Trotz der wiederholten Kritik an ihm scheint Johan Galtungs Begriff der „strukturellen Gewalt“ durch die Verbindung von sozialwissenschaftlicher Analyse und normativer Kritik komplexer sozialer Strukturen wie gemacht zu sein für die Analyse epistemischen Unrechts. Während andere Autor:innen deutlich klarer definierte und abgegrenzte Begriffe der strukturellen oder „institutionalisierten“ Gewalt vorgeschlagen haben, fehlt hier meist eine Diskussion der entsprechenden Phänomene, die den Begriff des „epistemischen Unrechts“ einbezieht. In diesem Aufsatz will ich unter Einbeziehung jüngerer Arbeiten zum Begriff der Gewalt zum einen zeigen, dass die bisweilen zu findende Rede von „epistemischer Gewalt“ sich unter Rückgriff auf einen engen Gewaltbegriff klarer bestimmen lässt: als seelische Gewalt, die durch direktes Zeugnisunrecht ausgeübt wird. Zum anderen möchte ich zeigen, dass der Begriff epistemischen Unrechts ein meist fehlender, aber notwendiger Bestandteil einer Analyse jener sozialen Strukturen ist, die als „institutionalisierte Gewalt“ bezeichnet werden müssen. Denn strukturelles „silencing“, „testimonial smothering“ und hermeneutisches Unrecht von bzw. gegen Opfer von Gewalt sind in den meisten Fällen ein essentieller Bestandteil institutionalisierter Gewalt.
{"title":"Stumme Schreie","authors":"D. Schotte","doi":"10.22613/zfpp/9.1.9","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/9.1.9","url":null,"abstract":"Trotz der wiederholten Kritik an ihm scheint Johan Galtungs Begriff der „strukturellen Gewalt“ durch die Verbindung von sozialwissenschaftlicher Analyse und normativer Kritik komplexer sozialer Strukturen wie gemacht zu sein für die Analyse epistemischen Unrechts. Während andere Autor:innen deutlich klarer definierte und abgegrenzte Begriffe der strukturellen oder „institutionalisierten“ Gewalt vorgeschlagen haben, fehlt hier meist eine Diskussion der entsprechenden Phänomene, die den Begriff des „epistemischen Unrechts“ einbezieht. In diesem Aufsatz will ich unter Einbeziehung jüngerer Arbeiten zum Begriff der Gewalt zum einen zeigen, dass die bisweilen zu findende Rede von „epistemischer Gewalt“ sich unter Rückgriff auf einen engen Gewaltbegriff klarer bestimmen lässt: als seelische Gewalt, die durch direktes Zeugnisunrecht ausgeübt wird. Zum anderen möchte ich zeigen, dass der Begriff epistemischen Unrechts ein meist fehlender, aber notwendiger Bestandteil einer Analyse jener sozialen Strukturen ist, die als „institutionalisierte Gewalt“ bezeichnet werden müssen. Denn strukturelles „silencing“, „testimonial smothering“ und hermeneutisches Unrecht von bzw. gegen Opfer von Gewalt sind in den meisten Fällen ein essentieller Bestandteil institutionalisierter Gewalt.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-08-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"41807227","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Serene Khader ist eine der wenigen feministischen Philosoph:innen in der anglosächsischen Philosophie, die sich gezielt mit globaler Ungerechtigkeit und Imperialismus aus Sicht jener Frauen beschäftigen, die von kolonialer und kultureller Herrschaft betroffen sind. Hierbei entlarvt sie eindrucksvoll die oftmals westliche Prägung von Feminismus, Gleichstellungspolitik und Philosophie und verfolgt so das Ziel, die Autonomie und Entscheidungskraft aller Frauen anzuerkennen. So zielt Khader in Decolonizing Universalism: A Transnational Feminist Ethic auf eine Neuausrichtung der feministischen Perspektive, welche es schafft, dekolonial und anti-imperialistisch zu sein, ohne gleichzeitig dem Universalismus komplett abzuschwören. Die folgende Buchdiskussion begibt sich in eine kritische Auseinandersetzung mit Khaders interessanter wie wichtiger Theorie. Einleitend werden wir einen Überblick über Khaders Grundgedanken geben. Es schließen sich kritische Kommentare von Tamara Jugov, Mirjam Müller, Kerstin Reibold sowie Hilkje C. Hänel und Fabian Schuppert an, auf die Serene Khader abschließend antwortet.
{"title":"Einleitung zu Serene Khaders Decolonizing Universalism: A Transnational Feminist Ethic","authors":"H. Hänel, Fabian Schuppert","doi":"10.22613/zfpp/9.1.12","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/9.1.12","url":null,"abstract":"Serene Khader ist eine der wenigen feministischen Philosoph:innen in der anglosächsischen Philosophie, die sich gezielt mit globaler Ungerechtigkeit und Imperialismus aus Sicht jener Frauen beschäftigen, die von kolonialer und kultureller Herrschaft betroffen sind. Hierbei entlarvt sie eindrucksvoll die oftmals westliche Prägung von Feminismus, Gleichstellungspolitik und Philosophie und verfolgt so das Ziel, die Autonomie und Entscheidungskraft aller Frauen anzuerkennen. So zielt Khader in Decolonizing Universalism: A Transnational Feminist Ethic auf eine Neuausrichtung der feministischen Perspektive, welche es schafft, dekolonial und anti-imperialistisch zu sein, ohne gleichzeitig dem Universalismus komplett abzuschwören. Die folgende Buchdiskussion begibt sich in eine kritische Auseinandersetzung mit Khaders interessanter wie wichtiger Theorie. Einleitend werden wir einen Überblick über Khaders Grundgedanken geben. Es schließen sich kritische Kommentare von Tamara Jugov, Mirjam Müller, Kerstin Reibold sowie Hilkje C. Hänel und Fabian Schuppert an, auf die Serene Khader abschließend antwortet.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-08-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"48030075","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Serene Khaders Decolonizing Universalism präsentiert eine erhellende Theorie darüber, wie ein antiimperialer, transnationaler Feminismus heute verstanden werden sollte. Im Mittelpunkt ihrer Theorie steht eine Definition von Feminismus als Widerstand gegen sexistische Unterdrückung, welche sie als systematische Benachteiligung, die Frauen wegen ihres Frau-Seins erfahren, versteht. Allerdings begründet Khader nur sehr kursorisch, warum diese Definition von Unterdrückung am besten für einen antiimperialen, transnationalen Feminismus geeignet ist. Dieser Artikel argumentiert, dass Khader nicht nur eine ausführlichere Begründung schuldig bleibt, sondern dass ihr Konzept von Unterdrückung mit einigen der Ziele ihrer Theorie sowie mit den Begründungsformen, die sie für universale Werte vorschlägt, in direktem Konflikt steht. Zunächst wendet sich Abschnitt 2 der Frage zu, wie Khader Unterdrückung genau versteht. Abschnitt 3 argumentiert, dass ihr Konzept von Unterdrückung mit einigen Zielen ihrer Theorie, insbesondere dem Antiimperialismus, in Konflikt steht. Abschnitt 4 schlägt vor, dass ein Konzept von Unterdrückung als Entzug von Autonomie besser zu den antiimperialistischen Zielen von Khaders Theorie passt und dazu geeignet ist, die Offenheit bezüglich des Inhalts grundlegender Menschenrechte zu adressieren.
{"title":"Welche Art von Unterdrückung sollte im Fokus eines transnationalen, anti-imperialistischen Feminismus stehen?","authors":"Kerstin Reibold","doi":"10.22613/zfpp/9.1.16","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/9.1.16","url":null,"abstract":"Serene Khaders Decolonizing Universalism präsentiert eine erhellende Theorie darüber, wie ein antiimperialer, transnationaler Feminismus heute verstanden werden sollte. Im Mittelpunkt ihrer Theorie steht eine Definition von Feminismus als Widerstand gegen sexistische Unterdrückung, welche sie als systematische Benachteiligung, die Frauen wegen ihres Frau-Seins erfahren, versteht. Allerdings begründet Khader nur sehr kursorisch, warum diese Definition von Unterdrückung am besten für einen antiimperialen, transnationalen Feminismus geeignet ist. Dieser Artikel argumentiert, dass Khader nicht nur eine ausführlichere Begründung schuldig bleibt, sondern dass ihr Konzept von Unterdrückung mit einigen der Ziele ihrer Theorie sowie mit den Begründungsformen, die sie für universale Werte vorschlägt, in direktem Konflikt steht. Zunächst wendet sich Abschnitt 2 der Frage zu, wie Khader Unterdrückung genau versteht. Abschnitt 3 argumentiert, dass ihr Konzept von Unterdrückung mit einigen Zielen ihrer Theorie, insbesondere dem Antiimperialismus, in Konflikt steht. Abschnitt 4 schlägt vor, dass ein Konzept von Unterdrückung als Entzug von Autonomie besser zu den antiimperialistischen Zielen von Khaders Theorie passt und dazu geeignet ist, die Offenheit bezüglich des Inhalts grundlegender Menschenrechte zu adressieren.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-08-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49169785","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Ich habe Decolonizing Universalism mit der Absicht geschrieben, eine große Frage zu beantworten – vielleicht die größte normative Frage, die die transnationale feministische Wissenschaft beschäftigt: Wie können wir gleichzeitig Feministinnen und Antiimperialistinnen sein? Anders ausgedrückt: Gibt es eine normative Position, die eine gründliche Kritik des Imperialismus ermöglicht, ohne in sexistischen oder patriarchalen Apologetismus zu verfallen? In diesem Buch entwickle ich eine solche Position. In dieser Antwort versuche ich, einige der von Hänel und Schuppert, Jugov, Müller und Reibold aufgeworfenen Fragen zu beantworten und meine Argumente gegen ihre kritischen Anmerkungen zu verteidigen.
{"title":"Dekolonialer Feminismus, Unterdrückung und Handlungsfähigkeit: Eine Antwort auf Hänel und Schuppert, Jugov, Reibold und Müller","authors":"Serene J. Khader","doi":"10.22613/zfpp/9.1.17","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/9.1.17","url":null,"abstract":"Ich habe Decolonizing Universalism mit der Absicht geschrieben, eine große Frage zu beantworten – vielleicht die größte normative Frage, die die transnationale feministische Wissenschaft beschäftigt: Wie können wir gleichzeitig Feministinnen und Antiimperialistinnen sein? Anders ausgedrückt: Gibt es eine normative Position, die eine gründliche Kritik des Imperialismus ermöglicht, ohne in sexistischen oder patriarchalen Apologetismus zu verfallen? In diesem Buch entwickle ich eine solche Position. In dieser Antwort versuche ich, einige der von Hänel und Schuppert, Jugov, Müller und Reibold aufgeworfenen Fragen zu beantworten und meine Argumente gegen ihre kritischen Anmerkungen zu verteidigen.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-08-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"44642824","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
In den moralphilosophischen Debatten der letzten Jahrzehnte spielen die sogenannten Trolley-Fälle eine große Rolle. Sie kommen zum Einsatz in Diskussionen der Frage, welcher Schaden Personen im Rahmen medizinischer oder politischer Maßnahmen zugefügt werden darf, und in Diskussionen darüber, welches die richtige normative Moraltheorie ist. Allerdings kritisieren viele Philosophinnen und Philosophen diese Gedankenexperimente wegen ihrer Konstruiertheit, Künstlichkeit, Abstraktheit und ihrer Lebensferne. In diesem Beitrag werden die Einwände eines prominenten Kritikers, Allen Wood, diskutiert. Er attestiert den Trolley-Gedankenexperimenten neben den genannten Punkten außerdem, dass sie moralisch nicht neutral sind, indem sie uns mit einem rhetorischen Trick dazu bringen, bestimmte Faktoren für moralisch relevant zu halten. Wood fordert deshalb, dass man auf die Verwendung dieser Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie verzichten solle. Ich werde seine Einwände entkräften, dann aber zeigen, dass er dennoch einen wunden Punkt nennt: Die Trolley-Fälle sind aufgrund der vorgegebenen Antwortoptionen in der Hinsicht nicht moralisch neutral, dass sie voraussetzen, dass die Anzahl der zu rettenden Menschen moralisch relevant ist. Sie eignen sich daher nicht, um ebendiese Behauptung zu begründen. Dieser Mangel kann aber durch eine Modifikation der Gedankenexperimente behoben werden; ein vollständiger Verzicht auf derartige Gedankenexperimente ist also entgegen Woods Ansicht nicht notwendigerweise geboten.
{"title":"Sollten wir auf die Trolley-Fälle verzichten?","authors":"Tobias Gutmann","doi":"10.22613/zfpp/8.2.13","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.13","url":null,"abstract":"In den moralphilosophischen Debatten der letzten Jahrzehnte spielen die sogenannten Trolley-Fälle eine große Rolle. Sie kommen zum Einsatz in Diskussionen der Frage, welcher Schaden Personen im Rahmen medizinischer oder politischer Maßnahmen zugefügt werden darf, und in Diskussionen darüber, welches die richtige normative Moraltheorie ist. Allerdings kritisieren viele Philosophinnen und Philosophen diese Gedankenexperimente wegen ihrer Konstruiertheit, Künstlichkeit, Abstraktheit und ihrer Lebensferne. In diesem Beitrag werden die Einwände eines prominenten Kritikers, Allen Wood, diskutiert. Er attestiert den Trolley-Gedankenexperimenten neben den genannten Punkten außerdem, dass sie moralisch nicht neutral sind, indem sie uns mit einem rhetorischen Trick dazu bringen, bestimmte Faktoren für moralisch relevant zu halten. Wood fordert deshalb, dass man auf die Verwendung dieser Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie verzichten solle. Ich werde seine Einwände entkräften, dann aber zeigen, dass er dennoch einen wunden Punkt nennt: Die Trolley-Fälle sind aufgrund der vorgegebenen Antwortoptionen in der Hinsicht nicht moralisch neutral, dass sie voraussetzen, dass die Anzahl der zu rettenden Menschen moralisch relevant ist. Sie eignen sich daher nicht, um ebendiese Behauptung zu begründen. Dieser Mangel kann aber durch eine Modifikation der Gedankenexperimente behoben werden; ein vollständiger Verzicht auf derartige Gedankenexperimente ist also entgegen Woods Ansicht nicht notwendigerweise geboten.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46543717","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Dieser Text geht der Frage nach, ob und, wenn ja, inwieweit sich Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie in ihrer Struktur und ihrer epistemischen Signifikanz von Gedankenexperimenten in der theoretischen Philosophie oder in den Naturwissenschaften unterscheiden. Anhand einer allgemeinen Strukturanalyse von Gedankenexperimenten wird dabei aufgezeigt, dass bei Gedankenexperimenten in der praktischen Philosophie zwar häufig die angemessene Bewertung eines zugrunde gelegten Szenarios im Zentrum steht und nicht, wie zum Beispiel in theoretischen Philosophie oft, dessen angemessene Beschreibung, dass dieser Unterschied aber kaum Auswirkungen hat auf die prinzipielle Anwendbarkeit – abgesehen von einer bisher übersehenen Konsequenz: Man darf in einem Gedankenexperiment nicht annehmen, dass moralische, ästhetische oder entscheidungstheoretische Prinzipien in unterschiedlichen möglichen Welten verschieden sind. Andernfalls käme dem Gedankenexperiment keinerlei epistemische Signifikanz zu.
{"title":"Sind Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie besonders?","authors":"M. Weber","doi":"10.22613/zfpp/8.2.10","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.10","url":null,"abstract":"Dieser Text geht der Frage nach, ob und, wenn ja, inwieweit sich Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie in ihrer Struktur und ihrer epistemischen Signifikanz von Gedankenexperimenten in der theoretischen Philosophie oder in den Naturwissenschaften unterscheiden. Anhand einer allgemeinen Strukturanalyse von Gedankenexperimenten wird dabei aufgezeigt, dass bei Gedankenexperimenten in der praktischen Philosophie zwar häufig die angemessene Bewertung eines zugrunde gelegten Szenarios im Zentrum steht und nicht, wie zum Beispiel in theoretischen Philosophie oft, dessen angemessene Beschreibung, dass dieser Unterschied aber kaum Auswirkungen hat auf die prinzipielle Anwendbarkeit – abgesehen von einer bisher übersehenen Konsequenz: Man darf in einem Gedankenexperiment nicht annehmen, dass moralische, ästhetische oder entscheidungstheoretische Prinzipien in unterschiedlichen möglichen Welten verschieden sind. Andernfalls käme dem Gedankenexperiment keinerlei epistemische Signifikanz zu.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42254095","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinzip Gleichheit, und also das darin unauflöslich wirksame und paradoxe Verhältnis von Gleichheit und Freiheit, plausibel wird. Das geschieht auf zwei Ebenen. Im Vollzug des Kippens wird das je eigene Sehen als Perspektive kenntlich und eine Differenzierung zwischen Wahrnehmen und Denken kommt in Gang. Zudem wird erkennbar, dass dasselbe gleichzeitig dasselbe und doch nicht dasselbe ist. Paradoxe Verhältnisse werden so dem Denken zugänglich und Verbindendes vergegenwärtigt. Das Denkerlebnis, das an und mit etwa der Kippfigur des Enten-Hase-Kopfs mittelbar wird, reduziert zwar die Komplexität der Thematik auf eine überschaubare Dimension, es bereitet dabei allerdings doch darauf vor, Anderen als Freie und Verschiedene und als Gleiche zu begegnen. Bewusstwerdung und Rationalität führen, so wird mit dem Gedankenexperiment der Kippfiguren deutlich, nicht, wie es etwa Jean-Jacques Rousseau in seiner Abhandlung über die Ungleichheit unter den Menschen und der darin formulierten Forderung nach Gleichheit ausführte, weg von der Einsicht in die Gleichheitsidee, sondern verhelfen dieser hier erst zur Anerkennung und Durchsetzung.
{"title":"Das Prinzip demokratischer Gleichheit","authors":"Christine Abbt","doi":"10.22613/zfpp/8.2.11","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.11","url":null,"abstract":"Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinzip Gleichheit, und also das darin unauflöslich wirksame und paradoxe Verhältnis von Gleichheit und Freiheit, plausibel wird. Das geschieht auf zwei Ebenen. Im Vollzug des Kippens wird das je eigene Sehen als Perspektive kenntlich und eine Differenzierung zwischen Wahrnehmen und Denken kommt in Gang. Zudem wird erkennbar, dass dasselbe gleichzeitig dasselbe und doch nicht dasselbe ist. Paradoxe Verhältnisse werden so dem Denken zugänglich und Verbindendes vergegenwärtigt. Das Denkerlebnis, das an und mit etwa der Kippfigur des Enten-Hase-Kopfs mittelbar wird, reduziert zwar die Komplexität der Thematik auf eine überschaubare Dimension, es bereitet dabei allerdings doch darauf vor, Anderen als Freie und Verschiedene und als Gleiche zu begegnen. Bewusstwerdung und Rationalität führen, so wird mit dem Gedankenexperiment der Kippfiguren deutlich, nicht, wie es etwa Jean-Jacques Rousseau in seiner Abhandlung über die Ungleichheit unter den Menschen und der darin formulierten Forderung nach Gleichheit ausführte, weg von der Einsicht in die Gleichheitsidee, sondern verhelfen dieser hier erst zur Anerkennung und Durchsetzung.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"45966136","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der neue politische Realismus erkennt in John Rawls einen Erzfeind. In jüngeren Debatten scheint oft evident zu sein, dass gerade Eine Theorie der Gerechtigkeit exemplarisch für einen Moralismus sei, der die politische Wirklichkeit verzerre. Doch die Sache ist kompliziert. In diesem Aufsatz blicke ich zurück auf sein Frühwerk im Lichte dieser Kritik. Dabei geht es mir um vier Einwände: dass Rawls’ Idealtheorie (i) kein Ratgeber für das politische Handeln und ideologisch verblendet sei; (ii) Macht und ihre Legitimierbarkeit nicht überzeugend konzipiere; (iii) die Bedeutung politischer Konflikte und Uneinigkeit über den Inhalt der Gerechtigkeit unterschätze; und (iv) verkenne, dass eine wahrlich politische Theorie auf die Geschichte eingehen müsse. Wie stichhaltig sind diese Vorwürfe und was fördern sie zutage? Der Aufsatz zeigt, dass selbst Rawls’ erstes Hauptwerk nicht so einfach eines Moralismus überführt werden kann, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Damit meine ich nicht, dass die Einwände allesamt keinen Biss hätten. Doch werden die Rechtfertigungslasten der Rawls’schen Gerechtigkeitstheorie nicht immer gebührend berücksichtigt; und manche Konterpunkte sind gerade bei wichtigen philosophischen Weggabelungen nicht ausreichend mit argumentativer Substanz untermauert. Wer einen Anti-Moralismus verficht, wofür es gute Gründe gibt, sollte weiterhin das konstruktive Gespräch auch mit dem frühen Rawls suchen und auf die internen Spannungen sowie realistischen Konzessionen seines Egalitarismus achten.
{"title":"Gerechtigkeit und Moralismus","authors":"Amadeus Ulrich","doi":"10.22613/zfpp/8.2.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.4","url":null,"abstract":"Der neue politische Realismus erkennt in John Rawls einen Erzfeind. In jüngeren Debatten scheint oft evident zu sein, dass gerade Eine Theorie der Gerechtigkeit exemplarisch für einen Moralismus sei, der die politische Wirklichkeit verzerre. Doch die Sache ist kompliziert. In diesem Aufsatz blicke ich zurück auf sein Frühwerk im Lichte dieser Kritik. Dabei geht es mir um vier Einwände: dass Rawls’ Idealtheorie (i) kein Ratgeber für das politische Handeln und ideologisch verblendet sei; (ii) Macht und ihre Legitimierbarkeit nicht überzeugend konzipiere; (iii) die Bedeutung politischer Konflikte und Uneinigkeit über den Inhalt der Gerechtigkeit unterschätze; und (iv) verkenne, dass eine wahrlich politische Theorie auf die Geschichte eingehen müsse. Wie stichhaltig sind diese Vorwürfe und was fördern sie zutage? Der Aufsatz zeigt, dass selbst Rawls’ erstes Hauptwerk nicht so einfach eines Moralismus überführt werden kann, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Damit meine ich nicht, dass die Einwände allesamt keinen Biss hätten. Doch werden die Rechtfertigungslasten der Rawls’schen Gerechtigkeitstheorie nicht immer gebührend berücksichtigt; und manche Konterpunkte sind gerade bei wichtigen philosophischen Weggabelungen nicht ausreichend mit argumentativer Substanz untermauert. Wer einen Anti-Moralismus verficht, wofür es gute Gründe gibt, sollte weiterhin das konstruktive Gespräch auch mit dem frühen Rawls suchen und auf die internen Spannungen sowie realistischen Konzessionen seines Egalitarismus achten.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47898587","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Gedankenexperimente in der Philosophie zeichnen sich durch ein widersprüchliches Verhältnis aus: Sie werden gleichzeitig häufig genutzt und vielfältig kritisiert. Im Zentrum der Kritik steht dabei das Szenario sowie seine teilweise als absurd wahrgenommenen Details. Als Verteidigungsstrategie der Methode wird daher zum einen versucht, realistische Gedankenexperimente zu bevorzugen, zum anderen, das Argument hinter dem Szenario deutlicher in den Fokus zu rücken. Im Zuge dessen wird jedoch das eigentlich Charakteristische an einem Gedankenexperiment – das Szenario – vernachlässigt. Um die Relevanz des Szenarios zu betonen, soll in diesem Aufsatz ein Blick in die Wissenschaftsforschung geworfen werden. Mithilfe von Überlegungen Ludwik Flecks, Bruno Latours und David Kirbys wird die Bedeutsamkeit von Transformationsprozessen wissenschaftlicher Theorien gezeigt. Mit Veränderungsstrategien wie dem Visualisieren und Generieren von Aufmerksamkeit versuchen Wissenschaftler*innen, ihre Theorien sowohl im Kreis der Kolleg*innen als auch in der breiten Öffentlichkeit zu verbreiten. Wissenschaftskommunikation hat dabei einen epistemologischen Stellenwert für die wissenschaftliche Praxis. Die These, die in diesem Aufsatz vertreten wird, ist, dass Gedankenexperimente hierbei die Funktion von Vermittlungsinstrumenten zwischen den beiden Kreisen der wissenschaftsinternen und -externen Kommunikation einnehmen. Dies soll mit der Analyse eines konkreten Beispiels – dem Geiger-Gedankenexperiment aus der angewandten Ethik – plausibel gemacht werden. Bei der Untersuchung, wie dieses Gedankenexperiment wissenschaftlich bzw. populär dargestellt und diskutiert wird, fällt auf, dass dabei das Szenario im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Die eigentliche Argumentation hingegen wird meist nur aus dem Szenario missverständlich abgeleitet. Aus dieser Analyse lassen sich zwei mögliche Reaktionen ableiten: Zum einen kann sie als Begründung dafür verstanden werden, kritisch mit der Methode Gedankenexperiment umzugehen. Zum anderen – und dies ist die Position, die in diesem Aufsatz starkgemacht werden soll – kann die Beobachtung, dass das absurde Szenario des Geiger-Gedankenexperiments so populär ist, die These untermauern, dass Gedankenexperimente strategisch zur Vermittlung genutzt werden können. Absurde Szenarien können dabei hilfreich sein, weil sie Aufmerksamkeit wecken, in Erinnerung bleiben und zur Diskussion anregen. Insbesondere im Bereich der angewandten Ethik, die interdisziplinär diskutierte Themen behandelt, können Gedankenexperimente genutzt werden, um einen Diskurs zu öffnen und eine gemeinsame Diskussionsbasis zu schaffen.
{"title":"A steady diet of strange, exotic, or downright bizarre examples","authors":"Rebecca L. Bachmann","doi":"10.22613/zfpp/8.2.12","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.12","url":null,"abstract":"Gedankenexperimente in der Philosophie zeichnen sich durch ein widersprüchliches Verhältnis aus: Sie werden gleichzeitig häufig genutzt und vielfältig kritisiert. Im Zentrum der Kritik steht dabei das Szenario sowie seine teilweise als absurd wahrgenommenen Details. Als Verteidigungsstrategie der Methode wird daher zum einen versucht, realistische Gedankenexperimente zu bevorzugen, zum anderen, das Argument hinter dem Szenario deutlicher in den Fokus zu rücken. Im Zuge dessen wird jedoch das eigentlich Charakteristische an einem Gedankenexperiment – das Szenario – vernachlässigt. Um die Relevanz des Szenarios zu betonen, soll in diesem Aufsatz ein Blick in die Wissenschaftsforschung geworfen werden. Mithilfe von Überlegungen Ludwik Flecks, Bruno Latours und David Kirbys wird die Bedeutsamkeit von Transformationsprozessen wissenschaftlicher Theorien gezeigt. Mit Veränderungsstrategien wie dem Visualisieren und Generieren von Aufmerksamkeit versuchen Wissenschaftler*innen, ihre Theorien sowohl im Kreis der Kolleg*innen als auch in der breiten Öffentlichkeit zu verbreiten. Wissenschaftskommunikation hat dabei einen epistemologischen Stellenwert für die wissenschaftliche Praxis. Die These, die in diesem Aufsatz vertreten wird, ist, dass Gedankenexperimente hierbei die Funktion von Vermittlungsinstrumenten zwischen den beiden Kreisen der wissenschaftsinternen und -externen Kommunikation einnehmen. Dies soll mit der Analyse eines konkreten Beispiels – dem Geiger-Gedankenexperiment aus der angewandten Ethik – plausibel gemacht werden. Bei der Untersuchung, wie dieses Gedankenexperiment wissenschaftlich bzw. populär dargestellt und diskutiert wird, fällt auf, dass dabei das Szenario im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Die eigentliche Argumentation hingegen wird meist nur aus dem Szenario missverständlich abgeleitet. Aus dieser Analyse lassen sich zwei mögliche Reaktionen ableiten: Zum einen kann sie als Begründung dafür verstanden werden, kritisch mit der Methode Gedankenexperiment umzugehen. Zum anderen – und dies ist die Position, die in diesem Aufsatz starkgemacht werden soll – kann die Beobachtung, dass das absurde Szenario des Geiger-Gedankenexperiments so populär ist, die These untermauern, dass Gedankenexperimente strategisch zur Vermittlung genutzt werden können. Absurde Szenarien können dabei hilfreich sein, weil sie Aufmerksamkeit wecken, in Erinnerung bleiben und zur Diskussion anregen. Insbesondere im Bereich der angewandten Ethik, die interdisziplinär diskutierte Themen behandelt, können Gedankenexperimente genutzt werden, um einen Diskurs zu öffnen und eine gemeinsame Diskussionsbasis zu schaffen.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"44919177","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Unter ‚Akzeptabilität‘ versteht man einerseits „gerechtfertigte Akzeptanzfähigkeit“ und andererseits „intersubjektive Angemessenheit“; Letztere wird in diesem Beitrag als praktische Kohärenz und soziale Verhältnismäßigkeit gefasst. Damit stellt das Konzept ethischer Akzeptabilität ein Angebot der praktischen Philosophie für den gesellschaftlichen Diskurs zur Akzeptabilitätsüberprüfung bereit. Als kritische Reflexionsinstanz geht es der Philosophie dabei weder um Akzeptanzbeschaffung noch um die Ermittlung möglicher oder erwartbarer Akzeptanz. Philosophische Politikberatung fokussiert als Ethik auf die Qualität der Gründe von Handlungen oder Handlungszielen von politischen Institutionen oder Personen.
{"title":"Ethische Akzeptabilität als zentraler Baustein philosophischer Politikberatung","authors":"Christiane Loos, M. Quante","doi":"10.22613/zfpp/8.2.1","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.1","url":null,"abstract":"Unter ‚Akzeptabilität‘ versteht man einerseits „gerechtfertigte Akzeptanzfähigkeit“ und andererseits „intersubjektive Angemessenheit“; Letztere wird in diesem Beitrag als praktische Kohärenz und soziale Verhältnismäßigkeit gefasst. Damit stellt das Konzept ethischer Akzeptabilität ein Angebot der praktischen Philosophie für den gesellschaftlichen Diskurs zur Akzeptabilitätsüberprüfung bereit. Als kritische Reflexionsinstanz geht es der Philosophie dabei weder um Akzeptanzbeschaffung noch um die Ermittlung möglicher oder erwartbarer Akzeptanz. Philosophische Politikberatung fokussiert als Ethik auf die Qualität der Gründe von Handlungen oder Handlungszielen von politischen Institutionen oder Personen.","PeriodicalId":53352,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Praktische Philosophie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-01-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"44287247","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}