R. Mass, K. Backhaus, Michael Szelies, Bodo K. Unkelbach
Hintergrund: Zahlreiche Doppelblindstudien (randomized controlled trials, RCTs) und Metaanalysen verweisen auf die Wirksamkeit von Antidepressiva (AD), zumindest bei schweren Depressionen. Dementsprechend sind AD ein Standard bei der Behandlung von Depressionen und werden mit zunehmender Häufigkeit eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit wird die Wirksamkeit von AD unter naturalistischen Bedingungen geprüft. Patienten und Methoden: 600 konsekutiv aufgenommene depressive Patient*innen in vollstationärer Behandlung wurden untersucht. Alle Patient*innen wurden mit einem kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierten Konzept behandelt, ein Teil zusätzlich mit AD. Die Depressivität wurde in einem Vorgespräch, bei Aufnahme, bei Entlassung und bei einem 6-Monats-Follow-up mit dem revidierten Beck Depressions-Inventar (BDI-II) erfasst. Ergebnisse: Die vollstationäre Behandlung führte zu einem starken Rückgang der BDI-II-Scores, sowohl bei Entlassung als auch sechs Monate später. Die Ergänzung der Psychotherapie mit AD war nicht mit einem stärkeren Symptomrückgang assoziiert, auch unter Kontrolle einiger konfundierender Variablen (Schwere der Depression bei Behandlungsbeginn, Alter, Geschlecht, komorbide Angsterkrankungen, Suizidversuche, Arbeitslosigkeit). Je depressiver die Patient*innen waren, desto wahrscheinlicher war die Verordnung von AD, ohne dass dabei ein therapeutischer Effekt der AD nachweisbar war. Diskussion: In unseren Daten fand sich keine Evidenz für eine Verbesserung der Wirkung einer vollstationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung durch AD. Schlussfolgerungen: Der Nutzen von AD wird möglicherweise überschätzt. Die Effektivität von RCTs sollte durch die Kontrolle des Breaking-Blind-Effekts verbessert werden.
{"title":"Effektivität von Antidepressiva bei der vollstationären Psychotherapie von Depression: eine naturalistische kontrollierte Studie","authors":"R. Mass, K. Backhaus, Michael Szelies, Bodo K. Unkelbach","doi":"10.1159/000528902","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000528902","url":null,"abstract":"Hintergrund: Zahlreiche Doppelblindstudien (randomized controlled trials, RCTs) und Metaanalysen verweisen auf die Wirksamkeit von Antidepressiva (AD), zumindest bei schweren Depressionen. Dementsprechend sind AD ein Standard bei der Behandlung von Depressionen und werden mit zunehmender Häufigkeit eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit wird die Wirksamkeit von AD unter naturalistischen Bedingungen geprüft. Patienten und Methoden: 600 konsekutiv aufgenommene depressive Patient*innen in vollstationärer Behandlung wurden untersucht. Alle Patient*innen wurden mit einem kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierten Konzept behandelt, ein Teil zusätzlich mit AD. Die Depressivität wurde in einem Vorgespräch, bei Aufnahme, bei Entlassung und bei einem 6-Monats-Follow-up mit dem revidierten Beck Depressions-Inventar (BDI-II) erfasst. Ergebnisse: Die vollstationäre Behandlung führte zu einem starken Rückgang der BDI-II-Scores, sowohl bei Entlassung als auch sechs Monate später. Die Ergänzung der Psychotherapie mit AD war nicht mit einem stärkeren Symptomrückgang assoziiert, auch unter Kontrolle einiger konfundierender Variablen (Schwere der Depression bei Behandlungsbeginn, Alter, Geschlecht, komorbide Angsterkrankungen, Suizidversuche, Arbeitslosigkeit). Je depressiver die Patient*innen waren, desto wahrscheinlicher war die Verordnung von AD, ohne dass dabei ein therapeutischer Effekt der AD nachweisbar war. Diskussion: In unseren Daten fand sich keine Evidenz für eine Verbesserung der Wirkung einer vollstationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung durch AD. Schlussfolgerungen: Der Nutzen von AD wird möglicherweise überschätzt. Die Effektivität von RCTs sollte durch die Kontrolle des Breaking-Blind-Effekts verbessert werden.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2023-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86256428","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
J. Tripp, E. Faßbinder, Thyra von Heyden, Claudia Stromberg, Frauke Eibner, J. Siegl
{"title":"Nachruf auf Prof. Dr. Ulrich Schweiger","authors":"J. Tripp, E. Faßbinder, Thyra von Heyden, Claudia Stromberg, Frauke Eibner, J. Siegl","doi":"10.1159/000528645","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000528645","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2023-02-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"77302030","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Hintergrund: Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit beschreiben häufig geringe Therapieerwartungen oder negative Einstellungen gegenüber Psychotherapie. Da realistische Therapieerwartungen substanziell zum Therapieergebnis beitragen, ist eine frühe erwartungsfokussierte Intervention bei dieser Patientengruppe indiziert. Kurze Videointerventionen mit Patienten als Rollenmodelle zeigten sich bereits als sinnvolle Methode zur Veränderung von Therapieerwartungen. Patienten und Methoden: Es wurden insgesamt 92 Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit in zwei Gruppen randomisiert: (1) eine Kontrollgruppe, die ein Video mit Patienten sah, die lediglich Informationen zu ihren Symptomen gaben, oder (2) in eine Experimentalgruppe, die ein Video mit den gleichen Patienten sah, die zusätzlich Informationen zu dem vorwiegend positiven Ausgang einer Psychotherapie gaben. Ergebnisse: Es zeigte sich kein differentieller Effekt zwischen den Gruppen, jedoch konnte eine signifikante Verbesserung der Therapieerwartung und Einstellung gegenüber Psychotherapie nach Betrachten beider Videos festgestellt werden. Nach einem Pooling der Gruppen ließen sich als Moderatoren die Selbstwirksamkeit, die Symptomschwere und die Krankheitsdauer identifizieren. Schlussfolgerung: Eine kurze Videointervention mit Patienten als Rollenmodelle verbessert Therapieerwartungen und Einstellung gegenüber Psychotherapie von Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit, insbesondere wenn diese eine kurze Erkrankungsdauer, geringe Selbstwirksamkeit und schwere Symptomatik vorweisen. Frühe Interventionen bei therapieunerfahrenen Patienten scheinen indiziert. Es sind weitere Studien nötig, um die effektiven Videoanteile zur erfolgreichen Erwartungs- und Einstellungsveränderung zu identifizieren.
{"title":"Kann die Einstellung gegenüber Psychotherapie von Alkoholabhängigen anhand einer kurzen Videointervention verändert werden?","authors":"Kristina Braun-Koch, W. Rief","doi":"10.1159/000527698","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000527698","url":null,"abstract":"Hintergrund: Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit beschreiben häufig geringe Therapieerwartungen oder negative Einstellungen gegenüber Psychotherapie. Da realistische Therapieerwartungen substanziell zum Therapieergebnis beitragen, ist eine frühe erwartungsfokussierte Intervention bei dieser Patientengruppe indiziert. Kurze Videointerventionen mit Patienten als Rollenmodelle zeigten sich bereits als sinnvolle Methode zur Veränderung von Therapieerwartungen. Patienten und Methoden: Es wurden insgesamt 92 Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit in zwei Gruppen randomisiert: (1) eine Kontrollgruppe, die ein Video mit Patienten sah, die lediglich Informationen zu ihren Symptomen gaben, oder (2) in eine Experimentalgruppe, die ein Video mit den gleichen Patienten sah, die zusätzlich Informationen zu dem vorwiegend positiven Ausgang einer Psychotherapie gaben. Ergebnisse: Es zeigte sich kein differentieller Effekt zwischen den Gruppen, jedoch konnte eine signifikante Verbesserung der Therapieerwartung und Einstellung gegenüber Psychotherapie nach Betrachten beider Videos festgestellt werden. Nach einem Pooling der Gruppen ließen sich als Moderatoren die Selbstwirksamkeit, die Symptomschwere und die Krankheitsdauer identifizieren. Schlussfolgerung: Eine kurze Videointervention mit Patienten als Rollenmodelle verbessert Therapieerwartungen und Einstellung gegenüber Psychotherapie von Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit, insbesondere wenn diese eine kurze Erkrankungsdauer, geringe Selbstwirksamkeit und schwere Symptomatik vorweisen. Frühe Interventionen bei therapieunerfahrenen Patienten scheinen indiziert. Es sind weitere Studien nötig, um die effektiven Videoanteile zur erfolgreichen Erwartungs- und Einstellungsveränderung zu identifizieren.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2023-02-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"82455885","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Objective: Psychotherapists differ in their treatment effectiveness as measured by the therapy outcome of their patients. One possible factor for therapist effects seems to be the therapists’ interpersonal skills. Therapist assessments of interpersonal skills have demonstrated sufficient predictive validity, but little is known about underlying skills and related constructs. The purpose of the present study is to compare the different constructs of interpersonal skills with each other and to investigate possible underlying abilities. Study Population and Methods: In this exploratory study, the concept of interpersonal skills was investigated using three survey methods (questionnaires, computer tests, and assessments) and comparing two measurements each. For this purpose, 6 measures of interpersonal skills were collected from 20 prospective psychotherapists as well as 28 psychology students (total N = 48). Alongside more traditional methods, the correlations and overlaps of the constructs were examined using partial and Bayesian networks. Results: Moderate to high correlations are found within the self-report measures. The assessments, however, did not correlate with self-report measures nor with computer tests. Discussion and Conclusion: The similarities in the self-assessments indicate stable self-concepts of interpersonal skills, which, however, cannot be explained by the underlying skills nor by the observer-based evaluations. The marginal correlation between the assessments also indicates that interpersonal, therapy-related abilities must be interpreted in a situation-specific manner.
{"title":"Therapist Interpersonal Behavior: An Investigation of Various Constructs and Underlying Abilities","authors":"Christine Wolfer, P. Hilpert, C. Flückiger","doi":"10.1159/000526953","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000526953","url":null,"abstract":"Objective: Psychotherapists differ in their treatment effectiveness as measured by the therapy outcome of their patients. One possible factor for therapist effects seems to be the therapists’ interpersonal skills. Therapist assessments of interpersonal skills have demonstrated sufficient predictive validity, but little is known about underlying skills and related constructs. The purpose of the present study is to compare the different constructs of interpersonal skills with each other and to investigate possible underlying abilities. Study Population and Methods: In this exploratory study, the concept of interpersonal skills was investigated using three survey methods (questionnaires, computer tests, and assessments) and comparing two measurements each. For this purpose, 6 measures of interpersonal skills were collected from 20 prospective psychotherapists as well as 28 psychology students (total N = 48). Alongside more traditional methods, the correlations and overlaps of the constructs were examined using partial and Bayesian networks. Results: Moderate to high correlations are found within the self-report measures. The assessments, however, did not correlate with self-report measures nor with computer tests. Discussion and Conclusion: The similarities in the self-assessments indicate stable self-concepts of interpersonal skills, which, however, cannot be explained by the underlying skills nor by the observer-based evaluations. The marginal correlation between the assessments also indicates that interpersonal, therapy-related abilities must be interpreted in a situation-specific manner.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2023-01-12","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"82012533","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Mitteilungen der Verbände / Information by Behavior Therapy Associations","authors":"","doi":"10.1159/000531038","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000531038","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135268497","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Noemi Lorbeer, Christine Knaevelsrud, Helen Niemeyer
Background: Current guidelines recommend phase-based approaches such as Skills Training in Affective and Interpersonal Regulation/ Narrative Therapy (STAIR/NT) for the treatment of posttraumatic stress disorder (PTSD) following complex traumatization. However, to date there is no systematic review on the efficacy of STAIR as initial treatment phase and STAIR/NT. Methods: Searching various databases, we conducted a systematic review on studies with and without control condition investigating the efficacy of STAIR, STAIR/NT, and their adaptations. Results: Overall, k = 10 studies (including 5 studies with control condition) on STAIR/-adaptations and k = 5 studies (including 4 studies with control condition) on STAIR/NT/-adaptations were identified. In 7 studies on STAIR/- and 4 studies on STAIR/NT/-adaptations, samples consisted of at-risk groups for complex traumatization. Both STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations revealed positive effects on posttraumatic stress, affective dysregulation, and interpersonal problems. When compared to passive and active control conditions, STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations were equally or more effective. Discussion: Findings on the efficacy of STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations are mixed. Evidence is limited by the small number of studies, heterogeneous adaptations, often uncontrolled study designs, subclinical samples, and small sample sizes. Future studies should investigate the efficacy of STAIR/NT among patients with complex PTSD.
{"title":"STAIR and STAIR/NT as a Treatment for Posttraumatic Stress: A Systematic Review","authors":"Noemi Lorbeer, Christine Knaevelsrud, Helen Niemeyer","doi":"10.1159/000526592","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000526592","url":null,"abstract":"<b><i>Background:</i></b> Current guidelines recommend phase-based approaches such as Skills Training in Affective and Interpersonal Regulation/ Narrative Therapy (STAIR/NT) for the treatment of posttraumatic stress disorder (PTSD) following complex traumatization. However, to date there is no systematic review on the efficacy of STAIR as initial treatment phase and STAIR/NT. <b><i>Methods:</i></b> Searching various databases, we conducted a systematic review on studies with and without control condition investigating the efficacy of STAIR, STAIR/NT, and their adaptations. <b><i>Results:</i></b> Overall, <i>k</i> = 10 studies (including 5 studies with control condition) on STAIR/-adaptations and <i>k</i> = 5 studies (including 4 studies with control condition) on STAIR/NT/-adaptations were identified. In 7 studies on STAIR/- and 4 studies on STAIR/NT/-adaptations, samples consisted of at-risk groups for complex traumatization. Both STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations revealed positive effects on posttraumatic stress, affective dysregulation, and interpersonal problems. When compared to passive and active control conditions, STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations were equally or more effective. <b><i>Discussion:</i></b> Findings on the efficacy of STAIR/- and STAIR/NT/-adaptations are mixed. Evidence is limited by the small number of studies, heterogeneous adaptations, often uncontrolled study designs, subclinical samples, and small sample sizes. Future studies should investigate the efficacy of STAIR/NT among patients with complex PTSD.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135501225","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Verhaltensaktivierung ist ein zentraler Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie bei depressiven Störungen. Befunde aus der Grundlagenforschung zum inhibitorischen Lernen und deren klinische Anwendungen legen nahe, dass die Wirksamkeit von Verhaltensaktivierung zusätzlich gesteigert werden könnte, wenn bei der Durchführung ein besonderer Fokus auf das Erleben von Erwartungsverletzungen gelegt wird. So wird in diesem Artikel ein Behandlungsansatz vorgestellt, der die Verhaltensaktivierung um den Aspekt der Erwartungsverletzung ergänzt. Zentral ist dabei die Erfahrung, dass das Durchführen von geplanten Aktivitäten für Depressionspatient:innen meist weniger anstrengend als erwartet ist und mehr Freude als erwartet macht. In der Nachbesprechung wird zudem die nachhaltige Verarbeitung einer solchen erwartungsverletzenden Erfahrung besonders gefördert, indem einer nachträglichen Entwertung der Erfahrung durch die Patient:innen entgegengewirkt wird. So lernen die Patient:innen, dass sie aufgrund der Depression dazu neigen, Aktivitäten als unverhältnismäßig aversiv anzunehmen, sich diese Erwartung jedoch in aller Regel nicht bestätigt. Dadurch trauen sie sich in der Folge mehr zu und können zukünftige Aktivitäten optimistischer angehen. In einer kleinen Machbarkeitsstudie bei teilstationär behandelten Depressionspatient:innen (N = 7) zeigte sich, dass der hier vorgestellte Behandlungsansatz gut umsetzbar ist und von den Patient:innen gut angenommen wird. Dies kann die Grundlage für eine größer angelegte klinische Studie zur Wirksamkeitsprüfung sein und eine Weiterentwicklung der Verhaltensaktivierung anstoßen.
{"title":"“Nicht so anstrengend wie erwartet”: Wie ein Fokus auf Erwartungsverletzungen die Wirksamkeit von Verhaltensaktivierung bei Depressionen steigern kann","authors":"Tobias Kube, Sophia Jakobs","doi":"10.1159/000531150","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000531150","url":null,"abstract":"Verhaltensaktivierung ist ein zentraler Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie bei depressiven Störungen. Befunde aus der Grundlagenforschung zum inhibitorischen Lernen und deren klinische Anwendungen legen nahe, dass die Wirksamkeit von Verhaltensaktivierung zusätzlich gesteigert werden könnte, wenn bei der Durchführung ein besonderer Fokus auf das Erleben von Erwartungsverletzungen gelegt wird. So wird in diesem Artikel ein Behandlungsansatz vorgestellt, der die Verhaltensaktivierung um den Aspekt der Erwartungsverletzung ergänzt. Zentral ist dabei die Erfahrung, dass das Durchführen von geplanten Aktivitäten für Depressionspatient:innen meist weniger anstrengend als erwartet ist und mehr Freude als erwartet macht. In der Nachbesprechung wird zudem die nachhaltige Verarbeitung einer solchen erwartungsverletzenden Erfahrung besonders gefördert, indem einer nachträglichen Entwertung der Erfahrung durch die Patient:innen entgegengewirkt wird. So lernen die Patient:innen, dass sie aufgrund der Depression dazu neigen, Aktivitäten als unverhältnismäßig aversiv anzunehmen, sich diese Erwartung jedoch in aller Regel nicht bestätigt. Dadurch trauen sie sich in der Folge mehr zu und können zukünftige Aktivitäten optimistischer angehen. In einer kleinen Machbarkeitsstudie bei teilstationär behandelten Depressionspatient:innen (<i>N</i> = 7) zeigte sich, dass der hier vorgestellte Behandlungsansatz gut umsetzbar ist und von den Patient:innen gut angenommen wird. Dies kann die Grundlage für eine größer angelegte klinische Studie zur Wirksamkeitsprüfung sein und eine Weiterentwicklung der Verhaltensaktivierung anstoßen.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"136257141","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Carola Claus, Jan Schomberg, Jan C. Cwik, Heide Glaesmer, Thomas Forkmann, Laura Paashaus, Dajana Rath, Antje Schönfelder, Georg Juckel, Tobias Teismann
Hintergrund: Eine detaillierte Exploration suizidalen und nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhaltens mittels spezifischer Interviewverfahren kann die Risikoabschätzung in der klinischen Praxis und Forschung unterstützen. Methode: In der vorliegenden Studie wurde die deutschsprachige Version des Suicide Attempt Self-Injury Interviews (SASII) in einer Stichprobe von N = 240 stationär psychiatrischen Patient:innen in Hinblick auf ihre psychometrischen Eigenschaften untersucht. Diese Arbeit orientiert sich dabei an der Faktorenstruktur der englischsprachigen Fassung des SASII. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die konfirmatorische Faktorenanalyse zeigte eine gute Modellpassung, während die interne Konsistenz als gering einzustufen ist. Es zeigten sich wenige positive Zusammenhänge zu Maßen aktueller Theoriemodelle suizidalen Erlebens und Verhaltens. Angesichts der in dieser Studie ermittelten geringen Reliabilität der untersuchten Faktorenstruktur wird von einer Verwendung dieser in Forschungsarbeiten abgeraten. Jenseits einer solchen Verwendung kann das SASII in Forschung und klinischer Praxis gleichwohl gewinnbringend genutzt werden.
< b> < i>背景:< / i> < / b>通过特别采访方法进行详细的自杀和非自杀行为可以协助临床风险评估和研究。< b> < i>方法:< / i> < / b>本研究将这项调查选取一项< i > N < /i > > >。= 240个该站精神病患:本论文使用萨沙伊英文结构。< b > < i >结果和结论:< i > < b >证实因子分析显示有效地适应技术但内部一致性是较小的目前的是了是了由于在本研究中评估了相关要素结构是否适宜,因此建议不要将其投入研究。但是,尽管如此,SASII可在研究和临床实践中很有效。
{"title":"Suicide Attempt Self-Injury Interview (SASII): Initiale Validierung einer deutschen Version","authors":"Carola Claus, Jan Schomberg, Jan C. Cwik, Heide Glaesmer, Thomas Forkmann, Laura Paashaus, Dajana Rath, Antje Schönfelder, Georg Juckel, Tobias Teismann","doi":"10.1159/000531081","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000531081","url":null,"abstract":"<b><i>Hintergrund:</i></b> Eine detaillierte Exploration suizidalen und nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhaltens mittels spezifischer Interviewverfahren kann die Risikoabschätzung in der klinischen Praxis und Forschung unterstützen. <b><i>Methode:</i></b> In der vorliegenden Studie wurde die deutschsprachige Version des Suicide Attempt Self-Injury Interviews (SASII) in einer Stichprobe von <i>N</i> = 240 stationär psychiatrischen Patient:innen in Hinblick auf ihre psychometrischen Eigenschaften untersucht. Diese Arbeit orientiert sich dabei an der Faktorenstruktur der englischsprachigen Fassung des SASII. <b><i>Ergebnisse und Schlussfolgerungen:</i></b> Die konfirmatorische Faktorenanalyse zeigte eine gute Modellpassung, während die interne Konsistenz als gering einzustufen ist. Es zeigten sich wenige positive Zusammenhänge zu Maßen aktueller Theoriemodelle suizidalen Erlebens und Verhaltens. Angesichts der in dieser Studie ermittelten geringen Reliabilität der untersuchten Faktorenstruktur wird von einer Verwendung dieser in Forschungsarbeiten abgeraten. Jenseits einer solchen Verwendung kann das SASII in Forschung und klinischer Praxis gleichwohl gewinnbringend genutzt werden.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135599905","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}