Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-41
Silke Ahrend
Menschen kommen in die Gruppentherapie, weil sie sich dafür entschieden haben, dass ihre zwischenmenschlichen Beziehungen im Alltag zu ihrer PartnerIn, ihren Kindern, FreundInnen und KollegInnen besser gelingen sollen, anstatt dass sie in typischen Stresssituationen immer wieder in dysfunktionale emotionale Reaktionsmuster verfallen. Sie wollen ihr persönliches, bisher ungelebtes Potenzial entfalten, indem sie mit Freude den Werten folgen, die ihnen in ihrem Leben wirklich wichtig sind. Allerdings erleben sie sich aus ihrer PatientInnensicht immer wieder als zutiefst ambivalent, wenn sie mit ihrer störungsbedingten Symptomatik identifiziert sind und sich in ihren Kompetenzen als defizitär empfinden. Mit der embodimentorientierten und integrativen MVT-Gruppentherapie (Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie MVT nach Serge Sulz) kann ein strategischer Persönlichkeitsentwicklungsprozess in und mit der Gruppe gestaltet werden, der den PatientInnen die noch fehlenden Kompetenzen vermittelt. Quell für die Entfaltung von Zwischenmenschlichkeit und der eigenen Potenziale ist die Verinnerlichung von sicherer Bindung in der Gruppe. Die Gruppe gestaltet gemeinsam einen zwischenmenschlichen Vertrauensund Resonanzraum für tiefe korrigierende Erfahrungen persönlicher Bindungsverletzungen, die den Ursprung der emotionalen Überlebensregel und der dysfunktionalen Beziehungsmuster bilden. Die kontinuierlich angebotenen »Antidots« ermöglichen die fortlaufende Befriedigung defizitärer Bedürfnisse und unterstützen das Bewusstwerden im Prozess von »Heilung und Wachstum der verletzten Seele« zu einem sicher gebundenen und reiferen Menschen. Der MVT-Gruppenprozess folgt sechs Stufen der Bewusstseinsentwicklung zu einem freien Menschen und fördert mit sieben MVT-Modulen insbesondere den Übergang von der egozentrischen zur empathischen Beziehungsgestaltung. Die5 PatientIn kann am Ende dieses Prozesses mit sich selbst und mit den anderen Menschen empathisch verbunden sein, so wie sie es in der Gruppe in tiefen zwischenmenschlichen Begegnungen erlebt und mentalisiert hat. In diesem Artikel wird zunächst die praktische und theoretische Vermittlung der Mentalisierungsund Entwicklungsförderung in der Gruppe anhand des persönlichen Erfahrungsberichtes einer MVT-Gruppentherapeutin vorgestellt. Der zweite Teil widmet sich Sinn und Zweck der MVT-Gruppentherapie und der dritte Teil gibt einen wesentlichen Überblick zur allgemeinen Struktur und Ablauf auf Grundlage der ersten vier Entwicklungsstufen bis zur Empathie-Stufe sowie der sieben MVT-Module2. Abschließend wird im vierten Teil auf die Entwicklung der therapeutischen Haltung und die begleitende Supervision einer MVT-Gruppentherapeutin eingegangen.
{"title":"Sichere Bindung als Quell von Zwischenmenschlichkeit – die MVT-Gruppentherapie","authors":"Silke Ahrend","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-41","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-41","url":null,"abstract":"Menschen kommen in die Gruppentherapie, weil sie sich dafür entschieden haben, dass ihre zwischenmenschlichen Beziehungen im Alltag zu ihrer PartnerIn, ihren Kindern, FreundInnen und KollegInnen besser gelingen sollen, anstatt dass sie in typischen Stresssituationen immer wieder in dysfunktionale emotionale Reaktionsmuster verfallen. Sie wollen ihr persönliches, bisher ungelebtes Potenzial entfalten, indem sie mit Freude den Werten folgen, die ihnen in ihrem Leben wirklich wichtig sind. Allerdings erleben sie sich aus ihrer PatientInnensicht immer wieder als zutiefst ambivalent, wenn sie mit ihrer störungsbedingten Symptomatik identifiziert sind und sich in ihren Kompetenzen als defizitär empfinden. Mit der embodimentorientierten und integrativen MVT-Gruppentherapie (Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie MVT nach Serge Sulz) kann ein strategischer Persönlichkeitsentwicklungsprozess in und mit der Gruppe gestaltet werden, der den PatientInnen die noch fehlenden Kompetenzen vermittelt. Quell für die Entfaltung von Zwischenmenschlichkeit und der eigenen Potenziale ist die Verinnerlichung von sicherer Bindung in der Gruppe. Die Gruppe gestaltet gemeinsam einen zwischenmenschlichen Vertrauensund Resonanzraum für tiefe korrigierende Erfahrungen persönlicher Bindungsverletzungen, die den Ursprung der emotionalen Überlebensregel und der dysfunktionalen Beziehungsmuster bilden. Die kontinuierlich angebotenen »Antidots« ermöglichen die fortlaufende Befriedigung defizitärer Bedürfnisse und unterstützen das Bewusstwerden im Prozess von »Heilung und Wachstum der verletzten Seele« zu einem sicher gebundenen und reiferen Menschen. Der MVT-Gruppenprozess folgt sechs Stufen der Bewusstseinsentwicklung zu einem freien Menschen und fördert mit sieben MVT-Modulen insbesondere den Übergang von der egozentrischen zur empathischen Beziehungsgestaltung. Die5 PatientIn kann am Ende dieses Prozesses mit sich selbst und mit den anderen Menschen empathisch verbunden sein, so wie sie es in der Gruppe in tiefen zwischenmenschlichen Begegnungen erlebt und mentalisiert hat. In diesem Artikel wird zunächst die praktische und theoretische Vermittlung der Mentalisierungsund Entwicklungsförderung in der Gruppe anhand des persönlichen Erfahrungsberichtes einer MVT-Gruppentherapeutin vorgestellt. Der zweite Teil widmet sich Sinn und Zweck der MVT-Gruppentherapie und der dritte Teil gibt einen wesentlichen Überblick zur allgemeinen Struktur und Ablauf auf Grundlage der ersten vier Entwicklungsstufen bis zur Empathie-Stufe sowie der sieben MVT-Module2. Abschließend wird im vierten Teil auf die Entwicklung der therapeutischen Haltung und die begleitende Supervision einer MVT-Gruppentherapeutin eingegangen.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"61 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"80287512","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-91
S. Sulz, Melanie Brejcha, D. Koch, Lukas Hofherr, Kurt Wedlich
Das ist die erste MVT-Evaluationsstudie, bei der die Wirkung aller sieben MVT-Trainingseinheiten der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie auf die Mentalisierungsfähigkeit und Stärkung der Persönlichkeit untersucht wurde. Es kam zu einer hochsignifikanten Zunahme der Mentalisierungsfähigkeit und zur Reduktion dysfunktionaler Persönlichkeitszüge sowie zu einem besseren Umgang mit der zentralen Angst. Das Ausmaß an Frustration kindlicher Bedürfnisse wurde durch das MVT-Training mehr ins Bewusstsein gehoben, wodurch die Entstehung der dysfunktionalen Überlebensregel und der dysfunktionalen Persönlichkeitszüge reflektiert werden konnte und die Formulierung einer neuen erlaubnisgebenden Lebensregel erleichtert wurde. Wahrnehmung und Ausdruck von Wut gehörten zu dieser Erlaubnis.
{"title":"MVT-Evaluationsstudie zur Wirksamkeit der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie","authors":"S. Sulz, Melanie Brejcha, D. Koch, Lukas Hofherr, Kurt Wedlich","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-91","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-91","url":null,"abstract":"Das ist die erste MVT-Evaluationsstudie, bei der die Wirkung aller sieben MVT-Trainingseinheiten der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie auf die Mentalisierungsfähigkeit und Stärkung der Persönlichkeit untersucht wurde. Es kam zu einer hochsignifikanten Zunahme der Mentalisierungsfähigkeit und zur Reduktion dysfunktionaler Persönlichkeitszüge sowie zu einem besseren Umgang mit der zentralen Angst. Das Ausmaß an Frustration kindlicher Bedürfnisse wurde durch das MVT-Training mehr ins Bewusstsein gehoben, wodurch die Entstehung der dysfunktionalen Überlebensregel und der dysfunktionalen Persönlichkeitszüge reflektiert werden konnte und die Formulierung einer neuen erlaubnisgebenden Lebensregel erleichtert wurde. Wahrnehmung und Ausdruck von Wut gehörten zu dieser Erlaubnis.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"104 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"85867201","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-27
S. Sulz, Maria Schreiner
Die meisten Psychotherapien sind zumindest in der Gesprächsführung viel zu kopflastig und rational. Die optimale Mischung aus metakognitiver Reflexion und emotivem Dialog herzustellen, ist wohl eine Kunst. Wir wollen zeigen, dass es um professionelles Therapeutenverhalten geht, das geschult werden kann. Allerdings ist Emotion Tracking nicht so leicht erlernbar wie die meisten psychotherapeutischen Interventionen. Zu diesem Zweck haben wir Albert Pessos Microtracking (Pesso, 2008, a, b, siehe Bachg & Sulz, 2022) so adaptiert, dass es immer wieder in kognitiv-behavioralen und psychodynamischen Therapien eingesetzt werden kann. Bei der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie (MVT) ist Emotion Tracking eines von sieben Therapiemodulen. So wie vor Jahrzehnten die klientenzentrierte Gesprächsführung von Carl Rogers zunehmend Eingang in die psychotherapeutischen Basiskompetenzen gefunden hat, sollte unseres Erachtens Emotion Tracking neben den verfahrensspezifischen Interventionen zu einer Grundkompetenz jeglicher Psychotherapie werden.
{"title":"Emotion Tracking","authors":"S. Sulz, Maria Schreiner","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-27","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-27","url":null,"abstract":"Die meisten Psychotherapien sind zumindest in der Gesprächsführung viel zu kopflastig und rational. Die optimale Mischung aus metakognitiver Reflexion und emotivem Dialog herzustellen, ist wohl eine Kunst. Wir wollen zeigen, dass es um professionelles Therapeutenverhalten geht, das geschult werden kann. Allerdings ist Emotion Tracking nicht so leicht erlernbar wie die meisten psychotherapeutischen Interventionen. Zu diesem Zweck haben wir Albert Pessos Microtracking (Pesso, 2008, a, b, siehe Bachg & Sulz, 2022) so adaptiert, dass es immer wieder in kognitiv-behavioralen und psychodynamischen Therapien eingesetzt werden kann. Bei der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie (MVT) ist Emotion Tracking eines von sieben Therapiemodulen. So wie vor Jahrzehnten die klientenzentrierte Gesprächsführung von Carl Rogers zunehmend Eingang in die psychotherapeutischen Basiskompetenzen gefunden hat, sollte unseres Erachtens Emotion Tracking neben den verfahrensspezifischen Interventionen zu einer Grundkompetenz jeglicher Psychotherapie werden.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"17 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"78940210","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-109
S. Sulz
Die Kinderkrippe ist der extremste Auswuchs zivilisatorischer Fehlentwicklungen. Entgegen allem Wissen über kindgemäße Betreuung wird das Kind in genau das Prokrustesbett gezwungen, das ihm unsere Arbeitswelt zur Verfügung stellt. So wie Kinder im ersten Lebensjahr statt des Kinderwagens den Körperkontakt zur Mutter brauchen und im zweiten Jahr so wenig wie möglich Einschränkung ihres Bewegungstriebs, so brauchen sie auch das uneingeschränkte Aufwachsen in ihrer Familie während der ersten drei Lebensjahre. Weil wir als Erwachsene nicht in der Lage sind, den Wert der Familie aufrecht zu erhalten, nehmen wir unseren Kindern genau den Lebensraum weg, der ihnen eigentlich gehört und gehören muss. Das Problem lässt sich kurzfristig dadurch lösen, dass der Vater mindestens so viel in der Kinderbetreuung und im Haushalt macht wie die Mutter. Langfristig müssen wir von dem Konstrukt der Kleinstfamilie (Vater – Mutter – Kind) wegkommen, sie ist nicht mehr als eine verkümmerte Familie.
{"title":"Wie Kinderkrippen dem Kind und uns allen schaden und wie Väter das verhindern können","authors":"S. Sulz","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-109","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-109","url":null,"abstract":"Die Kinderkrippe ist der extremste Auswuchs zivilisatorischer Fehlentwicklungen. Entgegen allem Wissen über kindgemäße Betreuung wird das Kind in genau das Prokrustesbett gezwungen, das ihm unsere Arbeitswelt zur Verfügung stellt. So wie Kinder im ersten Lebensjahr statt des Kinderwagens den Körperkontakt zur Mutter brauchen und im zweiten Jahr so wenig wie möglich Einschränkung ihres Bewegungstriebs, so brauchen sie auch das uneingeschränkte Aufwachsen in ihrer Familie während der ersten drei Lebensjahre. Weil wir als Erwachsene nicht in der Lage sind, den Wert der Familie aufrecht zu erhalten, nehmen wir unseren Kindern genau den Lebensraum weg, der ihnen eigentlich gehört und gehören muss. Das Problem lässt sich kurzfristig dadurch lösen, dass der Vater mindestens so viel in der Kinderbetreuung und im Haushalt macht wie die Mutter. Langfristig müssen wir von dem Konstrukt der Kleinstfamilie (Vater – Mutter – Kind) wegkommen, sie ist nicht mehr als eine verkümmerte Familie.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"16 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"91363940","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-9
Lars Theßen, S. Sulz
Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie (MVT) ist eine Weiterentwicklung der Strategisch-Behavioralen Therapie (SBT). Zu deren Therapiemodulen werden zwei neue Module hinzugefügt: Emotion Tracking – eine Adaption von Albert Pessos Microtracking zur Anwendung in der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) – und Mentalisierungsförderung – eine Adaption der MBT-Fragetechnik. Während die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) eine psychoanalytisch begründete Therapiemethode innerhalb der Psychodynamischen Therapie ist, ist das Mentalisierungsmodul der MVT ein kognitiv-behaviorales Instrument zum Aufbau einer realitätsgerechten Theory of Mind (TOM). Diese beiden Module sind zum Kern der MVT geworden und sind damit eine allgemeine psychotherapeutische Basiskompetenz, die u. E. in keiner Therapie fehlen darf. Die Behandlung schreitet vom ersten Modul (sichere Bindung in der therapeutischen Beziehung herstellen) zum zweiten Modul (die dysfunktionale Überlebensregel aus den Verletzungen der Kindheit extrahieren und in eine Erlaubnis gebende Lebensregel verwandeln) weiter zum dritten Modul (durch Achtsamkeit Gefühle wahrnehmen und akzeptieren). Daran schließen die beiden genannten neuen Module Emotion Tracking und Mentalisierungsförderung an, gefolgt von den beiden Entwicklungsmodulen (Entwicklung von der Affektauf die Denken-Stufe und Entwicklung von der Denkenauf die Empathiestufe), deren Ziel funktionale Affektregulierung und Beziehungsfähigkeit im Sinne von Empathie und Mitgefühl ist.
{"title":"Was ist Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie (MVT)?","authors":"Lars Theßen, S. Sulz","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-9","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-9","url":null,"abstract":"Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie (MVT) ist eine Weiterentwicklung der Strategisch-Behavioralen Therapie (SBT). Zu deren Therapiemodulen werden zwei neue Module hinzugefügt: Emotion Tracking – eine Adaption von Albert Pessos Microtracking zur Anwendung in der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) – und Mentalisierungsförderung – eine Adaption der MBT-Fragetechnik. Während die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) eine psychoanalytisch begründete Therapiemethode innerhalb der Psychodynamischen Therapie ist, ist das Mentalisierungsmodul der MVT ein kognitiv-behaviorales Instrument zum Aufbau einer realitätsgerechten Theory of Mind (TOM). Diese beiden Module sind zum Kern der MVT geworden und sind damit eine allgemeine psychotherapeutische Basiskompetenz, die u. E. in keiner Therapie fehlen darf. Die Behandlung schreitet vom ersten Modul (sichere Bindung in der therapeutischen Beziehung herstellen) zum zweiten Modul (die dysfunktionale Überlebensregel aus den Verletzungen der Kindheit extrahieren und in eine Erlaubnis gebende Lebensregel verwandeln) weiter zum dritten Modul (durch Achtsamkeit Gefühle wahrnehmen und akzeptieren). Daran schließen die beiden genannten neuen Module Emotion Tracking und Mentalisierungsförderung an, gefolgt von den beiden Entwicklungsmodulen (Entwicklung von der Affektauf die Denken-Stufe und Entwicklung von der Denkenauf die Empathiestufe), deren Ziel funktionale Affektregulierung und Beziehungsfähigkeit im Sinne von Empathie und Mitgefühl ist.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"10 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"87495888","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-169
Alfred Walter
Der Artikel reflektiert unter Beachtung neuerer familiensoziologischer Untersuchungen die von gesellschaftlicher und ökonomischer Seite zunehmenden mehrdimensionalen Belastungen, die moderne Familien zu schultern haben. Auch die mit dem modernen Selbstverständnis der Familie verbundenen Werthaltungen gemeinsamer Elternschaft und des damit verbunden zunehmenden Engagements der Väter birgt aufgrund der ihnen inhärenten Infragestellung traditioneller Rollenmuster latente Konfliktpotenziale in sich, die im familiären Alltag immer wieder durchbrechen. Ausgehend von einer paarund familientherapeutischen Erfahrungsperspektive werden daraus resultierende Belastungsdynamiken angesprochen, in denen sich diese Faktoren innerfamiliär niederschlagen. Hierbei versuchen Familien, strukturell bedingte Belastungen auf individueller Ebene in den Griff zu bekommen, was letztlich nur durch eine andere Wirtschaftsund Familienpolitik zu lösen ist. Entsprechend spricht sich der Autor für ein zivilgesellschaftliches Engagement in Richtung einer mehr entwicklungsfördernden familienorientierten Vernetzung im gesellschaftlichen Nahbereich aus, statt Familienpolitik reflexhaft dem Primat ökonomischer Interessen zu opfern.
{"title":"Die neue Familie","authors":"Alfred Walter","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-169","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-169","url":null,"abstract":"Der Artikel reflektiert unter Beachtung neuerer familiensoziologischer Untersuchungen die von gesellschaftlicher und ökonomischer Seite zunehmenden mehrdimensionalen Belastungen, die moderne Familien zu schultern haben. Auch die mit dem modernen Selbstverständnis der Familie verbundenen Werthaltungen gemeinsamer Elternschaft und des damit verbunden zunehmenden Engagements der Väter birgt aufgrund der ihnen inhärenten Infragestellung traditioneller Rollenmuster latente Konfliktpotenziale in sich, die im familiären Alltag immer wieder durchbrechen. Ausgehend von einer paarund familientherapeutischen Erfahrungsperspektive werden daraus resultierende Belastungsdynamiken angesprochen, in denen sich diese Faktoren innerfamiliär niederschlagen. Hierbei versuchen Familien, strukturell bedingte Belastungen auf individueller Ebene in den Griff zu bekommen, was letztlich nur durch eine andere Wirtschaftsund Familienpolitik zu lösen ist. Entsprechend spricht sich der Autor für ein zivilgesellschaftliches Engagement in Richtung einer mehr entwicklungsfördernden familienorientierten Vernetzung im gesellschaftlichen Nahbereich aus, statt Familienpolitik reflexhaft dem Primat ökonomischer Interessen zu opfern.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"12 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"89548903","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-155
Eva Rass
Das Thema »Vater« stellt innerhalb der empirischen Familienforschung inzwischen einen eigenständigen Forschungsgegenstand dar. Interdisziplinäre Annäherung ist notwendig, um die Entwicklung zu verantwortungsvoller Väterlichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang eine neurobiologisch ausgerichtete Entwicklungspsychologie, da die Forschung mit großer Klarheit zeigen kann, dass das weibliche und männliche Gehirn unterschiedlich reift und insbesondere die Reifung des männlichen Gehirns spezifische Anforderungen an die Fürsorgeumgebung stellt, damit das höchst vulnerable und langsamer reifende Gehirn des kleinen Buben stressregulierende neuronale Muster für das spätere Leben aufbauen kann. Die Reifung der sozialen und emotionalen Funktionen erfordert sowohl in den Kindheitsals auch in den Jugendjahren zuverlässige Unterstützung, was auch noch mit Eintritt in die Vaterschaft gilt. Das Aufwachsen mit einem ausreichend guten Vater ist sowohl für Mädchen als auch für Buben mit einem Entwicklungsvorteil verbunden und so gilt es – sofern notwendig –, dem Vater nachreifend diese Funktionen aufbauen zu helfen.
{"title":"Der nicht einfache Weg zum »ausreichend guten Vater«","authors":"Eva Rass","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-155","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-155","url":null,"abstract":"Das Thema »Vater« stellt innerhalb der empirischen Familienforschung inzwischen einen eigenständigen Forschungsgegenstand dar. Interdisziplinäre Annäherung ist notwendig, um die Entwicklung zu verantwortungsvoller Väterlichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang eine neurobiologisch ausgerichtete Entwicklungspsychologie, da die Forschung mit großer Klarheit zeigen kann, dass das weibliche und männliche Gehirn unterschiedlich reift und insbesondere die Reifung des männlichen Gehirns spezifische Anforderungen an die Fürsorgeumgebung stellt, damit das höchst vulnerable und langsamer reifende Gehirn des kleinen Buben stressregulierende neuronale Muster für das spätere Leben aufbauen kann. Die Reifung der sozialen und emotionalen Funktionen erfordert sowohl in den Kindheitsals auch in den Jugendjahren zuverlässige Unterstützung, was auch noch mit Eintritt in die Vaterschaft gilt. Das Aufwachsen mit einem ausreichend guten Vater ist sowohl für Mädchen als auch für Buben mit einem Entwicklungsvorteil verbunden und so gilt es – sofern notwendig –, dem Vater nachreifend diese Funktionen aufbauen zu helfen.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"48 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"85543812","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-04-01DOI: 10.30820/2364-1517-2023-1-137
Erika Butzmann
Väter sind heute im Fokus der gesellschaftlichen Betrachtung des Familienlebens. Mit dem Buch Neue Väter brauchen neue Mütter hat Margrit Stamm 2018 die Herausforderungen, denen sich Väter heute gegenübersehen, in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang gebracht. Mit diesem Artikel werden zu Beginn einige Kernpunkte daraus dargestellt, um dann herauszuarbeiten, dass die von Stamm beschriebenen Probleme der neuen Väter und Mütter einen geschlechtsspezifischen Hintergrund haben, der nicht vernachlässigt werden sollte. Die Ursachen von Spannungen und Konflikten werden unter diesem Aspekt analysiert und Lösungswege aufgezeigt.
{"title":"Neue Väter in der heutigen Gesellschaft","authors":"Erika Butzmann","doi":"10.30820/2364-1517-2023-1-137","DOIUrl":"https://doi.org/10.30820/2364-1517-2023-1-137","url":null,"abstract":"Väter sind heute im Fokus der gesellschaftlichen Betrachtung des Familienlebens. Mit dem Buch Neue Väter brauchen neue Mütter hat Margrit Stamm 2018 die Herausforderungen, denen sich Väter heute gegenübersehen, in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang gebracht. Mit diesem Artikel werden zu Beginn einige Kernpunkte daraus dargestellt, um dann herauszuarbeiten, dass die von Stamm beschriebenen Probleme der neuen Väter und Mütter einen geschlechtsspezifischen Hintergrund haben, der nicht vernachlässigt werden sollte. Die Ursachen von Spannungen und Konflikten werden unter diesem Aspekt analysiert und Lösungswege aufgezeigt.","PeriodicalId":29776,"journal":{"name":"Psychotherapie","volume":"14 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.7,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"90320513","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}