Pub Date : 2024-04-18DOI: 10.1007/s00451-024-00546-y
Peter Conzen
Immer häufiger geht es in Beratung und Therapie um die Stützung des verunsicherten Selbst, die Klärung drängender Identitätsprobleme. Und oftmals stoßen wir hinter Gefühlen von Selbstzweifeln, Überforderung, Orientierungslosigkeit und Nichtzugehörigkeit auf offene oder verdeckte Schamthemen. Gleichzeitig erleben wir im mitunter Grellen und Distanzlosen der öffentlichen Inszenierungen, im zunehmend Harten und Unversöhnlichen gesellschaftlicher und politischer Kontroversen eine Art „befreiter Schamlosigkeit“, die Achtung, Toleranz und demokratische Umgangsformen zu gefährden droht. Dieser Artikel beleuchtet die Doppelrolle der Scham als Hüterin und als potenzielle Zerstörerin menschlichen Identitätsgefühls und diskutiert die Vielfalt von Schamempfindungen und Schamanlässen in ihrer Auswirkung auf individuelle und gesellschaftliche Konflikte.
{"title":"Identitätsprobleme und verletzte Schamgefühle","authors":"Peter Conzen","doi":"10.1007/s00451-024-00546-y","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00546-y","url":null,"abstract":"<p>Immer häufiger geht es in Beratung und Therapie um die Stützung des verunsicherten Selbst, die Klärung drängender Identitätsprobleme. Und oftmals stoßen wir hinter Gefühlen von Selbstzweifeln, Überforderung, Orientierungslosigkeit und Nichtzugehörigkeit auf offene oder verdeckte Schamthemen. Gleichzeitig erleben wir im mitunter Grellen und Distanzlosen der öffentlichen Inszenierungen, im zunehmend Harten und Unversöhnlichen gesellschaftlicher und politischer Kontroversen eine Art „befreiter Schamlosigkeit“, die Achtung, Toleranz und demokratische Umgangsformen zu gefährden droht. Dieser Artikel beleuchtet die Doppelrolle der Scham als Hüterin und als potenzielle Zerstörerin menschlichen Identitätsgefühls und diskutiert die Vielfalt von Schamempfindungen und Schamanlässen in ihrer Auswirkung auf individuelle und gesellschaftliche Konflikte.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"62 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-04-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"140611264","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-04-11DOI: 10.1007/s00451-024-00542-2
Christiane von Metzler
Die Schwangerschaft der Therapeutin ist ein besonderes Ereignis, über das immer wieder Verunsicherung im Hinblick auf die damit einhergehenden Veränderungen und den Umgang mit ihnen herrscht. Diese Arbeit gibt einen Überblick über die in der Literatur beschriebenen Einflüsse auf Patientinnen und Patienten, die Therapeutin und den therapeutischen Prozess mit seinen typischen Wirkfaktoren Übertragung und Gegenübertragung. Anhand dieser Faktoren versucht sich diese Untersuchung, dem Besonderen in Bezug auf die Schwangerschaft der Therapeutin, das nach Meinung der Autorin vor allem in der Veränderung der persönlichen und professionellen Identität der Therapeutin und ihrer neuen Sichtbarkeit liegt, zu nähern. Sie muss diese Sichtbarkeit aushalten und sich gleichzeitig mit dem Umgang der in die Therapie drängenden Realitäten auseinandersetzen. Die Herausforderung ist dabei, die Balance zwischen Beantwortung der realen Problematik und der Bearbeitung ihrer Bedeutung für die Patient*innen zu finden. Empfehlungen für die Praxis schließen die Arbeit ab.
{"title":"Wenn die Therapeutin schwanger wird","authors":"Christiane von Metzler","doi":"10.1007/s00451-024-00542-2","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00542-2","url":null,"abstract":"<p>Die Schwangerschaft der Therapeutin ist ein besonderes Ereignis, über das immer wieder Verunsicherung im Hinblick auf die damit einhergehenden Veränderungen und den Umgang mit ihnen herrscht. Diese Arbeit gibt einen Überblick über die in der Literatur beschriebenen Einflüsse auf Patientinnen und Patienten, die Therapeutin und den therapeutischen Prozess mit seinen typischen Wirkfaktoren Übertragung und Gegenübertragung. Anhand dieser Faktoren versucht sich diese Untersuchung, dem Besonderen in Bezug auf die Schwangerschaft der Therapeutin, das nach Meinung der Autorin vor allem in der Veränderung der persönlichen und professionellen Identität der Therapeutin und ihrer neuen Sichtbarkeit liegt, zu nähern. Sie muss diese Sichtbarkeit aushalten und sich gleichzeitig mit dem Umgang der in die Therapie drängenden Realitäten auseinandersetzen. Die Herausforderung ist dabei, die Balance zwischen Beantwortung der realen Problematik und der Bearbeitung ihrer Bedeutung für die Patient*innen zu finden. Empfehlungen für die Praxis schließen die Arbeit ab.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"293 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-04-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"140584409","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-03-08DOI: 10.1007/s00451-024-00540-4
Peter Wegner
Ausgehend von der kulturtheoretischen Schrift Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) wird versucht, aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen und Widersprüche zu präzisieren, die nicht zuletzt eng mit dem Faktor „Zeit“, „beschleunigte Zeit“ und der psychoanalytischen Rede von der „Zeitlosigkeit des Unbewussten“ verbunden sind. Die daraus resultierenden scheinbar unauflösbaren, gesellschaftlichen, ökonomischen und individuellen Konflikte zeigen unmittelbare und tiefgreifende Konsequenzen auf die Dauer und Frequenz heutiger psychoanalytischer Behandlungen. Die psychoanalytische Methode an sich wird dadurch einerseits zu einem kulturkritischen Verfahren und steht im Konflikt zwischen Anpassung oder Unterwerfung sowie Standhalten oder Widerstand. Andererseits wird sie aber auch selbst zum Auslöser von Unbehagen, weil ihre Komplexität und Dauer den Einzelnen zu überfordern scheinen. Zwei klinische Beispiele demonstrieren die damit einhergehenden innerseelischen Konflikte vor dem Hintergrund unserer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.
根据西格蒙德-弗洛伊德(Sigmund Freud)的文化理论文章 "Das Unbehagen in der Kultur"(1930 年),我们试图明确当前的社会和文化挑战与矛盾,这些挑战与矛盾与 "时间"、"加速的时间 "以及精神分析中的 "无意识的永恒性 "等因素密切相关。由此产生的看似无法解决的社会、经济和个人冲突对当今精神分析治疗的持续时间和频率产生了直接而深刻的影响。一方面,精神分析方法本身成为一种文化批判程序,在适应或服从与坚守或抵制之间发生冲突。另一方面,由于其复杂性和持续时间似乎会使个体过度疲惫,它也成为不适的根源。在我们当前面临的社会挑战背景下,有两个临床案例展示了相关的内心冲突。
{"title":"Die Zeitlosigkeit des Unbewussten und das psychoanalytische Setting","authors":"Peter Wegner","doi":"10.1007/s00451-024-00540-4","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00540-4","url":null,"abstract":"<p>Ausgehend von der kulturtheoretischen Schrift Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) wird versucht, aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen und Widersprüche zu präzisieren, die nicht zuletzt eng mit dem Faktor „Zeit“, „beschleunigte Zeit“ und der psychoanalytischen Rede von der „Zeitlosigkeit des Unbewussten“ verbunden sind. Die daraus resultierenden scheinbar unauflösbaren, gesellschaftlichen, ökonomischen und individuellen Konflikte zeigen unmittelbare und tiefgreifende Konsequenzen auf die Dauer und Frequenz heutiger psychoanalytischer Behandlungen. Die psychoanalytische Methode an sich wird dadurch einerseits zu einem kulturkritischen Verfahren und steht im Konflikt zwischen Anpassung oder Unterwerfung sowie Standhalten oder Widerstand. Andererseits wird sie aber auch selbst zum Auslöser von Unbehagen, weil ihre Komplexität und Dauer den Einzelnen zu überfordern scheinen. Zwei klinische Beispiele demonstrieren die damit einhergehenden innerseelischen Konflikte vor dem Hintergrund unserer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"295 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"140071999","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-02-26DOI: 10.1007/s00451-024-00538-y
Franco De Masi
In diesem Beitrag werden Zusammenhänge zwischen traumatischer emotionaler Erfahrung und ihren möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Psyche dargestellt. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf den Prozess gelenkt, der die Entwicklung der Psyche auf der Grundlage angemessener Reaktionen der Bezugsperson auf das Kind reguliert. Eine Mutter muss in der Lage sein, zwischen den Bedürfnissen des Kindes und ihrem eigenen Dominanzanspruch zu unterscheiden. Die richtigen Frustrationen dienen dazu, Allmacht einzudämmen und der Persönlichkeit des Empfängers Konsistenz zu verleihen. Wenn das nicht geschieht, kann das emotionale Wachstum zum Stillstand kommen. Die Beziehung zwischen emotionalem Trauma und psychopathologischer Entwicklung ist jedoch nicht linear. Es gibt eine Resilienzfähigkeit, die es Kindern ermöglicht, selbst aus sehr schwierigen Verhältnissen herauszufinden.
{"title":"Das emotionale Trauma in der Primärbeziehung","authors":"Franco De Masi","doi":"10.1007/s00451-024-00538-y","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00538-y","url":null,"abstract":"<p>In diesem Beitrag werden Zusammenhänge zwischen traumatischer emotionaler Erfahrung und ihren möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Psyche dargestellt. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf den Prozess gelenkt, der die Entwicklung der Psyche auf der Grundlage angemessener Reaktionen der Bezugsperson auf das Kind reguliert. Eine Mutter muss in der Lage sein, zwischen den Bedürfnissen des Kindes und ihrem eigenen Dominanzanspruch zu unterscheiden. Die richtigen Frustrationen dienen dazu, Allmacht einzudämmen und der Persönlichkeit des Empfängers Konsistenz zu verleihen. Wenn das nicht geschieht, kann das emotionale Wachstum zum Stillstand kommen. Die Beziehung zwischen emotionalem Trauma und psychopathologischer Entwicklung ist jedoch nicht linear. Es gibt eine Resilienzfähigkeit, die es Kindern ermöglicht, selbst aus sehr schwierigen Verhältnissen herauszufinden.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"13 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-02-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139977998","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-02-26DOI: 10.1007/s00451-024-00537-z
Paola Capozzi, Giuseppe Craparo
Das Thema Trauma und dissoziativer Zustand stellt eine erneute Rückbesinnung des psychoanalytischen Denkens dar: Seit etwa zwanzig Jahren weckt das Problem der traumatischen Gedächtnisinhalte erneut unsere Aufmerksamkeit. Das Trauma ruft eine Desorganisation der psychischen Funktionen hervor; diese kann je nach Kompromittierung der Fähigkeiten, zu mentalisieren und Affekte zu regulieren, unterschiedlich schwerwiegend ausfallen. Infolgedessen verbleiben traumatische Erinnerungen als nichtassimilierte Inhalte im Körper und in der Psyche des Patienten, losgelöst von anderen mentalen Funktionen. Was die Dissoziation betrifft, so erkennen wir das Verdienst von Pierre Janet an, eine komplexe und wissenschaftlich gültige Theorie dessen formuliert zu haben, was er als „désagrégation“ bezeichnete, das heißt eine Störung der Integrationsfähigkeit, die eine mentale Fragmentierung auf mehreren Ebenen beinhaltet: vom Defizit des Bewusstseinsfeldes bis zur Beeinträchtigung der Einheit der Persönlichkeit des Individuums selbst. In letzterem Falle beziehen wir uns auf ein strukturelles Versagen, das durch überwältigende Emotionen aufgrund traumatischer Erfahrungen hervorgerufen wird.
In unserer Arbeit behandeln wir das Thema Trauma und Dissoziation anhand des literarischen Textes Austerlitz von W.G. Sebald.
{"title":"Das Trauma und Austerlitz","authors":"Paola Capozzi, Giuseppe Craparo","doi":"10.1007/s00451-024-00537-z","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00537-z","url":null,"abstract":"<p>Das Thema Trauma und dissoziativer Zustand stellt eine erneute Rückbesinnung des psychoanalytischen Denkens dar: Seit etwa zwanzig Jahren weckt das Problem der traumatischen Gedächtnisinhalte erneut unsere Aufmerksamkeit. Das Trauma ruft eine Desorganisation der psychischen Funktionen hervor; diese kann je nach Kompromittierung der Fähigkeiten, zu mentalisieren und Affekte zu regulieren, unterschiedlich schwerwiegend ausfallen. Infolgedessen verbleiben traumatische Erinnerungen als nichtassimilierte Inhalte im Körper und in der Psyche des Patienten, losgelöst von anderen mentalen Funktionen. Was die Dissoziation betrifft, so erkennen wir das Verdienst von Pierre Janet an, eine komplexe und wissenschaftlich gültige Theorie dessen formuliert zu haben, was er als „désagrégation“ bezeichnete, das heißt eine Störung der Integrationsfähigkeit, die eine mentale Fragmentierung auf mehreren Ebenen beinhaltet: vom Defizit des Bewusstseinsfeldes bis zur Beeinträchtigung der Einheit der Persönlichkeit des Individuums selbst. In letzterem Falle beziehen wir uns auf ein strukturelles Versagen, das durch überwältigende Emotionen aufgrund traumatischer Erfahrungen hervorgerufen wird.</p><p>In unserer Arbeit behandeln wir das Thema Trauma und Dissoziation anhand des literarischen Textes <i>Austerlitz</i> von W.G. Sebald.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"138 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-02-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139978365","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-02-22DOI: 10.1007/s00451-024-00539-x
Silvia Amati Sas
Diese Arbeit untersucht die Dialektik der psychischen Realität mit den äußeren Kontexten, den Lebensumständen. Unter Rückgriff auf zentrale Begriff der Theorie José Blegers wie Ambiguität, Symbiose, Deponieren zeigt die Autorin, in welchem Ausmaß man sich jeglichem Kontext anzupassen vermag, und sei er noch so problematisch. Bei einer Regression in den Zustand der Ambiguität geraten selbst Katastrophen zu einer Selbstverständlichkeit und lassen einen ethisch fragwürdigen Kompromisse eingehen. Die „ambige“ oder agglutinierte Position geht den klassischen konflikthaften kleinianischen Positionen (schizoid-paranoid und depressiv) voraus. Die ausformulierten Konzepte Blegers und die Subjektivitätsräume (Intrasubjektivität, Intersubjektivität und Transsubjektivität) haben einen wechselseitigen Erklärungswert. Um die „psychische Realität im Kontext“ zu erörtern, wird die klinische Erfahrung in der Psychotherapie von Menschen, die Extremsituationen (Verschwinden, Folter, Konzentrationslager) erlebt haben, herangezogen. Am Beispiel einer Patientin, die Folter und Entführung erfahren hat, wird die Tragfähigkeit obiger Konzepte überprüft.
{"title":"Die psychische Realität und deren Kontexte","authors":"Silvia Amati Sas","doi":"10.1007/s00451-024-00539-x","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00539-x","url":null,"abstract":"<p>Diese Arbeit untersucht die Dialektik der psychischen Realität mit den äußeren Kontexten, den Lebensumständen. Unter Rückgriff auf zentrale Begriff der Theorie José Blegers wie Ambiguität, Symbiose, Deponieren zeigt die Autorin, in welchem Ausmaß man sich jeglichem Kontext anzupassen vermag, und sei er noch so problematisch. Bei einer Regression in den Zustand der Ambiguität geraten selbst Katastrophen zu einer Selbstverständlichkeit und lassen einen ethisch fragwürdigen Kompromisse eingehen. Die „ambige“ oder agglutinierte Position geht den klassischen konflikthaften kleinianischen Positionen (schizoid-paranoid und depressiv) voraus. Die ausformulierten Konzepte Blegers und die Subjektivitätsräume (Intrasubjektivität, Intersubjektivität und Transsubjektivität) haben einen wechselseitigen Erklärungswert. Um die „psychische Realität im Kontext“ zu erörtern, wird die klinische Erfahrung in der Psychotherapie von Menschen, die Extremsituationen (Verschwinden, Folter, Konzentrationslager) erlebt haben, herangezogen. Am Beispiel einer Patientin, die Folter und Entführung erfahren hat, wird die Tragfähigkeit obiger Konzepte überprüft.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"144 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-02-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"140001449","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-02-19DOI: 10.1007/s00451-024-00531-5
Hans W. Loewald
In diesem Text von 1980 befasst der Autor sich mit dem Regressionskonzept aus einer vornehmlich Ich-psychologischen und interaktionellen Sicht. Er rückt Freuds Aspekt der topischen Regression in das Zentrum seiner Betrachtung. Regression erscheint hier als eine Wiederbelebung überholter Funktionsniveaus und Organisationsformen des geistigen Erlebens und des Verhaltens, insbesondere in der Übertragung. Für Loewald geht es dabei nicht nur um eine retrograde Entwicklung, sondern auch um eine Neuorganisation des psychischen Materials und der Verknüpfung zwischen verschiedenen Ebenen der mentalen Organisation. Dabei hat die beidseitige Regression des Patienten und des Therapeuten eine restitutive Funktion. Darin liegt Chancen für das Individuum, für die therapeutische Beziehung und für die Gesellschaft an sich.
{"title":"Überlegungen zur Regression","authors":"Hans W. Loewald","doi":"10.1007/s00451-024-00531-5","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00531-5","url":null,"abstract":"<p>In diesem Text von 1980 befasst der Autor sich mit dem Regressionskonzept aus einer vornehmlich Ich-psychologischen und interaktionellen Sicht. Er rückt Freuds Aspekt der topischen Regression in das Zentrum seiner Betrachtung. Regression erscheint hier als eine Wiederbelebung überholter Funktionsniveaus und Organisationsformen des geistigen Erlebens und des Verhaltens, insbesondere in der Übertragung. Für Loewald geht es dabei nicht nur um eine retrograde Entwicklung, sondern auch um eine Neuorganisation des psychischen Materials und der Verknüpfung zwischen verschiedenen Ebenen der mentalen Organisation. Dabei hat die beidseitige Regression des Patienten <i>und </i>des Therapeuten eine restitutive Funktion. Darin liegt Chancen für das Individuum, für die therapeutische Beziehung und für die Gesellschaft an sich.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"40 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-02-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139910236","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-02-13DOI: 10.1007/s00451-024-00530-6
Bernd Nissen
Diese Arbeit versucht, frühere Überlegungen zur Hypochondrie zu vertiefen. Die Hypochondrie wird als autistoide Aktualneurose begriffen, deren Kern ein früher Objektverlust, der mit der Aufgabe objektaler Hoffnungen einhergeht, darstellt. In der Folge breiten sich unpsychisierte Zustände aus. Doch wie lässt sich dieser Kern begreifen? Als namenloser Zustand der Nicht-Existenz oder als unrepräsentierter Zustand? Wie organisieren sich die wichtigsten Abwehren, autistoide und perverse Formationen? Es wird gezeigt, dass diese autistoiden und perversen Abwehren zunehmend um ihrer selbst willen gesucht werden, die, selbsterzeugt und ins Aktive gewendet, den Rückzug solcher Dynamiken zementieren. Unter anderem diese Konstellation macht es so schwer, Hypochondrie zu behandeln, auch wenn die behandlungstechnischen Veränderungen der letzten zwei Jahrzehnte Möglichkeiten eröffnet haben.
{"title":"Hypochondrie – ein traumatisches Nicht-Trauma?","authors":"Bernd Nissen","doi":"10.1007/s00451-024-00530-6","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-024-00530-6","url":null,"abstract":"<p>Diese Arbeit versucht, frühere Überlegungen zur Hypochondrie zu vertiefen. Die Hypochondrie wird als autistoide Aktualneurose begriffen, deren Kern ein früher Objektverlust, der mit der Aufgabe objektaler Hoffnungen einhergeht, darstellt. In der Folge breiten sich unpsychisierte Zustände aus. Doch wie lässt sich dieser Kern begreifen? Als namenloser Zustand der Nicht-Existenz oder als unrepräsentierter Zustand? Wie organisieren sich die wichtigsten Abwehren, autistoide und perverse Formationen? Es wird gezeigt, dass diese autistoiden und perversen Abwehren zunehmend um ihrer selbst willen gesucht werden, die, selbsterzeugt und ins Aktive gewendet, den Rückzug solcher Dynamiken zementieren. Unter anderem diese Konstellation macht es so schwer, Hypochondrie zu behandeln, auch wenn die behandlungstechnischen Veränderungen der letzten zwei Jahrzehnte Möglichkeiten eröffnet haben.</p>","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"11 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-02-13","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139766322","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2024-01-09DOI: 10.1007/s00451-023-00526-8
Helga Heise
{"title":"Ein Interview mit Jona M. Rosenfeld","authors":"Helga Heise","doi":"10.1007/s00451-023-00526-8","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-023-00526-8","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"7 6","pages":"1-16"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2024-01-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139443753","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-12-21DOI: 10.1007/s00451-023-00525-9
J. A. Berger, D. Kästner, A. Gumz
{"title":"The therapist’s contributions to countertransference","authors":"J. A. Berger, D. Kästner, A. Gumz","doi":"10.1007/s00451-023-00525-9","DOIUrl":"https://doi.org/10.1007/s00451-023-00525-9","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43252,"journal":{"name":"Forum Der Psychoanalyse","volume":"45 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-12-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"138948804","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}