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die Mehrheit aktueller Studien schätzt das Transformationspotenzial digitaler Technologien für Organisationen hoch ein. In Auseinandersetzung mit dieser Einschätzung entwickelt der Artikel eine konzeptionelle organisationssoziologische Perspektive auf das Verhältnis von Organisation und digitalen Technologien. Wir nutzen diese Perspektive, um den Fall des Predictive Policing in Deutschland zu betrachten und die Entscheidung zur Adaption der Technologie, ihre organisationale Situierung sowie die Rolle des Organisationstyps zu diskutieren. Unsere Perspektive führt zu einem zurückhaltenden Urteil über das Transformationspotenzial dieser digitalen Technologie, die wir daher als Reform unter anderen Reformen begreifen. Insgesamt argumentieren wir dafür, Digitalisierung stärker als bisher als heterogenen Prozess zu verstehen.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"6 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115658900","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Quantitative Hedge-Fonds, kurz Quants, nutzen heute zunehmend digitale Künstliche Intelligenz- und Big-Data-Technologien, um ihre Marktanalyse und ihr Portfoliomanagement zu optimieren. Quants stehen damit exemplarisch für einen gesellschaftlichen Trend, Entscheidungsprozesse zunehmend digitalen Algorithmen zu überantworten. Zugleich zeigt die fortschreitende Algorithmisierung in und durch Quants, dass Digitalisierungsprozesse in hohem Maße in und durch Organisationen vorangetrieben werden. Die Algorithmisierung des Finanzsystems wird sowohl durch organisationale Strukturen und Prozesse geprägt wie auch umgekehrt Algorithmen die organisationale Informationsverarbeitung- und Wissensgenerierung verändern. Algorithmisches Investment durch Quant-Hedge-Fonds verdeutlicht, dass Digitalisierungsprozesse der Gesellschaft in ihrer organisationalen Verfasstheit verstanden werden müssen.
{"title":"Algorithmisches Investment. Zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Big Data in Finanzorganisationen","authors":"Marco Jöstingmeier","doi":"10.1515/sosys-2021-0013","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2021-0013","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Quantitative Hedge-Fonds, kurz Quants, nutzen heute zunehmend digitale Künstliche Intelligenz- und Big-Data-Technologien, um ihre Marktanalyse und ihr Portfoliomanagement zu optimieren. Quants stehen damit exemplarisch für einen gesellschaftlichen Trend, Entscheidungsprozesse zunehmend digitalen Algorithmen zu überantworten. Zugleich zeigt die fortschreitende Algorithmisierung in und durch Quants, dass Digitalisierungsprozesse in hohem Maße in und durch Organisationen vorangetrieben werden. Die Algorithmisierung des Finanzsystems wird sowohl durch organisationale Strukturen und Prozesse geprägt wie auch umgekehrt Algorithmen die organisationale Informationsverarbeitung- und Wissensgenerierung verändern. Algorithmisches Investment durch Quant-Hedge-Fonds verdeutlicht, dass Digitalisierungsprozesse der Gesellschaft in ihrer organisationalen Verfasstheit verstanden werden müssen.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"122 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131712560","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract Sociology has two interesting and useful theories of social change: differentiation theory and the theory of sociocultural evolution. Both have their origins in biological theory (embryology and general biology); both have been completely sociologized over more than a hundred years. Evolution is a theory about the interplay of structures and events in communication systems; differentiation is a theory about sorting processes that are the starting point of the formation of new systems with new system/environment distinctions. If one understands and analyzes these two theories in this way – and that is what the present paper does – the complementarity of evolution and differentiation becomes clearly visible. Most sociologists are not aware of this complementarity. The goal of this paper is to correct this deficiency.
{"title":"Sociocultural Evolution and Social Differentiation: The Study of the History of Society and the two Sociologies of Change and Transformation","authors":"R. Stichweh","doi":"10.1515/sosys-2020-0028","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2020-0028","url":null,"abstract":"Abstract Sociology has two interesting and useful theories of social change: differentiation theory and the theory of sociocultural evolution. Both have their origins in biological theory (embryology and general biology); both have been completely sociologized over more than a hundred years. Evolution is a theory about the interplay of structures and events in communication systems; differentiation is a theory about sorting processes that are the starting point of the formation of new systems with new system/environment distinctions. If one understands and analyzes these two theories in this way – and that is what the present paper does – the complementarity of evolution and differentiation becomes clearly visible. Most sociologists are not aware of this complementarity. The goal of this paper is to correct this deficiency.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"60 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114453122","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract In this paper, I argue that the two main principles underlying modern insurance business, i. e., loss expectation and the spread of risks, were not unknown in late-medieval and early-modern insurance practice. The former was embedded into premium rates and explains why in late-medieval and early-modern insurance contracts, premiums were expressed not as a bare sum but in the form of a rate. The latter was clearly formulated by Benedetto Cotrugli as he recommended to underwrite “continuously, & upon every ship, because the one offsets the other, & by pooling, [insurers] cannot but make a profit”. I focus on the principle of loss expectation and argue that underlying this principle there was a kind of commodification of uncertainty that both propelled and was supported by the semantic distinction of risk and danger. I finally sketch out some of the reasons why the basic principles underlying insurance business could find full exploitation only in modern society, and argue that if a statistical calculus of probability for insurance purposes was first carried out between the mid-17th century and the mid-18th century, it was not because of a deficit of ideas but because of a deficit of social structures. Compared to modern insurance business, late-medieval and early-modern insurance agreements were, in the end, a form of gambling based on some estimate of claim frequency.
{"title":"Gambling on Claim Frequency: Loss Expectation and the Spread of Risks in the Making of Modern Insurance","authors":"Alberto Cevolini","doi":"10.1515/sosys-2020-0024","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/sosys-2020-0024","url":null,"abstract":"Abstract In this paper, I argue that the two main principles underlying modern insurance business, i. e., loss expectation and the spread of risks, were not unknown in late-medieval and early-modern insurance practice. The former was embedded into premium rates and explains why in late-medieval and early-modern insurance contracts, premiums were expressed not as a bare sum but in the form of a rate. The latter was clearly formulated by Benedetto Cotrugli as he recommended to underwrite “continuously, & upon every ship, because the one offsets the other, & by pooling, [insurers] cannot but make a profit”. I focus on the principle of loss expectation and argue that underlying this principle there was a kind of commodification of uncertainty that both propelled and was supported by the semantic distinction of risk and danger. I finally sketch out some of the reasons why the basic principles underlying insurance business could find full exploitation only in modern society, and argue that if a statistical calculus of probability for insurance purposes was first carried out between the mid-17th century and the mid-18th century, it was not because of a deficit of ideas but because of a deficit of social structures. Compared to modern insurance business, late-medieval and early-modern insurance agreements were, in the end, a form of gambling based on some estimate of claim frequency.","PeriodicalId":384994,"journal":{"name":"Soziale Systeme","volume":"46 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124604009","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
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