Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-027
Die zwischen 1816 und 1820 auf der Krim lebende Engländerin Mary Holderness beschrieb die griechischen KrimbewohnerInnen als streitsüchtig („litigious“), sparsam und auf Gewinn bedacht; sie seien aber auch „respectable merchants“ und zeichneten sich durch die strikte Befolgung ihrer Glaubensregeln aus.2 Die englische Kolonistin kam insgesamt zu einem ambivalenten Urteil über die krimgriechische Bevölkerung, den Nachfahren der hellenischen Kolonisten (vgl. Kapitel 3), die sich bereits in vorchristlicher Zeit am nördlichen Schwarzmeerufer angesiedelt hatten und über die Jahrtausende in einen wechselhaften Austauschprozess mit den vielen die Krim berührenden Völkerschaften getreten waren. Wenn man sich den gesamteuropäischen Kontext der Zeit vor Augen führt, schrieb Holderness damit vorsichtig gegen die Mehrheitsmeinung der europäischen Eliten an, erfreuten sich Griechen bei diesen doch einer besonderen, zum Teil geradezu enthusiastischen Sympathie: Der seit 1821 und bis in die 1830er Jahre ausgefochtene griechische Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich3 hatte unter Intellektuellen eine regelrechte Griechen-Begeisterung ausgelöst, welche sich nicht nur politisch und intellektuell, sondern auch ästhetisch in Kunst und Literatur ausdrückte.4 Viele suchten und fanden – wie Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. Kapitel 2) zeigt – „[d]as Land der Griechen mit der Seele suchend“ auch auf der Krim. Der Philhellenismus speiste sich nicht allein aus der Begeisterung für die ‚alten Griechen‘ und ihre kulturellen Errungenschaften, sondern hatte auch eine aktuelle, antiosmanische Komponente. Diese ist sogar noch im russischsprachigen Wikipedia-Eintrag zum Lemma „Philhelle-
{"title":"25. Die multiethnische und multireligiöse Krim unter zarischer Herrschaft: ‚Alte‘ und ‚neue‘ BewohnerInnen – die wirtschaftliche Entwicklung","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-027","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-027","url":null,"abstract":"Die zwischen 1816 und 1820 auf der Krim lebende Engländerin Mary Holderness beschrieb die griechischen KrimbewohnerInnen als streitsüchtig („litigious“), sparsam und auf Gewinn bedacht; sie seien aber auch „respectable merchants“ und zeichneten sich durch die strikte Befolgung ihrer Glaubensregeln aus.2 Die englische Kolonistin kam insgesamt zu einem ambivalenten Urteil über die krimgriechische Bevölkerung, den Nachfahren der hellenischen Kolonisten (vgl. Kapitel 3), die sich bereits in vorchristlicher Zeit am nördlichen Schwarzmeerufer angesiedelt hatten und über die Jahrtausende in einen wechselhaften Austauschprozess mit den vielen die Krim berührenden Völkerschaften getreten waren. Wenn man sich den gesamteuropäischen Kontext der Zeit vor Augen führt, schrieb Holderness damit vorsichtig gegen die Mehrheitsmeinung der europäischen Eliten an, erfreuten sich Griechen bei diesen doch einer besonderen, zum Teil geradezu enthusiastischen Sympathie: Der seit 1821 und bis in die 1830er Jahre ausgefochtene griechische Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich3 hatte unter Intellektuellen eine regelrechte Griechen-Begeisterung ausgelöst, welche sich nicht nur politisch und intellektuell, sondern auch ästhetisch in Kunst und Literatur ausdrückte.4 Viele suchten und fanden – wie Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. Kapitel 2) zeigt – „[d]as Land der Griechen mit der Seele suchend“ auch auf der Krim. Der Philhellenismus speiste sich nicht allein aus der Begeisterung für die ‚alten Griechen‘ und ihre kulturellen Errungenschaften, sondern hatte auch eine aktuelle, antiosmanische Komponente. Diese ist sogar noch im russischsprachigen Wikipedia-Eintrag zum Lemma „Philhelle-","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"10 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124976030","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-019
{"title":"17. Sklaverei und der Topos des krimtatarischen Kriegers","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-019","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-019","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125053057","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-025
{"title":"23. Die ersten Jahrzehnte russischer Herrschaft über die Krim","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-025","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-025","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"84 Pt 1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"129031501","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-023
Christi Wort
Der Verfasser dieses vermutlich im zeitlichen Zusammenhang mit dem Krimkrieg (1853‒1856) entstandenen Gedichts ist ein offenbar außerhalb von Waldsassen/ Oberpfalz weitgehend vergessener Autor und Altphilologe namens Franz Binhack (1836‒1915).2 Sein insgesamt 26 Strophen umfassender Reim trägt den Namen „Die orientalische Frage“ und beschreibt deren Ausgangspunkt – nämlich die Einnahme Konstantinopels von 1453 durch die Osmanen – aus Sicht eines gedachten christlichen Europas als Katastrophe, auf welche selbst die Natur mit Schrecken reagierte, denn „das Lied der Vögel schwieg.“ Das Grauen,welches die ChristInnen in Byzanzʼ erwartete, wird drastisch beschrieben, kennen die einfallenden Muslime doch offenbar kein Pardon mit den Insignien byzantinischer Kultur (die „Griechenkron“ wird von ihnen „zum Klumpen umgeschmolzen“, der Kaiserthron wird „blutbefleckt“) – und schlimmer noch, auch nicht mit den der Christenheit heiligen Dingen:
{"title":"21. Im Vorfeld der Annexion. Das Erstarken des Russländischen Reiches, der „Griechische Plan“ und der Vertrag von Küçük Kaynarca von 1774","authors":"Christi Wort","doi":"10.1515/9783110520620-023","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-023","url":null,"abstract":"Der Verfasser dieses vermutlich im zeitlichen Zusammenhang mit dem Krimkrieg (1853‒1856) entstandenen Gedichts ist ein offenbar außerhalb von Waldsassen/ Oberpfalz weitgehend vergessener Autor und Altphilologe namens Franz Binhack (1836‒1915).2 Sein insgesamt 26 Strophen umfassender Reim trägt den Namen „Die orientalische Frage“ und beschreibt deren Ausgangspunkt – nämlich die Einnahme Konstantinopels von 1453 durch die Osmanen – aus Sicht eines gedachten christlichen Europas als Katastrophe, auf welche selbst die Natur mit Schrecken reagierte, denn „das Lied der Vögel schwieg.“ Das Grauen,welches die ChristInnen in Byzanzʼ erwartete, wird drastisch beschrieben, kennen die einfallenden Muslime doch offenbar kein Pardon mit den Insignien byzantinischer Kultur (die „Griechenkron“ wird von ihnen „zum Klumpen umgeschmolzen“, der Kaiserthron wird „blutbefleckt“) – und schlimmer noch, auch nicht mit den der Christenheit heiligen Dingen:","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133406659","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-008
Jenseits des Mäötischen Sees und der Straße, (die es mit dem Schwarzen Meer verbindet [die Straße von Kerč’]) wohnen hart am Gestade die sogenannten Tetraxitischen Gothen [...], weiterhin dann die Gothen, Westgothen, Vandalen und die anderen gothischen Völkerschaften. Diese wurden in früheren Zeiten auch Skythen genannt, da alle Völker, welche in jenen Gegenden sitzen, gemeinhin den skythischen Namen führen, einige von ihnen hießen Sauromaten oder Melanchlänen oder sonst wie.Wenn nun wahr ist, was die Leute sagen, so ereignete sich einige Zeit darauf, daß mehrere junge Kimmerier [Hunnen] sich auf der Jagd vergnügten, und eine Hirschkuh, die sie verfolgten,vor ihren Augen in die Fluten sprang. Sei es nun aus Ehrgeiz oder Jagdeifer oder auch eine göttlicheMacht die Jünglinge dazu trieb; sie folgten dieser Hirschkuh und ließen nicht eher von ihr ab, als bis sie mit ihr auf das jenseitige Gestade gelangten. Das Wesen, welches sie verfolgt hatten, verschwand – wer kann sagen, was es eigentlich war?1
{"title":"6. Über Goten, Hunnen, die sog. „Völkerwanderung“ und ihre Folgen für die Krim","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-008","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-008","url":null,"abstract":"Jenseits des Mäötischen Sees und der Straße, (die es mit dem Schwarzen Meer verbindet [die Straße von Kerč’]) wohnen hart am Gestade die sogenannten Tetraxitischen Gothen [...], weiterhin dann die Gothen, Westgothen, Vandalen und die anderen gothischen Völkerschaften. Diese wurden in früheren Zeiten auch Skythen genannt, da alle Völker, welche in jenen Gegenden sitzen, gemeinhin den skythischen Namen führen, einige von ihnen hießen Sauromaten oder Melanchlänen oder sonst wie.Wenn nun wahr ist, was die Leute sagen, so ereignete sich einige Zeit darauf, daß mehrere junge Kimmerier [Hunnen] sich auf der Jagd vergnügten, und eine Hirschkuh, die sie verfolgten,vor ihren Augen in die Fluten sprang. Sei es nun aus Ehrgeiz oder Jagdeifer oder auch eine göttlicheMacht die Jünglinge dazu trieb; sie folgten dieser Hirschkuh und ließen nicht eher von ihr ab, als bis sie mit ihr auf das jenseitige Gestade gelangten. Das Wesen, welches sie verfolgt hatten, verschwand – wer kann sagen, was es eigentlich war?1","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"156 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127226398","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
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Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-021
{"title":"19. Kosaken als Faktor der frühneuzeitlichen Krim-Geschichte","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-021","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-021","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"78 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127406850","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-043
{"title":"Personenregister","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-043","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-043","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128911066","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-041
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Pub Date : 2020-06-08DOI: 10.1515/9783110520620-002
Die „unvergleichbare Krim“, um die Worte des sowjetischen Dichters Vladimir V. Majakovskij (1893‒1930) zu bemühen,war seit jeher von zahllosen Völkerschaften durchzogen, erobert und besiedelt worden, was nicht nur ihren multikonfessionellen und ‐kulturellen Charakter prägte, sondern sich auch in den verschiedenen geographischen Bezeichnungen und Begrifflichkeiten niedergeschlagen hat. So existieren für Orte, Eigennamen und Fachbegriffe unterschiedliche Benennungen und Schreibweisen, sowohl auf Krimtatarisch, Russisch und Ukrainisch als auch auf Griechisch und in weiteren Sprachen. Das vorliegende Buch verwendet daher die Variante, die in der jeweiligen Zeit und im jeweiligen Kontext vorherrschend war und der jeweiligen kulturellen Zugehörigkeit entspricht. Ist also die Rede von einer der antiken griechischen Kolonien auf der Krim, so wird beispielsweise die griechische Variante Pantikapaion verwendet; im Kontext der russischen Herrschaft über die Krim nach 1783 wird dann jedoch die russische Version Kerčʼ bevorzugt. Und wenn über die Stadt Bağçasaray geschrieben wird,wird bevorzugt auf die krimtatarische Schreibweise zurückgegriffen, um der Herkunft des Namens (welcher so viel wie „Palast des Gartens“ bedeutet) gerecht zu werden. Lediglich bei der Erstnennung des Ortes werden in Klammern auch die Varianten in den anderen heutzutage offiziellen Sprachen der Krim (Krimtatarisch, Russisch, Ukrainisch) angegeben. Dasselbe Verfahren wird auch bei Eigennamen angewandt. Die Schreibweise nichtdeutscher Termini richtet sich in der Regel nach der gängigen wissenschaftlichen Transliteration. Eine Ausnahme wird jedoch bei im deutschsprachigen Raum gängigen Namen gemacht, so wird beispielsweise Puškins Vorname gemäß der deutschen Schreibweise „Alexander“ geschrieben, und nicht „Aleksandr“. Auch bei Ethnonymen wird jeweils dort, wo es im Deutschen eine gängige Form gibt, auf die deutsche Transkription zurückgegriffen (z.B. Chasaren, Kiptschaken). Bei der Transliteration krimtatarischer und osmanischer Termini wurde versucht, generell auf die oghusisch-türkischen Formen in der modernen türkischen Schreibweise zurückzugreifen. Davon ausgenommen sind Ortsbezeichnungen, zeitgenössische Begriffe und Namen, die in der jeweils
{"title":"0. Einführung. Zur Terminologie und Schreibweise","authors":"","doi":"10.1515/9783110520620-002","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110520620-002","url":null,"abstract":"Die „unvergleichbare Krim“, um die Worte des sowjetischen Dichters Vladimir V. Majakovskij (1893‒1930) zu bemühen,war seit jeher von zahllosen Völkerschaften durchzogen, erobert und besiedelt worden, was nicht nur ihren multikonfessionellen und ‐kulturellen Charakter prägte, sondern sich auch in den verschiedenen geographischen Bezeichnungen und Begrifflichkeiten niedergeschlagen hat. So existieren für Orte, Eigennamen und Fachbegriffe unterschiedliche Benennungen und Schreibweisen, sowohl auf Krimtatarisch, Russisch und Ukrainisch als auch auf Griechisch und in weiteren Sprachen. Das vorliegende Buch verwendet daher die Variante, die in der jeweiligen Zeit und im jeweiligen Kontext vorherrschend war und der jeweiligen kulturellen Zugehörigkeit entspricht. Ist also die Rede von einer der antiken griechischen Kolonien auf der Krim, so wird beispielsweise die griechische Variante Pantikapaion verwendet; im Kontext der russischen Herrschaft über die Krim nach 1783 wird dann jedoch die russische Version Kerčʼ bevorzugt. Und wenn über die Stadt Bağçasaray geschrieben wird,wird bevorzugt auf die krimtatarische Schreibweise zurückgegriffen, um der Herkunft des Namens (welcher so viel wie „Palast des Gartens“ bedeutet) gerecht zu werden. Lediglich bei der Erstnennung des Ortes werden in Klammern auch die Varianten in den anderen heutzutage offiziellen Sprachen der Krim (Krimtatarisch, Russisch, Ukrainisch) angegeben. Dasselbe Verfahren wird auch bei Eigennamen angewandt. Die Schreibweise nichtdeutscher Termini richtet sich in der Regel nach der gängigen wissenschaftlichen Transliteration. Eine Ausnahme wird jedoch bei im deutschsprachigen Raum gängigen Namen gemacht, so wird beispielsweise Puškins Vorname gemäß der deutschen Schreibweise „Alexander“ geschrieben, und nicht „Aleksandr“. Auch bei Ethnonymen wird jeweils dort, wo es im Deutschen eine gängige Form gibt, auf die deutsche Transkription zurückgegriffen (z.B. Chasaren, Kiptschaken). Bei der Transliteration krimtatarischer und osmanischer Termini wurde versucht, generell auf die oghusisch-türkischen Formen in der modernen türkischen Schreibweise zurückzugreifen. Davon ausgenommen sind Ortsbezeichnungen, zeitgenössische Begriffe und Namen, die in der jeweils","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"33 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115261973","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}