Der Beitrag beleuchtet, wie im Zuge der Herausbildung parlamentarischer Strukturen auf den Ebenen des Verfassungs- sowie des Strafrechts auf die Bestechung von Mandatsträgern reagiert wurde. Anhand verschiedener historischer Regelungsansätze wird aufgezeigt, dass sich lange Zeit verschiedene Entwicklungslinien gegenüberstanden, die nicht zueinander fanden. Dieser Umstand räumte der Mandatsträgerbestechung bis ins 21. Jahrhundert eine unrühmliche Sonderrolle im Gefüge der Korruptionsbekämpfung ein, die erst in Gänze nachvollziehbar wird, wenn man die Entwicklungen bis zum französischen Code pénal von 1810 zurückverfolgt. Während das Strafrecht ab der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend auf der Stelle trat, bewegten sich Vorstöße, gegen Bestechungen innerhalb der neuen Parlamente vorzugehen, weitgehend auf der Ebene des Verfassungsrechts und seiner Auslegung. Dabei war die Frage, wie mit Einflussnahmen auf die parlamentarische Tätigkeit umzugehen sei, eng mit einer intensiven Debatte über die Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgeordneten verwoben. The paper investigates how, as parliamentary structures evolved, the bribery of elected representatives was handled by constitutional and criminal law. On the basis of various historical approaches it is shown that for a long time different legal concepts existed without ever being combined. These circumstances contributed to an inglorious role the bribery of mandate holders took on within the fight against corruption up until the 21st century, a role which can only be fully understood when one traces the developments back to the French Code pénal of 1810. While there was no real progress in criminal law from the mid-19th century on, attempts to take action against bribery in the new parliaments largely took place at the level of constitutional law and its interpretation. At the same time, the question of how to deal with influences on parliamentary activity was closely interwoven with an intensive debate about the granting of diets to members of the Reichstag.
在宪法和刑法各级的联邦立法机构中,有人对贿赂官员的行为作出了如下回应。从不同的历史法则来看,很长时间以来,人类已经面对着不同的轨迹,而这些轨迹彼此并不相交。这个原因让受贿者在这次任务中受罚直到21岁。世纪unrühmliche身份特殊的架构中,反腐败才一度完全意识到的一种发展到法国代码pénal 1810 .追查的从19世纪中期起,刑法就是你们的了这种做法在公元90年代相当普遍,新议会大多数都是处理行贿问题的,主要是宪法以及宪法的解释。这些问题涉及如何处理对议会工作产生影响的问题,与就如何为国会议员提供节俭而引发的激烈辩论密切相关。电影投资结构,和一种间接的结构,被选举的代表性的产品在不同历史方法的基础上,用不同的法律方法遭遇不同的危机论文之下contributed to在inglorious解除武装任务holders bribery》把on ~会斗阵》,corruption up直至the 21st二十世纪,a在解除武装的坎恩only be fully懂当一号traces the developments "回到法国密码" pénal of 1810 .当你在19世纪中期的犯罪法律中没有进步,你鼓励在新的议会大厦《宪法等级》和你的解释中对布莱伯采取行动。同一个时间是关于进出酒吧的交易有些封闭的对话
{"title":"Das Volkswahlrecht und der Umgang mit parlamentarischer Korruption in Deutschland","authors":"K. Peters","doi":"10.3790/STAA.59.4.513","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.4.513","url":null,"abstract":"Der Beitrag beleuchtet, wie im Zuge der Herausbildung parlamentarischer Strukturen auf den Ebenen des Verfassungs- sowie des Strafrechts auf die Bestechung von Mandatsträgern reagiert wurde. Anhand verschiedener historischer Regelungsansätze wird aufgezeigt, dass sich lange Zeit verschiedene Entwicklungslinien gegenüberstanden, die nicht zueinander fanden. Dieser Umstand räumte der Mandatsträgerbestechung bis ins 21. Jahrhundert eine unrühmliche Sonderrolle im Gefüge der Korruptionsbekämpfung ein, die erst in Gänze nachvollziehbar wird, wenn man die Entwicklungen bis zum französischen Code pénal von 1810 zurückverfolgt. Während das Strafrecht ab der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend auf der Stelle trat, bewegten sich Vorstöße, gegen Bestechungen innerhalb der neuen Parlamente vorzugehen, weitgehend auf der Ebene des Verfassungsrechts und seiner Auslegung. Dabei war die Frage, wie mit Einflussnahmen auf die parlamentarische Tätigkeit umzugehen sei, eng mit einer intensiven Debatte über die Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgeordneten verwoben.\u0000The paper investigates how, as parliamentary structures evolved, the bribery of elected representatives was handled by constitutional and criminal law. On the basis of various historical approaches it is shown that for a long time different legal concepts existed without ever being combined. These circumstances contributed to an inglorious role the bribery of mandate holders took on within the fight against corruption up until the 21st century, a role which can only be fully understood when one traces the developments back to the French Code pénal of 1810. While there was no real progress in criminal law from the mid-19th century on, attempts to take action against bribery in the new parliaments largely took place at the level of constitutional law and its interpretation. At the same time, the question of how to deal with influences on parliamentary activity was closely interwoven with an intensive debate about the granting of diets to members of the Reichstag.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"26 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115933889","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
In seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts befasste sich Hegel mit der Frage der Verbindung zwischen Rechten und Pflichten und stellte heraus, dass Rechte zu ihrer Implementierung ein affirmatives Handeln brauchen, das nur durch die Feststellung und Erfüllung von Pflichten gewährleistet wird. Hundert Jahre später wurde diese Thematik während der Verhandlungen zur Erstellung der Weimarer Verfassung in der neu gewählten Nationalversammlung wieder aufgenommen. Die dort stattfindende Debatte, die anfänglich nur die Verankerung der Grundrechte in der Verfassung betraf, wurde allmählich mit der Frage ihrer Ergänzung durch die Grundpflichten konfrontiert, die als notwendige Korrelate der Grundrechte und ihrer Verwirklichung angesehen wurden. Der Artikel rekonstruiert die argumentative Entwicklung beider Sachverhalte, bezieht sich auf ihre theoretisch-politischen Hintergründe und stellt trotz einiger Unterschiede das gemeinsame Anliegen fest, die aktive Rolle der Bürger und des Staates zur Sicherung der Rechte hervorzuheben. In his Elements of the Philosophy of Right, Hegel dealt with the question of the connection between rights and duties and underlined that rights need an affirmative agency in order to be implemented; this was guaranteed only through the ascertainment and fulfillment of duties. Hundred years later, this thematic was taken up again during the talks on the redaction of the Weimar Constitution in the newly elected National Assembly. The subsequent debate, which originally only concerned the issue of anchoring the fundamental rights in the constitution, was progressively confronted with the question of their endorsement by fundamental duties, which were considered as a necessary correlation to the rights for the sake of their realization. The article reconstructs the argumentative development of both issues, refers to their theoretical-political background and ascertains, in spite of some few differences, the common target of stressing the active role of the citizens and of the state in guaranteeing the rights.
{"title":"Hegel, die Weimarer Verfassung und die Verflechtung zwischen Rechten und Pflichten","authors":"Cristiana Senigaglia","doi":"10.3790/STAA.59.4.577","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.4.577","url":null,"abstract":"In seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts befasste sich Hegel mit der Frage der Verbindung zwischen Rechten und Pflichten und stellte heraus, dass Rechte zu ihrer Implementierung ein affirmatives Handeln brauchen, das nur durch die Feststellung und Erfüllung von Pflichten gewährleistet wird. Hundert Jahre später wurde diese Thematik während der Verhandlungen zur Erstellung der Weimarer Verfassung in der neu gewählten Nationalversammlung wieder aufgenommen. Die dort stattfindende Debatte, die anfänglich nur die Verankerung der Grundrechte in der Verfassung betraf, wurde allmählich mit der Frage ihrer Ergänzung durch die Grundpflichten konfrontiert, die als notwendige Korrelate der Grundrechte und ihrer Verwirklichung angesehen wurden. Der Artikel rekonstruiert die argumentative Entwicklung beider Sachverhalte, bezieht sich auf ihre theoretisch-politischen Hintergründe und stellt trotz einiger Unterschiede das gemeinsame Anliegen fest, die aktive Rolle der Bürger und des Staates zur Sicherung der Rechte hervorzuheben.\u0000In his Elements of the Philosophy of Right, Hegel dealt with the question of the connection between rights and duties and underlined that rights need an affirmative agency in order to be implemented; this was guaranteed only through the ascertainment and fulfillment of duties. Hundred years later, this thematic was taken up again during the talks on the redaction of the Weimar Constitution in the newly elected National Assembly. The subsequent debate, which originally only concerned the issue of anchoring the fundamental rights in the constitution, was progressively confronted with the question of their endorsement by fundamental duties, which were considered as a necessary correlation to the rights for the sake of their realization. The article reconstructs the argumentative development of both issues, refers to their theoretical-political background and ascertains, in spite of some few differences, the common target of stressing the active role of the citizens and of the state in guaranteeing the rights.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"61 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127624213","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist zu einer allgegenwärtigen politischen Forderung avanciert. Die Bundesregierung berief eine Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“, der Bund und einige Länder gründeten Heimatministerien. Verbreitet ist die Annahme, das Grundgesetz verpflichte den Staat auf die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Dieser Beitrag begibt sich auf die Suche nach einer solchen Staatszielbestimmung. Dabei wird er nicht fündig: weder in Art. 72 II GG noch im Bundesstaats- oder im Sozialstaatsprinzip noch unter angeblich mitgeregelten Verfassungsvoraussetzungen. Schließlich erhebt der Beitrag verfassungspolitische Bedenken gegen Staatszielbestimmungen im Allgemeinen und eine Staatszielbestimmung „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ im Besonderen. Der politische Prozess kann und muss frei entscheiden, ob und wie der Staat auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse hinarbeitet. Creating equivalent living conditions throughout Germany became an ubiquitous political demand. The Federal Government appointed a commission „Equivalent living conditions“ and as well as some Länder established a ministry of homeland. According to a widespread assumption, the Basic Law obliges the state to create equivalent living conditions. This journal article is looking for such a national objective in the Basic Law. The search fails. The alleged objective can neither be found in article 72 of the Basic Law nor in constitutional principles or among constitutional preconditions, which are supposed to be positivized. Finally, this article raises doubts against national objectives in constitutional law in general and the suggested objective „Equivalent living conditions“ in particular. The political process can and should decide freely, whether and by which means the state should work towards equivalent living conditions.
{"title":"Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse – ein Verfassungsgebot?","authors":"S. Lenz","doi":"10.3790/STAA.59.4.545","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.4.545","url":null,"abstract":"Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist zu einer allgegenwärtigen politischen Forderung avanciert. Die Bundesregierung berief eine Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“, der Bund und einige Länder gründeten Heimatministerien. Verbreitet ist die Annahme, das Grundgesetz verpflichte den Staat auf die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Dieser Beitrag begibt sich auf die Suche nach einer solchen Staatszielbestimmung. Dabei wird er nicht fündig: weder in Art. 72 II GG noch im Bundesstaats- oder im Sozialstaatsprinzip noch unter angeblich mitgeregelten Verfassungsvoraussetzungen. Schließlich erhebt der Beitrag verfassungspolitische Bedenken gegen Staatszielbestimmungen im Allgemeinen und eine Staatszielbestimmung „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ im Besonderen. Der politische Prozess kann und muss frei entscheiden, ob und wie der Staat auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse hinarbeitet.\u0000Creating equivalent living conditions throughout Germany became an ubiquitous political demand. The Federal Government appointed a commission „Equivalent living conditions“ and as well as some Länder established a ministry of homeland. According to a widespread assumption, the Basic Law obliges the state to create equivalent living conditions. This journal article is looking for such a national objective in the Basic Law. The search fails. The alleged objective can neither be found in article 72 of the Basic Law nor in constitutional principles or among constitutional preconditions, which are supposed to be positivized. Finally, this article raises doubts against national objectives in constitutional law in general and the suggested objective „Equivalent living conditions“ in particular. The political process can and should decide freely, whether and by which means the state should work towards equivalent living conditions.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"3 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124509592","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Poppers Verteidigung der freiheitlichen Demokratie und das Wiedererstarken autoritären Denkens","authors":"A. Engländer","doi":"10.3790/STAA.59.3.355","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.3.355","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"19 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124605670","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Aufgrund seiner historischen Genese wurzelt das verfassungsrechtliche Verständnis repräsentativer Demokratie in einem unitären Begriff von Repräsentation, der kein Vokabular für die Verhandlung des Verhältnisses von Demokratie und gesellschaftlicher Ungleichheit entwickelt hat. Die Rekonstruktion unitärer und pluralistischer Repräsentationsbegriffe zeigt jedoch, dass ein modernes Demokratieverständnis nicht auf den Repräsentationsbegriff angewiesen ist. Dementsprechend wird vorgeschlagen, ein pluralistisches Demokratieverständnis ausgehend von der demokratischen Gleichheit zu konzipieren. Ein solches kann historisch-gesellschaftlich verortet begründen, dass es in einer pluralistischen Gesellschaft eines diskriminierungsfreien Zugangs zur Demokratie und folglich eines gewährleistenden Diskriminierungsschutzes bedarf. In diesem Sinne werden Paritätsgesetze, die ein diskriminierungsfreies Nominierungsverfahren für Wahlen gewährleisten, als demokratisches Antidiskriminierungsrecht beschrieben. Due to its historical genesis, the constitutional understanding of representative democracy is rooted in a unitary concept of representation that has not developed a vocabulary for negotiating the relationship between democracy and social inequality. However, the reconstruction of unitary and pluralistic concepts of representation shows that a modern understanding of democracy does not depend on the concept of representation. Accordingly, it is proposed to conceive a pluralistic understanding of democracy based on democratic equality. Such an understanding can be historically and socially located to justify the need for non-discriminatory access to democracy in a pluralistic society and, consequently, for guaranteed protection against discrimination. In this sense, parity laws that guarantee a non-discriminatory nomination procedure for elections are described as democratic anti-discrimination law.
{"title":"Von Repräsentation zu demokratischer Gleichheit","authors":"Cara Röhner","doi":"10.3790/STAA.59.3.421","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.3.421","url":null,"abstract":"Aufgrund seiner historischen Genese wurzelt das verfassungsrechtliche Verständnis repräsentativer Demokratie in einem unitären Begriff von Repräsentation, der kein Vokabular für die Verhandlung des Verhältnisses von Demokratie und gesellschaftlicher Ungleichheit entwickelt hat. Die Rekonstruktion unitärer und pluralistischer Repräsentationsbegriffe zeigt jedoch, dass ein modernes Demokratieverständnis nicht auf den Repräsentationsbegriff angewiesen ist. Dementsprechend wird vorgeschlagen, ein pluralistisches Demokratieverständnis ausgehend von der demokratischen Gleichheit zu konzipieren. Ein solches kann historisch-gesellschaftlich verortet begründen, dass es in einer pluralistischen Gesellschaft eines diskriminierungsfreien Zugangs zur Demokratie und folglich eines gewährleistenden Diskriminierungsschutzes bedarf. In diesem Sinne werden Paritätsgesetze, die ein diskriminierungsfreies Nominierungsverfahren für Wahlen gewährleisten, als demokratisches Antidiskriminierungsrecht beschrieben.\u0000Due to its historical genesis, the constitutional understanding of representative democracy is rooted in a unitary concept of representation that has not developed a vocabulary for negotiating the relationship between democracy and social inequality. However, the reconstruction of unitary and pluralistic concepts of representation shows that a modern understanding of democracy does not depend on the concept of representation. Accordingly, it is proposed to conceive a pluralistic understanding of democracy based on democratic equality. Such an understanding can be historically and socially located to justify the need for non-discriminatory access to democracy in a pluralistic society and, consequently, for guaranteed protection against discrimination. In this sense, parity laws that guarantee a non-discriminatory nomination procedure for elections are described as democratic anti-discrimination law.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"127 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122486736","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Angesichts des markanten Aufstiegs des Rechtspopulismus in den vergangenen Jahren drängt sich die Frage immer wieder auf, ob oder inwiefern das Parlament den eigentlichen Volkswillen (noch) vertreten kann, und wie im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung der eigentliche Volkswille überhaupt festzustellen und effektiv durchzusetzen ist. In dieser Hinsicht steht das Vertrauen in die Fähigkeit des Parlaments, den wahren Volkswillen herauszubilden und zu artikulieren, erneut vor großen Herausforderungen. Durch eine vergleichende Analyse zwischen den Demokratietheorien Böckenfördes und Kelsens zeigt der vorliegende Beitrag, weshalb und inwiefern das weitverbreitete Verständnis des Volkswillens und dessen Rolle in der parlamentarischen Demokratie gerade vor dem heutigen Hintergrund eine kritische Besinnung verdient. Es wird argumentiert, dass gerade in demokratischer Hinsicht nicht die Suche nach dem „wahren Volkswillen“, sondern nach wie vor die Gewährleistung der Menschen- bzw. Grundrechte der Einzelnen und insbesondere der Minderheiten von zentraler Bedeutung sein soll. In view of the spread of right-wing populism in recent years, the question as to how the will of the people is to be ascertained and expressed has attracted much attention in constitutional scholarship. In particular, the issue of whether or to what extent the parliament is (still) capable of representing and demonstrating the will of the people has been repeatedly discussed and debated. Through a comparative analysis of Böckenförde’s und Kelsen’s democratic theories, this article critically examines the problems of the widespread understanding of the will of the people as a real-empirical existence and its significance for the realization of democracy. Accordingly, it points out why and in what sense the reference to the so-called real will of the people would undermine rather than promote democracy. This article concludes by arguing that, precisely for the sake of democracy, what is crucial is not to determine what the “real will of the people” is, but rather to guarantee the freedom of the individual and especially of the minorities.
{"title":"Volkswille: Reale Substanz oder notwendige Fiktion?","authors":"Shu-perng Hwang","doi":"10.3790/STAA.59.3.371","DOIUrl":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.3.371","url":null,"abstract":"Angesichts des markanten Aufstiegs des Rechtspopulismus in den vergangenen Jahren drängt sich die Frage immer wieder auf, ob oder inwiefern das Parlament den eigentlichen Volkswillen (noch) vertreten kann, und wie im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung der eigentliche Volkswille überhaupt festzustellen und effektiv durchzusetzen ist. In dieser Hinsicht steht das Vertrauen in die Fähigkeit des Parlaments, den wahren Volkswillen herauszubilden und zu artikulieren, erneut vor großen Herausforderungen. Durch eine vergleichende Analyse zwischen den Demokratietheorien Böckenfördes und Kelsens zeigt der vorliegende Beitrag, weshalb und inwiefern das weitverbreitete Verständnis des Volkswillens und dessen Rolle in der parlamentarischen Demokratie gerade vor dem heutigen Hintergrund eine kritische Besinnung verdient. Es wird argumentiert, dass gerade in demokratischer Hinsicht nicht die Suche nach dem „wahren Volkswillen“, sondern nach wie vor die Gewährleistung der Menschen- bzw. Grundrechte der Einzelnen und insbesondere der Minderheiten von zentraler Bedeutung sein soll.\u0000In view of the spread of right-wing populism in recent years, the question as to how the will of the people is to be ascertained and expressed has attracted much attention in constitutional scholarship. In particular, the issue of whether or to what extent the parliament is (still) capable of representing and demonstrating the will of the people has been repeatedly discussed and debated. Through a comparative analysis of Böckenförde’s und Kelsen’s democratic theories, this article critically examines the problems of the widespread understanding of the will of the people as a real-empirical existence and its significance for the realization of democracy. Accordingly, it points out why and in what sense the reference to the so-called real will of the people would undermine rather than promote democracy. This article concludes by arguing that, precisely for the sake of democracy, what is crucial is not to determine what the “real will of the people” is, but rather to guarantee the freedom of the individual and especially of the minorities.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"9 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"117013243","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}