Zusammenfassung Der bei Herodot überlieferte Gründungsmythos der Argeaden gilt als im Makedonien des 5. Jahrhunderts allgemein akzeptiert und oft als Reflex der argeadischen Frühgeschichte. Dagegen wird hier auf Basis ethnologischer Erkenntnisse über die soziale Funktion von Mythen vermutet, dass ein erkennbarer Bezug zwischen dem fraglichen Mythos und zeitgenössischen politischen Problematiken bestand. Zur Analyse bisher unerklärter Elemente des Mythos wird daher dessen Entstehungskontext untersucht. Demnach herrschten die Söhne Alexanders I. gemeinsam über Makedonien und Perdikkas, einer der jüngeren Brüder, erlangte nur schrittweise eine prekäre Führungsposition im Clan. Um diese zu stabilisieren und die alleinige Herrschaftsnachfolge seines Sohnes Archelaos zu sichern, ließ Perdikkas den bei Herodot überlieferten Gründungsmythos verbreiten. Dies erklärt, warum die Protagonisten der Geschichte drei Brüder sind, warum der jüngste der mythischen Brüder Perdikkas heißt, warum er allein als göttlich erwählter, kluger und fürsorglicher Anführer hervorgehoben wird und warum nur er die Argeadendynastie begründet, in der die Herrschaft immer einem einzigen Sohn vererbt wird.
{"title":"Perdikkas und seine Brüder. Politik und Mythos im Makedonien des 5. Jahrhunderts","authors":"Florian D. Feil","doi":"10.1515/hzhz-2023-0034","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-0034","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der bei Herodot überlieferte Gründungsmythos der Argeaden gilt als im Makedonien des 5. Jahrhunderts allgemein akzeptiert und oft als Reflex der argeadischen Frühgeschichte. Dagegen wird hier auf Basis ethnologischer Erkenntnisse über die soziale Funktion von Mythen vermutet, dass ein erkennbarer Bezug zwischen dem fraglichen Mythos und zeitgenössischen politischen Problematiken bestand. Zur Analyse bisher unerklärter Elemente des Mythos wird daher dessen Entstehungskontext untersucht. Demnach herrschten die Söhne Alexanders I. gemeinsam über Makedonien und Perdikkas, einer der jüngeren Brüder, erlangte nur schrittweise eine prekäre Führungsposition im Clan. Um diese zu stabilisieren und die alleinige Herrschaftsnachfolge seines Sohnes Archelaos zu sichern, ließ Perdikkas den bei Herodot überlieferten Gründungsmythos verbreiten. Dies erklärt, warum die Protagonisten der Geschichte drei Brüder sind, warum der jüngste der mythischen Brüder Perdikkas heißt, warum er allein als göttlich erwählter, kluger und fürsorglicher Anführer hervorgehoben wird und warum nur er die Argeadendynastie begründet, in der die Herrschaft immer einem einzigen Sohn vererbt wird.","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"17 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.2,"publicationDate":"2023-11-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"138523800","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Matthias Pohlig / Barbara Schlieben (Hrsg.), Grenzen des Sozialen. Kommunikation mit nicht-menschlichen Akteuren in der Vormoderne. Göttingen, Wallstein 2022","authors":"Tim Weitzel","doi":"10.1515/hzhz-2023-1283","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1283","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"117 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373049","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Walter Pauly / Klaus Ries (Hrsg.), Staat und Historie. Leitbilder und Fragestellungen deutscher Geschichtsschreibung vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. (Staatsverständnisse, Bd. 157.) Baden-Baden, Nomos 2021","authors":"Peter Hoeres","doi":"10.1515/hzhz-2023-1316","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1316","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"66 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373149","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Der Aufsatz untersucht anhand des hessischen Kultusministeriums, wie in der unmittelbaren Nachkriegszeit (ca. 1946–1951) versucht wurde, durch Lehrerbildung neue demokratische Werte zu etablieren und zu vermitteln. Hierzu verfolgt er die Bemühungen der Psychologin Brigitte Schliebe-Lippert (1898–1993), die von 1946 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1963 das Referat Lehrerbildung im hessischen Kultusministerium leitete. Schliebe-Lippert ist einerseits als Frau in einer ministerialen Leitungsposition eine Ausnahmeerscheinung. Andererseits ist sie als in Gießen im Jahr 1932 habilitierte Psychologin Teil einer frühen und kleinen Gruppe von habilitierten Frauen. Sie vertrat in der Nachkriegszeit die These, dass die Bemühungen um Reeducation seitens der amerikanischen Militärregierung vor allem auf der Basis einer wissenschaftlichen Psychologie zu unterstützen seien. Vorliegender Aufsatz fragt danach, in welchem Modus der Zusammenarbeit mit den amerikanischen Militärbehörden Schliebe-Lippert versuchte, ihre Version der Entwicklungspsychologie zu platzieren. Es wird überdies untersucht, inwiefern Wissenschaftlichkeit im Allgemeinen und sozial- und humanwissenschaftliche Wissenschaften wie die Psychologie im Besonderen in den Augen der Akteur:innen Grundlagen waren, auf denen neue demokratische Werte begründet werden konnten. Dabei werden die Positionen Schliebe-Lipperts im Kontext der deutschen Diskussionen über Lehrerbildung und vor dem Hintergrund ihrer Aktivitäten während des Nationalsozialismus kontextualisiert. Der Beitrag stützt sich auf den Nachlass Schliebe-Lipperts und Überlieferung zur Lehrerbildung im Hessischen Hauptstaatsarchiv, weitere Archivquellen in Frankfurt und Mainz sowie publizierte Texte.
{"title":"Vom Wert der Wissenschaft. Die Psychologin Brigitte Schliebe-Lippert und die Neuorganisation der hessischen Lehrerbildung, ca. 1946–1952","authors":"Laurens Schlicht","doi":"10.1515/hzhz-2023-0028","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-0028","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der Aufsatz untersucht anhand des hessischen Kultusministeriums, wie in der unmittelbaren Nachkriegszeit (ca. 1946–1951) versucht wurde, durch Lehrerbildung neue demokratische Werte zu etablieren und zu vermitteln. Hierzu verfolgt er die Bemühungen der Psychologin Brigitte Schliebe-Lippert (1898–1993), die von 1946 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1963 das Referat Lehrerbildung im hessischen Kultusministerium leitete. Schliebe-Lippert ist einerseits als Frau in einer ministerialen Leitungsposition eine Ausnahmeerscheinung. Andererseits ist sie als in Gießen im Jahr 1932 habilitierte Psychologin Teil einer frühen und kleinen Gruppe von habilitierten Frauen. Sie vertrat in der Nachkriegszeit die These, dass die Bemühungen um Reeducation seitens der amerikanischen Militärregierung vor allem auf der Basis einer wissenschaftlichen Psychologie zu unterstützen seien. Vorliegender Aufsatz fragt danach, in welchem Modus der Zusammenarbeit mit den amerikanischen Militärbehörden Schliebe-Lippert versuchte, ihre Version der Entwicklungspsychologie zu platzieren. Es wird überdies untersucht, inwiefern Wissenschaftlichkeit im Allgemeinen und sozial- und humanwissenschaftliche Wissenschaften wie die Psychologie im Besonderen in den Augen der Akteur:innen Grundlagen waren, auf denen neue demokratische Werte begründet werden konnten. Dabei werden die Positionen Schliebe-Lipperts im Kontext der deutschen Diskussionen über Lehrerbildung und vor dem Hintergrund ihrer Aktivitäten während des Nationalsozialismus kontextualisiert. Der Beitrag stützt sich auf den Nachlass Schliebe-Lipperts und Überlieferung zur Lehrerbildung im Hessischen Hauptstaatsarchiv, weitere Archivquellen in Frankfurt und Mainz sowie publizierte Texte.","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"32 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373166","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Garret Pagenstecher Olberding, Designing Boundaries in Early China. The Composition of Sovereign Space. Cambridge, Cambridge University Press 2021","authors":"Monique Nagel-Angermann","doi":"10.1515/hzhz-2023-1273","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1273","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"18 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373169","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Sonya Nevin, The Idea of Marathon. Battle and Culture. Berlin, Bloomsbury Verlag GmbH 2022","authors":"Kostas Buraselis","doi":"10.1515/hzhz-2023-1276","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1276","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"81 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373177","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Philipp N. Spahn, Die Bibel als Norm? Das Ringen um das Recht der Kirche in Streitschriften aus der Zeit des Investiturstreits, ca. 1050–1140. (Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte, Bd. 335. Recht im ersten Jahrtausend, Bd. 2.) Frankfurt am Main, Klostermann 2022","authors":"Stephan Dusil","doi":"10.1515/hzhz-2023-1292","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1292","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"63 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373199","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Louisa Thomas, Der „reiche Orient“: Imagination und Faszination. Darstellungen des asiatischen Wohlstandes in griechischen Quellen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (Classica et Orientalia, Bd. 28.) Wiesbaden, Harrassowitz 2021","authors":"Marie Lemser","doi":"10.1515/hzhz-2023-1277","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1277","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"79 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373329","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Gustav Pfeifer / Kurt Andermann (Hrsg.), Soziale Mobilität in der Vormoderne. Historische Perspektiven auf ein zeitloses Thema. Akten der internationalen Tagung Brixen, Bischöfliche Hofburg und Priesterseminar 11. bis 14. September 2019. (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs, Bd. 48.) Innsbruck, Universitätsverlag Wagner 2020","authors":"Anne Diekjobst","doi":"10.1515/hzhz-2023-1266","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/hzhz-2023-1266","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":54171,"journal":{"name":"HISTORISCHE ZEITSCHRIFT","volume":"11 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135373331","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}