Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-030
K. Lehmann
Das Jahr 1995 stellte für das Goethe-Institut eine Zäsur dar: Der Aufbruch in das digitale Zeitalter begann für das weltweit tätige deutsche Kulturinstitut mit vorsichtigen und zarten Versuchen einer Internetpräsenz. War diese zunächst vor allem auf das „Wo? Wer? Was? und Wann?“ der Kulturveranstaltungen und Sprachkurse beschränkt – also letztlich ein Mittel der Öffentlichkeitsarbeit, so wurde schnell klar, dass das Web auch als tatsächliches Wirkungsinstrument der Auswärtigen Kulturund Bildungspolitik nutzbar gemacht werden kann. Es folgten aber zunächst durchaus lebhafte Debatten darüber, was wir uns alles ersparen können, wenn wir künftig nicht mehr nur analog, sondern vor allem und verstärkt digital auftreten: Wurden so zunächst eigene gedruckte Produkte auf den Prüfstand gestellt und dann in erheblichem Maße eingestellt, erreichte die Diskussion bald auch die über 100 Bibliotheken, die das Goethe-Institut auf den fünf Kontinenten pflegte. Recht so, sagten viele, die vermuteten, dass die Goethe-Bibliotheken mit üppigen Medienbeständen von Schiller bis Böll ihre beste Zeit hinter sich haben, denn in absehbarer Zeit sei ja alles im Netz zu haben. Recht so, sagten auch die, die den Auftrag des Goethe-Instituts, „ein umfassendes und aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln“ ausschließlich dem eigenen redaktionellen Onlineangebot von InterNationes und Goethe-Institut überlassen wollten. Nein, sagten die Kritiker, die begannen ihre Stimme zu erheben und die auch in Bibliotheken weiterhin mehr vermuteten als lange und verstaubte Regale voller Klassiker. In der langen Geschichte von Bibliotheken hat es immer wieder technische Transformationen gegeben. Keine aber war so radikal wie die digitale Transformation. Bei den digitalen Prozessen und Publikationen geht es um mehr als nur um Sichtung, Auswahl und Verwaltung, es geht um Sicherung des geistigen Eigentums, um uneingeschränkte Zugänglichkeit, um transparente Prozesse, die nicht nur durch marktwirtschaftliches Denken bestimmt werden dürfen. Entscheidend wird es sein, für die Öffentlichkeit und auch für die kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die Vorzüge des digitalen Mediums so mit den Standards der bisherigen materiellen Speicher zu verbinden, dass unser kulturelles Gedächtnis öffentliches Gut bleibt. Digitale Publikationen haben attraktive Eigenschaften: unter anderem flexibler Zugriff, Kombinierbarkeit von Text, Bild und Ton, leichte Aktualisier-
{"title":"Von smarten Oasen, Gameboxen und fahrenden Büchern","authors":"K. Lehmann","doi":"10.1515/9783110587524-030","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-030","url":null,"abstract":"Das Jahr 1995 stellte für das Goethe-Institut eine Zäsur dar: Der Aufbruch in das digitale Zeitalter begann für das weltweit tätige deutsche Kulturinstitut mit vorsichtigen und zarten Versuchen einer Internetpräsenz. War diese zunächst vor allem auf das „Wo? Wer? Was? und Wann?“ der Kulturveranstaltungen und Sprachkurse beschränkt – also letztlich ein Mittel der Öffentlichkeitsarbeit, so wurde schnell klar, dass das Web auch als tatsächliches Wirkungsinstrument der Auswärtigen Kulturund Bildungspolitik nutzbar gemacht werden kann. Es folgten aber zunächst durchaus lebhafte Debatten darüber, was wir uns alles ersparen können, wenn wir künftig nicht mehr nur analog, sondern vor allem und verstärkt digital auftreten: Wurden so zunächst eigene gedruckte Produkte auf den Prüfstand gestellt und dann in erheblichem Maße eingestellt, erreichte die Diskussion bald auch die über 100 Bibliotheken, die das Goethe-Institut auf den fünf Kontinenten pflegte. Recht so, sagten viele, die vermuteten, dass die Goethe-Bibliotheken mit üppigen Medienbeständen von Schiller bis Böll ihre beste Zeit hinter sich haben, denn in absehbarer Zeit sei ja alles im Netz zu haben. Recht so, sagten auch die, die den Auftrag des Goethe-Instituts, „ein umfassendes und aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln“ ausschließlich dem eigenen redaktionellen Onlineangebot von InterNationes und Goethe-Institut überlassen wollten. Nein, sagten die Kritiker, die begannen ihre Stimme zu erheben und die auch in Bibliotheken weiterhin mehr vermuteten als lange und verstaubte Regale voller Klassiker. In der langen Geschichte von Bibliotheken hat es immer wieder technische Transformationen gegeben. Keine aber war so radikal wie die digitale Transformation. Bei den digitalen Prozessen und Publikationen geht es um mehr als nur um Sichtung, Auswahl und Verwaltung, es geht um Sicherung des geistigen Eigentums, um uneingeschränkte Zugänglichkeit, um transparente Prozesse, die nicht nur durch marktwirtschaftliches Denken bestimmt werden dürfen. Entscheidend wird es sein, für die Öffentlichkeit und auch für die kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die Vorzüge des digitalen Mediums so mit den Standards der bisherigen materiellen Speicher zu verbinden, dass unser kulturelles Gedächtnis öffentliches Gut bleibt. Digitale Publikationen haben attraktive Eigenschaften: unter anderem flexibler Zugriff, Kombinierbarkeit von Text, Bild und Ton, leichte Aktualisier-","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124106633","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-fm
{"title":"Frontmatter","authors":"","doi":"10.1515/9783110587524-fm","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-fm","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"30 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"134568879","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-006
H. Parzinger, B. Schneider-Kempf
{"title":"Ein belle vue auf die Bestandserhaltung!","authors":"H. Parzinger, B. Schneider-Kempf","doi":"10.1515/9783110587524-006","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-006","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133810634","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-028
Frank Simon-Ritz
{"title":"Politik für Bibliotheken. Zehn Jahre Thüringer Bibliotheksgesetz","authors":"Frank Simon-Ritz","doi":"10.1515/9783110587524-028","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-028","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114587963","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-011
B. Fabian
{"title":"Grußadresse","authors":"B. Fabian","doi":"10.1515/9783110587524-011","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-011","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"4 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124021343","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-046
K. Hermann
Erwerbungskoordinierung bedeutet weit mehr als bisweilen unterstellt, wenn sie manchmal als Einkaufsgemeinschaft bezeichnet wird. Tatsächlich war zunächst ihr hauptsächlicher Zweck, vor allem Preisvorteile zu erzielen, indem sich mehrere Bibliotheken zusammenschließen und gemeinsam Produkte lizenzieren oder kaufen. Erwerbungskonsortien haben sich jedoch in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, denn immer öfter geht es auch um technische Standards oder um einheitliche Services. Begründet wurde die Arbeitsgruppe Erwerbungskoordinierung in Sachsen 1994.1 Elektronische Ressourcen, denen zudem wenig Etat zugewiesen war, spielten damals noch eine Nebenrolle. Dies änderte sich sowohl durch die allgemeine Entwicklung hin zum Digitalen als auch aufgrund der hohen Preissteigerung bei wissenschaftlichen Journalen, die unter dem Begriff „Zeitschriftenkrise“ firmiert. Die zunehmende Lizenzierung elektronischer Produkte sollte diesen Trend aufhalten und gleichzeitig die abgestimmte konsortiale Erwerbung Kräfte und Mittel bündeln. Letzteres ist gelungen, ersteres nicht, wenngleich große Preissteigerungen nicht mehr wie früher durchgesetzt werden können. Das Bibliothekssystem Sachsen (2008) ging auf die konsortiale Erwerbung ein, die auch bei der Monografienanschaffung Wirkung zeigen sollte.2 Dies ist zwar nicht wie geplant realisiert worden, jedoch
{"title":"Der konsortiale Bestandsaufbau als kooperative Informationsinfrastruktur. Die AG Erwerbungskoordinierung der sächsischen Hochschulbibliotheken","authors":"K. Hermann","doi":"10.1515/9783110587524-046","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-046","url":null,"abstract":"Erwerbungskoordinierung bedeutet weit mehr als bisweilen unterstellt, wenn sie manchmal als Einkaufsgemeinschaft bezeichnet wird. Tatsächlich war zunächst ihr hauptsächlicher Zweck, vor allem Preisvorteile zu erzielen, indem sich mehrere Bibliotheken zusammenschließen und gemeinsam Produkte lizenzieren oder kaufen. Erwerbungskonsortien haben sich jedoch in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, denn immer öfter geht es auch um technische Standards oder um einheitliche Services. Begründet wurde die Arbeitsgruppe Erwerbungskoordinierung in Sachsen 1994.1 Elektronische Ressourcen, denen zudem wenig Etat zugewiesen war, spielten damals noch eine Nebenrolle. Dies änderte sich sowohl durch die allgemeine Entwicklung hin zum Digitalen als auch aufgrund der hohen Preissteigerung bei wissenschaftlichen Journalen, die unter dem Begriff „Zeitschriftenkrise“ firmiert. Die zunehmende Lizenzierung elektronischer Produkte sollte diesen Trend aufhalten und gleichzeitig die abgestimmte konsortiale Erwerbung Kräfte und Mittel bündeln. Letzteres ist gelungen, ersteres nicht, wenngleich große Preissteigerungen nicht mehr wie früher durchgesetzt werden können. Das Bibliothekssystem Sachsen (2008) ging auf die konsortiale Erwerbung ein, die auch bei der Monografienanschaffung Wirkung zeigen sollte.2 Dies ist zwar nicht wie geplant realisiert worden, jedoch","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"6 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"126720866","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-11DOI: 10.1515/9783110587524-013
K. Ceynowa
unser Verständnis von Wissenschaft und Wissensaneignung verändern. Man spürt schon, dass die Priorisierung der Monografie schwindet zugunsten einer verflüssigten Wissensaneignung [ … ]. Der Begriff von Wissen selber verändert sich. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es ein Erkennt-nisniveau gibt, das allein zustande kommt, wenn längere, kohärente Texte bereitgestellt werden. 4
{"title":"Was zählt und was stört – Zukunftsperspektiven der Bibliothek. Zwischenrufe eines Erfahrungsübersättigten","authors":"K. Ceynowa","doi":"10.1515/9783110587524-013","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-013","url":null,"abstract":"unser Verständnis von Wissenschaft und Wissensaneignung verändern. Man spürt schon, dass die Priorisierung der Monografie schwindet zugunsten einer verflüssigten Wissensaneignung [ … ]. Der Begriff von Wissen selber verändert sich. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es ein Erkennt-nisniveau gibt, das allein zustande kommt, wenn längere, kohärente Texte bereitgestellt werden. 4","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"4 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115159936","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-06-01DOI: 10.1515/9783110587524-044
A. Degkwitz
{"title":"Open Science. Kooperation zwischen Bibliothek und Wissenschaft","authors":"A. Degkwitz","doi":"10.1515/9783110587524-044","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-044","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"94 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"126241372","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}