Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-1-2-85
M. Schäfer, Katharina Frehmann
Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen für suizidales Verhalten zählt die Weltgesundheitsorganisation eine verantwortungsvolle Medienberichterstattung über Suizidalität. Hintergrund hierfür sind Erkenntnisse zu möglichen Medieneffekten, wonach die Medienberichterstattung über Suizidalität zur Entstehung bzw. Verhinderung von suizidalem Verhalten beitragen kann und auf Medienseite vor allem die Art und Weise der Berichterstattung über die Richtung der Effekte entscheidet. Mögliche Effekte medialer Darstellungen von Suizidalität beschränken sich allerdings nicht auf das soziale Lernen von positiven oder negativen Suizidmodellen, sondern können auch die Vorstellungen der Rezipient:innen von der sozialen Realität bei diesem Thema maßgeblich prägen. Zur Berichterstattung über Suizidalität abseits prominenter Einzelfälle in Deutschland ist jedoch bislang kaum etwas bekannt. Der Beitrag widmet sich mit Hilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse der Berichterstattung von neun überregionalen Printmedien den Fragen, a) wie intensiv und prominent journalistische Medien in Deutschland über Suizidalität berichten, und b) welche Inhalte und Kontexte bei der Berichterstattung im Fokus stehen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Medien in Deutschland kontinuierlich und intensiv, jedoch häufig auch beiläufig über Suizidalität berichten und die Medienrealität ein tendenziell verzerrtes Bild der sozialen Wirklichkeit zeichnet.
{"title":"Die Berichterstattung über Suizidalität in Deutschland","authors":"M. Schäfer, Katharina Frehmann","doi":"10.5771/1615-634x-2023-1-2-85","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-1-2-85","url":null,"abstract":"Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen für suizidales Verhalten zählt die Weltgesundheitsorganisation eine verantwortungsvolle Medienberichterstattung über Suizidalität. Hintergrund hierfür sind Erkenntnisse zu möglichen Medieneffekten, wonach die Medienberichterstattung über Suizidalität zur Entstehung bzw. Verhinderung von suizidalem Verhalten beitragen kann und auf Medienseite vor allem die Art und Weise der Berichterstattung über die Richtung der Effekte entscheidet. Mögliche Effekte medialer Darstellungen von Suizidalität beschränken sich allerdings nicht auf das soziale Lernen von positiven oder negativen Suizidmodellen, sondern können auch die Vorstellungen der Rezipient:innen von der sozialen Realität bei diesem Thema maßgeblich prägen. Zur Berichterstattung über Suizidalität abseits prominenter Einzelfälle in Deutschland ist jedoch bislang kaum etwas bekannt. Der Beitrag widmet sich mit Hilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse der Berichterstattung von neun überregionalen Printmedien den Fragen, a) wie intensiv und prominent journalistische Medien in Deutschland über Suizidalität berichten, und b) welche Inhalte und Kontexte bei der Berichterstattung im Fokus stehen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Medien in Deutschland kontinuierlich und intensiv, jedoch häufig auch beiläufig über Suizidalität berichten und die Medienrealität ein tendenziell verzerrtes Bild der sozialen Wirklichkeit zeichnet.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"606 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75632536","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-285
Tobias Schrimpf, Jan Dvorak, Andreas Reich, Jens Vogelgesang
Die Netzwerke sozialer Medien spielen heutzutage eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung zu Demonstrationen. Insbesondere Telegram bietet viele technologische Vorteile für die Koordinierung von Protesten. Die „Querdenken“-Bewegung nutzt Telegram als primäres Kommunikationsinstrument. Bislang existieren wenige Analysen zur Struktur ihrer Kommunikation und konkreten Mobilisierung über Telegram. In einer quantitativen Inhaltsanalyse von 9.088.629 Nachrichten aus 943 Kanälen und Gruppen der „Querdenken“-Bewegung auf Telegram gehen wir dieser Forschungslücke nach. Mithilfe einer Netzwerkanalyse von geteilten Inhalten beschreiben wir die Struktur der Kommunikation, identifizieren zentrale Knoten wie den Kanal „@haintz“ und betrachten die funktionale Rolle, die sie im Netzwerk einnehmen. Anhand von Ortsnennungen in Nachrichten erkennen wir, dass „Querdenken“ vor allem in Ballungszentren wie Berlin und Stuttgart mobilisiert hat. Jedoch gibt es auch einen Mobilisierungstrend hin zu Mittel- und Kleinstädten. Zuletzt prüfen wir durch die Analyse zweier Zeitreihen, ob ein Zusammenhang zwischen den Protestaufrufen auf Telegram und der Presseberichterstattung über das Offline-Protestgeschehen besteht. Die mittlere Korrelation zwischen den Zeitreihen interpretieren wir als Beleg der mobilisierenden Kraft von Protestaufrufen auf Telegram.
{"title":"Aus dem Channel, auf die Straße! Wie die Querdenken-Bewegung ihren Protest auf Telegram organisiert – eine quantitative Netzwerkanalyse","authors":"Tobias Schrimpf, Jan Dvorak, Andreas Reich, Jens Vogelgesang","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-285","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-285","url":null,"abstract":"Die Netzwerke sozialer Medien spielen heutzutage eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung zu Demonstrationen. Insbesondere Telegram bietet viele technologische Vorteile für die Koordinierung von Protesten. Die „Querdenken“-Bewegung nutzt Telegram als primäres Kommunikationsinstrument. Bislang existieren wenige Analysen zur Struktur ihrer Kommunikation und konkreten Mobilisierung über Telegram. In einer quantitativen Inhaltsanalyse von 9.088.629 Nachrichten aus 943 Kanälen und Gruppen der „Querdenken“-Bewegung auf Telegram gehen wir dieser Forschungslücke nach. Mithilfe einer Netzwerkanalyse von geteilten Inhalten beschreiben wir die Struktur der Kommunikation, identifizieren zentrale Knoten wie den Kanal „@haintz“ und betrachten die funktionale Rolle, die sie im Netzwerk einnehmen. Anhand von Ortsnennungen in Nachrichten erkennen wir, dass „Querdenken“ vor allem in Ballungszentren wie Berlin und Stuttgart mobilisiert hat. Jedoch gibt es auch einen Mobilisierungstrend hin zu Mittel- und Kleinstädten. Zuletzt prüfen wir durch die Analyse zweier Zeitreihen, ob ein Zusammenhang zwischen den Protestaufrufen auf Telegram und der Presseberichterstattung über das Offline-Protestgeschehen besteht. Die mittlere Korrelation zwischen den Zeitreihen interpretieren wir als Beleg der mobilisierenden Kraft von Protestaufrufen auf Telegram.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"50 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660607","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-212
Pablo Jost, Annett Heft, Kilian Buehling, Maximilian Zehring, Heidi Schulze, Hendrik Bitzmann, Emese Domahidi
Crafted as an open communication platform characterized by high anonymity and minimal moderation, Telegram has garnered increasing popularity among activists operating within repressive political contexts, as well as among political extremists and conspiracy theorists. While Telegram offers valuable data access to research non-institutionalized activism, scholars studying the latter on Telegram face unique theoretical and methodological challenges in systematically defining, selecting, sampling, and classifying relevant actors and content. This literature review addresses these issues by considering a wide range of recent research. In particular, it discusses the methodological challenges of sampling and classifying heterogeneous groups of (often non-institutionalized) actors. Drawing on social movement research, we first identify challenges specific to the characteristics of non-institutionalized actors and how they become interlaced with Telegram’s platform infrastructure and requirements. We then discuss strategies from previous Telegram research for the identification and sampling of a study population through multistage sampling procedures and the classification of actors. Finally, we derive challenges and potential strategies for future research and discuss ethical challenges.
{"title":"Mapping a Dark Space: Challenges in Sampling and Classifying Non- Institutionalized Actors on Telegram","authors":"Pablo Jost, Annett Heft, Kilian Buehling, Maximilian Zehring, Heidi Schulze, Hendrik Bitzmann, Emese Domahidi","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-212","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-212","url":null,"abstract":"Crafted as an open communication platform characterized by high anonymity and minimal moderation, Telegram has garnered increasing popularity among activists operating within repressive political contexts, as well as among political extremists and conspiracy theorists. While Telegram offers valuable data access to research non-institutionalized activism, scholars studying the latter on Telegram face unique theoretical and methodological challenges in systematically defining, selecting, sampling, and classifying relevant actors and content. This literature review addresses these issues by considering a wide range of recent research. In particular, it discusses the methodological challenges of sampling and classifying heterogeneous groups of (often non-institutionalized) actors. Drawing on social movement research, we first identify challenges specific to the characteristics of non-institutionalized actors and how they become interlaced with Telegram’s platform infrastructure and requirements. We then discuss strategies from previous Telegram research for the identification and sampling of a study population through multistage sampling procedures and the classification of actors. Finally, we derive challenges and potential strategies for future research and discuss ethical challenges.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"17 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660615","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-1-2-130
Mario Haim, Dominik J. Leiner, V. Hase
Data donations represent a user-centered approach to data collection where researchers ask EU participants to exercise their right of access (GDPR) vis-à-vis intermediaries and to donate the digital trace data they receive to academic research. These data donations are often combined with survey data to gain deeper insights into the questions under investigation. Although initially promising, this process is complex for respondents and involves serious methodological, ethical, and legal challenges for researchers. A series of recently developed software solutions facilitate and streamline data donation studies. However, these stand-alone systems work separately from survey software. As a result, respondents typically face two platforms, one for the survey and one for the data donation. To facilitate their combination, we integrated two existing software solutions for online surveys (SoSci Survey) and data donations (OSD2F). We present our integrated solution and report on experiences with the approach from two exemplary studies.
{"title":"Integrating Data Donations in Online Surveys","authors":"Mario Haim, Dominik J. Leiner, V. Hase","doi":"10.5771/1615-634x-2023-1-2-130","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-1-2-130","url":null,"abstract":"Data donations represent a user-centered approach to data collection where researchers ask EU participants to exercise their right of access (GDPR) vis-à-vis intermediaries and to donate the digital trace data they receive to academic research. These data donations are often combined with survey data to gain deeper insights into the questions under investigation. Although initially promising, this process is complex for respondents and involves serious methodological, ethical, and legal challenges for researchers. A series of recently developed software solutions facilitate and streamline data donation studies. However, these stand-alone systems work separately from survey software. As a result, respondents typically face two platforms, one for the survey and one for the data donation. To facilitate their combination, we integrated two existing software solutions for online surveys (SoSci Survey) and data donations (OSD2F). We present our integrated solution and report on experiences with the approach from two exemplary studies.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"58 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75330663","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-423
{"title":"Hinweise für Autor*innen","authors":"","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-423","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-423","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"48 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660606","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-207
Gregor Wiedemann, Jan-Hinrik Schmidt, Jan Rau, Felix Victor Münch, Philipp Kessling
Telegram ist in den vergangenen Jahren zu einem relevanten Bestandteil der politischen Öffentlichkeit geworden. Der Instant-Messaging-Dienst unterstützt sowohl den interpersonalen Austausch als auch die Informationsverteilung an nahezu beliebig große Publika. Zugleich entzieht er sich bislang vergleichsweise erfolgreich allen Regulierungsversuchen, die Verbreitung von Desinformationen, Hassrede oder anderen problematischen Inhalten einzuschränken. Dadurch ist Telegram vor allem, aber nicht nur, bei Akteur*innen und Gruppen beliebt, die am Rande oder jenseits des demokratisch akzeptablen Spektrums agieren. Das vorliegende Themenheft versammelt sieben Beiträge, die mit verschiedenen Methoden die Rolle von Telegram in der deutschsprachigen politischen Öffentlichkeit erkunden und weiteren Forschungsbedarf identifizieren.
{"title":"Telegram in der politischen Öffentlichkeit. Zur Einführung in das Themenheft","authors":"Gregor Wiedemann, Jan-Hinrik Schmidt, Jan Rau, Felix Victor Münch, Philipp Kessling","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-207","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-207","url":null,"abstract":"Telegram ist in den vergangenen Jahren zu einem relevanten Bestandteil der politischen Öffentlichkeit geworden. Der Instant-Messaging-Dienst unterstützt sowohl den interpersonalen Austausch als auch die Informationsverteilung an nahezu beliebig große Publika. Zugleich entzieht er sich bislang vergleichsweise erfolgreich allen Regulierungsversuchen, die Verbreitung von Desinformationen, Hassrede oder anderen problematischen Inhalten einzuschränken. Dadurch ist Telegram vor allem, aber nicht nur, bei Akteur*innen und Gruppen beliebt, die am Rande oder jenseits des demokratisch akzeptablen Spektrums agieren. Das vorliegende Themenheft versammelt sieben Beiträge, die mit verschiedenen Methoden die Rolle von Telegram in der deutschsprachigen politischen Öffentlichkeit erkunden und weiteren Forschungsbedarf identifizieren.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"444 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660609","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-1-2-37
Leonie Wunderlich
Die Informationsnutzung und Meinungsbildungsprozesse finden bei jungen Menschen überwiegend in sozialen Medien statt, wo sich reichweitenstarke Akteure, sogenannte Social Media Influencer (SMI), am politischen Diskurs beteiligen. Aufgrund der engen Beziehung zu ihrer Followerschaft und ihrer Identifikationsfunktion wird diesen Persönlichkeiten das Potenzial als Vermittler informativer Inhalte und als Meinungsführer zugesprochen. Bislang liegen allerdings nur wenige empirische Erkenntnisse über deren tatsächliche Relevanz im Meinungsbildungsprozess vor. Zudem wurde die Rolle parasozialer Beziehungen (PSB) zwar als verstärkender Faktor für die persuasive Wirkung von SMI identifiziert, jedoch ist weitestgehend unklar, welche spezifischen Eigenschaften und Funktionen bei Beziehungs- und Identifikationsprozessen eine Rolle spielen. In der vorliegenden Studie wurde daher auf Grundlage des theoretischen Konzepts der parasozialen Meinungsführerschaft untersucht, warum junge Menschen einzelnen Persönlichkeiten in sozialen Medien folgen (Motive), wie sie diese charakterisieren (Schlüsselmerkmale) und welche Relevanz sie ihnen für die eigene Meinungsbildung zuschreiben (Funktionen). Die Ergebnisse aus 22 halbstrukturierten Einzelinterviews mit Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) und jungen Erwachsenen (18- bis 24-Jährige) zeigen insgesamt große geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der wahrgenommenen PSB zu einzelnen Persönlichkeiten und den zugeschriebenen Eigenschaften. Ihre Relevanz für die eigene Meinungsbildung bewerten die Befragten je nachdem, ob es sich um alltagsrelevante und persönliche oder gesamtgesellschaftlich relevante und politische Informationen handelt, unterschiedlich. Die Teilgruppe der Influencer*innen übernimmt insbesondere Unterhaltungs-, Inspirations- und Orientierungsfunktionen.
{"title":"Parasoziale Meinungsführer? Eine qualitative Untersuchung zur Rolle von Social Media Influencer*innen im Informationsverhalten und in Meinungsbildungsprozessen junger Menschen","authors":"Leonie Wunderlich","doi":"10.5771/1615-634x-2023-1-2-37","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-1-2-37","url":null,"abstract":"Die Informationsnutzung und Meinungsbildungsprozesse finden bei jungen Menschen überwiegend in sozialen Medien statt, wo sich reichweitenstarke Akteure, sogenannte Social Media Influencer (SMI), am politischen Diskurs beteiligen. Aufgrund der engen Beziehung zu ihrer Followerschaft und ihrer Identifikationsfunktion wird diesen Persönlichkeiten das Potenzial als Vermittler informativer Inhalte und als Meinungsführer zugesprochen. Bislang liegen allerdings nur wenige empirische Erkenntnisse über deren tatsächliche Relevanz im Meinungsbildungsprozess vor. Zudem wurde die Rolle parasozialer Beziehungen (PSB) zwar als verstärkender Faktor für die persuasive Wirkung von SMI identifiziert, jedoch ist weitestgehend unklar, welche spezifischen Eigenschaften und Funktionen bei Beziehungs- und Identifikationsprozessen eine Rolle spielen. In der vorliegenden Studie wurde daher auf Grundlage des theoretischen Konzepts der parasozialen Meinungsführerschaft untersucht, warum junge Menschen einzelnen Persönlichkeiten in sozialen Medien folgen (Motive), wie sie diese charakterisieren (Schlüsselmerkmale) und welche Relevanz sie ihnen für die eigene Meinungsbildung zuschreiben (Funktionen). Die Ergebnisse aus 22 halbstrukturierten Einzelinterviews mit Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) und jungen Erwachsenen (18- bis 24-Jährige) zeigen insgesamt große geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der wahrgenommenen PSB zu einzelnen Persönlichkeiten und den zugeschriebenen Eigenschaften. Ihre Relevanz für die eigene Meinungsbildung bewerten die Befragten je nachdem, ob es sich um alltagsrelevante und persönliche oder gesamtgesellschaftlich relevante und politische Informationen handelt, unterschiedlich. Die Teilgruppe der Influencer*innen übernimmt insbesondere Unterhaltungs-, Inspirations- und Orientierungsfunktionen.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"65 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"85389539","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-266
Nico Bodden, Henning Alexander Holec, Benjamin Hoß, Marc Ziegele, Lena Katharina Wilms
In unserem Beitrag untersuchen wir am Beispiel der Identitären Bewegung die Auswirkungen von Deplatforming – dem Sperren von Akteuren auf sozialen Netzwerken – auf die Online-Kommunikation von politisch rechten bzw. rechtsextremen Akteuren. Mittels quantitativer Inhaltsanalyse wurde die Kommunikation von zwei Akteuren der Identitären Bewegung auf Telegram vor und nach der Sperrung dieser Akteure auf Twitter untersucht. Vergleiche zwischen den Zeiträumen vor und nach der Sperrung erfolgten hinsichtlich der Kommunikationsfrequenz, der Postreichweite, des Kommunikationsstils und der inhaltlichen Radikalität. Zugrunde liegen der aktuelle Forschungsstand in diesem Themenfeld sowie Theorien von Repressionen, der Gegenöffentlichkeit und des Konzeptes der Dangerous Speech. Es zeigt sich, dass der Kommunikationsumfang nach der Sperrung abnimmt, die Reichweite des Telegramkanals wächst, der kommunikative Stil weitgehend konstant bleibt und eine inhaltliche Radikalisierung nur partiell zu beobachten ist.
{"title":"Vom Netz genommen. Die Auswirkungen von Deplatforming auf die Online-Kommunikation der extremen Rechten auf Telegram am Beispiel der Identitären Bewegung","authors":"Nico Bodden, Henning Alexander Holec, Benjamin Hoß, Marc Ziegele, Lena Katharina Wilms","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-266","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-266","url":null,"abstract":"In unserem Beitrag untersuchen wir am Beispiel der Identitären Bewegung die Auswirkungen von Deplatforming – dem Sperren von Akteuren auf sozialen Netzwerken – auf die Online-Kommunikation von politisch rechten bzw. rechtsextremen Akteuren. Mittels quantitativer Inhaltsanalyse wurde die Kommunikation von zwei Akteuren der Identitären Bewegung auf Telegram vor und nach der Sperrung dieser Akteure auf Twitter untersucht. Vergleiche zwischen den Zeiträumen vor und nach der Sperrung erfolgten hinsichtlich der Kommunikationsfrequenz, der Postreichweite, des Kommunikationsstils und der inhaltlichen Radikalität. Zugrunde liegen der aktuelle Forschungsstand in diesem Themenfeld sowie Theorien von Repressionen, der Gegenöffentlichkeit und des Konzeptes der Dangerous Speech. Es zeigt sich, dass der Kommunikationsumfang nach der Sperrung abnimmt, die Reichweite des Telegramkanals wächst, der kommunikative Stil weitgehend konstant bleibt und eine inhaltliche Radikalisierung nur partiell zu beobachten ist.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"31 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660605","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-420
{"title":"Dissertationsübersicht","authors":"","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-420","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-420","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"49 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660608","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/1615-634x-2023-3-4-371
{"title":"Zeitschriftenlese","authors":"","doi":"10.5771/1615-634x-2023-3-4-371","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2023-3-4-371","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"158 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135660610","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}