Bei der Obstipation handelt es sich um eine im Kindesalter extrem weit verbreitete Erkrankung, die für bis zu 25% der Konsultationen bei pädiatrischen Gastroenterologen und 3% der Besuche in der pädiatrischen Ambulanz verantwortlich zeichnet. In 90% der Fälle liegt der Erkrankung eine funktionelle Störung zugrunde und nur bei 10% der Patienten liegt eine ursächliche organische Erkrankung vor. Zu den häufigen organischen Ursachen der Obstipation im Kindesalter zählen u.a. angeborene Darmkrankheiten; neurologische Erkrankungen, insbesondere Zerebralparese; Erkrankungen des Rückenmarks und Hypotonie; endokrine und metabolische Erkrankungen (Hypothyroidismus, zystische Fibrose, Hyperkalzämie, Diabetes mellitus, renale Azidose) sowie die Einnahme von Arzneimitteln, die Obstipation hervorrufen können, wie z.B. manche Antiazida, Sucralfat, Eisen, codeinhaltige Medikamente, Imipramin, Phenytoin etc. Die am häufigsten auftretende angeborene Erkrankung ist Morbus Hirschsprung mit einer Inzidenz von einem Fall pro 4 500 Lebendgeburten gegenüber einer Inzidenz der anorektalen Missbildungen von einem Fall pro 7 000 Lebendgeburten und einem Fall pro 40 000 Lebendgeburten bei anderen neuromuskulären Erkrankungen des Darms. Bei weniger als 5% der Kinder, die aufgrund von Obstipation erstmals einen Arzt aufsuchen, liegt eine nachweisbare organische Erkrankung vor.
{"title":"Die Pathophysiologie der Obstipation","authors":"P. Milla","doi":"10.1159/000148346","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000148346","url":null,"abstract":"Bei der Obstipation handelt es sich um eine im Kindesalter extrem weit verbreitete Erkrankung, die für bis zu 25% der Konsultationen bei pädiatrischen Gastroenterologen und 3% der Besuche in der pädiatrischen Ambulanz verantwortlich zeichnet. In 90% der Fälle liegt der Erkrankung eine funktionelle Störung zugrunde und nur bei 10% der Patienten liegt eine ursächliche organische Erkrankung vor. Zu den häufigen organischen Ursachen der Obstipation im Kindesalter zählen u.a. angeborene Darmkrankheiten; neurologische Erkrankungen, insbesondere Zerebralparese; Erkrankungen des Rückenmarks und Hypotonie; endokrine und metabolische Erkrankungen (Hypothyroidismus, zystische Fibrose, Hyperkalzämie, Diabetes mellitus, renale Azidose) sowie die Einnahme von Arzneimitteln, die Obstipation hervorrufen können, wie z.B. manche Antiazida, Sucralfat, Eisen, codeinhaltige Medikamente, Imipramin, Phenytoin etc. Die am häufigsten auftretende angeborene Erkrankung ist Morbus Hirschsprung mit einer Inzidenz von einem Fall pro 4 500 Lebendgeburten gegenüber einer Inzidenz der anorektalen Missbildungen von einem Fall pro 7 000 Lebendgeburten und einem Fall pro 40 000 Lebendgeburten bei anderen neuromuskulären Erkrankungen des Darms. Bei weniger als 5% der Kinder, die aufgrund von Obstipation erstmals einen Arzt aufsuchen, liegt eine nachweisbare organische Erkrankung vor.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"65 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128716287","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Olivia Liem, Carlo Di Lorenzo, Jan A.J.M. Taminiau, Hayat M. Mousa, Marc A. Benninga
Bei der Obstipation im Kindesalter handelt es sich um ein globales Problem. Die Obstipation ist eine der weiter verbreiteten Erkrankungen, mit der sowohl Kinderärzte im Allgemeinen als auch pädiatrische Gastroenterologen konfrontiert sind. Die Behandlung der chronischen Obstipation stellt eine Herausforderung dar und erfordert häufig eine langfristige Nachsorge und Medikamenteneinnahme. Trotz der hohen Prävalenz der Erkrankung wurden bisher nur wenige randomisierte Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit der diversen Interventionen zur Behandlung dieser Erkrankung zu untersuchen. Dieser Übersichtsartikel erläutert, welche Optionen es derzeit zur Behandlung der Obstipation im Kindesalter gibt und geht dabei auf einige der am häufigsten gestellten Fragen und gängigsten falschen Vorstellungen von Ärzten und Eltern ein.
{"title":"Die aktuelle Behandlung der Obstipation im Kindesalter","authors":"Olivia Liem, Carlo Di Lorenzo, Jan A.J.M. Taminiau, Hayat M. Mousa, Marc A. Benninga","doi":"10.1159/000148348","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000148348","url":null,"abstract":"Bei der Obstipation im Kindesalter handelt es sich um ein globales Problem. Die Obstipation ist eine der weiter verbreiteten Erkrankungen, mit der sowohl Kinderärzte im Allgemeinen als auch pädiatrische Gastroenterologen konfrontiert sind. Die Behandlung der chronischen Obstipation stellt eine Herausforderung dar und erfordert häufig eine langfristige Nachsorge und Medikamenteneinnahme. Trotz der hohen Prävalenz der Erkrankung wurden bisher nur wenige randomisierte Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit der diversen Interventionen zur Behandlung dieser Erkrankung zu untersuchen. Dieser Übersichtsartikel erläutert, welche Optionen es derzeit zur Behandlung der Obstipation im Kindesalter gibt und geht dabei auf einige der am häufigsten gestellten Fragen und gängigsten falschen Vorstellungen von Ärzten und Eltern ein.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115388854","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Stuhlinkontinenz bezeichnet die unwillkürliche Stuhlentleerung. Dieses frustierende Symptom verursacht Kindern und ihren Familien erhebliches Leid und beträchtliche Belastungen. Die Stuhlinkontinenz im Kindesalter lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: (1) die organische Stuhlinkontinenz, die sich z. B. infolge anorektaler Missbildungen oder neurogener Störungen ergibt, und (2) die nichtorganische bzw. funktionelle Stuhlinkontinenz. Dieser Übersichtsartikel konzentriert sich ausschliesslich auf die funktionelle Stuhlinkontinenz bei Kindern und geht auf Definition, Epidemiologie, Pathophysiologie und die neueren Erkenntnisse hinsichtlich klinischer und diagnostischer Aspekte ein.
{"title":"Funktionelle Stuhlinkontinenz bei Kindern","authors":"M. Bongers, Marc A. Benninga","doi":"10.1159/000148349","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000148349","url":null,"abstract":"Stuhlinkontinenz bezeichnet die unwillkürliche Stuhlentleerung. Dieses frustierende Symptom verursacht Kindern und ihren Familien erhebliches Leid und beträchtliche Belastungen. Die Stuhlinkontinenz im Kindesalter lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: (1) die organische Stuhlinkontinenz, die sich z. B. infolge anorektaler Missbildungen oder neurogener Störungen ergibt, und (2) die nichtorganische bzw. funktionelle Stuhlinkontinenz. Dieser Übersichtsartikel konzentriert sich ausschliesslich auf die funktionelle Stuhlinkontinenz bei Kindern und geht auf Definition, Epidemiologie, Pathophysiologie und die neueren Erkenntnisse hinsichtlich klinischer und diagnostischer Aspekte ein.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"130027150","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die Obstipation ist ein häufiger Grund für den Besuch beim Kinderarzt. Tritt die Obstipation als Symptom auf, so können ihr, je nach Häufigkeit, Art und Schweregrad, diverse Ätiologien zugrunde liegen. Die Obstipation kann sowohl auf einer medizinischen Ursache beruhen, chirurgisch bedingt oder auch funktioneller Natur sein. Zu den Ätiologien, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, zählt in erster Linie der Morbus Hirschsprung. Diese angeborene Erkrankung tritt zwar 50 Mal seltener auf als die idiopathische oder funktionelle Obstipation, ist aber die wichtigste Differentialdiagnose. Die Diagnose erfolgt am besten mittels gründlicher Anamneseerhebung und sorgfältiger klinischer Untersuchung, zu der u.a. auch eine anale Untersuchung zählt. Weitere Untersuchungen sind in den meisten Fällen nicht erforderlich und sämtliche Ermittlungen sollten gemäss klinischer Überlegungen gehandhabt werden.
{"title":"Diagnose der Obstipation bei Kindern","authors":"F. Sauvat","doi":"10.1159/000148347","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000148347","url":null,"abstract":"Die Obstipation ist ein häufiger Grund für den Besuch beim Kinderarzt. Tritt die Obstipation als Symptom auf, so können ihr, je nach Häufigkeit, Art und Schweregrad, diverse Ätiologien zugrunde liegen. Die Obstipation kann sowohl auf einer medizinischen Ursache beruhen, chirurgisch bedingt oder auch funktioneller Natur sein. Zu den Ätiologien, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, zählt in erster Linie der Morbus Hirschsprung. Diese angeborene Erkrankung tritt zwar 50 Mal seltener auf als die idiopathische oder funktionelle Obstipation, ist aber die wichtigste Differentialdiagnose. Die Diagnose erfolgt am besten mittels gründlicher Anamneseerhebung und sorgfältiger klinischer Untersuchung, zu der u.a. auch eine anale Untersuchung zählt. Weitere Untersuchungen sind in den meisten Fällen nicht erforderlich und sämtliche Ermittlungen sollten gemäss klinischer Überlegungen gehandhabt werden.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"59 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"116526624","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Über 90% der HIV-positiven Kinder haben sich nachweislich über die Mutter-Kind-Übertragung mit dem Virus infiziert. Schätzungen gehen davon aus, dass sich weltweit jedes Jahr 750 000 Kinder mit dem HI-Virus infizieren, die meisten davon in Subsahara-Afrika. Zu den Übertragungswegen der vertikalen Transmission zählen die Übertragung über die Plazenta während der Schwangerschaft, die Ansteckung während der Geburt sowie die Übertragung durch Muttermilch und blutende Brustwarzen. Das prozentuale Risiko der Mutter-Kind-Übertragung ist bei den oben genannten Übertragungswegen unterschiedlich. Ohne spezifische Interventionen beträgt die Rate der Mutter-Kind-Übertragung ungefähr 15–20% und verdoppelt sich bei längerem Stillen (>6 Monate) auf 35–40%. Obwohl die Verwendung einer Muttermilchersatznahrung hier als Mittel der Wahl nahe liegt, um das Risiko der vertikalen Transmission durch das Stillen, d.h. über Muttermilch und blutende Brustwarzen, zu senken, könnte sich diese Option für Säuglinge von Müttern aus ressourcenarmen Regionen als schädlich erweisen. In diesen Umgebungen sind schwere Durchfallerkrankungen und Mangelernährung aufgrund einer nicht sicheren Ernährung mit Muttermilchersatznahrung und nicht optimalen Stillens (d.h. kein ausschliessliches Stillen während der ersten sechs Lebensmonate) die Hauptfaktoren der hohen Säuglingsmortalität. Laut einem WHO-Bericht neueren Datums (2006) wird geschätzt, dass jedes Jahr weltweit bereits 1,45 Millionen Todesfälle (bei Kindern unter 2 Jahren) auf nicht optimales Stillen in Entwicklungsländern zurückzuführen sind; wohingegen geschätzte 242 000 Todesfälle bei Säuglingen durch die Mutter-Kind-Übertragung verursacht werden. Die WHO-Richtlinien zur Ernährung von Säuglingen bei HIV stellen einen wichtigen Rahmen dar, den Regierungen, Politiker und Mitarbeiter des Gesundheitswesens bei der Erarbeitung von Richtlinien und Behandlungsprotokollen zur Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung berücksichtigen müssen. Es gibt sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industrienationen Gemeinden, die nicht über sauberes Trinkwasser und Elektrizität verfügen; die Richtlinien müssen daher die Bedürfnisse der verschiedenen Gemeinden berücksichtigen. Die WHO-Richtlinien empfehlen, dass Stillen durch HIV-infizierte Mütter vermieden werden sollte, wenn adäquate, finanzierbare, nachhaltige und sichere Alternativen für die kindliche Entwicklung zur Verfügung stehen. In den Industrieländern wurde die vertikale HIV-Transmission dank eines entsprechenden Einsatzes der antiretroviralen Therapie, der Möglichkeit und richtigen Terminierung eines elektiven Kaiserschnitts und der Unterstützung der Mütter bei der Vermeidung des Stillens beinahe ausgemerzt und die Rate der Mutter-Kind-Übertragung auf unter 1–2% gesenkt.
{"title":"HIV und Laktation","authors":"Jane Helen Downs, P. Cooper","doi":"10.1159/000128918","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000128918","url":null,"abstract":"Über 90% der HIV-positiven Kinder haben sich nachweislich über die Mutter-Kind-Übertragung mit dem Virus infiziert. Schätzungen gehen davon aus, dass sich weltweit jedes Jahr 750 000 Kinder mit dem HI-Virus infizieren, die meisten davon in Subsahara-Afrika. Zu den Übertragungswegen der vertikalen Transmission zählen die Übertragung über die Plazenta während der Schwangerschaft, die Ansteckung während der Geburt sowie die Übertragung durch Muttermilch und blutende Brustwarzen. Das prozentuale Risiko der Mutter-Kind-Übertragung ist bei den oben genannten Übertragungswegen unterschiedlich. Ohne spezifische Interventionen beträgt die Rate der Mutter-Kind-Übertragung ungefähr 15–20% und verdoppelt sich bei längerem Stillen (>6 Monate) auf 35–40%. Obwohl die Verwendung einer Muttermilchersatznahrung hier als Mittel der Wahl nahe liegt, um das Risiko der vertikalen Transmission durch das Stillen, d.h. über Muttermilch und blutende Brustwarzen, zu senken, könnte sich diese Option für Säuglinge von Müttern aus ressourcenarmen Regionen als schädlich erweisen. In diesen Umgebungen sind schwere Durchfallerkrankungen und Mangelernährung aufgrund einer nicht sicheren Ernährung mit Muttermilchersatznahrung und nicht optimalen Stillens (d.h. kein ausschliessliches Stillen während der ersten sechs Lebensmonate) die Hauptfaktoren der hohen Säuglingsmortalität. Laut einem WHO-Bericht neueren Datums (2006) wird geschätzt, dass jedes Jahr weltweit bereits 1,45 Millionen Todesfälle (bei Kindern unter 2 Jahren) auf nicht optimales Stillen in Entwicklungsländern zurückzuführen sind; wohingegen geschätzte 242 000 Todesfälle bei Säuglingen durch die Mutter-Kind-Übertragung verursacht werden. Die WHO-Richtlinien zur Ernährung von Säuglingen bei HIV stellen einen wichtigen Rahmen dar, den Regierungen, Politiker und Mitarbeiter des Gesundheitswesens bei der Erarbeitung von Richtlinien und Behandlungsprotokollen zur Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung berücksichtigen müssen. Es gibt sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industrienationen Gemeinden, die nicht über sauberes Trinkwasser und Elektrizität verfügen; die Richtlinien müssen daher die Bedürfnisse der verschiedenen Gemeinden berücksichtigen. Die WHO-Richtlinien empfehlen, dass Stillen durch HIV-infizierte Mütter vermieden werden sollte, wenn adäquate, finanzierbare, nachhaltige und sichere Alternativen für die kindliche Entwicklung zur Verfügung stehen. In den Industrieländern wurde die vertikale HIV-Transmission dank eines entsprechenden Einsatzes der antiretroviralen Therapie, der Möglichkeit und richtigen Terminierung eines elektiven Kaiserschnitts und der Unterstützung der Mütter bei der Vermeidung des Stillens beinahe ausgemerzt und die Rate der Mutter-Kind-Übertragung auf unter 1–2% gesenkt.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"12 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114806572","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
N. Solomons, G. O’Donnell, J. Downs, P. Cooper, S. Mehta, J. Finkelstein, W. Fawzi
{"title":"Title Page / Table of Contents / Erklärung","authors":"N. Solomons, G. O’Donnell, J. Downs, P. Cooper, S. Mehta, J. Finkelstein, W. Fawzi","doi":"10.1159/000139090","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000139090","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"13 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125351345","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die ersten Fälle des durch das humane Immunschwäche- Virus (HIV) verursachten, erworbenen Immunschwächesyndroms (AIDS) wurden 1981 diagnostiziert. Inzwischen sind weltweit schätzungsweise 39 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Während derzeit 64% dieser Menschen in den armen Regionen Subsahara-Afrikas leben, wird die schnellste Ausbreitung der Pandemie inzwischen in den grössten Ländern Asiens verzeichnet. Ernährungssicherheit besteht dann, wenn alle Menschen jederzeit physisch und wirtschaftlich Zugang zu einer ausreichenden Menge gesundheitlich unbedenklicher und nahrhafter Nahrung haben, um ihre Ernährungsbedürfnisse und Nahrungsmittelpräferenzen für ein aktives und gesundes Leben befriedigen zu können. Im Rahmen der HIV/AIDS-Pandemie ergaben sich aufgrund der hinlänglich bekannten, gesetzmässigen Wechselwirkung zwischen Mangelernährung und Infektion Bedenken hinsichtlich der Ernährungssicherheit. Schlechter ernährte Menschen leiden stärker unter Krankheitserregern und die verheerenden Auswirkungen der Infektionskrankheiten haben in der Tendenz einen Abbau der Nährstoffreserven zur Folge. Die sozialen und klinischen Folgen von HIV/AIDS gefährden die Nahrungsversorgung in den bereits von Armut und Umweltschädigung betroffenen Regionen. Interventionen, die auf landwirtschaftliche Produktivität, Einkommensgenerierung und Nahrungsmittelhilfe abzielen, müssen sowohl entwickelt als auch an die lokalen, gemeindespezifischen Gegebenheiten angepasst werden, und man muss sich vor Augen führen, dass diese Interventionen notwendig sind, um die negativen Auswirkungen von HIV/AIDS auf die Ernährungssicherheit abzuschwächen. Die UNICEF hat die Betreuung und Versorgung zu einem Teil ihrer Bemühungen gemacht, das Überleben von Kindern zu sichern, wobei Betreuung und Versorgung wie folgt definiert werden: Die auf Haushalts- und Gemeindeebene aufgewendete Zeit, Aufmerksamkeit und Unterstützung, um die körperlichen, geistigen und sozialen Bedürfnisse des heranwachsenden Kindes und anderer Haushaltsmitglieder zu erfüllen. Die Betreuung und Versorgung umfasst die medizinische Versorgung von Frauen, Stillen und Fütterungsmethoden von Kindern, psychosoziale Betreuung, Nahrungszubereitung sowie Hygiene- und Gesundheitspraktiken im Haushalt. Bei HIV-positiven Kindern bedient man sich inzwischen der positiven Abweichung, d.h. man identifiziert auf Haushaltsebene die Betreuungs- und Versorgungsmethoden, mit denen die besten Ergebnisse bezüglich des Wachstums, der Gesundheit und der Entwicklung der Kinder erzielt werden. Die Stigmatisierung ist ein vorherrschender Faktor, der tendenziell zur Ausgrenzung von Haushalten mit mindestens einem HIV-positiven Mitglied führt und so den sozialen Zusammenhang erschwert, in dem für Ernährungssicherheit gesorgt und Betreuungsinterventionen implementiert werden können. Die Lücken in unserem Wissen bezüglich der Beziehung von Ernährungssicherheit und HIV/AIDS wurden inzwischen identifiziert. Noch zu erforschen ist u.a. wie wirk
{"title":"HIV und die Konsequenzen für Ernährungssicherheit und Gesundheit von Kindern in den betroffenen Gemeinden","authors":"N. W. Solomons, Gwen Ellen O’Donnell","doi":"10.1159/000128917","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000128917","url":null,"abstract":"Die ersten Fälle des durch das humane Immunschwäche- Virus (HIV) verursachten, erworbenen Immunschwächesyndroms (AIDS) wurden 1981 diagnostiziert. Inzwischen sind weltweit schätzungsweise 39 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Während derzeit 64% dieser Menschen in den armen Regionen Subsahara-Afrikas leben, wird die schnellste Ausbreitung der Pandemie inzwischen in den grössten Ländern Asiens verzeichnet. Ernährungssicherheit besteht dann, wenn alle Menschen jederzeit physisch und wirtschaftlich Zugang zu einer ausreichenden Menge gesundheitlich unbedenklicher und nahrhafter Nahrung haben, um ihre Ernährungsbedürfnisse und Nahrungsmittelpräferenzen für ein aktives und gesundes Leben befriedigen zu können. Im Rahmen der HIV/AIDS-Pandemie ergaben sich aufgrund der hinlänglich bekannten, gesetzmässigen Wechselwirkung zwischen Mangelernährung und Infektion Bedenken hinsichtlich der Ernährungssicherheit. Schlechter ernährte Menschen leiden stärker unter Krankheitserregern und die verheerenden Auswirkungen der Infektionskrankheiten haben in der Tendenz einen Abbau der Nährstoffreserven zur Folge. Die sozialen und klinischen Folgen von HIV/AIDS gefährden die Nahrungsversorgung in den bereits von Armut und Umweltschädigung betroffenen Regionen. Interventionen, die auf landwirtschaftliche Produktivität, Einkommensgenerierung und Nahrungsmittelhilfe abzielen, müssen sowohl entwickelt als auch an die lokalen, gemeindespezifischen Gegebenheiten angepasst werden, und man muss sich vor Augen führen, dass diese Interventionen notwendig sind, um die negativen Auswirkungen von HIV/AIDS auf die Ernährungssicherheit abzuschwächen. Die UNICEF hat die Betreuung und Versorgung zu einem Teil ihrer Bemühungen gemacht, das Überleben von Kindern zu sichern, wobei Betreuung und Versorgung wie folgt definiert werden: Die auf Haushalts- und Gemeindeebene aufgewendete Zeit, Aufmerksamkeit und Unterstützung, um die körperlichen, geistigen und sozialen Bedürfnisse des heranwachsenden Kindes und anderer Haushaltsmitglieder zu erfüllen. Die Betreuung und Versorgung umfasst die medizinische Versorgung von Frauen, Stillen und Fütterungsmethoden von Kindern, psychosoziale Betreuung, Nahrungszubereitung sowie Hygiene- und Gesundheitspraktiken im Haushalt. Bei HIV-positiven Kindern bedient man sich inzwischen der positiven Abweichung, d.h. man identifiziert auf Haushaltsebene die Betreuungs- und Versorgungsmethoden, mit denen die besten Ergebnisse bezüglich des Wachstums, der Gesundheit und der Entwicklung der Kinder erzielt werden. Die Stigmatisierung ist ein vorherrschender Faktor, der tendenziell zur Ausgrenzung von Haushalten mit mindestens einem HIV-positiven Mitglied führt und so den sozialen Zusammenhang erschwert, in dem für Ernährungssicherheit gesorgt und Betreuungsinterventionen implementiert werden können. Die Lücken in unserem Wissen bezüglich der Beziehung von Ernährungssicherheit und HIV/AIDS wurden inzwischen identifiziert. Noch zu erforschen ist u.a. wie wirk","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"200 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"121855874","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Stillen gilt international als der Goldstandard der Säuglingsernährung, da es bekanntermassen das Risiko der Säuglingsmorbidität und -mortalität senkt und das Wachstum und die Entwicklung von Kindern verbessert. Bei HIV-Infektionen jedoch erhöht sich das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung (vertikale Transmission) der HIV-Infektion durch das Stillen beträchtlich und zwar proportional zur Stilldauer. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lautet folglich, dass Stillen durch HIV-infizierte Mütter vermieden werden sollte, wenn adäquate, finanzierbare, nachhaltige und sichere Alternativen für die kindliche Entwicklung zur Verfügung stehen. Die Akzeptanz der künstlichen Säuglingsmilchnahrung in Entwicklungsregionen, wie z.B. Subsahara Afrika, ist leider gering, was einerseits an den hohen Kosten liegt und andererseits an dem sozialen Stigma, mit dem das Nicht-Stillen behaftet ist. Ausserdem kann in Umgebungen mit unzureichenden hygienischen Bedingungen die Ernährung mit Säuglingsmilchnahrung eine höhere Säuglingsmorbidität und -mortalität zur Folge haben. Folglich wird in den Entwicklungsregionen dieser Welt nach wie vor ein Grossteil der HIV-Infektionen bei Kindern durch Stillen übertragen. Einige Beobachtungsstudien, welche die Rolle des Ernährungsstatus im Rahmen der vertikalen HIV-Transmission untersuchten, fanden heraus, dass niedrige Vitamin A-Konzentrationen im Blutserum mit einem erhöhten Risiko für eine Mutter-Kind-Übertragung einhergingen. Laut zwei in Malawi und Südafrika durchgeführten Studien wirkte sich das Vitamin A jedoch nicht signifikant auf die vertikale Transmission aus, während zwei in Tanzania und Simbabwe durchgeführte Studien ergaben, dass das Risiko einer vertikalen HIV-Transmission bei Müttern, die eine Supplementierung mit Vitamin A erhielten, beträchtlich erhöht war. Bei einer in Tanzania durchgeführten Studie senkte eine Supplementierung mit Multivitaminen (Vitamine B, C und E) bei Frauen mit einem beeinträchtigten Ernährungs- und Immunstatus neben weiteren gesundheitlichen Nutzwirkungen, wie z.B. einer geringeren Rate an Fehlgeburten und einer langsameren Krankheitsprogression bei der Mutter, das Risiko der HIV-Übertragung durch Stillen. Insgesamt jedoch gibt es keine Belege, die für eine Supplementierung von Vitamin A bei HIV-infizierten Schwangeren sprechen. Eine Supplementierung mit Multivitaminen, d.h. mit den Vitaminen B, C und E, wird jedoch dringend empfohlen. Zur Untersuchung, welche Rolle die anderen Nährstoffe bei der vertikalen HIV-Transmission durch das Stillen und für die allgemeine Gesundheit von HIV-infizierten Müttern und ihren Säuglingen spielen, bedarf es weiterer Forschungsbemühungen. In Umgebungen, in denen vernünftige Alternativen zum Stillen nicht realisierbar sind, gilt die Empfehlung, dass HIV-infizierte Frauen ihre Kinder sechs Monate lang stillen und dann schnell abstillen und mit einer optimal auf die kindliche Gesundheit abgestimmten Ergänzungsnahrung füttern sollen.
{"title":"Ernährungsinterventionen bei HIV-infizierten stillenden Müttern","authors":"S. Mehta, Julia L. Finkelstein, Wafaie W. Fawzi","doi":"10.1159/000128919","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000128919","url":null,"abstract":"Stillen gilt international als der Goldstandard der Säuglingsernährung, da es bekanntermassen das Risiko der Säuglingsmorbidität und -mortalität senkt und das Wachstum und die Entwicklung von Kindern verbessert. Bei HIV-Infektionen jedoch erhöht sich das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung (vertikale Transmission) der HIV-Infektion durch das Stillen beträchtlich und zwar proportional zur Stilldauer. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lautet folglich, dass Stillen durch HIV-infizierte Mütter vermieden werden sollte, wenn adäquate, finanzierbare, nachhaltige und sichere Alternativen für die kindliche Entwicklung zur Verfügung stehen. Die Akzeptanz der künstlichen Säuglingsmilchnahrung in Entwicklungsregionen, wie z.B. Subsahara Afrika, ist leider gering, was einerseits an den hohen Kosten liegt und andererseits an dem sozialen Stigma, mit dem das Nicht-Stillen behaftet ist. Ausserdem kann in Umgebungen mit unzureichenden hygienischen Bedingungen die Ernährung mit Säuglingsmilchnahrung eine höhere Säuglingsmorbidität und -mortalität zur Folge haben. Folglich wird in den Entwicklungsregionen dieser Welt nach wie vor ein Grossteil der HIV-Infektionen bei Kindern durch Stillen übertragen. Einige Beobachtungsstudien, welche die Rolle des Ernährungsstatus im Rahmen der vertikalen HIV-Transmission untersuchten, fanden heraus, dass niedrige Vitamin A-Konzentrationen im Blutserum mit einem erhöhten Risiko für eine Mutter-Kind-Übertragung einhergingen. Laut zwei in Malawi und Südafrika durchgeführten Studien wirkte sich das Vitamin A jedoch nicht signifikant auf die vertikale Transmission aus, während zwei in Tanzania und Simbabwe durchgeführte Studien ergaben, dass das Risiko einer vertikalen HIV-Transmission bei Müttern, die eine Supplementierung mit Vitamin A erhielten, beträchtlich erhöht war. Bei einer in Tanzania durchgeführten Studie senkte eine Supplementierung mit Multivitaminen (Vitamine B, C und E) bei Frauen mit einem beeinträchtigten Ernährungs- und Immunstatus neben weiteren gesundheitlichen Nutzwirkungen, wie z.B. einer geringeren Rate an Fehlgeburten und einer langsameren Krankheitsprogression bei der Mutter, das Risiko der HIV-Übertragung durch Stillen. Insgesamt jedoch gibt es keine Belege, die für eine Supplementierung von Vitamin A bei HIV-infizierten Schwangeren sprechen. Eine Supplementierung mit Multivitaminen, d.h. mit den Vitaminen B, C und E, wird jedoch dringend empfohlen. Zur Untersuchung, welche Rolle die anderen Nährstoffe bei der vertikalen HIV-Transmission durch das Stillen und für die allgemeine Gesundheit von HIV-infizierten Müttern und ihren Säuglingen spielen, bedarf es weiterer Forschungsbemühungen. In Umgebungen, in denen vernünftige Alternativen zum Stillen nicht realisierbar sind, gilt die Empfehlung, dass HIV-infizierte Frauen ihre Kinder sechs Monate lang stillen und dann schnell abstillen und mit einer optimal auf die kindliche Gesundheit abgestimmten Ergänzungsnahrung füttern sollen.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"32 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2008-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127951202","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die in der Pädiatrie häufigste autosomale Erbrankheit, die Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF), ist inzwischen nicht mehr auf die Kindheit beschränkt, da die modernen Behandlungsmöglichkeiten den von dieser Erkrankung betroffenen Patienten sowohl eine längere Überlebensdauer als auch eine bessere Lebensqualität beschert haben. Als das Gen vor über 16 Jahren identifiziert und die häufigste Mutation, ΔF508, festgestellt wurde, hoffte man allgemein, bald eine Heilung für diese Erkrankung zu finden. Mit dieser Entdeckung nahmen die Aktivitäten zur Erforschung der Pathophysiologie der Erkrankung stark zu, aber bis heute sind die bei der klinischen Behandlung erzielten Fortschritte gänzlich auf Verbesserungen der traditionellen Behandlung zurückzuführen. Der verbesserte Zustand der Patienten hängt mit einer verbesserten Substitution der Pankreasenzyme und einer intensiveren Ernährungstherapie zusammen, einschliesslich der Aufmerksamkeit, die dem gestörten Lipidstoffwechsel geschenkt wird. Ermöglicht durch die Verfügbarkeit einer Reihe wirksamer Antibiotika und die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien kann die Lungenfunktion inzwischen mittels Behandlung der pulmonalen Erkrankung bis ins Erwachsenenalter erhalten werden. Diese Strategien umfassen schleimlösende Mittel, Bewegungsförderung von klein auf in Kombination mit einer veränderten Physiotherapie sowie bessere Ergebnisse bei der Lungentransplantation als letzte Möglichkeit der Behandlung. Lebererkrankungen werden inzwischen besser erkannt und Ursodeoxylcholsäure häufiger zur langfristigen Behandlung eingesetzt, selbst wenn ihre Wirkung hinsichtlich der Prävention einer weiteren Progression der Lebererkrankung noch nicht vollständig geklärt ist. Das Neugeborenen-Screening nimmt zu und bringt einerseits kurzfristige Probleme mit sich, z.B. psychische Probleme, wenn Träger oder sehr milde Formen der Erkrankung diagnostiziert werden, dient aber andererseits der Erforschung langfristiger Ergebnisse, mittels derer belegt werden kann, dass sich der klinische Zustand bessert und die Überlebensdauer weiter steigt. Die Tatsache, dass die Überlebensdauer nach wie vor begrenzt ist, scheint in erster Linie auf die nach wie vor rätselhafte chronische Kolonisierung der Atemwege durch Mikroorganismen zurückzuführen zu sein.
{"title":"Die Versorgung von Mukoviszidose-Patienten","authors":"Birgitta Strandvik","doi":"10.1159/000107642","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000107642","url":null,"abstract":"Die in der Pädiatrie häufigste autosomale Erbrankheit, die Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF), ist inzwischen nicht mehr auf die Kindheit beschränkt, da die modernen Behandlungsmöglichkeiten den von dieser Erkrankung betroffenen Patienten sowohl eine längere Überlebensdauer als auch eine bessere Lebensqualität beschert haben. Als das Gen vor über 16 Jahren identifiziert und die häufigste Mutation, ΔF508, festgestellt wurde, hoffte man allgemein, bald eine Heilung für diese Erkrankung zu finden. Mit dieser Entdeckung nahmen die Aktivitäten zur Erforschung der Pathophysiologie der Erkrankung stark zu, aber bis heute sind die bei der klinischen Behandlung erzielten Fortschritte gänzlich auf Verbesserungen der traditionellen Behandlung zurückzuführen. Der verbesserte Zustand der Patienten hängt mit einer verbesserten Substitution der Pankreasenzyme und einer intensiveren Ernährungstherapie zusammen, einschliesslich der Aufmerksamkeit, die dem gestörten Lipidstoffwechsel geschenkt wird. Ermöglicht durch die Verfügbarkeit einer Reihe wirksamer Antibiotika und die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien kann die Lungenfunktion inzwischen mittels Behandlung der pulmonalen Erkrankung bis ins Erwachsenenalter erhalten werden. Diese Strategien umfassen schleimlösende Mittel, Bewegungsförderung von klein auf in Kombination mit einer veränderten Physiotherapie sowie bessere Ergebnisse bei der Lungentransplantation als letzte Möglichkeit der Behandlung. Lebererkrankungen werden inzwischen besser erkannt und Ursodeoxylcholsäure häufiger zur langfristigen Behandlung eingesetzt, selbst wenn ihre Wirkung hinsichtlich der Prävention einer weiteren Progression der Lebererkrankung noch nicht vollständig geklärt ist. Das Neugeborenen-Screening nimmt zu und bringt einerseits kurzfristige Probleme mit sich, z.B. psychische Probleme, wenn Träger oder sehr milde Formen der Erkrankung diagnostiziert werden, dient aber andererseits der Erforschung langfristiger Ergebnisse, mittels derer belegt werden kann, dass sich der klinische Zustand bessert und die Überlebensdauer weiter steigt. Die Tatsache, dass die Überlebensdauer nach wie vor begrenzt ist, scheint in erster Linie auf die nach wie vor rätselhafte chronische Kolonisierung der Atemwege durch Mikroorganismen zurückzuführen zu sein.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"62 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2007-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"121110250","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}