Heinz Rüegger ortet in seinem Beitrag «Altersdiskriminierung» grossen Bedarf zur Auseinandersetzung mit den prägenden Bildern und Vorstellungen von Alter und Altern in unserer Gesellschaft. Gemäss seiner Analyse wird oftmals «das Phänomen Alter oder die zunehemende Zahl älterer Menschen in unserer Gesellschaft als Problem beschrieben»; d.h. eine Lebensphase wird pauschal abgewertet, was «ein Stück gesellschaftlicher, kultureller Diskriminierung» darstellt.Diese Altersdiskriminierung enthält die Facetten der Etikettierung (vereinfachende, pauschalisierende Zuordnung), der Stereotypisierung (undifferenzierte Zuschreibung gewisser Eigenschaften), der Ausgrenzung und somit der mittelbar oder strukturellen Diskriminierung bzw. Benachteiligung. Sie wird in verschiedenen Lebensbereichen erfahren, sei es auf dem Arbeitsmarkt (Schlechterstellung bei der Stellensuche, bei Fortbildungsangeboten und bei Beförderungen), im Gesundheitswesen (Schlechterbehandlung bzw. sogar Unterversorgung älterer Patientinnen und Patienten), bei Alltagsinteraktionen (u.a. im öffentlichen Verkehr), bei politischen Ämtern (z.B. mit Altersbeschränkungen) sowie ebenfalls im medialen Sprachgebrauch (Verwendung stereotyper Begrifflichkeiten wie «Überalterung», «Altersfalle», u.a.).Entgegen diesen vielfachen Diskriminierungsformen – im Sinne einer «Verletzung legitimer Ansprüche auf Gleichbehandlung» – fordert Rüegger die Durchsetzung des Anspruchs auf Nichtdiskriminierung ein. In sozialethischer Perspektive geht es ihm darum, dass die Gesellschaft «ein realistisches und differenziertes Bild des Alters und ein positives Verständnis des Alterns als eines fundamentalen Prozesses für jede Biographie und Identitätsfindung» entwickelt. Zu einem solchen differenzierten Bild gehört es auch, «die menschlichen Möglichkeiten des höheren Lebensalters bewusst zu machen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Freiheitsräume zu schaffen, die es alten Menschen erleichtern, ihr Potenzial zu entfalten und ihre Möglichkeiten zu verwirklichen».
{"title":"Altersdiskriminierung","authors":"Heinz Rüegger","doi":"10.22018/jds.2018.7","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/jds.2018.7","url":null,"abstract":"Heinz Rüegger ortet in seinem Beitrag «Altersdiskriminierung» grossen Bedarf zur Auseinandersetzung mit den prägenden Bildern und Vorstellungen von Alter und Altern in unserer Gesellschaft. Gemäss seiner Analyse wird oftmals «das Phänomen Alter oder die zunehemende Zahl älterer Menschen in unserer Gesellschaft als Problem beschrieben»; d.h. eine Lebensphase wird pauschal abgewertet, was «ein Stück gesellschaftlicher, kultureller Diskriminierung» darstellt.Diese Altersdiskriminierung enthält die Facetten der Etikettierung (vereinfachende, pauschalisierende Zuordnung), der Stereotypisierung (undifferenzierte Zuschreibung gewisser Eigenschaften), der Ausgrenzung und somit der mittelbar oder strukturellen Diskriminierung bzw. Benachteiligung. Sie wird in verschiedenen Lebensbereichen erfahren, sei es auf dem Arbeitsmarkt (Schlechterstellung bei der Stellensuche, bei Fortbildungsangeboten und bei Beförderungen), im Gesundheitswesen (Schlechterbehandlung bzw. sogar Unterversorgung älterer Patientinnen und Patienten), bei Alltagsinteraktionen (u.a. im öffentlichen Verkehr), bei politischen Ämtern (z.B. mit Altersbeschränkungen) sowie ebenfalls im medialen Sprachgebrauch (Verwendung stereotyper Begrifflichkeiten wie «Überalterung», «Altersfalle», u.a.).Entgegen diesen vielfachen Diskriminierungsformen – im Sinne einer «Verletzung legitimer Ansprüche auf Gleichbehandlung» – fordert Rüegger die Durchsetzung des Anspruchs auf Nichtdiskriminierung ein. In sozialethischer Perspektive geht es ihm darum, dass die Gesellschaft «ein realistisches und differenziertes Bild des Alters und ein positives Verständnis des Alterns als eines fundamentalen Prozesses für jede Biographie und Identitätsfindung» entwickelt. Zu einem solchen differenzierten Bild gehört es auch, «die menschlichen Möglichkeiten des höheren Lebensalters bewusst zu machen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Freiheitsräume zu schaffen, die es alten Menschen erleichtern, ihr Potenzial zu entfalten und ihre Möglichkeiten zu verwirklichen».","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"13 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"132680432","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
In seinem Beitrag « Changer sa façon de changer – Grandes orientations du CSP Jura pour les décennies à venir » ergründet Gabriel de Montmollin die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte für die CSP in der Romandie.De Montmollin geht davon aus, dass die Gesellschaft zukünftig mit folgenden sozialen Herausforderungen konfrontiert sein wird: Die ökologischen Entwicklungen, die Digitalisierung der Arbeitswelt, die Migrationsströme sowie die demografische Alterung. Diesen Herausforderungen will de Montmollin begegnen, indem er sie in unterschiedlicher Weise aufeinander bezieht und so neue Stärken und Synergien schafft:Zu den Herausforderungen «Migration» und «demografische Alterung» führt de Montmollin die Leserin / den Leser auf den Wohnungsmarkt der Stadt Genf, der bekanntlich kaum Leerbestände aufweist und in welchem hohe Mieten zu bezahlen sind – junge Menschen sowie Migrantinnen und Migranten finden kaum mehr (bezahlbare) Unterkunft. Zugleich wohnen ältere, alleinstehende Menschen – zuweilen in einsamen Lebenssituationen – alleine in grösseren Wohnungen oder Häusern. Er plädiert dafür, aus mit innovativen Wohnprojekten den beidseitigen Problemlagen (Wohnungsnot einerseits und Einsamkeit andererseits) zu begegnen.Den Herausforderungen «ökologische Entwicklung» und «Digitalisierung der Arbeitswelt» will de Montmollin mit neuen protestantischen Impulsen in der Arbeitswelt begegnen: Wenn mehr und mehr Roboter den Menschen Arbeitsplätze wegnähmen, so müssten diese freiwerdenden Ressourcen eingesetzt werden für Anstrengungen im Bereich des ökologischen Wirtschaftens: die CSP sollten sich zu «grünen» CSP weiterentwickeln.Schliesslich spricht sich de Montmollin – analog den Modellen von Rotem Kreuz und Caritas – dafür aus, dass sich auch die CSP in eine nationale und internationale Struktur integrieren und dem Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) fusionieren.
{"title":"Changer sa façon de changer – Grandes orientations du CSP Jura pour les décennies à venir","authors":"Gabriel De Montmollin","doi":"10.22018/jds.2018.2","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/jds.2018.2","url":null,"abstract":"In seinem Beitrag « Changer sa façon de changer – Grandes orientations du CSP Jura pour les décennies à venir » ergründet Gabriel de Montmollin die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte für die CSP in der Romandie.De Montmollin geht davon aus, dass die Gesellschaft zukünftig mit folgenden sozialen Herausforderungen konfrontiert sein wird: Die ökologischen Entwicklungen, die Digitalisierung der Arbeitswelt, die Migrationsströme sowie die demografische Alterung. Diesen Herausforderungen will de Montmollin begegnen, indem er sie in unterschiedlicher Weise aufeinander bezieht und so neue Stärken und Synergien schafft:Zu den Herausforderungen «Migration» und «demografische Alterung» führt de Montmollin die Leserin / den Leser auf den Wohnungsmarkt der Stadt Genf, der bekanntlich kaum Leerbestände aufweist und in welchem hohe Mieten zu bezahlen sind – junge Menschen sowie Migrantinnen und Migranten finden kaum mehr (bezahlbare) Unterkunft. Zugleich wohnen ältere, alleinstehende Menschen – zuweilen in einsamen Lebenssituationen – alleine in grösseren Wohnungen oder Häusern. Er plädiert dafür, aus mit innovativen Wohnprojekten den beidseitigen Problemlagen (Wohnungsnot einerseits und Einsamkeit andererseits) zu begegnen.Den Herausforderungen «ökologische Entwicklung» und «Digitalisierung der Arbeitswelt» will de Montmollin mit neuen protestantischen Impulsen in der Arbeitswelt begegnen: Wenn mehr und mehr Roboter den Menschen Arbeitsplätze wegnähmen, so müssten diese freiwerdenden Ressourcen eingesetzt werden für Anstrengungen im Bereich des ökologischen Wirtschaftens: die CSP sollten sich zu «grünen» CSP weiterentwickeln.Schliesslich spricht sich de Montmollin – analog den Modellen von Rotem Kreuz und Caritas – dafür aus, dass sich auch die CSP in eine nationale und internationale Struktur integrieren und dem Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) fusionieren.","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"20 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127768851","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Christoph Sigrist fragt in seinem Beitrag «Diakonie und 500 Jahre Reformation in Zürich», wie heute «das reformatorische Erbe mit Blick auf den diakonischen Auftrag von Kirchen und Werken fruchtbar und zukunftsgerichtet, zielführend und nachhaltig zu verstehen ist».Sigrist bezieht sich in seinen reformationsgeschichtlichen Ausführungen vorwiegend auf die Situation Zwinglis in Zürich und schildert die dort erfolgte «Übertragung der sozialen Verantwortung der Wohlfahrt und Bekämpfung der Armut an den Staat und verschiedene gesellschaftliche Akteure» und die damit in theologischer Perspektive in Verbindung stehende «Ablösung vom heilsrelevanten Handeln an den Armen zur bürgerlichen Christenpflicht mit den Armen». Denn dass Armut für Zwingli zunächst ein theologisches Problem darstellte, weist Sigrist mit dem den Worten Zwinglis nach: «Ein Christ syn ist nit schwätzen von Christo, sunder wandlen, wie er gewandelt hat. Ein Christ syn ist der schönst und zierlichest Adel, der in dem Himmel und uff erden sin mag.»Obwohl Sigrist verschiedene Parallelen im Sozialsystem des 15. und des 21. Jahrhunderts sieht – «Kontrolle und Repression den Ausgegrenzten gegenüber» sowie die «Prozesse von Marginalisierungen wie Arbeitslosigkeit und Vagabundentum in beiden Jahrhunderten» –, benennt er auch zentrale Differenzen: Wir leben heute in einer Gesellschaft, «in der nicht mehr die konfessionellen Grabenkämpfe das kulturelle und politische Leben prägen, sondern die Frage, wie das Christsein selber angesichts der multikulturellen und interreligiösen Zusammensetzung von Menschen, Gütern und sozialen und gesellschaftspolitischen Systemen zu gestalten ist.» Bestand die zentrale Herausforderung damals in der «Korruption in der Armutsbekämpfung, ist es heute die Überforderung im Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen».In Bezug auf die «typisch schweizerische Subsidiarität kirchlichen Engagements gegenüber dem Staat» ist für Sigrist eine Klärung des inhaltlichen Auftrages der diakonischen Leistung von Kirchgemeinden, gesamtkirchlichen Diensten, diakonischen Werken und kirchlichen Hilfswerken vonnöten». Darüber hinaus erachtet «die theologische Begründung helfenden Handelns für das kirchliche Leben und das diakonische Wirken [als] konstitutiv», dabei gewinne die «Multiperspektivität theologischer Ansätze […] angesichts der pluralen Gesellschaft immer mehr an Gewicht».
Christoph Sigrist记下他在贡献«Diakonie和500年宗教改革在苏黎世像今天»,«reformatorische遗产diakonischen风景的教堂与行为的沃土zukunftsgerichtet任务,所有健康和可持续的理解是».Sigrist在其reformationsgeschichtlichen阐述主要是指局势Zwinglis在苏黎世和描述了在那里的«转移社会责任和慈善机构向国家消除贫穷和各种社会行为体在theologischer»和«换防的观点联系教徒从heilsrelevanten行动关注穷人到公民扶贫».因为贫穷为Zwingli首先是theologisches问题的指示Sigrist Zwinglis说到:«一个基督徒syn送的是跟足彩sunder wandlen他发生了变化.一个基督徒syn是schönst zierlichest贵族在天空和大地的厨sin .喜欢»尽管Sigrist中不同的相似之处,也没的15 .21的规则世纪看到——«控制和压迫的排斥对»、«进程Marginalisierungen像失业和Vagabundentum在两百年的»,他也为关键的分歧:我们生活在一个社会,不再是«宗派内斗的文化和政治生活产生影响,而是探讨,如何来往自己面对多元文化和宗教间组成的人、社会和不同制度的设计是.腐败«»的关键挑战是在占领期间在消除贫穷方面,那是今天的较大在不同文化和宗教的共存».有关«典型的瑞士互助教会参与对该国»对Sigrist是澄清的内容利诱Kirchgemeinden diakonischen表现,gesamtkirchlichen服务diakonischen行为和宗教Hilfswerken需要».此外,神学«认为理由有行动能力对教会的生活显得diakonische[当]konstitutiv»,同时在拿下«Multiperspektivität theologischer方法[...]鉴于pluralen社会越来越多的减肥效果».
{"title":"Diakonie und 500 Jahre Reformation in Zürich","authors":"C. Sigrist","doi":"10.22018/JDS.2018.9","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/JDS.2018.9","url":null,"abstract":"Christoph Sigrist fragt in seinem Beitrag «Diakonie und 500 Jahre Reformation in Zürich», wie heute «das reformatorische Erbe mit Blick auf den diakonischen Auftrag von Kirchen und Werken fruchtbar und zukunftsgerichtet, zielführend und nachhaltig zu verstehen ist».Sigrist bezieht sich in seinen reformationsgeschichtlichen Ausführungen vorwiegend auf die Situation Zwinglis in Zürich und schildert die dort erfolgte «Übertragung der sozialen Verantwortung der Wohlfahrt und Bekämpfung der Armut an den Staat und verschiedene gesellschaftliche Akteure» und die damit in theologischer Perspektive in Verbindung stehende «Ablösung vom heilsrelevanten Handeln an den Armen zur bürgerlichen Christenpflicht mit den Armen». Denn dass Armut für Zwingli zunächst ein theologisches Problem darstellte, weist Sigrist mit dem den Worten Zwinglis nach: «Ein Christ syn ist nit schwätzen von Christo, sunder wandlen, wie er gewandelt hat. Ein Christ syn ist der schönst und zierlichest Adel, der in dem Himmel und uff erden sin mag.»Obwohl Sigrist verschiedene Parallelen im Sozialsystem des 15. und des 21. Jahrhunderts sieht – «Kontrolle und Repression den Ausgegrenzten gegenüber» sowie die «Prozesse von Marginalisierungen wie Arbeitslosigkeit und Vagabundentum in beiden Jahrhunderten» –, benennt er auch zentrale Differenzen: Wir leben heute in einer Gesellschaft, «in der nicht mehr die konfessionellen Grabenkämpfe das kulturelle und politische Leben prägen, sondern die Frage, wie das Christsein selber angesichts der multikulturellen und interreligiösen Zusammensetzung von Menschen, Gütern und sozialen und gesellschaftspolitischen Systemen zu gestalten ist.» Bestand die zentrale Herausforderung damals in der «Korruption in der Armutsbekämpfung, ist es heute die Überforderung im Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen».In Bezug auf die «typisch schweizerische Subsidiarität kirchlichen Engagements gegenüber dem Staat» ist für Sigrist eine Klärung des inhaltlichen Auftrages der diakonischen Leistung von Kirchgemeinden, gesamtkirchlichen Diensten, diakonischen Werken und kirchlichen Hilfswerken vonnöten». Darüber hinaus erachtet «die theologische Begründung helfenden Handelns für das kirchliche Leben und das diakonische Wirken [als] konstitutiv», dabei gewinne die «Multiperspektivität theologischer Ansätze […] angesichts der pluralen Gesellschaft immer mehr an Gewicht».","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"116893217","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Dörte Gebhard setzt sich in ihrem Beitrag «Werte. Warum es sie gibt, wenn wir sie brauchen» kritisch mit der Wertedebatte und hinterfragt entsprechende «Wert(er)findungsprozesse» in diakonischen Einrichtungen. Sie geht zwar mit Jüngel und seiner «radikale[n] Infragestellung der Rede von Werten» einig, hält aber gleichwohl fest an der «Pflicht, sich mit den aktuell vorhandenen Wertdebatten kritisch auseinanderzusetzen».Anhand zweier Beispiele problematisiert sie unterschiedliche Aspekte in Wertdebatten: Zum Ersten illustriert sie, wie die islamkritische Stiftung Zukunft CH zwar eine historische Kontinuität von genuin schweizerischen Werten propagiert, aber es gemäss Gebhards Analyse dennoch nicht schafft, einen propagierten festen Wertekanon in sich schlüssig zu entwickeln. Zum Zweiten weist sie exemplarisch am Beispiel der «Ehre» auf, wie nahe die gesellschaftlichen Vorstellungen im Preussen des 19. Jahrhunderts und in Kreisen junger Muslime im heutigen Berlin sind, «auch wenn der Graben von fast zwei Jahrhunderten, zwei Religionen und zwei Kulturen zu überbrücken ist».Sie hält weiter fest, dass es selbst «christliche Werte […] nur als disparate (Über)fülle [gibt], sie stellen keinen Kanon dar, den man nur wiederfinden und studieren müsste». Angesichts dieser «pluralen Situation von Wertwahrnehmungen» und der vorfindlichen «Fülle möglicher Wertsetzungen» plädiert sie dafür, dass Werte zu jeder Zeit «kommuniziert und bewertet werden» müssen. «Werte, ganz gleich, woher sie stammen und wie und wo sie in Geltung stehen und beobachtet werden, sind auf Kommunikation angewiesen». Gerade auch im diakonischen Alltag gelte es, immer wieder neu die Balance von unterschiedlichen, zuweilen divergenten Werten zu finden.
{"title":"Werte. Warum es sie gibt, wenn wir sie brauchen","authors":"Dörte Gebhard","doi":"10.22018/JDS.2018.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/JDS.2018.4","url":null,"abstract":"Dörte Gebhard setzt sich in ihrem Beitrag «Werte. Warum es sie gibt, wenn wir sie brauchen» kritisch mit der Wertedebatte und hinterfragt entsprechende «Wert(er)findungsprozesse» in diakonischen Einrichtungen. Sie geht zwar mit Jüngel und seiner «radikale[n] Infragestellung der Rede von Werten» einig, hält aber gleichwohl fest an der «Pflicht, sich mit den aktuell vorhandenen Wertdebatten kritisch auseinanderzusetzen».Anhand zweier Beispiele problematisiert sie unterschiedliche Aspekte in Wertdebatten: Zum Ersten illustriert sie, wie die islamkritische Stiftung Zukunft CH zwar eine historische Kontinuität von genuin schweizerischen Werten propagiert, aber es gemäss Gebhards Analyse dennoch nicht schafft, einen propagierten festen Wertekanon in sich schlüssig zu entwickeln. Zum Zweiten weist sie exemplarisch am Beispiel der «Ehre» auf, wie nahe die gesellschaftlichen Vorstellungen im Preussen des 19. Jahrhunderts und in Kreisen junger Muslime im heutigen Berlin sind, «auch wenn der Graben von fast zwei Jahrhunderten, zwei Religionen und zwei Kulturen zu überbrücken ist».Sie hält weiter fest, dass es selbst «christliche Werte […] nur als disparate (Über)fülle [gibt], sie stellen keinen Kanon dar, den man nur wiederfinden und studieren müsste». Angesichts dieser «pluralen Situation von Wertwahrnehmungen» und der vorfindlichen «Fülle möglicher Wertsetzungen» plädiert sie dafür, dass Werte zu jeder Zeit «kommuniziert und bewertet werden» müssen. «Werte, ganz gleich, woher sie stammen und wie und wo sie in Geltung stehen und beobachtet werden, sind auf Kommunikation angewiesen». Gerade auch im diakonischen Alltag gelte es, immer wieder neu die Balance von unterschiedlichen, zuweilen divergenten Werten zu finden.","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"60 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"129151293","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Christoph Weber-Berg stellt in seinem Beitrag «Von der Diakonie zum Sozialunternehmen» den Werdegang der verschiedenen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründeten diakonischen Werke vor. Diesen Werken ist gemein, «dass sie im Geist christlicher Liebestätigkeit gegründet und während vielen Jahren betrieben wurden, heute aber höchstens noch lose Verbindungen zur Kirche haben. Immer wieder hat sich die Kirche als Geburtshelferin oder Patin diakonischer Werke hervorgetan, die in einer späteren Phase ihrer Existenz auf eigenen Füssen standen und losgelöst, selbständig im Rahmen von Leistungsvereinbarungen mit dem Staat, ihre Aufgaben wahrnahmen» – wobei sich die Schritte in die Selbständigkeit u.a. an den Faktoren der Finanzierung (von der kirchlichen zur staatlichen Finanzierung), der Leitung (vom Pfarrer zum Direktor) und der Betreuungsarbeit (von der Diakonisse zur sozialprofessionellen Fachperson) zeigen.Anhand der Entwicklung der kirchlichen Stiftung «Schürmatt» – die «den Bogen von der christlich motivierten diakonischen Pioniertat bis zum modernen, ausdifferenzierten und professionell geführten Sozialunternehmen mit staatlichem Leistungsauftrag [spannt]» – fragt Weber-Berg nach dem «Unterschied zwischen sozialer Arbet oder sozialem Engagement und Diakonie» sowie nach der Bedeutung der Diakonie für das Kirche-Sein. Er hält fest: «Aus einem sozialen Projekt wird nicht automatisch ein diakonisches Projekt, wenn es von der Kirche vollständig oder teilweise finanziert wird. Nicht die Geldflüsse oder der Ursprung von Geldflüssen machen den theologisch formulierbaren Unterschied aus». Es kommt also «nicht auf die Höhe der verteilten Geldsummen oder der diakonisch eingesetzten Zeit von Personen an», die Bedeutung der Diakonie für das Kirche-Sein manifestiere sich vielmehr «in der Fürbitte der Gemeinde. Fürbitte ohne diakonisches Engagement läuft ins Leere». Entsprechend sei das «Mittragen sozialer Anliegen im Gebet als Gemeinde […] zentral für deren Kirche-Sein»: «Dann ist plötzlich weniger wichtig, ob ein ehemals kirchliches Werk heute unabhängig und konfessionell neutral unterwegs ist oder nicht».
Christoph Weber-Berg指出在他提供的«»社会企业Diakonie,透明的,不同的叙述一下二十世纪后半叶.他们的祖先这些行为是不公平的,«基督教思想Liebestätigkeit建立并在多年的经营中,但如今最多有教堂的联系松散.反复教会设为Geburtshelferin或教母diakonischer作品出名,在一个阶段都出现在自己脚边的存在和影响,独立国家范围内由Leistungsvereinbarungen其职能的»,并须采取更为激烈、部分不足的因素(从教会的政府资助)中心部分(从牧师到主任)和护理部分(从圣徒到社会专业人员)的课程。宗教基金会的发展来衡量«Schürmatt»,«弓箭的基督教的diakonischen Pioniertat到现代社会企业ausdifferenzierten、具有领导和staatlichem Leistungsauftrag(流畅)»,«后问Weber-Berg区别Arbet或社会参与和社会Diakonie»,并按照Diakonie的重要性Kirche-Sein .他认为:«从一个社会项目不会自动成为一个diakonisches项目,只要.教会完全或部分的资助。不让资金流动还是最原始的模式有神学formulierbaren分别从».«随便说说不分散在数额投入或diakonisch所设的人正在»Diakonie的重要性对Kirche-Sein manifestiere目的是«镇所做的.上面所没有diakonisches承诺正在发愣».是相应的«者社会关切祷告,为其社区[...]集中Kirche-Sein»,«突然就不再那么重要了,一个曾是个是否独立作品今天,路上konfessionell中立或未».
{"title":"Von der Diakonie zum Sozialunternehmen","authors":"Christoph Weber-Berg","doi":"10.22018/JDS.2018.11","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/JDS.2018.11","url":null,"abstract":"Christoph Weber-Berg stellt in seinem Beitrag «Von der Diakonie zum Sozialunternehmen» den Werdegang der verschiedenen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründeten diakonischen Werke vor. Diesen Werken ist gemein, «dass sie im Geist christlicher Liebestätigkeit gegründet und während vielen Jahren betrieben wurden, heute aber höchstens noch lose Verbindungen zur Kirche haben. Immer wieder hat sich die Kirche als Geburtshelferin oder Patin diakonischer Werke hervorgetan, die in einer späteren Phase ihrer Existenz auf eigenen Füssen standen und losgelöst, selbständig im Rahmen von Leistungsvereinbarungen mit dem Staat, ihre Aufgaben wahrnahmen» – wobei sich die Schritte in die Selbständigkeit u.a. an den Faktoren der Finanzierung (von der kirchlichen zur staatlichen Finanzierung), der Leitung (vom Pfarrer zum Direktor) und der Betreuungsarbeit (von der Diakonisse zur sozialprofessionellen Fachperson) zeigen.Anhand der Entwicklung der kirchlichen Stiftung «Schürmatt» – die «den Bogen von der christlich motivierten diakonischen Pioniertat bis zum modernen, ausdifferenzierten und professionell geführten Sozialunternehmen mit staatlichem Leistungsauftrag [spannt]» – fragt Weber-Berg nach dem «Unterschied zwischen sozialer Arbet oder sozialem Engagement und Diakonie» sowie nach der Bedeutung der Diakonie für das Kirche-Sein. Er hält fest: «Aus einem sozialen Projekt wird nicht automatisch ein diakonisches Projekt, wenn es von der Kirche vollständig oder teilweise finanziert wird. Nicht die Geldflüsse oder der Ursprung von Geldflüssen machen den theologisch formulierbaren Unterschied aus». Es kommt also «nicht auf die Höhe der verteilten Geldsummen oder der diakonisch eingesetzten Zeit von Personen an», die Bedeutung der Diakonie für das Kirche-Sein manifestiere sich vielmehr «in der Fürbitte der Gemeinde. Fürbitte ohne diakonisches Engagement läuft ins Leere». Entsprechend sei das «Mittragen sozialer Anliegen im Gebet als Gemeinde […] zentral für deren Kirche-Sein»: «Dann ist plötzlich weniger wichtig, ob ein ehemals kirchliches Werk heute unabhängig und konfessionell neutral unterwegs ist oder nicht».","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"35 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"132422284","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Beat Dietschy legt seinem Beitrag «Transformative Spiritualität und gemeinsames Handeln» die Forderung zugrunde, dass angesichts der «weltweiten systemischen Ungleichheiten» eine «Transformation der dominierenden Produktions- und Konsumweisen» notwendig sei. Er nimmt hierfür «die Kirchen und ihre entwicklungspolitischen Werke und ebenso auch andere Glaubensgemeinschaften» in die Pflicht, die «dank weltweiter Vernetzung und der Radikalität ihrer spirituellen Quellen genau auf diesem Gebiet eine grosse Kompetenz mitbringen, mit der sie transformatives Handeln und eine solidarische Lebensweise möglich machen können».Als Quelle für transformatives Handeln und solidarische Lebensweise führt Dietschy einen «vergessenen Traditionsstrang der Reformation» an, namentlich die «Gemeindereformationsbewegung» bzw. die «Revolution des ‹Gemeinen Mannes›» um Thomas Müntzer. Er weist nach, wie Müntzer auf der Basis seiner mystischen Glaubenserfahrung derjenige Reformator war, «der vielleicht am stärksten, jedenfalls radikaler als andere auf wahrhaftige Mündigkeit, Mitsprache und Gleichstellung der Laien in den Gemeinden drang» und daher dafür kämpfte, dass «Verhältnisse, die Menschen in Abhängigkeit von Kreaturen – Menschen oder geschaffenen Strukturen – halten, […] verändert werden». Daraus entwickelte sich in der Folge «ein Widerstandsrecht gegen die Obrigkeit, ja eine erste Ahnung von Volkssouveränität».Diese transformativen Bestrebungen aus der Bewegung des «Gemeinen Mannes» erachtet Dietschy als passendes Leitbild für eine heutige «Alternative zur dominierenden profitgetriebenen Weise Gesellschaft zu bilden». Diese transformativen Bestrebungen erfahren nach Dietschy ein Wiederaufleben im Phänomen der «Commons», die «ähnliche Muster gemeinsamen Handelns» aufweisen. Commons sind «selbstorganisierte Systeme, die von den betreffenden Gruppen oder Gemeinschaften selber entwickelt und gesteuert werden» und «in denen in grundlegender Weise Besitz und Nutzung von Gebrauchswerten […] an die Stelle von Eigentum [tritt]».Dietschy sieht im Wirken dieser «Commons» auch «eine wirksame Antwort auf die rechtspopulistischen Scheinlösungen für die Mehrfachkrisen, mit denen wir konfrontiert sind». Dass Rechtpopulisten und Nationalisten «mit ihren fremdenfeindlichen und libertär-antietatistischen Rezepten zugleich die soziale und politische Krise [verschärfen] statt sie zu vermindern», führt Dietschy mit abschliessenden zwölf Thesen aus.
{"title":"Transformative Spiritualität und gemeinsames Handeln. Impuls für den ökumenischen Ratschlag in Mannheim","authors":"Beat Dietschy","doi":"10.22018/JDS.2018.3","DOIUrl":"https://doi.org/10.22018/JDS.2018.3","url":null,"abstract":"Beat Dietschy legt seinem Beitrag «Transformative Spiritualität und gemeinsames Handeln» die Forderung zugrunde, dass angesichts der «weltweiten systemischen Ungleichheiten» eine «Transformation der dominierenden Produktions- und Konsumweisen» notwendig sei. Er nimmt hierfür «die Kirchen und ihre entwicklungspolitischen Werke und ebenso auch andere Glaubensgemeinschaften» in die Pflicht, die «dank weltweiter Vernetzung und der Radikalität ihrer spirituellen Quellen genau auf diesem Gebiet eine grosse Kompetenz mitbringen, mit der sie transformatives Handeln und eine solidarische Lebensweise möglich machen können».Als Quelle für transformatives Handeln und solidarische Lebensweise führt Dietschy einen «vergessenen Traditionsstrang der Reformation» an, namentlich die «Gemeindereformationsbewegung» bzw. die «Revolution des ‹Gemeinen Mannes›» um Thomas Müntzer. Er weist nach, wie Müntzer auf der Basis seiner mystischen Glaubenserfahrung derjenige Reformator war, «der vielleicht am stärksten, jedenfalls radikaler als andere auf wahrhaftige Mündigkeit, Mitsprache und Gleichstellung der Laien in den Gemeinden drang» und daher dafür kämpfte, dass «Verhältnisse, die Menschen in Abhängigkeit von Kreaturen – Menschen oder geschaffenen Strukturen – halten, […] verändert werden». Daraus entwickelte sich in der Folge «ein Widerstandsrecht gegen die Obrigkeit, ja eine erste Ahnung von Volkssouveränität».Diese transformativen Bestrebungen aus der Bewegung des «Gemeinen Mannes» erachtet Dietschy als passendes Leitbild für eine heutige «Alternative zur dominierenden profitgetriebenen Weise Gesellschaft zu bilden». Diese transformativen Bestrebungen erfahren nach Dietschy ein Wiederaufleben im Phänomen der «Commons», die «ähnliche Muster gemeinsamen Handelns» aufweisen. Commons sind «selbstorganisierte Systeme, die von den betreffenden Gruppen oder Gemeinschaften selber entwickelt und gesteuert werden» und «in denen in grundlegender Weise Besitz und Nutzung von Gebrauchswerten […] an die Stelle von Eigentum [tritt]».Dietschy sieht im Wirken dieser «Commons» auch «eine wirksame Antwort auf die rechtspopulistischen Scheinlösungen für die Mehrfachkrisen, mit denen wir konfrontiert sind». Dass Rechtpopulisten und Nationalisten «mit ihren fremdenfeindlichen und libertär-antietatistischen Rezepten zugleich die soziale und politische Krise [verschärfen] statt sie zu vermindern», führt Dietschy mit abschliessenden zwölf Thesen aus.","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":"36 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-05-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115300211","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Thomas Schlag erörtert in seinem Beitrag «Offen für alle – Offenheit für alle? Das Beispiel der Vesperkirchen-Bewegung als Herausforderung diversitätssensibler Gemeinde- und Kirchenentwicklung» die Frage, inwiefern die Bewegung der Vesperkirchen als «programmatisch-kreativer Ansatz einer kirchlichen Diversitätskultur angesehen» werden kann.Die Frage nach der «Zugänglichkeit von bzw. zur Kirche durch Personen unterschiedlichster Herkunft und Milieus» ist gemäss Schlag in den vergangenen Jahren – insbesondere durch verschiedene Mitgliedschafts- und Milieustudien – zwar intensiv bearbeitet worden, jedoch wurden diese Überlegungen kaum «explizit mit einer Auseinandersetzung über den Diversitätsbegriff verbunden». D.h. Überlegungen dazu, «wie sich Kirche angesichts bestehender Diversitäten als eine gemeinschaftsstiftende und grenzüberschreitende Institution versteht […], [verbleiben] gegenüber strategischen Überlegungen im Hinsicht auf die Re-Attrahierung verloren gegangener Milieus deutlich im Hintergrund».Schlag erachtet es als besondere Chance von Vesperkirchen, exemplarische Orte einer Diversitätspraxis – verstanden als „normative Perspektive einer Kultur des Zusammenlebens“ – darzustellen. In einer medialen Wahrnehmung scheinen die Vesperkirchen hierin „von einer geradezu selbstverständlichen und ganz offenkundigen Plausibilität getragen zu sein“. Schlag fragt jedoch kritisch nach, ob „in einer diversitätstheoretischen Perspektive nicht doch auch gewisse Problemanzeigen zu formulieren sind“, namentlich ob sich unter dem Deckmantel der „Offenheit für alle“ nicht verdeckt „das alte, hierarchische Versorgungsprinzip einschleicht“ und damit auch „höchst asymmetrische Elemente einer besonders subtilen Vereinnahmung“ gegenüber Hilfesuchenden bestehen. Gelingen kann die Offenheit, wenn die Kirchen bewusst „signalisieren, dass sie sich der bestehenden sozialen, kulturellen, ökonomischen Diversitäten sehr wohl bewusst sind und diese Vielfalt nicht nur als Faktum, sondern auch als Potenzial begreif[en]“ – etwa durch „bewusst partizipative und diversitätsoffene Gottesdienstpraxis“ oder durch eine „Begegnungskultur, in der individuellen Narrativen der grösstmögliche Spiel- und Entfaltungsraum gegeben wird“. Das „kulturelle, soziale Kapital für den öffetnlichen Raum“ sowie der „Beitrag zur Kohäsion im Sozialraum“ ist sodann auch zur Geltung zu bringen dadurch, dass die Kirchen „über die soziale Situation Einzelner hinauch […] auch die weiteren politischen Hintergründe und Ursachen individueller Ausgrenzungen und Notlagen zum Thema macht“ und damit die vorfindlichen Nöte auch „in einem politisch relevanten Sinn artikulier[en]“.
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