Lorenz von Stein und Hermann Heller können als Ahnherren des deutschen Sozialstaats verstanden werden. Ausgehend von einem hegelschen Staatsbegriff sind ihre Theorien vom Prinzip der Freiheit geleitet, das als Bedingung und als Ziel staatlicher Fürsorge dient. Im Kontext der Revolutionen von 1848 diagnostiziert Stein eine soziale Spaltung, welche für ihn die Gefahr eines immerwährenden Kriegs zwischen den Klassen birgt. In der Folge entwickelt er seine Theorie des sozialen Königtums, das die freie Selbstverwirklichung aller Bürger befördern soll. Heller führt die Instabilität der Weimarer Demokratie auf eine zu große soziale Heterogenität zurück, die er auf ökonomische Ungleichheit zurückführt. Durch die Weiterentwicklung des liberalen Staats zu einem sozialen Rechtsstaat soll die Integration aller Bürger in Staat, Nation und Kulturgemeinschaft ermöglicht werden. Lorenz von Stein and Hermann Heller can be understood as forefathers of the German welfare state. Based on a Hegelian concept of the state, their theories are guided by the principle of liberty that serves as condition and as goal of state welfare. In the context of the 1848 revolutions, Stein diagnoses a social division that could lead to perpetual war between the classes. Consequently, he develops his theory of social kingship, which serves to promote the free self-actualization of all citizens. Heller attributes the instability of Weimar democracy to excessive social heterogeneity caused by economic inequality. By developing the liberal state into a social constitutional state, he seeks to enable the integration of all citizens into state, nation and cultural community.
{"title":"Lorenz von Stein und Hermann Heller als Ahnherren des deutschen Sozialstaats. Soziales Königtum und sozialer Rechtsstaat im Dienste der Freiheit","authors":"J. Folkerts","doi":"10.3790/staa.60.3.433","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/staa.60.3.433","url":null,"abstract":"Lorenz von Stein und Hermann Heller können als Ahnherren des deutschen Sozialstaats verstanden werden. Ausgehend von einem hegelschen Staatsbegriff sind ihre Theorien vom Prinzip der Freiheit geleitet, das als Bedingung und als Ziel staatlicher Fürsorge dient. Im Kontext der Revolutionen von 1848 diagnostiziert Stein eine soziale Spaltung, welche für ihn die Gefahr eines immerwährenden Kriegs zwischen den Klassen birgt. In der Folge entwickelt er seine Theorie des sozialen Königtums, das die freie Selbstverwirklichung aller Bürger befördern soll. Heller führt die Instabilität der Weimarer Demokratie auf eine zu große soziale Heterogenität zurück, die er auf ökonomische Ungleichheit zurückführt. Durch die Weiterentwicklung des liberalen Staats zu einem sozialen Rechtsstaat soll die Integration aller Bürger in Staat, Nation und Kulturgemeinschaft ermöglicht werden.\u0000Lorenz von Stein and Hermann Heller can be understood as forefathers of the German welfare state. Based on a Hegelian concept of the state, their theories are guided by the principle of liberty that serves as condition and as goal of state welfare. In the context of the 1848 revolutions, Stein diagnoses a social division that could lead to perpetual war between the classes. Consequently, he develops his theory of social kingship, which serves to promote the free self-actualization of all citizens. Heller attributes the instability of Weimar democracy to excessive social heterogeneity caused by economic inequality. By developing the liberal state into a social constitutional state, he seeks to enable the integration of all citizens into state, nation and cultural community.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"66 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114766302","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Unionales Sekundärrecht, das ultra vires erzeugt wird oder gegen die Verfassungsidentität verstößt, ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland unanwendbar und entfaltet für deutsche Verfassungsorgane, Behörden und Gerichte keine Rechtswirkungen. Was so zunächst jedenfalls im Ergebnis klar zu sein scheint – die Fehlerfolge des Ultra-vires-Fehlers bzw. Identitätsverstoßes – ist es beim Abgleich mit der herkömmlichen Fehlerfolgenlehre nicht: Ist die Sekundärrechtsnorm nichtig, unanwendbar oder zwar gültig, aber aufhebbar? Im Gegenteil: Nimmt man das bundesverfassungsgerichtliche Konzept ernst und analysiert man die Rechtswirkungen, die ihm zufolge entstehen oder nicht entstehen, so ist der Fehler in Deutschland weitgehend unbeachtlich – und zwar aus verfassungsrechtlichen Gründen. Mit anderen Worten: Paradoxerweise ist es nicht die Sekundärrechtsnorm, die in Deutschland keine Rechtswirkungen entfaltet, sondern die verfassungsgerichtliche Feststellung des Vorliegens eines Ultra-vires-Akts bzw. Identitätsverstoßes, die von den deutschen Verfassungsorganen, Behörden und Gerichten außer Acht zu lassen ist. According to the case law of the Federal Constitutional Court, EU secondary law that is created ultra vires or violates constitutional identity cannot be applied in Germany and has no binding effect on German constitutional bodies, administrative authorities, and courts. What seems evident at first – the error effects of the ultra vires act or of the violation of constitutional identity – is not evident when considered in relation to the customary doctrine of error effects: Is the act of secondary law null and void, not to be applied, or valid but voidable? On the contrary: if one takes the Federal Constitutional Court's concept seriously and analyses the binding effects to which it does or does not give rise, the error is largely irrelevant in Germany – for constitutional reasons. In other words: Paradoxically, it is not the act of secondary law that does not produce binding effects in Germany; rather, it is the constitutional court's declaration of an ultra vires act or violation of constitutional identity that must be disregarded by the German constitutional bodies, administrative authorities, and courts.
根据联邦宪法法院裁决,联邦宪法草案所产生或违反宪法同盟性的联邦二级法律在德国不适用,也不对德国的宪法机关、当局和法院产生法律效力。至少在结论中似乎明确的是——极端vigla错误或身份特征错误——与传统的错误错误模式并不相同:次要规则是否无效、不适用或者有效,但却是可以废除的?相反,如果认真对待联邦宪法的概念,分析其造成的或未造成的法律效力,那么德国的这个错误就基本上是微不足道的——只不过是出于宪法原因。换句话说,不是矛盾的Sekundärrechtsnorm德国不Rechtswirkungen蔓延,而是再verfassungsgerichtliche查明他们的一个Ultra-vires-Akts / . Identitätsverstoßes德国Verfassungsorganen、不理会当局和法院是.根据联邦宪法法院这部宪法所规定的,欧盟第二大法律要求在德国最受欢迎而不是拥有对德国宪法委员会、行政权力和法庭的担忧。什么似乎都的第一分校——the error花巧《他们呼吁vires法案》或《violation of constitutional水电,是匮乏的时候considered to the相对于customary doctrine of error花巧:is the法案of念书。罗零和办不到,却连applied,或者有效但voidable ?矛盾心理:如果有一次联邦宪法法院考虑问题并进行分析那就是为什么要这样做或者被误解,这部错误对于德国的宪法理由是无关紧要的。矛盾不是东德二人合一的行为莱泽,这就是宪法法院的最重地位法案解除德国宪法修正案、行政权力和法庭
{"title":"Fehlerfolgen: Ist die verfassungsgerichtliche Ultra-vires- und Identitätskontrolle aus verfassungsrechtlichen Gründen rechtlich wirkungslos?","authors":"L. Hartmann","doi":"10.3790/staa.60.3.387","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/staa.60.3.387","url":null,"abstract":"Unionales Sekundärrecht, das ultra vires erzeugt wird oder gegen die Verfassungsidentität verstößt, ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland unanwendbar und entfaltet für deutsche Verfassungsorgane, Behörden und Gerichte keine Rechtswirkungen. Was so zunächst jedenfalls im Ergebnis klar zu sein scheint – die Fehlerfolge des Ultra-vires-Fehlers bzw. Identitätsverstoßes – ist es beim Abgleich mit der herkömmlichen Fehlerfolgenlehre nicht: Ist die Sekundärrechtsnorm nichtig, unanwendbar oder zwar gültig, aber aufhebbar? Im Gegenteil: Nimmt man das bundesverfassungsgerichtliche Konzept ernst und analysiert man die Rechtswirkungen, die ihm zufolge entstehen oder nicht entstehen, so ist der Fehler in Deutschland weitgehend unbeachtlich – und zwar aus verfassungsrechtlichen Gründen. Mit anderen Worten: Paradoxerweise ist es nicht die Sekundärrechtsnorm, die in Deutschland keine Rechtswirkungen entfaltet, sondern die verfassungsgerichtliche Feststellung des Vorliegens eines Ultra-vires-Akts bzw. Identitätsverstoßes, die von den deutschen Verfassungsorganen, Behörden und Gerichten außer Acht zu lassen ist.\u0000According to the case law of the Federal Constitutional Court, EU secondary law that is created ultra vires or violates constitutional identity cannot be applied in Germany and has no binding effect on German constitutional bodies, administrative authorities, and courts. What seems evident at first – the error effects of the ultra vires act or of the violation of constitutional identity – is not evident when considered in relation to the customary doctrine of error effects: Is the act of secondary law null and void, not to be applied, or valid but voidable? On the contrary: if one takes the Federal Constitutional Court's concept seriously and analyses the binding effects to which it does or does not give rise, the error is largely irrelevant in Germany – for constitutional reasons. In other words: Paradoxically, it is not the act of secondary law that does not produce binding effects in Germany; rather, it is the constitutional court's declaration of an ultra vires act or violation of constitutional identity that must be disregarded by the German constitutional bodies, administrative authorities, and courts.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"50 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"123848140","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der Artikel rekonstruiert die Geschichte von Carl Schmitts Reichsbegriff. Die historische Situation im Frühjahr 1939 hatte Einfluss auf den Weg seines juristischen Werks. Der Reichsbegriff war Thema eines Vortrags, den Schmitt in das Zentrum seiner „Völkerrechtlichen Großraumordnung“ stellte. Diese im April 1939 erschienene Publikation wurde nach Ausbruch des Krieges mehrfach ergänzt. Der Abschnitt zum Reichsbegriff blieb unverändert. Schmitt unterstützte mit seinen Beiträgen zum Völkerrecht den aggressiven Weg der NS-Politik, der zum Ausbruch des Krieges im September 1939 führte. In einem Essay vom Mai 1939 über das Reich und den Untergang der europäischen Kultur zitierte er frühere Veröffentlichungen. Sie hatten ihn zu einem neuen völkerrechtlichen Gedanken geführt. Reiche, nicht Staaten sollten Träger des Völkerrechts sein. An diesem Gedanken hielt Schmitt auch während des Krieges fest. Sein Essay ist ein Selbstportrait des Juristen Schmitt. Seine Gegner erhoben den Vorwurf mangelhafter Weltanschauung. Sie forderten eine „völkische Großraumordnung“. Im Zweiten Weltkrieg schloss sich Schmitt nicht Ereignissen an, die der Ideologie vom „Lebensraum“ Taten folgen ließen. Mit dem Begriff „Ereignisse“ wurden 1941/42 Kriegsverbrechen in den „Ereignismeldungen UdSSR“ benannt. Die Stäbe des „Reichssicherheitshauptamts“ werteten sie aus. Schmitt ließ den Zusammenhang dieser Verbrechen mit dem Typus des totalen Staats unbeachtet. The article reconstructs the history of Carl Schmitt's concept of the Reich. The historical situation in the spring of 1939 had an influence on the path of his legal work. The concept of empire was the subject of a lecture that Schmitt placed at the center of his “Völkerrechtliche Großraumordnung”. This publication, which appeared in April 1939, was supplemented several times after the outbreak of World War II. The section on the concept of empire remained unchanged. Schmitt's contributions to international law supported the aggressive course of Nazi policy before September 1939. In a May 1939 essay on the Reich and the Decline of European Culture, he cited earlier publications. They had led him to a new idea of the causal connection between empires and international law. Schmitt held on to it even during the war. His essay is a self-portrait of the jurist Schmitt. His opponents raised the accusation of a deficient world view (Weltanschauung). They demanded a "völkische Großraumordnung". In the Second World War, Schmitt did not join events (Ereignisse) that gave action to the ideology of Lebensraum. The term "Ereignisse" was used in 1941/42 to name war crimes in the "Ereignismeldungen UdSSR". The staffs of the Reich Security Main Office (Reichssicherheitshauptamt) evaluated them. Schmitt ignored the connection of these crimes with the type of the total state.
{"title":"Carl Schmitt, April 1939: „Der Reichsbegriff im Völkerrecht“","authors":"D. Blasius","doi":"10.3790/staa.60.3.455","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/staa.60.3.455","url":null,"abstract":"Der Artikel rekonstruiert die Geschichte von Carl Schmitts Reichsbegriff. Die historische Situation im Frühjahr 1939 hatte Einfluss auf den Weg seines juristischen Werks. Der Reichsbegriff war Thema eines Vortrags, den Schmitt in das Zentrum seiner „Völkerrechtlichen Großraumordnung“ stellte. Diese im April 1939 erschienene Publikation wurde nach Ausbruch des Krieges mehrfach ergänzt. Der Abschnitt zum Reichsbegriff blieb unverändert. Schmitt unterstützte mit seinen Beiträgen zum Völkerrecht den aggressiven Weg der NS-Politik, der zum Ausbruch des Krieges im September 1939 führte. In einem Essay vom Mai 1939 über das Reich und den Untergang der europäischen Kultur zitierte er frühere Veröffentlichungen. Sie hatten ihn zu einem neuen völkerrechtlichen Gedanken geführt. Reiche, nicht Staaten sollten Träger des Völkerrechts sein. An diesem Gedanken hielt Schmitt auch während des Krieges fest. Sein Essay ist ein Selbstportrait des Juristen Schmitt. Seine Gegner erhoben den Vorwurf mangelhafter Weltanschauung. Sie forderten eine „völkische Großraumordnung“. Im Zweiten Weltkrieg schloss sich Schmitt nicht Ereignissen an, die der Ideologie vom „Lebensraum“ Taten folgen ließen. Mit dem Begriff „Ereignisse“ wurden 1941/42 Kriegsverbrechen in den „Ereignismeldungen UdSSR“ benannt. Die Stäbe des „Reichssicherheitshauptamts“ werteten sie aus. Schmitt ließ den Zusammenhang dieser Verbrechen mit dem Typus des totalen Staats unbeachtet.\u0000The article reconstructs the history of Carl Schmitt's concept of the Reich. The historical situation in the spring of 1939 had an influence on the path of his legal work. The concept of empire was the subject of a lecture that Schmitt placed at the center of his “Völkerrechtliche Großraumordnung”. This publication, which appeared in April 1939, was supplemented several times after the outbreak of World War II. The section on the concept of empire remained unchanged. Schmitt's contributions to international law supported the aggressive course of Nazi policy before September 1939. In a May 1939 essay on the Reich and the Decline of European Culture, he cited earlier publications. They had led him to a new idea of the causal connection between empires and international law. Schmitt held on to it even during the war. His essay is a self-portrait of the jurist Schmitt. His opponents raised the accusation of a deficient world view (Weltanschauung). They demanded a \"völkische Großraumordnung\". In the Second World War, Schmitt did not join events (Ereignisse) that gave action to the ideology of Lebensraum. The term \"Ereignisse\" was used in 1941/42 to name war crimes in the \"Ereignismeldungen UdSSR\". The staffs of the Reich Security Main Office (Reichssicherheitshauptamt) evaluated them. Schmitt ignored the connection of these crimes with the type of the total state.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"23 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125407280","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die Freiheit, den Preis für eine Leistung auszuhandeln, gehört zum Kern der Privatautonomie. Es überrascht daher nicht, dass staatliche Entgeltvorgaben regelmäßig von intensiven politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen begleitet werden. Diese Debatten werden jedoch in der Regel sachbereichsbezogen geführt. Entgeltvorschriften werden dabei als Einzelerscheinungen und Fremdkörper in einer marktwirtschaftlichen Ordnung beschrieben. Empirisch trifft diese Einschätzung nicht zu, in normativer Hinsicht greift sie zu kurz. Der Staat nutzt Entgeltregelungen in allen zentralen Wirtschaftsbereichen, insbesondere um die Funktionsfähigkeit eines Marktes zu sichern und um Verbraucher zu schützen. Wir führen diese Vorschriften unter dem Ordnungsbegriff „Vergütungsregelung“ zusammen, analysieren sie vergleichend und beschreiben die Gestaltungsmodelle, die der Gesetzgeber nutzen kann. Die Leistungsfähigkeit dieser Modelle testen wir am Beispiel eines Mindestpreises für Fleisch. The freedom to negotiate the price of goods and services is of central importance in every market economy. Therefore, it is not surprising that the legislator is regularly causing intense debates and is facing accusations of unconstitutionality when restricting this freedom. However, these discussions are often limited to the respective regulatory area. This is one of the reasons why price regulations are widely considered a foreign object in market economies, which is empirically not accurate and falls short in normative terms. The legislator uses price regulations in all important economic areas, especially to tackle market failure and for the purpose of consumer protection. We bring these provisions together under the classification term “price regulations”, analyze them comparatively and describe the models, which can be used by the legislator. We test the potential of these models by the example of a minimum price for meat.
{"title":"Managervergütung, Mindestlohn, Mietpreisbremse","authors":"A. Kaufhold, Sonja Heitzer","doi":"10.3790/staa.60.3.353","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/staa.60.3.353","url":null,"abstract":"Die Freiheit, den Preis für eine Leistung auszuhandeln, gehört zum Kern der Privatautonomie. Es überrascht daher nicht, dass staatliche Entgeltvorgaben regelmäßig von intensiven politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen begleitet werden. Diese Debatten werden jedoch in der Regel sachbereichsbezogen geführt. Entgeltvorschriften werden dabei als Einzelerscheinungen und Fremdkörper in einer marktwirtschaftlichen Ordnung beschrieben. Empirisch trifft diese Einschätzung nicht zu, in normativer Hinsicht greift sie zu kurz. Der Staat nutzt Entgeltregelungen in allen zentralen Wirtschaftsbereichen, insbesondere um die Funktionsfähigkeit eines Marktes zu sichern und um Verbraucher zu schützen. Wir führen diese Vorschriften unter dem Ordnungsbegriff „Vergütungsregelung“ zusammen, analysieren sie vergleichend und beschreiben die Gestaltungsmodelle, die der Gesetzgeber nutzen kann. Die Leistungsfähigkeit dieser Modelle testen wir am Beispiel eines Mindestpreises für Fleisch.\u0000The freedom to negotiate the price of goods and services is of central importance in every market economy. Therefore, it is not surprising that the legislator is regularly causing intense debates and is facing accusations of unconstitutionality when restricting this freedom. However, these discussions are often limited to the respective regulatory area. This is one of the reasons why price regulations are widely considered a foreign object in market economies, which is empirically not accurate and falls short in normative terms. The legislator uses price regulations in all important economic areas, especially to tackle market failure and for the purpose of consumer protection. We bring these provisions together under the classification term “price regulations”, analyze them comparatively and describe the models, which can be used by the legislator. We test the potential of these models by the example of a minimum price for meat.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"32 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127264666","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der Beitrag will der Frage nachgehen, wie es angesichts der Entwicklungen in den USA und auch in einigen Ländern Osteuropas um die Resilienz der demokratischen und politischen Kultur bestellt ist. Unter ,,Resilienz‘‘ wird hierbei weniger die Anpassungsfähigkeit politischer Systeme an neuartige Herausforderungen verstanden; vielmehr geht es um die Fähigkeit von Gesellschaften, mit Katastrophen wie zum Beispiel Epidemien oder auch politischen Radikalisierungsprozessen verarbeitend fertig zu werden. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Ausprägungen politischer Kultur, nämlich die Institutionen-, die Kommunikations- und die Konfliktkultur eines Gemeinwesens. Was etwa die Institutionenkultur angeht, so geht es nicht primär um die Abschaffung von Institutionen, sondern um Ihre politische Instrumentalisierung und innere Aushöhlung, oft einhergehend mit einem Verfall der für die Konfliktlösung zentralen Kommunikationskultur. The aim of the article is to examine the resilience of our democratic political culture vis-a-vis the recent developments in the US and some countries in eastern Europe. Resilience is not primarily seen as the capacity of political systems to adopt themselves to new challenges, but the strength and mental power of a society to ‘’survive’’ an intern or extern crisis by mobilizing its – in a wider sense – cultural resources. The very heart of these cultural resources are a resilient institutional culture, a culture of communicating with each other and a culture of solving conflicts without using force. Dangerous for these elements of our political culture is not so much the abolishment of institutions and constitutional rights but the instrumentalization of institutions and their hollowing-out by processes of erosion of informal rules of conflict solving by communicative interactions. Decisive will be, if the people are willing to resist these developments by fighting for an independent judiciary and their constitutional rights.
{"title":"Wie resilient ist unsere „Politische Kultur“?","authors":"G. Schuppert","doi":"10.3790/staa.60.3.473","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/staa.60.3.473","url":null,"abstract":"Der Beitrag will der Frage nachgehen, wie es angesichts der Entwicklungen in den USA und auch in einigen Ländern Osteuropas um die Resilienz der demokratischen und politischen Kultur bestellt ist. Unter ,,Resilienz‘‘ wird hierbei weniger die Anpassungsfähigkeit politischer Systeme an neuartige Herausforderungen verstanden; vielmehr geht es um die Fähigkeit von Gesellschaften, mit Katastrophen wie zum Beispiel Epidemien oder auch politischen Radikalisierungsprozessen verarbeitend fertig zu werden. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Ausprägungen politischer Kultur, nämlich die Institutionen-, die Kommunikations- und die Konfliktkultur eines Gemeinwesens. Was etwa die Institutionenkultur angeht, so geht es nicht primär um die Abschaffung von Institutionen, sondern um Ihre politische Instrumentalisierung und innere Aushöhlung, oft einhergehend mit einem Verfall der für die Konfliktlösung zentralen Kommunikationskultur.\u0000The aim of the article is to examine the resilience of our democratic political culture vis-a-vis the recent developments in the US and some countries in eastern Europe. Resilience is not primarily seen as the capacity of political systems to adopt themselves to new challenges, but the strength and mental power of a society to ‘’survive’’ an intern or extern crisis by mobilizing its – in a wider sense – cultural resources. The very heart of these cultural resources are a resilient institutional culture, a culture of communicating with each other and a culture of solving conflicts without using force. Dangerous for these elements of our political culture is not so much the abolishment of institutions and constitutional rights but the instrumentalization of institutions and their hollowing-out by processes of erosion of informal rules of conflict solving by communicative interactions. Decisive will be, if the people are willing to resist these developments by fighting for an independent judiciary and their constitutional rights.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"14 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127117156","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}