Pub Date : 2015-12-01DOI: 10.15203/OZP.1092.VOL45ISS1
Andreas Hadjar, Barbara Rothmüller
Chancengleichheit und Meritokratie sind in der Bildungspolitik haufig gebrauchte Schlagworte der Legitimation von Reformen. Ein wesentliches Reformelement zur Verringerung von Bildungsungleichheiten stellt seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Gesamtschule dar. Das Gleichheits- und Leistungsverstandnis hinter dieser heftig diskutierten Reformmasnahme ist jedoch sehr unterschiedlich und bis heute umstritten. Der Beitrag analysiert zentrale bildungspolitische Argumente fur und gegen eine Gesamtschulreform am Beispiel Luxemburgs. Anhand von ExpertInneninterviews und historischen Dokumenten wird gezeigt, in welcher Weise sich unterschiedliche politische Gleichheitszugange mit einer spezifischen Leistungskonstruktion und nationalen Elitereproduktion verbinden konnen.
{"title":"Chancengleichheit und Leistungsmotiv in der Bildungspolitik: Die Debatten um die Gesamtschule am Beispiel Luxemburgs","authors":"Andreas Hadjar, Barbara Rothmüller","doi":"10.15203/OZP.1092.VOL45ISS1","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.1092.VOL45ISS1","url":null,"abstract":"Chancengleichheit und Meritokratie sind in der Bildungspolitik haufig gebrauchte Schlagworte der Legitimation von Reformen. Ein wesentliches Reformelement zur Verringerung von Bildungsungleichheiten stellt seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Gesamtschule dar. Das Gleichheits- und Leistungsverstandnis hinter dieser heftig diskutierten Reformmasnahme ist jedoch sehr unterschiedlich und bis heute umstritten. Der Beitrag analysiert zentrale bildungspolitische Argumente fur und gegen eine Gesamtschulreform am Beispiel Luxemburgs. Anhand von ExpertInneninterviews und historischen Dokumenten wird gezeigt, in welcher Weise sich unterschiedliche politische Gleichheitszugange mit einer spezifischen Leistungskonstruktion und nationalen Elitereproduktion verbinden konnen.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"1 1","pages":"51-64"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"79480112","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-12-01DOI: 10.15203/OZP.1090.VOL45ISS1
O. Gruber, Astrid Mattes, Jeremias Stadlmair
Waren politische Debatten zur Integration von MigrantInnen lange Zeit durch einen Fokus auf Kultur und Werte gekennzeichnet, gewinnen „leistungsorientierte“ Zugange zunehmend an Relevanz. Die osterreichische Integrationspolitik nach der Einfuhrung eines Staatssekretariats fur Integration (2011-2013) zeigt anschaulich, wie ein solcher Zugang zum Leitprinzip einer Regierungspolitik werden kann. Der Beitrag geht dem Ansatz „Integration durch Leistung“ in einer Analyse von Rhetorik und Policy nach. Er untersucht einerseits das Leistungsnarrativ und sein Verhaltnis zum bisherigen Integrationsdiskurs und stellt aufbauend darauf dar, ob bzw. wie diese diskursive Neuausrichtung in Policies ubersetzt wurde. Dabei zeigt sich, dass sich der Ansatz zentral auf traditionelle Leistungskriterien der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik stutzt, daruber hinaus aber nur partielle Erweiterungen des Leistungsbegriffs beinhaltet. Diese Gegenuberstellung erlaubt schlieslich, immanente Ambivalenzen eines Leistungskonzeptes fur die Integration von MigrantInnen aber auch seine Inklusions- und Exklusionspotentiale zu diskutieren.
{"title":"Die meritokratische Neugestaltung der österreichischen Integrationspolitik zwischen Rhetorik und Policy","authors":"O. Gruber, Astrid Mattes, Jeremias Stadlmair","doi":"10.15203/OZP.1090.VOL45ISS1","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.1090.VOL45ISS1","url":null,"abstract":"Waren politische Debatten zur Integration von MigrantInnen lange Zeit durch einen Fokus auf Kultur und Werte gekennzeichnet, gewinnen „leistungsorientierte“ Zugange zunehmend an Relevanz. Die osterreichische Integrationspolitik nach der Einfuhrung eines Staatssekretariats fur Integration (2011-2013) zeigt anschaulich, wie ein solcher Zugang zum Leitprinzip einer Regierungspolitik werden kann. Der Beitrag geht dem Ansatz „Integration durch Leistung“ in einer Analyse von Rhetorik und Policy nach. Er untersucht einerseits das Leistungsnarrativ und sein Verhaltnis zum bisherigen Integrationsdiskurs und stellt aufbauend darauf dar, ob bzw. wie diese diskursive Neuausrichtung in Policies ubersetzt wurde. Dabei zeigt sich, dass sich der Ansatz zentral auf traditionelle Leistungskriterien der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik stutzt, daruber hinaus aber nur partielle Erweiterungen des Leistungsbegriffs beinhaltet. Diese Gegenuberstellung erlaubt schlieslich, immanente Ambivalenzen eines Leistungskonzeptes fur die Integration von MigrantInnen aber auch seine Inklusions- und Exklusionspotentiale zu diskutieren.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"38 1","pages":"65-79"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"89093264","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-12-01DOI: 10.15203/OZP.1089.VOL45ISS1
O. Gruber
Dem Leistungsparadigma als „Selbstdefinition moderner Gesellschaften“ liegt die Uberzeugung zu Grunde, dass Rechte, Gu ter und Positionen auf Basis von Leistungen verteilt werden. In unterschiedlichen historischen Konstellationen als gesell schaftspolitisches Legitimationsprinzip vorgebracht, erlebt es derzeit eine Renaissance im Lichte von Wirtschaftskrise, stei gender Arbeitslosigkeit, Bildungsreformdebatten und Integrationsherausforderungen. Ein klares Verstandnis daruber, was als „Leistung“ zu verstehen ist, erweist sich jedoch seit jeher als schwierig und zunehmend schwieriger. Zudem birgt das Leistungsprinzip stets auch Exklusionsrisiken fur darin adressierte Gruppen. Seine Ausweitung auf neue Politikfelder erlaubt nun, dieses Spannungsverhaltnis neu zu betrachten und so Potentiale wie Grenzen gesellschaftlicher und politischer Inklusion durch Leistung zu analysieren. Dieses Editorial skizziert zunachst wesentliche ideengeschichtliche Etappen des Leistungsprinzips, zeigt zentrale Problem- und Fragestellungen des Themenheftes auf und stellt die darin versammelten Beitrage vor.
{"title":"„Leistung“ – Gestaltungsprinzip gesellschaftlicher und politischer Inklusion?","authors":"O. Gruber","doi":"10.15203/OZP.1089.VOL45ISS1","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.1089.VOL45ISS1","url":null,"abstract":"Dem Leistungsparadigma als „Selbstdefinition moderner Gesellschaften“ liegt die Uberzeugung zu Grunde, dass Rechte, Gu ter und Positionen auf Basis von Leistungen verteilt werden. In unterschiedlichen historischen Konstellationen als gesell schaftspolitisches Legitimationsprinzip vorgebracht, erlebt es derzeit eine Renaissance im Lichte von Wirtschaftskrise, stei gender Arbeitslosigkeit, Bildungsreformdebatten und Integrationsherausforderungen. Ein klares Verstandnis daruber, was als „Leistung“ zu verstehen ist, erweist sich jedoch seit jeher als schwierig und zunehmend schwieriger. Zudem birgt das Leistungsprinzip stets auch Exklusionsrisiken fur darin adressierte Gruppen. Seine Ausweitung auf neue Politikfelder erlaubt nun, dieses Spannungsverhaltnis neu zu betrachten und so Potentiale wie Grenzen gesellschaftlicher und politischer Inklusion durch Leistung zu analysieren. Dieses Editorial skizziert zunachst wesentliche ideengeschichtliche Etappen des Leistungsprinzips, zeigt zentrale Problem- und Fragestellungen des Themenheftes auf und stellt die darin versammelten Beitrage vor.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"72 1","pages":"13-21"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"73816000","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-12-01DOI: 10.15203/OZP.1080.VOL44ISS4
S. Marx
{"title":"Marko/Schleifer (Hg.) (2014): Staat und Religion","authors":"S. Marx","doi":"10.15203/OZP.1080.VOL44ISS4","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.1080.VOL44ISS4","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"641 1","pages":"72-73"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"77523928","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-11-30DOI: 10.15203/OZP.458.VOL44ISS2
Tina Olteanu
Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern antipluralistische Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft – im Sinne eines dort stattfindenden Diskurses – verankert sind. Dazu werden Postings auf krone.at und derstandard.at untersucht, die sich mit Beitragen zu Roma und Homosexuellen beschaftigen. Die dort geauserten Vorstellungen zeigen, dass diesen marginalisierten Gruppen stereotype Verhaltensweisen zugeschrieben und sie als Bedrohung fur die Mehrheitsgesellschaft stilisiert werden. In Bezug auf die Roma zeichnen sich eher einhellige ablehnende Auserungen ab, die teilweise in menschenverachtenden Aussagen munden. Berichterstattungen uber Homosexuelle fuhren zu einem stark polarisierenden Diskurs in den Postings, der neben Verachtung auch wachsende gesellschaftliche Akzeptanz zum Ausdruck bringt. Antipluralismus ist damit im Diskurs in Mehrheitsgesellschaft akzeptiert. Eine fiktive Bedrohung durch marginalisierte Gruppen wird dazu genutzt, gesellschaftlichen Pluralismus, der eine Grundlage moderner Demokratien darstellt, abzulehnen.
{"title":"Anti-Pluralismus im Mainstream: Antiziganismus und Homophobie in Postings in Online-Zeitungen","authors":"Tina Olteanu","doi":"10.15203/OZP.458.VOL44ISS2","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.458.VOL44ISS2","url":null,"abstract":"Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern antipluralistische Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft – im Sinne eines dort stattfindenden Diskurses – verankert sind. Dazu werden Postings auf krone.at und derstandard.at untersucht, die sich mit Beitragen zu Roma und Homosexuellen beschaftigen. Die dort geauserten Vorstellungen zeigen, dass diesen marginalisierten Gruppen stereotype Verhaltensweisen zugeschrieben und sie als Bedrohung fur die Mehrheitsgesellschaft stilisiert werden. In Bezug auf die Roma zeichnen sich eher einhellige ablehnende Auserungen ab, die teilweise in menschenverachtenden Aussagen munden. Berichterstattungen uber Homosexuelle fuhren zu einem stark polarisierenden Diskurs in den Postings, der neben Verachtung auch wachsende gesellschaftliche Akzeptanz zum Ausdruck bringt. Antipluralismus ist damit im Diskurs in Mehrheitsgesellschaft akzeptiert. Eine fiktive Bedrohung durch marginalisierte Gruppen wird dazu genutzt, gesellschaftlichen Pluralismus, der eine Grundlage moderner Demokratien darstellt, abzulehnen.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"41 1","pages":"49-69"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-11-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"77748318","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-11-30DOI: 10.15203/OZP.1025.VOL44ISS3
S. Kimm
{"title":"Amesberger (2014): Sexarbeit in Österreich","authors":"S. Kimm","doi":"10.15203/OZP.1025.VOL44ISS3","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.1025.VOL44ISS3","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"13 1","pages":"72-73"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-11-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"73849919","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-11-02DOI: 10.15203/OZP.326.VOL44ISS3
Susanne Pernicka, Günter Hefler
Ungeachtet der fortdauernden Liberalisierungs- und Desorganisierungsprozesse in allen kapitalistischen Okonomien weist der osterreichische Korporatismus eine erstaunliche Resilienz uber verschiedene institutionelle Felder auf. Der Aufsatz fokussiert auf die Rolle von sozialen Akteuren in der (Re-)Produktion oder dem Wandel von institutionellen Strukturen und Praktiken des osterreichischen Korporatismus. In den vier untersuchten Feldern, d.h. der Wirtschafts- und Sozialpolitik, kollektiver Lohnverhandlungen, der Arbeitsbeziehungen auf Betriebsebene und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, haben kollektive Akteure nicht zu institutioneller Erosion, sondern zu einer institutionellen Konversion von korporatistischen Institutionen in Richtung neuer Ziele in einem internationalen Kontext beigetragen. Wahrend der Regierungskoalition der konservativen Volkspartei und der rechtsstehenden, populistischen Freiheitlichen Partei (2000-2006) wurde allerdings deutlich, dass das normative Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft dann an seine Grenzen stost, wenn sich das Machtgleichgewicht zugunsten einer starker neoliberalen Position verschiebt. Nicht-marktbestimmte Institutionen stellen daher eher eine ‚geliehene Stabilitat“ zur Verfugung, als eine robuste Basis fur eine Resilienz des Austro-Korporatismus. Gewerkschaften sind im Besonderen gefordert ihre Aufmerksamkeit auf ihre Mitglieder zu richten und neue Wege zu finden, wie sie ihre Rolle als Sozialpartnerschaftsorganisationen und soziale Bewegungen kombinieren konnen, um die nichtmarktbestimmten Institutionen zu bewahren.
{"title":"Austrian Corporatism – erosion or resilience?","authors":"Susanne Pernicka, Günter Hefler","doi":"10.15203/OZP.326.VOL44ISS3","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.326.VOL44ISS3","url":null,"abstract":"Ungeachtet der fortdauernden Liberalisierungs- und Desorganisierungsprozesse in allen kapitalistischen Okonomien weist der osterreichische Korporatismus eine erstaunliche Resilienz uber verschiedene institutionelle Felder auf. Der Aufsatz fokussiert auf die Rolle von sozialen Akteuren in der (Re-)Produktion oder dem Wandel von institutionellen Strukturen und Praktiken des osterreichischen Korporatismus. In den vier untersuchten Feldern, d.h. der Wirtschafts- und Sozialpolitik, kollektiver Lohnverhandlungen, der Arbeitsbeziehungen auf Betriebsebene und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, haben kollektive Akteure nicht zu institutioneller Erosion, sondern zu einer institutionellen Konversion von korporatistischen Institutionen in Richtung neuer Ziele in einem internationalen Kontext beigetragen. Wahrend der Regierungskoalition der konservativen Volkspartei und der rechtsstehenden, populistischen Freiheitlichen Partei (2000-2006) wurde allerdings deutlich, dass das normative Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft dann an seine Grenzen stost, wenn sich das Machtgleichgewicht zugunsten einer starker neoliberalen Position verschiebt. Nicht-marktbestimmte Institutionen stellen daher eher eine ‚geliehene Stabilitat“ zur Verfugung, als eine robuste Basis fur eine Resilienz des Austro-Korporatismus. Gewerkschaften sind im Besonderen gefordert ihre Aufmerksamkeit auf ihre Mitglieder zu richten und neue Wege zu finden, wie sie ihre Rolle als Sozialpartnerschaftsorganisationen und soziale Bewegungen kombinieren konnen, um die nichtmarktbestimmten Institutionen zu bewahren.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"59 1","pages":"39-56"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-11-02","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"91298045","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-11-01DOI: 10.15203/OZP.271.VOL44ISS4
Georg Spitaler
Die Ruckgewinnung politischer Handlungsfahigkeit gehort zu den zentralen Aspekten gegenwartiger Theoretisierungen von Postdemokratie. Der Beitrag diskutiert diese Frage mithilfe einer Lekture von Raul Zeliks Roman Der Eindringling (2012) und untersucht, wie dieser Text – anhand des Themas aktueller „postpolitischer“ Jugend- und Popkulturen – Narrative fehlender Handlungsfahigkeit modifiziert. Der Aufsatz fokussiert dabei auf die Metapher der Schwelle, einen Begriff, den Zelik auch in nicht-fiktionalen Texten verwendet, um emanzipative Perspektiven zu theoretisieren. Im Eindringling wird er als Schritt aus „hermetischen“ Verhaltnissen mit der Erzahlung von Subjektivierung, sinnlicher Erfahrung und politischer Emotion, als Voraussetzung kollektiver Praxis, verknupft. Neben dem spezifischen postdemokratischen „Problemhorizont“ wird damit allgemeiner nach dem produktiven Beitrag von fiktionalen Narrativen fur politische Theorie gefragt.
{"title":"Aus der Casting-Show an die Schwelle. Theoretisierungen politischer Handlungsfähigkeit in der Postdemokratie in Raul Zeliks Roman \"Der Eindringling\"","authors":"Georg Spitaler","doi":"10.15203/OZP.271.VOL44ISS4","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.271.VOL44ISS4","url":null,"abstract":"Die Ruckgewinnung politischer Handlungsfahigkeit gehort zu den zentralen Aspekten gegenwartiger Theoretisierungen von Postdemokratie. Der Beitrag diskutiert diese Frage mithilfe einer Lekture von Raul Zeliks Roman Der Eindringling (2012) und untersucht, wie dieser Text – anhand des Themas aktueller „postpolitischer“ Jugend- und Popkulturen – Narrative fehlender Handlungsfahigkeit modifiziert. Der Aufsatz fokussiert dabei auf die Metapher der Schwelle, einen Begriff, den Zelik auch in nicht-fiktionalen Texten verwendet, um emanzipative Perspektiven zu theoretisieren. Im Eindringling wird er als Schritt aus „hermetischen“ Verhaltnissen mit der Erzahlung von Subjektivierung, sinnlicher Erfahrung und politischer Emotion, als Voraussetzung kollektiver Praxis, verknupft. Neben dem spezifischen postdemokratischen „Problemhorizont“ wird damit allgemeiner nach dem produktiven Beitrag von fiktionalen Narrativen fur politische Theorie gefragt.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"34 1","pages":"37-50"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"72990900","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-10-19DOI: 10.15203/OZP.975.VOL44ISS3
Miloš Brunclík
Der Artikel beschaftigt sich mit dem Thema der so genannten technokratischen Regierungen (Beamtenregierungen), die derzeit allmahlich zum Phanomen werden. Dies kann mit Fallen der neulich entstandenen technokratischen Regierungen in vielen europaischen Landern belegt werden. Trotz haufigerer Verbreitung der Beamtenregierungen mangelt es an der Literatur zu diesem Thema. Wissenschaftler setzen sich mit den technokratischen Regierungen meistens durch die Einzelfallstudien auseinander; es fehlt jedoch an Vergleichsstudien. Diese Tatsache lasst eine Reihe von Fragen unbeantwortet. Damit offnet sich ein breites Forschungsfeld. Dieser Artikel analysiert den aktuellen Forschungsstand zum Thema der Beamtenregierungen, verbessert einige der angewandten Konzepte und stellt Schlusselfragen dar, die untersucht werden sollten.
{"title":"The rise of technocratic cabinets. What we know and what we should like to know","authors":"Miloš Brunclík","doi":"10.15203/OZP.975.VOL44ISS3","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.975.VOL44ISS3","url":null,"abstract":"Der Artikel beschaftigt sich mit dem Thema der so genannten technokratischen Regierungen (Beamtenregierungen), die derzeit allmahlich zum Phanomen werden. Dies kann mit Fallen der neulich entstandenen technokratischen Regierungen in vielen europaischen Landern belegt werden. Trotz haufigerer Verbreitung der Beamtenregierungen mangelt es an der Literatur zu diesem Thema. Wissenschaftler setzen sich mit den technokratischen Regierungen meistens durch die Einzelfallstudien auseinander; es fehlt jedoch an Vergleichsstudien. Diese Tatsache lasst eine Reihe von Fragen unbeantwortet. Damit offnet sich ein breites Forschungsfeld. Dieser Artikel analysiert den aktuellen Forschungsstand zum Thema der Beamtenregierungen, verbessert einige der angewandten Konzepte und stellt Schlusselfragen dar, die untersucht werden sollten.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"228 1","pages":"57-67"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-10-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75760297","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2015-10-09DOI: 10.15203/OZP.971.VOL44ISS3
Sarah Wirnsberger, Max Haller
Wird die direkte Demokratie in Osterreich diskutiert, geschieht dies zumeist ohne Einbezug der BurgerInnen als politische AkteurInnen. Auf Basis einer reprasentativen Umfrage aus dem Jahr 2012 (n=2000) wird der Frage nachgegangen, wie sich die offentliche Meinung in diesem Kontext gestaltet und welche soziodemographischen und politischen Faktoren diese Haltungen begrunden. Theoretisch werden drei Ansatze verglichen, die hinsichtlich ihrer Erklarungsleistungen in Konkurrenz zueinander stehen und jeweils andere normative Schlussfolgerungen fur sich beanspruchen: new politics, political disaffection und die partizipatorische Demokratietheorie . Dabei zeigt sich, dass keine Theorie fur sich einen hohen empirischen Gehalt aufweist, aber jede bestimmte Aspekte erklaren kann. Aufgrund der hohen Zustimmung zum Ausbau der direkten Demokratie uber alle Bevolkerungsschichten hinweg lassen sich insgesamt nur geringe Erklarungsleistungen auf Basis dieser Modelle erreichen.
{"title":"Politikverdrossenheit oder kritische Demokraten? Eine Analyse der Einstellungen zur direkten Demokratie in Österreich im Lichte von drei theoretischen Ansätzen","authors":"Sarah Wirnsberger, Max Haller","doi":"10.15203/OZP.971.VOL44ISS3","DOIUrl":"https://doi.org/10.15203/OZP.971.VOL44ISS3","url":null,"abstract":"Wird die direkte Demokratie in Osterreich diskutiert, geschieht dies zumeist ohne Einbezug der BurgerInnen als politische AkteurInnen. Auf Basis einer reprasentativen Umfrage aus dem Jahr 2012 (n=2000) wird der Frage nachgegangen, wie sich die offentliche Meinung in diesem Kontext gestaltet und welche soziodemographischen und politischen Faktoren diese Haltungen begrunden. Theoretisch werden drei Ansatze verglichen, die hinsichtlich ihrer Erklarungsleistungen in Konkurrenz zueinander stehen und jeweils andere normative Schlussfolgerungen fur sich beanspruchen: new politics, political disaffection und die partizipatorische Demokratietheorie . Dabei zeigt sich, dass keine Theorie fur sich einen hohen empirischen Gehalt aufweist, aber jede bestimmte Aspekte erklaren kann. Aufgrund der hohen Zustimmung zum Ausbau der direkten Demokratie uber alle Bevolkerungsschichten hinweg lassen sich insgesamt nur geringe Erklarungsleistungen auf Basis dieser Modelle erreichen.","PeriodicalId":41922,"journal":{"name":"Austrian Journal of Political Science","volume":"22 1","pages":"21-38"},"PeriodicalIF":0.9,"publicationDate":"2015-10-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"83474344","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}