Hintergrund
Noch heute leiden Menschen unter den Folgen politscher Repression in der DDR. Die sog. Zersetzung war eine „leise“ politische Repressionsmethode in der DDR, mit dem Ziel, politische Feinde dadurch unschädlich zu machen, dass deren Ängste geschürt und Selbstbewusstsein untergraben wurde.
Ziel der Arbeit
Obwohl Schätzungen auf eine signifikante Zahl von Personen hinweisen, die von Zersetzung betroffen waren, besteht weiterhin ein Mangel an Wissen über diese Repressionsmethode. In einer narrativen Übersicht werden die Methoden, Mechanismen und Auswirkungen von Zersetzung in der DDR sowie Parallelen zu Repressionsmethoden in heutigen autoritären Regimen beschrieben.
Material und Methoden
Die verfügbare Literatur zu den Methoden und Folgen politischer Repression in der DDR wird zusammengefasst und exemplarisch mit Literatur zu aktuellen Repressionsphänomenen, die auf ähnlichen Mechanismen basieren wie die Zersetzung, verbunden.
Ergebnisse
Zersetzung kombinierte, individuell zugeschnitten, spezifische Repressionsmaßnahmen, wie die Inszenierung beruflicher Misserfolge oder die Streuung von Gerüchten, um politische Oppositionelle zum Schweigen zu bringen. Betroffene weisen in Studien, die nach der deutschen Wiedervereinigung bis heute durchgeführt wurden, psychologische, psychosoziale und physiologische Langzeitfolgen auf. Insbesondere affektive und Angststörungen erreichen eine hohe Lebenszeitprävalenz in dieser Gruppe. Zudem zeigen Betroffene gehäuft Misstrauen in Beziehungen und weitere interpersonelle Schwierigkeiten. Auch in der heutigen Zeit werden in manchen autokratisch geführten Ländern ähnliche Formen der politischen Repression eingesetzt.
Diskussion
Das Wissen um die leise Repressionsform, ihre Mechanismen und Langzeitfolgen sowie die Anerkennung ihrer Folgen sind unverzichtbar für eine angemessene Gesundheitsversorgung ehemals und zukünftiger Betroffener.