Elena Haeler, Thibault Lachat, Gaspard Dumollard, Stefan Blaser, Ariel Bergamini, Thomas Kiebacher, Christoph Scheidegger, Christine Keller, Jonas Stillhard, Karin Hindenlang Clerc
Abstract Das Einrichten von Naturwaldreservaten ist eine wichtige Massnahme zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Wald – das gilt besonders für Arten, die auf späte Waldentwicklungsstadien und Totholz angewiesen sind. Im Rahmen des Projekts «Biodiversität und Habitatstrukturen im Wildnispark Zürich Sihlwald» untersuchten wir zwischen 2016 und 2020 vier Organismengruppen (Moose, Flechten, xylobionte Käfer und totholzbewohnende Pilze) auf 69 Probeflächen der kantonalen Stichprobeninventur. Um zu verstehen, wie ihr Vorkommen mit verschiedenen Waldparametern zusammenhängt, verglichen wir Modelle, die auf Inventurdaten basieren, mit solchen, die nur Fernerkundungsdaten verwenden. Während ein etwas stärkerer Zusammenhang der Artenvielfalt totholzbewohnender Pilze mit Inventurdaten (z.B. Totholzvolumen) gefunden wurde, waren es bei den xylobionten Käfern eher Fernerkundungsdaten (z.B. Vegetationshöhe). Bemerkenswert ist, dass der Sihlwald nach knapp 20 Jahren ohne Bewirtschaftung einige Artenhighlights beherbergt, etwa die Zitronengelbe Tramete (Antrodiella citrinella) – der Pilz gilt als sogenannte Urwaldart. Unsere Modelle liefern wertvolle Hinweise darauf, wie zukünftige Biodiversitätsmonitorings mithilfe von Fernerkundung unterstützt werden können. Zudem bilden die erhobenen Daten die Grundlage für ein Langzeitmonitoring der Biodiversität im grössten Naturwaldreservat der Schweiz in der Buchenwaldstufe und ermöglichen in Zukunft Aussagen über die Entwicklung des Waldes zu einem Refugium für Arten, die in bewirtschafteten Wäldern kaum überleben können.
{"title":"Biodiversitäts-Check im Leuchtturm-Waldreservat Sihlwald","authors":"Elena Haeler, Thibault Lachat, Gaspard Dumollard, Stefan Blaser, Ariel Bergamini, Thomas Kiebacher, Christoph Scheidegger, Christine Keller, Jonas Stillhard, Karin Hindenlang Clerc","doi":"10.3188/szf.2023.s0038","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.s0038","url":null,"abstract":"Abstract Das Einrichten von Naturwaldreservaten ist eine wichtige Massnahme zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Wald – das gilt besonders für Arten, die auf späte Waldentwicklungsstadien und Totholz angewiesen sind. Im Rahmen des Projekts «Biodiversität und Habitatstrukturen im Wildnispark Zürich Sihlwald» untersuchten wir zwischen 2016 und 2020 vier Organismengruppen (Moose, Flechten, xylobionte Käfer und totholzbewohnende Pilze) auf 69 Probeflächen der kantonalen Stichprobeninventur. Um zu verstehen, wie ihr Vorkommen mit verschiedenen Waldparametern zusammenhängt, verglichen wir Modelle, die auf Inventurdaten basieren, mit solchen, die nur Fernerkundungsdaten verwenden. Während ein etwas stärkerer Zusammenhang der Artenvielfalt totholzbewohnender Pilze mit Inventurdaten (z.B. Totholzvolumen) gefunden wurde, waren es bei den xylobionten Käfern eher Fernerkundungsdaten (z.B. Vegetationshöhe). Bemerkenswert ist, dass der Sihlwald nach knapp 20 Jahren ohne Bewirtschaftung einige Artenhighlights beherbergt, etwa die Zitronengelbe Tramete (Antrodiella citrinella) – der Pilz gilt als sogenannte Urwaldart. Unsere Modelle liefern wertvolle Hinweise darauf, wie zukünftige Biodiversitätsmonitorings mithilfe von Fernerkundung unterstützt werden können. Zudem bilden die erhobenen Daten die Grundlage für ein Langzeitmonitoring der Biodiversität im grössten Naturwaldreservat der Schweiz in der Buchenwaldstufe und ermöglichen in Zukunft Aussagen über die Entwicklung des Waldes zu einem Refugium für Arten, die in bewirtschafteten Wäldern kaum überleben können.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"60 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135388167","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Evelyn Coleman Brantschen, Sébastien Boillat, Mélanie Feurer, Claude A. Garcia, Jelena Markovic, Mariana Melnykovych, Jerylee Wilkes-Allemann, Patrick O. Waeber
Abstract Wälder sind als zentrales Element der Landschaft (Waldlandschaften) von grosser Bedeutung für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und spielen eine wichtige Rolle für die lokale Wirtschaft und die soziale Identität. Sie stehen aber gleichzeitig vor grossen Herausforderungen, indem sie durch Landnutzungsänderungen, steigende Holznachfrage oder den Klimawandel bedroht sind. Um Waldlandschaften mit ihren Leistungen langfristig zu sichern, ist es entscheidend, integrierte Ansätze zu ihrer Erhaltung und Wiederherstellung zu verfolgen. Sektoralen Ansätzen fehlt oft der Erfolg, weshalb integrierte Landschaftsansätze (ILAs) an Bedeutung gewinnen. Diese betonen die Multifunktionalität und eine ganzheitliche Betrachtung von Waldlandschaften. Der theoretische Rahmen von ILAs und der Wiederherstellung von Waldlandschaften (FLR) wird in diesem Artikel anhand von Fallstudien aus verschiedenen Regionen im Ausland und in der Schweiz untersucht. Es werden Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Umsetzung dieser Ansätze diskutiert. Dabei wird die Bedeutung einer integrierten Herangehensweise zur Erhaltung und Wiederherstellung von Waldlandschaften für die nachhaltige Entwicklung besonders hervorgehoben. Es wird empfohlen, Landschaftsansätze und sozialökologische Innovationen miteinander zu verbinden, um die Vorteile von Waldlandschaften optimal zu nutzen und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und Gemeinschaften zu stärken. Eine vertiefte Kenntnis der Verbindungen zwischen Wald, Landschaft und Menschen sowie Erfahrungen mit ILA- und FLR-Strategien können dazu beitragen, den Landschaftsansatz in der Waldpolitik weiter voranzubringen.
{"title":"Ein integrierter landschaftlicher Ansatz für den Erhalt und die Wiederherstellung von Waldlandschaften","authors":"Evelyn Coleman Brantschen, Sébastien Boillat, Mélanie Feurer, Claude A. Garcia, Jelena Markovic, Mariana Melnykovych, Jerylee Wilkes-Allemann, Patrick O. Waeber","doi":"10.3188/szf.2023.s0012","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.s0012","url":null,"abstract":"Abstract Wälder sind als zentrales Element der Landschaft (Waldlandschaften) von grosser Bedeutung für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und spielen eine wichtige Rolle für die lokale Wirtschaft und die soziale Identität. Sie stehen aber gleichzeitig vor grossen Herausforderungen, indem sie durch Landnutzungsänderungen, steigende Holznachfrage oder den Klimawandel bedroht sind. Um Waldlandschaften mit ihren Leistungen langfristig zu sichern, ist es entscheidend, integrierte Ansätze zu ihrer Erhaltung und Wiederherstellung zu verfolgen. Sektoralen Ansätzen fehlt oft der Erfolg, weshalb integrierte Landschaftsansätze (ILAs) an Bedeutung gewinnen. Diese betonen die Multifunktionalität und eine ganzheitliche Betrachtung von Waldlandschaften. Der theoretische Rahmen von ILAs und der Wiederherstellung von Waldlandschaften (FLR) wird in diesem Artikel anhand von Fallstudien aus verschiedenen Regionen im Ausland und in der Schweiz untersucht. Es werden Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Umsetzung dieser Ansätze diskutiert. Dabei wird die Bedeutung einer integrierten Herangehensweise zur Erhaltung und Wiederherstellung von Waldlandschaften für die nachhaltige Entwicklung besonders hervorgehoben. Es wird empfohlen, Landschaftsansätze und sozialökologische Innovationen miteinander zu verbinden, um die Vorteile von Waldlandschaften optimal zu nutzen und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und Gemeinschaften zu stärken. Eine vertiefte Kenntnis der Verbindungen zwischen Wald, Landschaft und Menschen sowie Erfahrungen mit ILA- und FLR-Strategien können dazu beitragen, den Landschaftsansatz in der Waldpolitik weiter voranzubringen.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"52 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135388148","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Résumé Cet essai dépeint notre monde actuel: une multitude d'informations, vraies ou fausses, à portée de clic pose de nouveaux défis aux professionnels de la forêt qui doivent anticiper la communication avant de se retrouver face à l'incompréhension de la population. Les changements climatiques mettent en danger les multiples prestations attendues de la forêt et apportent leur lot d'incertitudes. Aux professionnels de se former et s'informer. L'OFEV accompagne depuis des décennies la formation à tout niveau: de la forestière-bûcheronne à l'ingénieur forestier. Les professionnels généralistes multifonctionnels qui doivent tout savoir et tout pouvoir faire atteignent leur limite. L'auteur propose de remplacer ces combattants solitaires par un réseau d'experts agissant agilement ensemble pour amener des réponses adéquates aux problèmes actuels et aux défis à venir.
{"title":"Compétences et savoirs variés au service des forêts du futur","authors":"Michael Reinhard","doi":"10.3188/szf.2023.s0008","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.s0008","url":null,"abstract":"Résumé Cet essai dépeint notre monde actuel: une multitude d'informations, vraies ou fausses, à portée de clic pose de nouveaux défis aux professionnels de la forêt qui doivent anticiper la communication avant de se retrouver face à l'incompréhension de la population. Les changements climatiques mettent en danger les multiples prestations attendues de la forêt et apportent leur lot d'incertitudes. Aux professionnels de se former et s'informer. L'OFEV accompagne depuis des décennies la formation à tout niveau: de la forestière-bûcheronne à l'ingénieur forestier. Les professionnels généralistes multifonctionnels qui doivent tout savoir et tout pouvoir faire atteignent leur limite. L'auteur propose de remplacer ces combattants solitaires par un réseau d'experts agissant agilement ensemble pour amener des réponses adéquates aux problèmes actuels et aux défis à venir.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135388524","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kommt der Rothirsch im Wallis wieder in nennenswerten Beständen vor. Trotz teilweise intensiver Bejagung stiegen die Bestände bis um die Jahrtausendwende in vielen Regionen des Kantons stark an und verursachten mancherorts erhebliche Konflikte. Besonders gravierende Probleme zeigten sich im Hinblick auf die Schutzwälder in der Region Aletsch-Goms. Über die Raumnutzung und das Wanderverhalten der Rothirsche in dieser Region lagen bislang jedoch kaum gesicherte Fakten vor. Das zwischen 2017 und 2022 durchgeführte Rothirschprojekt Aletsch-Goms hatte deshalb zum Ziel, die bedeutenden Grundlagen für ein fachlich fundiertes Rothirschmanagement zu erarbeiten. Ein weiterführendes Fotofallenmonitoring soll noch bis 2024 zusätzliche Langzeitdaten über die dortigen Wildhuftierbestände liefern.
{"title":"Rothirschprojekt Aletsch-Goms: wichtige Grundlagen für das Wildtiermanagement","authors":"C. Signer, Sven Wirthner, Daniel Kämpfer","doi":"10.3188/szf.2023.0306","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0306","url":null,"abstract":"Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kommt der Rothirsch im Wallis wieder in nennenswerten Beständen vor. Trotz teilweise intensiver Bejagung stiegen die Bestände bis um die Jahrtausendwende in vielen Regionen des Kantons stark an und verursachten mancherorts erhebliche Konflikte. Besonders gravierende Probleme zeigten sich im Hinblick auf die Schutzwälder in der Region Aletsch-Goms. Über die Raumnutzung und das Wanderverhalten der Rothirsche in dieser Region lagen bislang jedoch kaum gesicherte Fakten vor. Das zwischen 2017 und 2022 durchgeführte Rothirschprojekt Aletsch-Goms hatte deshalb zum Ziel, die bedeutenden Grundlagen für ein fachlich fundiertes Rothirschmanagement zu erarbeiten. Ein weiterführendes Fotofallenmonitoring soll noch bis 2024 zusätzliche Langzeitdaten über die dortigen Wildhuftierbestände liefern.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"73064725","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Kim Fabian von Wattenwyl, A. D. Kupferschmid, J. Thormann
Samenangebot und -verbreitung beeinflussen die natürliche Verjüngung einer Baumart massgeblich. Um abzuschätzen, ob eine Baumart einen Standort neu besiedeln kann, sind Kenntnisse über die Verbreitungsdistanzen der Baumsamen eine wichtige Grundlage. In der Schweiz könnten Weisstannen mit der Klimaerwärmung z.B. zunehmend in die subalpine Höhenstufe vordringen. Im hochmontanen Gebiet der Underen Dorfflüe des Allmiwaldes oberhalb von Saanen (BE) wurden die Positionen von potenziellen Samenbäumen der Weisstanne erfasst und die nächsten zwei Tännchen mit 0–130 cm Baumhöhe in 54 systematisch angelegten Probeflächen aufgenommen. Anhand der kleinsten Distanz zwischen Samenbaum und Verjüngung wurde die minimale Verbreitungsdistanz der Tanne bestimmt. Zudem wurden Daten zur Lichtverfügbarkeit, Wildverbiss und Kleinstandort (Kleintopografie, Bodenvegetation und Humusform) je Probefläche erhoben. Die errechneten Verbreitungsdistanzen lagen zwischen 3.0 und 97.9 m, bei einem Median von 30.2 m. Mit zunehmender Distanz zu potenziellen Samenbäumen der Weisstanne nahmen die Verjüngungsdichten signifikant ab. Von den weiteren Einflussfaktoren hatte nur das direkte Licht einen signifikant positiven Effekt auf die Verjüngungsdichte. Der Anteil verbissener Tannen >10 cm lag bei sehr hohen 82%. Auch wenn Weisstannensamen in der Lage sind, grössere Distanzen zu überwinden (maximale Distanz ca. 190 m), können hohe Samendichten besonders innerhalb einer Baumlänge erwartet werden. Letztlich bestimmt also der gewünschte Mischungsanteil an der Verjüngung die erforderliche Samenbaumdichte der Tanne. Die Präsenz von Weisstannensamenbäumen alleine ist aber kein Garant für Tannenverjüngung; die Lichtverhältnisse und der Verbiss durch Wildtiere spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Etablierung von Tannenverjüngung.
{"title":"Samenverbreitung der Weisstanne im Berner Allmiwald","authors":"Kim Fabian von Wattenwyl, A. D. Kupferschmid, J. Thormann","doi":"10.3188/szf.2023.0296","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0296","url":null,"abstract":"\u0000 Samenangebot und -verbreitung beeinflussen die natürliche Verjüngung einer Baumart massgeblich. Um abzuschätzen, ob eine Baumart einen Standort neu besiedeln kann, sind Kenntnisse über die Verbreitungsdistanzen der Baumsamen eine wichtige Grundlage. In der Schweiz könnten Weisstannen mit der Klimaerwärmung z.B. zunehmend in die subalpine Höhenstufe vordringen. Im hochmontanen Gebiet der Underen Dorfflüe des Allmiwaldes oberhalb von Saanen (BE) wurden die Positionen von potenziellen Samenbäumen der Weisstanne erfasst und die nächsten zwei Tännchen mit 0–130 cm Baumhöhe in 54 systematisch angelegten Probeflächen aufgenommen. Anhand der kleinsten Distanz zwischen Samenbaum und Verjüngung wurde die minimale Verbreitungsdistanz der Tanne bestimmt. Zudem wurden Daten zur Lichtverfügbarkeit, Wildverbiss und Kleinstandort (Kleintopografie, Bodenvegetation und Humusform) je Probefläche erhoben. Die errechneten Verbreitungsdistanzen lagen zwischen 3.0 und 97.9 m, bei einem Median von 30.2 m. Mit zunehmender Distanz zu potenziellen Samenbäumen der Weisstanne nahmen die Verjüngungsdichten signifikant ab. Von den weiteren Einflussfaktoren hatte nur das direkte Licht einen signifikant positiven Effekt auf die Verjüngungsdichte. Der Anteil verbissener Tannen >10 cm lag bei sehr hohen 82%. Auch wenn Weisstannensamen in der Lage sind, grössere Distanzen zu überwinden (maximale Distanz ca. 190 m), können hohe Samendichten besonders innerhalb einer Baumlänge erwartet werden. Letztlich bestimmt also der gewünschte Mischungsanteil an der Verjüngung die erforderliche Samenbaumdichte der Tanne. Die Präsenz von Weisstannensamenbäumen alleine ist aber kein Garant für Tannenverjüngung; die Lichtverhältnisse und der Verbiss durch Wildtiere spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Etablierung von Tannenverjüngung.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"9 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"84594567","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Nora Zürcher-Gasser, Christine Moos, M. Frehner, M. Schwarz, Marco Vanoni
In Berggebieten hat der Schutzwald eine grosse Bedeutung für Siedlungen und Verkehrswege. Gleichzeitig bieten die Gebirgswälder Lebensraum für Wildhuftiere, die sich unter anderem von Trieben und Knospen junger Bäume ernähren. In Schutzwäldern können durch Wildverbiss verursachte Verjüngungsprobleme erhebliche finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen. Da der Verbiss heute passiert, der Schaden aufgrund fehlender Verjüngung aber erst viel später auftritt, ist es herausfordernd, diesen zu beziffern. Im vorliegenden Artikel wird anhand von sechs Fallbeispielen aus dem Kanton Graubünden aufgezeigt, wie wildhuftierbedingte Verjüngungsprobleme im Schutzwald monetär bewertet werden können. In alten Beständen, in denen die Konsequenzen von langanhaltend hohem Verbissdruck bereits spürbar sind oder zumindest in absehbarer Zeit spürbar werden, sind diese gut abschätzbar und sollten als Argument in der politischen Diskussion um das Wald-Wild-Thema verstärkt verwendet werden. In gut strukturierten Wäldern, in denen heutige Verjüngungsprobleme erst in weiter Zukunft spürbar werden, ist es kaum möglich, die Auswirkungen monetär ganzheitlich zu bewerten. Hier sollten Entscheide keinesfalls nur aufgrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen, sondern auch unter Einbezug des Vorsorgeprinzips gefällt werden.
{"title":"Monetäre Bewertung von Wildschäden im Schutzwald – Fazit aus sechs Fallbeispielen","authors":"Nora Zürcher-Gasser, Christine Moos, M. Frehner, M. Schwarz, Marco Vanoni","doi":"10.3188/szf.2023.0280","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0280","url":null,"abstract":"\u0000 In Berggebieten hat der Schutzwald eine grosse Bedeutung für Siedlungen und Verkehrswege. Gleichzeitig bieten die Gebirgswälder Lebensraum für Wildhuftiere, die sich unter anderem von Trieben und Knospen junger Bäume ernähren. In Schutzwäldern können durch Wildverbiss verursachte Verjüngungsprobleme erhebliche finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen. Da der Verbiss heute passiert, der Schaden aufgrund fehlender Verjüngung aber erst viel später auftritt, ist es herausfordernd, diesen zu beziffern. Im vorliegenden Artikel wird anhand von sechs Fallbeispielen aus dem Kanton Graubünden aufgezeigt, wie wildhuftierbedingte Verjüngungsprobleme im Schutzwald monetär bewertet werden können. In alten Beständen, in denen die Konsequenzen von langanhaltend hohem Verbissdruck bereits spürbar sind oder zumindest in absehbarer Zeit spürbar werden, sind diese gut abschätzbar und sollten als Argument in der politischen Diskussion um das Wald-Wild-Thema verstärkt verwendet werden. In gut strukturierten Wäldern, in denen heutige Verjüngungsprobleme erst in weiter Zukunft spürbar werden, ist es kaum möglich, die Auswirkungen monetär ganzheitlich zu bewerten. Hier sollten Entscheide keinesfalls nur aufgrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen, sondern auch unter Einbezug des Vorsorgeprinzips gefällt werden.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"18 4 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"87048471","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
P. Bebi, B. A. Leuch, Harald Bugmann, M. Conedera, M. Frehner, Patrick A. Insinna, A. D. Kupferschmid, M. Lévesque, Christine Moos, Julian Muhmenthaler, Adrian Oncelli, J. Thormann, Samuel Zürcher
Der rasch fortschreitende Klimawandel gefährdet wichtige Waldleistungen, da sich die Wälder den sich verändernden Bedingungen nicht schnell genug anpassen können. Damit die Waldleistungen auch in Zukunft erbracht werden können, ist eine möglichst artenreiche Verjüngung zukunftsfähiger Baumarten zentral. So werden die Wälder gegenüber Störungen resilienter. Der in vielen Regionen der Schweiz seit Jahrzehnten sehr hohe Verbiss der Waldverjüngung durch Wildhuftiere stellt in dieser Hinsicht eine grosse Herausforderung dar. Verschiedene Beispiele zeigen, dass eine ausreichende Waldverjüngung nur möglich ist, wenn nebst waldbaulichen Massnahmen eine gezielte, regional differenzierte Reduktion des heutigen Wildbestandes erfolgt. Dies wiederum erfordert eine konstruktive und auf gemeinsamen Zielen beruhende Zusammenarbeit zwischen Jagd und Forst sowie gesellschaftlich-politische Rahmenbedingungen, die diese Zusammenarbeit im Sinn des nationalen Gesetzesauftrags und der Erfüllung der zukünftigen Aufgaben des Waldes fördern und wertschätzen.
{"title":"Wildhuftiere und Waldverjüngung: Wenn die Zeit davonläuft","authors":"P. Bebi, B. A. Leuch, Harald Bugmann, M. Conedera, M. Frehner, Patrick A. Insinna, A. D. Kupferschmid, M. Lévesque, Christine Moos, Julian Muhmenthaler, Adrian Oncelli, J. Thormann, Samuel Zürcher","doi":"10.3188/szf.2023.0274","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0274","url":null,"abstract":"Der rasch fortschreitende Klimawandel gefährdet wichtige Waldleistungen, da sich die Wälder den sich verändernden Bedingungen nicht schnell genug anpassen können. Damit die Waldleistungen auch in Zukunft erbracht werden können, ist eine möglichst artenreiche Verjüngung zukunftsfähiger Baumarten zentral. So werden die Wälder gegenüber Störungen resilienter. Der in vielen Regionen der Schweiz seit Jahrzehnten sehr hohe Verbiss der Waldverjüngung durch Wildhuftiere stellt in dieser Hinsicht eine grosse Herausforderung dar. Verschiedene Beispiele zeigen, dass eine ausreichende Waldverjüngung nur möglich ist, wenn nebst waldbaulichen Massnahmen eine gezielte, regional differenzierte Reduktion des heutigen Wildbestandes erfolgt. Dies wiederum erfordert eine konstruktive und auf gemeinsamen Zielen beruhende Zusammenarbeit zwischen Jagd und Forst sowie gesellschaftlich-politische Rahmenbedingungen, die diese Zusammenarbeit im Sinn des nationalen Gesetzesauftrags und der Erfüllung der zukünftigen Aufgaben des Waldes fördern und wertschätzen.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"56 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"84442174","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
In Buchenwäldern ist der Verbiss durch wildlebende Huftiere oft weniger auffällig als in Gebirgswäldern. Dennoch kann der Verbiss auch dort zu Zuwachsverlusten und mehrjährigen Verzögerungen bei der Reaktion nach Verbiss führen und damit Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Baumverjüngung haben.
{"title":"Auswirkungen des Verbisses in Buchenwäldern","authors":"A. D. Kupferschmid, Janika Kim Angst","doi":"10.3188/szf.2023.0304","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0304","url":null,"abstract":"In Buchenwäldern ist der Verbiss durch wildlebende Huftiere oft weniger auffällig als in Gebirgswäldern. Dennoch kann der Verbiss auch dort zu Zuwachsverlusten und mehrjährigen Verzögerungen bei der Reaktion nach Verbiss führen und damit Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Baumverjüngung haben.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"11 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75507539","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Im Rahmen einer im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde erstmalig eine Verwitterungskarte für Schweizer Waldböden mit einer Auflösung von 100 m berechnet. Auf der Grundlage gut untersuchter Bodenprofile konnte die Beziehung zwischen der Verwitterungsrate und dem chemisch-physikalischen Milieu des Bodens sowie des Ausgangssubstrates der Bodenbildung statistisch erfasst werden. Da viele dieser Informationen flächenhaft vorhanden sind, liess sich damit eine schweizweite Karte der Verwitterung berechnen. Sie zeigt eine Abschätzung der jährlich freigesetzten basischen Kationen bis zu einer Bodentiefe von 60 cm, die für die Aufnahme von Nährstoffen durch die Baumwurzeln relevant ist. Die Karte bietet sich für waldbauliche Planungen sowie für die Modellierung grösserer Naturräume an.
{"title":"Verwitterungskarte für Waldböden der Schweiz","authors":"Beat Rihm, Sabine Braun, Daniel Kurz","doi":"10.3188/szf.2023.0311","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0311","url":null,"abstract":"Im Rahmen einer im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde erstmalig eine Verwitterungskarte für Schweizer Waldböden mit einer Auflösung von 100 m berechnet. Auf der Grundlage gut untersuchter Bodenprofile konnte die Beziehung zwischen der Verwitterungsrate und dem chemisch-physikalischen Milieu des Bodens sowie des Ausgangssubstrates der Bodenbildung statistisch erfasst werden. Da viele dieser Informationen flächenhaft vorhanden sind, liess sich damit eine schweizweite Karte der Verwitterung berechnen. Sie zeigt eine Abschätzung der jährlich freigesetzten basischen Kationen bis zu einer Bodentiefe von 60 cm, die für die Aufnahme von Nährstoffen durch die Baumwurzeln relevant ist. Die Karte bietet sich für waldbauliche Planungen sowie für die Modellierung grösserer Naturräume an.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"269 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"79848456","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der Konflikt rund um die Waldverjüngung und gesunde, tragbare Wildtierbestände ist uralt. Dieses Essay fokussiert auf Gemeinsamkeiten und zeigt, wie institutionelle Veränderungen den Boden für tragbare Lösungen ebnen können.
{"title":"Lösungen für den Wald-Wild-Konflikt","authors":"T. Abt","doi":"10.3188/szf.2023.0260","DOIUrl":"https://doi.org/10.3188/szf.2023.0260","url":null,"abstract":"\u0000 Der Konflikt rund um die Waldverjüngung und gesunde, tragbare Wildtierbestände ist uralt. Dieses Essay fokussiert auf Gemeinsamkeiten und zeigt, wie institutionelle Veränderungen den Boden für tragbare Lösungen ebnen können.","PeriodicalId":38630,"journal":{"name":"Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen","volume":"5 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"81431083","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}