Zusammenfassung Mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind die Leistungen der Eingliederungshilfe (EGH) aus dem Sozialhilfegesetz SGB XII in das Rehabilitations- und Teilhaberecht (SGB IX) überführt worden. Sie sind somit keine Fürsorgeleistungen mehr, sondern müssen den Rechtsanspruch auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Partizipation einlösen. Zudem soll die Ausgabendynamik der EGH gebremst werden. Zur Umsetzung der Leitideen dienen u. a. vertragliche Regelungen, die den allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse der EGH bei der Leistungserbringung gewährleisten und parallel eine finanzielle Steuerung ermöglichen sollen. Die Suchthilfe muss den Paradigmenwechsel des BTHG fachlich integrieren. Im vorliegenden Beitrag werden wesentliche Konzepte und Ansätze der Suchthilfe und aus angrenzenden Fachgebieten in Bezug auf die Prämissen und Ziele des BTHG diskutiert und die sich ergebenden Chancen vorgestellt.
{"title":"Analyse der BTHG-bezogenen Chancen und Grenzen für die Suchthilfe","authors":"Stefanie Gellert-Beckmann","doi":"10.1055/a-2159-8397","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2159-8397","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind die Leistungen der Eingliederungshilfe (EGH) aus dem Sozialhilfegesetz SGB XII in das Rehabilitations- und Teilhaberecht (SGB IX) überführt worden. Sie sind somit keine Fürsorgeleistungen mehr, sondern müssen den Rechtsanspruch auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Partizipation einlösen. Zudem soll die Ausgabendynamik der EGH gebremst werden. Zur Umsetzung der Leitideen dienen u. a. vertragliche Regelungen, die den allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse der EGH bei der Leistungserbringung gewährleisten und parallel eine finanzielle Steuerung ermöglichen sollen. Die Suchthilfe muss den Paradigmenwechsel des BTHG fachlich integrieren. Im vorliegenden Beitrag werden wesentliche Konzepte und Ansätze der Suchthilfe und aus angrenzenden Fachgebieten in Bezug auf die Prämissen und Ziele des BTHG diskutiert und die sich ergebenden Chancen vorgestellt.","PeriodicalId":51186,"journal":{"name":"Suchttherapie","volume":"57 2","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135366205","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Ziel Viele Opioidabhängige haben Kumpantiere. In der Studie wird untersucht, welche Rolle sie in ihrem Leben spielen und welchen Einfluss sie auf die Suchterkrankung ausüben. Der Begriff Kumpantier unterstreicht, dass zwischen Mensch und Tier eine enge Beziehung besteht. Methodik Alle substituierten Opioidabhängigen aus zwei suchtmedizinischen Praxen in Berlin wurden befragt, ob sie Tiere besitzen. Mit 12 tierhaltenden Abhängigen wurden leitfadengestützte Interviews geführt, ergänzt durch einen Kurzfragebogen. Die Auswertung erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse. Ergebnisse 27 von 104 substituierten Opioidabhängigen (26%) besitzen Tiere, v. a. Katzen und Hunde. Für die 12 Befragten spielen die Tiere eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Sie weisen ihnen eine Aufgabe und Verantwortung zu, strukturieren ihren Tag, unterstützen sie emotional und lenken sie von negativen Gedanken und Gefühlen ab. Sie scheinen auch die Rückfallgefahr sowie den Suchtdruck zu mindern. Gegenüber den positiven Wirkungen der Tiere treten die negativen in den Hintergrund. Schlußfolgerungen Auf Grund ihrer hohen Bedeutung für die Abhängigen sollten Kumpantiere in die Überlegungen und Strategien der Behandlungsteams einbezogen werden und mehr Einrichtungen der Gesundheits- und Suchthilfe einen Zugang mit Tieren ermöglichen.
{"title":"Die Bedeutung von Kumpantieren für Opioidabhängige in Substitutionstherapie","authors":"M. Schulze","doi":"10.1055/a-2128-4488","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2128-4488","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Ziel Viele Opioidabhängige haben Kumpantiere. In der Studie wird untersucht, welche Rolle sie in ihrem Leben spielen und welchen Einfluss sie auf die Suchterkrankung ausüben. Der Begriff Kumpantier unterstreicht, dass zwischen Mensch und Tier eine enge Beziehung besteht. Methodik Alle substituierten Opioidabhängigen aus zwei suchtmedizinischen Praxen in Berlin wurden befragt, ob sie Tiere besitzen. Mit 12 tierhaltenden Abhängigen wurden leitfadengestützte Interviews geführt, ergänzt durch einen Kurzfragebogen. Die Auswertung erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse. Ergebnisse 27 von 104 substituierten Opioidabhängigen (26%) besitzen Tiere, v. a. Katzen und Hunde. Für die 12 Befragten spielen die Tiere eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Sie weisen ihnen eine Aufgabe und Verantwortung zu, strukturieren ihren Tag, unterstützen sie emotional und lenken sie von negativen Gedanken und Gefühlen ab. Sie scheinen auch die Rückfallgefahr sowie den Suchtdruck zu mindern. Gegenüber den positiven Wirkungen der Tiere treten die negativen in den Hintergrund. Schlußfolgerungen Auf Grund ihrer hohen Bedeutung für die Abhängigen sollten Kumpantiere in die Überlegungen und Strategien der Behandlungsteams einbezogen werden und mehr Einrichtungen der Gesundheits- und Suchthilfe einen Zugang mit Tieren ermöglichen.","PeriodicalId":51186,"journal":{"name":"Suchttherapie","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.2,"publicationDate":"2023-08-17","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46170275","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Ziel Digitale Behandlungskonzepte haben das Potenzial, die Behandlungslücke bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu verringern, wenn entsprechende Angebote für die Zielgruppe als attraktiv wahrgenommen werden. Zugleich ist die Akzeptanz und Nutzungsmotivation entsprechender Angebote in der Zielpopulation bislang unzureichend untersucht. Methodik Auf Grundlage einer Literatursuche wurde Elemente telemedizinischer und Nachsorgebausteine als Bestandteile einer fiktiven digitale Alkohol-Nachsorge-App („DANA“) beschrieben und konsekutiv rekrutierte Patient:innen (n=102) einer Alkoholentwöhnungseinrichtung nach mittels standardisierter Fragebögen zu ihrer Akzeptanz und Nutzungsmotivation der jeweiligen Bausteine befragt. Bei 96 Patient:innen mit vollständigen bzw. plausiblen Antworten wurden die Einflüsse von Geschlecht, Alter und Selbstwirksamkeitserwartung auf die Nutzungsmotivation analysiert. Ergebnisse Faktorenanalytisch konnten zwei Dimensionen identifiziert werden, die als „Lebensstilförderung“ und „Selbst- und Fremdkontrolle“ interpretiert werden konnten. Die Analyse von Subgruppen ergab, dass jüngeres Alter auf beide Dimensionen und höhere Selbstwirksamkeit auf die Dimension „Lebensstilförderung“ einen signifikant positiven Einfluss auf die Akzeptanz- und Nutzermotivation haben. Das Geschlecht der Patient:innen beeinflusst nach dieser Studie die Akzeptanz und Nutzermotivation nicht signifikant. Mehrheitlich wurde von den Patient:innen eine Kombination von persönlicher und digitaler Nachsorge als attraktiv eingestuft. Diskussion Digitale Nachsorgeangebote weisen bei Patient:innen mit Alkoholabhängigkeit als Addendum zu persönlicher Nachsorge hohe Akzeptanz auf, insbesondere bei jüngeren Zielgruppen.
{"title":"Akzeptanz und Nutzermotivation einer D igitalen A lkohol N achsorge A pp (DANA) bei Rehabilitand:innen mit Alkoholgebrauchsstörungen","authors":"Leander Liekefett, H. Rumpf, G. Bischof","doi":"10.1055/a-2109-2282","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2109-2282","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Ziel Digitale Behandlungskonzepte haben das Potenzial, die Behandlungslücke bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu verringern, wenn entsprechende Angebote für die Zielgruppe als attraktiv wahrgenommen werden. Zugleich ist die Akzeptanz und Nutzungsmotivation entsprechender Angebote in der Zielpopulation bislang unzureichend untersucht. Methodik Auf Grundlage einer Literatursuche wurde Elemente telemedizinischer und Nachsorgebausteine als Bestandteile einer fiktiven digitale Alkohol-Nachsorge-App („DANA“) beschrieben und konsekutiv rekrutierte Patient:innen (n=102) einer Alkoholentwöhnungseinrichtung nach mittels standardisierter Fragebögen zu ihrer Akzeptanz und Nutzungsmotivation der jeweiligen Bausteine befragt. Bei 96 Patient:innen mit vollständigen bzw. plausiblen Antworten wurden die Einflüsse von Geschlecht, Alter und Selbstwirksamkeitserwartung auf die Nutzungsmotivation analysiert. Ergebnisse Faktorenanalytisch konnten zwei Dimensionen identifiziert werden, die als „Lebensstilförderung“ und „Selbst- und Fremdkontrolle“ interpretiert werden konnten. Die Analyse von Subgruppen ergab, dass jüngeres Alter auf beide Dimensionen und höhere Selbstwirksamkeit auf die Dimension „Lebensstilförderung“ einen signifikant positiven Einfluss auf die Akzeptanz- und Nutzermotivation haben. Das Geschlecht der Patient:innen beeinflusst nach dieser Studie die Akzeptanz und Nutzermotivation nicht signifikant. Mehrheitlich wurde von den Patient:innen eine Kombination von persönlicher und digitaler Nachsorge als attraktiv eingestuft. Diskussion Digitale Nachsorgeangebote weisen bei Patient:innen mit Alkoholabhängigkeit als Addendum zu persönlicher Nachsorge hohe Akzeptanz auf, insbesondere bei jüngeren Zielgruppen.","PeriodicalId":51186,"journal":{"name":"Suchttherapie","volume":"24 1","pages":"144 - 150"},"PeriodicalIF":0.2,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"43307903","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Aus der Literatur ist bekannt, dass Erlebnisse von Krieg, Verfolgung und Gewalt sowie belastende Fluchterfahrungen die psychische und körperliche Gesundheit von Geflüchteten beeinträchtigen können. Weitere Belastungen können durch Integrationsanforderungen in Deutschland, soziale Isolation und die fehlende soziale oder familiäre Einbindung entstehen. Diese Belastungen, gepaart mit der Unsicherheit der Asylberechtigung und Langeweile stellen bei Geflüchteten Risikofaktoren für einen riskanten Konsum von Alkohol, Cannabis oder anderen illegalen Drogen dar.
{"title":"PREPARE – Prävention und Behandlung von\u0000 substanzbezogenen Störungen bei Geflüchteten","authors":"","doi":"10.1055/a-2122-1147","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2122-1147","url":null,"abstract":"Aus der Literatur ist bekannt, dass Erlebnisse von Krieg, Verfolgung und Gewalt sowie\u0000 belastende Fluchterfahrungen die psychische und körperliche Gesundheit von\u0000 Geflüchteten beeinträchtigen können. Weitere Belastungen\u0000 können durch Integrationsanforderungen in Deutschland, soziale Isolation und\u0000 die fehlende soziale oder familiäre Einbindung entstehen. Diese Belastungen,\u0000 gepaart mit der Unsicherheit der Asylberechtigung und Langeweile stellen bei\u0000 Geflüchteten Risikofaktoren für einen riskanten Konsum von Alkohol,\u0000 Cannabis oder anderen illegalen Drogen dar.","PeriodicalId":51186,"journal":{"name":"Suchttherapie","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.2,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42121735","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}