Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-010
Cornelia Ortlieb
{"title":"East East and West West: Ein russisch-amerikanisch- deutsches Gespräch im Zeichen Goyas, Berlin, Januar 1967","authors":"Cornelia Ortlieb","doi":"10.1515/9783110733495-010","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-010","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127804593","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-012
Susi K. Frank
{"title":"‚Multinationale Sowjetliteratur‘ und ihre Agenten auf dem Buchmarkt zwischen Ost und West: Der Fall Ajtmatov","authors":"Susi K. Frank","doi":"10.1515/9783110733495-012","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-012","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"142 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122864021","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-005
V. D. Rosa
Versucht man Ingeborg Bachmanns Positionierung auf der geopolitischen Landkarte des geteilten Europas der frühen 1960er Jahre nachzuzeichnen, so ergeben sich gleich drei Trajekte und ein Ausgangspunkt. Als solcher gilt die Stadt Berlin, genauer gesagt: die spezielle Enklave West-Berlin, wo sich die Dichterin vom Frühjahr 1963 bis Ende 1965 zunächst als Stipendiatin der Ford Foundation aufhält. Es sind insgesamt fast drei Jahre, die im unmittelbaren Zeichen des Mauerbaus und der konsequenten Zuspitzung des Ost-West-Konflikts stehen und die auch für Bachmanns literaturpolitische Praxis nicht ohne Folgen bleiben:
{"title":"„In der Situation des Radwechslers“: Ingeborg Bachmanns Berliner Periode als Öffnung zu einer transnationalen Literaturpraxis","authors":"V. D. Rosa","doi":"10.1515/9783110733495-005","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-005","url":null,"abstract":"Versucht man Ingeborg Bachmanns Positionierung auf der geopolitischen Landkarte des geteilten Europas der frühen 1960er Jahre nachzuzeichnen, so ergeben sich gleich drei Trajekte und ein Ausgangspunkt. Als solcher gilt die Stadt Berlin, genauer gesagt: die spezielle Enklave West-Berlin, wo sich die Dichterin vom Frühjahr 1963 bis Ende 1965 zunächst als Stipendiatin der Ford Foundation aufhält. Es sind insgesamt fast drei Jahre, die im unmittelbaren Zeichen des Mauerbaus und der konsequenten Zuspitzung des Ost-West-Konflikts stehen und die auch für Bachmanns literaturpolitische Praxis nicht ohne Folgen bleiben:","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"82 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"129633557","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-011
Miltos Pechlivanos
Die drei Jahrzehnte zwischen 1943, mit dem Anbruch der ersten innergriechischen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen linksund rechtsgerichteten Widerstandsorganisationen schon während der Zeit der deutschen Besatzung, und 1973, mit der blutigen Niederschlagung des Studierendenaufstandes von den Panzern im Polytechnikum, der Athener Technischen Universität, hat der Autor und Literaturkritiker Alexandros Kotzias (1924–1992) als den griechischen „dreißigjährigen Krieg“ bezeichnet.1 Die Pointe dieser zugespitzten Formulierung, die die tief spaltende Polarisierung, die gewaltsame und quasi konfessionelle Zerrissenheit der griechischen Nachkriegsgesellschaft zwischen rechts und links, Antikommunismus und kommunistischer Erlösung, unterstreicht, liegt auf dem ungebrochenen Fortwirken des Bürgerkriegserbes.2 Eingebettet in den globalen Systemkonflikt, den sich anbahnenden Kalten Krieg, als dessen erster Stellvertreterkrieg der griechisch-griechische angesehen werden kann, warf der offene Bürgerkrieg der Jahre 1946–1949 seinen langen Schatten in die Zukunft bis zu den 1970er Jahren und schöpfte seine Narrative aus den Alltagserfahrungen
{"title":"Der griechische Bürgerkrieg und das geteilte Berlin: „Weiße Rosen aus Athen“ und Antigone lebt","authors":"Miltos Pechlivanos","doi":"10.1515/9783110733495-011","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-011","url":null,"abstract":"Die drei Jahrzehnte zwischen 1943, mit dem Anbruch der ersten innergriechischen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen linksund rechtsgerichteten Widerstandsorganisationen schon während der Zeit der deutschen Besatzung, und 1973, mit der blutigen Niederschlagung des Studierendenaufstandes von den Panzern im Polytechnikum, der Athener Technischen Universität, hat der Autor und Literaturkritiker Alexandros Kotzias (1924–1992) als den griechischen „dreißigjährigen Krieg“ bezeichnet.1 Die Pointe dieser zugespitzten Formulierung, die die tief spaltende Polarisierung, die gewaltsame und quasi konfessionelle Zerrissenheit der griechischen Nachkriegsgesellschaft zwischen rechts und links, Antikommunismus und kommunistischer Erlösung, unterstreicht, liegt auf dem ungebrochenen Fortwirken des Bürgerkriegserbes.2 Eingebettet in den globalen Systemkonflikt, den sich anbahnenden Kalten Krieg, als dessen erster Stellvertreterkrieg der griechisch-griechische angesehen werden kann, warf der offene Bürgerkrieg der Jahre 1946–1949 seinen langen Schatten in die Zukunft bis zu den 1970er Jahren und schöpfte seine Narrative aus den Alltagserfahrungen","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"2003 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125771025","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-003
U. Schneider
Ein Blick auf „Berliner Weltliteraturen“ und die internationalen literarischen Beziehungen in den 1960er Jahren kommt ohne einen Beitrag zum Nouveau Roman nicht aus, bildete diese Tendenz des französischen Romans doch seit Ende der 50er Jahre gewissermaßen die ‚Speerspitze‘ einer Erneuerung des europäischen Romans und wird gern – auch wenn sich die Protagonisten dieser Tendenz teils dagegen wehrten – als ‚Avantgarde‘ bezeichnet, am Übergang von der klassischen Moderne zur Postmoderne. Das Etikett „Nouveau Roman“ geht zurück auf eine Kritik des Journalisten Émile Henriot, der damit im Jahre 1957 in einer Rezension zu Alain RobbeGrillets Roman La Jalousie und Nathalie Sarrautes Tropismes beide Werke zunächst abwertend beurteilte;1 in der Folge wurde dieser zunächst also – wie so oft im Falle von Bezeichnungen neuer Ausprägungen in Kunst und Literatur – pejorative Ausdruck aufgegriffen als Bezeichnung nicht nur einer Tendenz, sondern einer Gruppe von Autor:innen, unabhängig von deren Bewertung. Die Zuordnung von Autor:innen zu den nouveaux romanciers variiert und ist bis heute teils umstritten. Zum engen Kreis gehörten aber von Beginn an Alain Robbe-Grillet, Michel Butor, Nathalie Sarraute und Claude Simon, die alle in den 1960er Jahren auch nach Berlin kamen. Ebenfalls von Beginn an haben alle Autor:innen immer wieder betont, dass sie keine ‚Schule‘, keine ‚Bewegung‘ bildeten, und das literarische Schaffen aller Autor:innen, die man gemeinhin mit dem Nouveau Roman verbindet, ist in der Tat außerordentlich heterogen. Bei allen Unterschieden in Zielsetzung und Verfahren waren sich die Autor:innen doch einig in ihrer anti-traditionalistischen Wendung, die sich ebenso gegen das für nunmehr überholt erachtete realistische Erzählen des 19. Jahrhunderts wie gegen das Konzept einer littérature engagée wandte, das in Frankreich prominent mit dem Namen Jean-Paul Sartre verbunden war. Sie suchten nach radikal neuen, der veränderten Wirklichkeitserfahrung und genauer dem gestörten Verhältnis zwischen Mensch und Welt angemessenen Erzählformen – und gingen dabei dann im Einzelnen freilich recht unterschiedliche Wege. Verdächtig erschien ihnen allen die literarische Tradition, insoweit sie – mit den Worten Alain Robbe-Grillets – für die „sakrosankten Regeln des Wahrscheinlichen, der kausalen Chronologie, der einzig möglichen Bedeutung und der Widerspruchslosigkeit“ stand.2 Kritisiert wurden an einer solchen illusionistischen
{"title":"Zweifacher Blick: Die ‚nouveaux romanciers‘ in Berlin (mit einem Fokus auf Michel Butor)","authors":"U. Schneider","doi":"10.1515/9783110733495-003","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-003","url":null,"abstract":"Ein Blick auf „Berliner Weltliteraturen“ und die internationalen literarischen Beziehungen in den 1960er Jahren kommt ohne einen Beitrag zum Nouveau Roman nicht aus, bildete diese Tendenz des französischen Romans doch seit Ende der 50er Jahre gewissermaßen die ‚Speerspitze‘ einer Erneuerung des europäischen Romans und wird gern – auch wenn sich die Protagonisten dieser Tendenz teils dagegen wehrten – als ‚Avantgarde‘ bezeichnet, am Übergang von der klassischen Moderne zur Postmoderne. Das Etikett „Nouveau Roman“ geht zurück auf eine Kritik des Journalisten Émile Henriot, der damit im Jahre 1957 in einer Rezension zu Alain RobbeGrillets Roman La Jalousie und Nathalie Sarrautes Tropismes beide Werke zunächst abwertend beurteilte;1 in der Folge wurde dieser zunächst also – wie so oft im Falle von Bezeichnungen neuer Ausprägungen in Kunst und Literatur – pejorative Ausdruck aufgegriffen als Bezeichnung nicht nur einer Tendenz, sondern einer Gruppe von Autor:innen, unabhängig von deren Bewertung. Die Zuordnung von Autor:innen zu den nouveaux romanciers variiert und ist bis heute teils umstritten. Zum engen Kreis gehörten aber von Beginn an Alain Robbe-Grillet, Michel Butor, Nathalie Sarraute und Claude Simon, die alle in den 1960er Jahren auch nach Berlin kamen. Ebenfalls von Beginn an haben alle Autor:innen immer wieder betont, dass sie keine ‚Schule‘, keine ‚Bewegung‘ bildeten, und das literarische Schaffen aller Autor:innen, die man gemeinhin mit dem Nouveau Roman verbindet, ist in der Tat außerordentlich heterogen. Bei allen Unterschieden in Zielsetzung und Verfahren waren sich die Autor:innen doch einig in ihrer anti-traditionalistischen Wendung, die sich ebenso gegen das für nunmehr überholt erachtete realistische Erzählen des 19. Jahrhunderts wie gegen das Konzept einer littérature engagée wandte, das in Frankreich prominent mit dem Namen Jean-Paul Sartre verbunden war. Sie suchten nach radikal neuen, der veränderten Wirklichkeitserfahrung und genauer dem gestörten Verhältnis zwischen Mensch und Welt angemessenen Erzählformen – und gingen dabei dann im Einzelnen freilich recht unterschiedliche Wege. Verdächtig erschien ihnen allen die literarische Tradition, insoweit sie – mit den Worten Alain Robbe-Grillets – für die „sakrosankten Regeln des Wahrscheinlichen, der kausalen Chronologie, der einzig möglichen Bedeutung und der Widerspruchslosigkeit“ stand.2 Kritisiert wurden an einer solchen illusionistischen","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131045042","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-006
Bernadette Grubner
Am 3. Dezember 1964 erschien in der konservativen Tageszeitung Die Welt aus dem Hause Springer in der Rubrik Berlin ein kleiner Artikel mit dem Titel „Frei von Ideologie und Dogma“.1 Es handelte sich um einen Bericht über eine Lesung im Westberliner Studentenheim Siegmunds Hof, die am 1. Dezember stattgefunden hatte. Die Gäste waren die beiden tschechoslowakischen Schriftsteller Ludvík Kundera und Eduard Petiška, die aus neuen Werken lasen, sowie der Übersetzer und Drehbuchautor Juraj Spitzer, der als Literarhistoriker zitiert wird. Der Ton des Artikels in der Welt ist überaus wohlwollend. Das Gespräch sei „freimütig und ungezwungen“ verlaufen, eine so „unbeschwerte und unproblematische Diskussion hatte man in Siegmunds Hof noch nicht erlebt.“ Was aus heutiger Sicht wie eine freundliche Randnotiz aus dem Kulturleben klingt, war im damaligen Kontext ein kleinformatiger kulturpolitischer Angriff. Denn der Redaktion der Welt ging es nicht um die publizistische Förderung sozialistischer Autoren – nicht umsonst setzte sie das Adjektiv „sozialistisch“ in distanzierende Anführungsstriche; vielmehr wies sie die Gäste zwischen den Zeilen als Oppositionelle aus, deren persönliches „Trauma“ nach der Zeit der deutschen Besatzung der Stalinismus gewesen sei. Erst seit 1956 – dem Jahr, in dem Nikita Chruschtschow mit seiner Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU den Prozess der Entstalinisierung einläutete – könnten die beiden Schriftsteller mit eigenen Werken hervortreten. Die Bezeichnungen „unideologisch“ und „undogmatisch“ positionierten die tschechoslowakischen Autoren deutlich als Kritiker der regierenden Staatsparteien, denen selbst dogmatische Verhärtung nachgesagt wurde. Nicht zuletzt in der Tschechoslowakei, in der zu dieser Zeit Bewegung und Debatte in die kulturellen Auseinandersetzungen kam, war Dogmatismus das Schlagwort, mit dem sich eine an der literarischen Moderne orientierte Gruppe von Intellektuellen gegen die Überreste der stalinistischen Ära wandte. Für die DDR kann man hier prominent auch an das ebenfalls 1964 bei Rowohlt erschienene Buch Dialektik ohne Dogma? des Chemikers Robert Havemann denken.2
{"title":"„In Schwingung versetzt“: Das Internationale Schriftstellerkolloquium 1964 in Ostberlin","authors":"Bernadette Grubner","doi":"10.1515/9783110733495-006","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-006","url":null,"abstract":"Am 3. Dezember 1964 erschien in der konservativen Tageszeitung Die Welt aus dem Hause Springer in der Rubrik Berlin ein kleiner Artikel mit dem Titel „Frei von Ideologie und Dogma“.1 Es handelte sich um einen Bericht über eine Lesung im Westberliner Studentenheim Siegmunds Hof, die am 1. Dezember stattgefunden hatte. Die Gäste waren die beiden tschechoslowakischen Schriftsteller Ludvík Kundera und Eduard Petiška, die aus neuen Werken lasen, sowie der Übersetzer und Drehbuchautor Juraj Spitzer, der als Literarhistoriker zitiert wird. Der Ton des Artikels in der Welt ist überaus wohlwollend. Das Gespräch sei „freimütig und ungezwungen“ verlaufen, eine so „unbeschwerte und unproblematische Diskussion hatte man in Siegmunds Hof noch nicht erlebt.“ Was aus heutiger Sicht wie eine freundliche Randnotiz aus dem Kulturleben klingt, war im damaligen Kontext ein kleinformatiger kulturpolitischer Angriff. Denn der Redaktion der Welt ging es nicht um die publizistische Förderung sozialistischer Autoren – nicht umsonst setzte sie das Adjektiv „sozialistisch“ in distanzierende Anführungsstriche; vielmehr wies sie die Gäste zwischen den Zeilen als Oppositionelle aus, deren persönliches „Trauma“ nach der Zeit der deutschen Besatzung der Stalinismus gewesen sei. Erst seit 1956 – dem Jahr, in dem Nikita Chruschtschow mit seiner Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU den Prozess der Entstalinisierung einläutete – könnten die beiden Schriftsteller mit eigenen Werken hervortreten. Die Bezeichnungen „unideologisch“ und „undogmatisch“ positionierten die tschechoslowakischen Autoren deutlich als Kritiker der regierenden Staatsparteien, denen selbst dogmatische Verhärtung nachgesagt wurde. Nicht zuletzt in der Tschechoslowakei, in der zu dieser Zeit Bewegung und Debatte in die kulturellen Auseinandersetzungen kam, war Dogmatismus das Schlagwort, mit dem sich eine an der literarischen Moderne orientierte Gruppe von Intellektuellen gegen die Überreste der stalinistischen Ära wandte. Für die DDR kann man hier prominent auch an das ebenfalls 1964 bei Rowohlt erschienene Buch Dialektik ohne Dogma? des Chemikers Robert Havemann denken.2","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"52 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"126506071","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-08-09DOI: 10.1515/9783110733495-009
Heribert Tommek
Für die Untersuchung von Internationalisierungsprozessen und ihren Konkurrenz-verhältnissen bietet das Feld der Übersetzungen einen besonderen Fokus.1 Um das historische Kräftespiel der Internationalisierung in der prismatischen Brechung der Übersetzung aufzuzeigen, soll im Folgenden erstens die Entwicklung der Übersetzungsförderung skizziert und zweitens der Formierung eines Diskurses der Autorschaft von Übersetzern2 nachgegangen werden. Im Mittelpunkt des Beitrags steht dann eine Fallstudie zu einer Veranstaltung, die 1966 am Literarischen Colloquium Berlin (LCB) stattfand und zum ersten Mal Fragen einer Übersetzungspoetik in das Zentrum der Diskussion rückte. Aus diesem Westberliner Übersetzerkolloquium lassen sich – so die These – allgemeine Rückschlüsse auf die Besonderheiten der internationalen literarischen Beziehungen in Ost und West nach dem Mauerbau und damit verbundene Transformationen des Autor- und Literaturbegriffs ziehen. zur dichterisch geben, ‚Prosaübersetzung‘, nicht bei der […] Interlinearversion stehenbleibt. Beide leisten, meine ich, einem grundsätzlichen Mißverständ-nis Vorschub: die eine als Irreführung des unkritischen Lesers (der Übersetzer als untaugliches Medium); die andere, indem sie den poetischen Gedanken auf eine nicht dichterische Weise zu vermitteln vorgibt und dem, der das Gedicht in der Originalsprache nicht nachempfinden kann, die Kenntnis des ‚Inhalts‘ vortäuscht (objektive Untauglichkeit). Es genug Beispiele für das subjektive Versagen. Meiner Meinung nach gehören hieher [sic!] (ich begründete auf der
{"title":"Übersetzungsförderung und die Formierung des Autor-Übersetzer-Diskurses am LCB um 1966","authors":"Heribert Tommek","doi":"10.1515/9783110733495-009","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110733495-009","url":null,"abstract":"Für die Untersuchung von Internationalisierungsprozessen und ihren Konkurrenz-verhältnissen bietet das Feld der Übersetzungen einen besonderen Fokus.1 Um das historische Kräftespiel der Internationalisierung in der prismatischen Brechung der Übersetzung aufzuzeigen, soll im Folgenden erstens die Entwicklung der Übersetzungsförderung skizziert und zweitens der Formierung eines Diskurses der Autorschaft von Übersetzern2 nachgegangen werden. Im Mittelpunkt des Beitrags steht dann eine Fallstudie zu einer Veranstaltung, die 1966 am Literarischen Colloquium Berlin (LCB) stattfand und zum ersten Mal Fragen einer Übersetzungspoetik in das Zentrum der Diskussion rückte. Aus diesem Westberliner Übersetzerkolloquium lassen sich – so die These – allgemeine Rückschlüsse auf die Besonderheiten der internationalen literarischen Beziehungen in Ost und West nach dem Mauerbau und damit verbundene Transformationen des Autor- und Literaturbegriffs ziehen. zur dichterisch geben, ‚Prosaübersetzung‘, nicht bei der […] Interlinearversion stehenbleibt. Beide leisten, meine ich, einem grundsätzlichen Mißverständ-nis Vorschub: die eine als Irreführung des unkritischen Lesers (der Übersetzer als untaugliches Medium); die andere, indem sie den poetischen Gedanken auf eine nicht dichterische Weise zu vermitteln vorgibt und dem, der das Gedicht in der Originalsprache nicht nachempfinden kann, die Kenntnis des ‚Inhalts‘ vortäuscht (objektive Untauglichkeit). Es genug Beispiele für das subjektive Versagen. Meiner Meinung nach gehören hieher [sic!] (ich begründete auf der","PeriodicalId":441050,"journal":{"name":"Berliner Weltliteraturen","volume":"69 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125137519","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}