ZUSAMMENFASSUNG Zwang in der Psychiatrie stellt ein anhaltendes Problem dar und wird national wie international kritisch diskutiert. Trotz aller Bemühungen gelang es bisher nicht, die Zahl der Zwangsmaßnahmen zufriedenstellend zu reduzieren. Die Gründe hierfürsind vielschichtig und komplex. Die gesellschaftlichen Entwicklungen fordern das psychiatrische Gesundheitssystem heraus und führen zu einer Zunahme der kontroversen Diskussion über die zugrunde liegenden medizinisch-psychiatrischen, ethischen und juristischen Annahmen und Überzeugungen. Angesichts des bestehenden Dilemmas diesbezüglich ist eine weitere Optimierung der Prävention und Reduktion von Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie dringend nötig. Die Neuordnung der Zuständigkeiten im Notfall kann in Kombination mit einer Strategie wie der vorgestellten „Zero-Coercion“-Initiative hierbei eine „Katalysatorfunktion“ übernehmen und die Entwicklung von Alternativstrategien ermöglichen, die in einer festgefahrenen Rollenverteilung nicht erkannt werden können.
{"title":"Psychiatrie ohne Zwang","authors":"Anastasia Theodoridou, Matthias Jäger","doi":"10.1055/a-2178-2619","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2178-2619","url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Zwang in der Psychiatrie stellt ein anhaltendes Problem dar und wird national wie international kritisch diskutiert. Trotz aller Bemühungen gelang es bisher nicht, die Zahl der Zwangsmaßnahmen zufriedenstellend zu reduzieren. Die Gründe hierfürsind vielschichtig und komplex. Die gesellschaftlichen Entwicklungen fordern das psychiatrische Gesundheitssystem heraus und führen zu einer Zunahme der kontroversen Diskussion über die zugrunde liegenden medizinisch-psychiatrischen, ethischen und juristischen Annahmen und Überzeugungen. Angesichts des bestehenden Dilemmas diesbezüglich ist eine weitere Optimierung der Prävention und Reduktion von Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie dringend nötig. Die Neuordnung der Zuständigkeiten im Notfall kann in Kombination mit einer Strategie wie der vorgestellten „Zero-Coercion“-Initiative hierbei eine „Katalysatorfunktion“ übernehmen und die Entwicklung von Alternativstrategien ermöglichen, die in einer festgefahrenen Rollenverteilung nicht erkannt werden können.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"13 1","pages":"829 - 835"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"139293090","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Fälle von (sexualisierter) Gewalt in medizinischen Institutionen bekannt. Dies führte vielfach zu einer institutionellen Krise, da keine Abläufe für solche Fälle in der Institution etabliert waren. Material und Methoden Dargestellt werden Formen von Risikofaktoren für Gewalt in medizinischen Institutionen, Einteilungen von Prävention sowie der Aufbau eines Schutzkonzeptes gegen (sexualisierte) Gewalt. Ergebnisse Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren. Maßnahmen gegen (sexualisierte) Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden in ein Schema nach universeller, selektiver und indizierter Prävention eingeordnet. Schlussfolgerung(en) Die Entwicklung eines Schutzkonzeptes kann bei einem partizipativen Ansatz dazu beitragen, dass alle Personen in einer Institution miteinander ins Gespräch kommen und sich das Institutionsklima verbessert. Die Einteilung in universelle, selektive und indizierte Prävention berücksichtigt die unterschiedlichen Bedarfe von Risikogruppen. Klinische Relevanz Medizinische Institutionen sind durch eine Änderung in der QM-Richtlinie des G-BA seit 2020 verpflichtet, ein Schutzkonzept gegen (sexualisierte) Gewalt zu entwickeln.
{"title":"Prävention von (sexualisierter) Gewalt in medizinischen Institutionen als Krisenprävention","authors":"Ulrike Hoffmann, Jörg Michael Fegert","doi":"10.1055/a-2132-4614","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2132-4614","url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Fälle von (sexualisierter) Gewalt in medizinischen Institutionen bekannt. Dies führte vielfach zu einer institutionellen Krise, da keine Abläufe für solche Fälle in der Institution etabliert waren. Material und Methoden Dargestellt werden Formen von Risikofaktoren für Gewalt in medizinischen Institutionen, Einteilungen von Prävention sowie der Aufbau eines Schutzkonzeptes gegen (sexualisierte) Gewalt. Ergebnisse Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren. Maßnahmen gegen (sexualisierte) Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden in ein Schema nach universeller, selektiver und indizierter Prävention eingeordnet. Schlussfolgerung(en) Die Entwicklung eines Schutzkonzeptes kann bei einem partizipativen Ansatz dazu beitragen, dass alle Personen in einer Institution miteinander ins Gespräch kommen und sich das Institutionsklima verbessert. Die Einteilung in universelle, selektive und indizierte Prävention berücksichtigt die unterschiedlichen Bedarfe von Risikogruppen. Klinische Relevanz Medizinische Institutionen sind durch eine Änderung in der QM-Richtlinie des G-BA seit 2020 verpflichtet, ein Schutzkonzept gegen (sexualisierte) Gewalt zu entwickeln.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607119","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
**** Sollmann N, et al. Headache frequency and neck pain are associated with trapezius muscle T2 in tension-type headache among young adults. J Headache Pain 2023; 24(1): 84. doi: 10.1186/s10194-023-01626-w
{"title":"Kopfschmerz News der DMKG","authors":"","doi":"10.1055/a-2106-0270","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2106-0270","url":null,"abstract":"**** Sollmann N, et al. Headache frequency and neck pain are associated with trapezius muscle T2 in tension-type headache among young adults. J Headache Pain 2023; 24(1): 84. doi: 10.1186/s10194-023-01626-w","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"185 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607272","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Marius Schmitz, Eva Rothermund, Ines Bekavac-Günther, Anne Barzel, Simon Schwill, Vera Clemens, Jörg M. Fegert, Katharina Grau, Harald Gündel, Maria Haun, Natalie Lamp, Beatriz Lloret, Lea Mayer, Miriam Rassenhofer, Isabella Schneider, Sabine C. Herpertz, Nathalie Oexle
ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund Seit Jahrzehnten nimmt der psychosoziale Behandlungs- und Interventionsbedarf im hausärztlichen Setting zu. Insbesondere als schwierig empfundene Interaktionsstile sowie tabuisierte psychosoziale Probleme stellen Hausärzte häufig vor Herausforderungen. Ziel der Arbeit In dieser Arbeit beschreiben wir den inhaltlichen Hintergrund, die Umsetzung und erste Evaluationsschritte zweier sich ergänzender CME-zertifizierter Online-Fortbildungsangebote für Hausärzte sowie Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin (ÄiW AM), die diesen Umstand adressieren. Material und Methoden Während das Skillslab Heidelberg einen besonderen Fokus auf die interaktionellen Stile von Patienten legt, fokussiert das Projekt BASEpro Ulm auf den Umgang mit tabuisierten psychosozialen Problemen. In beiden Projekten wurden vorab online Bedarfsanalysen durchgeführt. Ergebnisse Die Online-Bedarfsanalyse des Standorts Heidelberg (N = 54) zeigte den Wunsch nach einem verbesserten Störungswissen und Kommunikationstechniken auf. Die Online-Bedarfsanalyse des Standorts Ulm (qualitative Interviews N = 15; quantitative Befragung N = 117) ergaben insbesondere Unterstützungsbedarf bei der Identifikation tabuisierter psychosozialer Probleme und konkreten Handlungskompetenzen. Die Rückmeldungen zu den beiden Online-Fortbildungen (N = 60 und N = 200) fielen positiv aus. Die Abschlussevaluationen und Wirksamkeitsuntersuchungen werden derzeit vorgenommen. Diskussion Die praktischen Erfahrungen und Rückmeldungen der beiden Online-Fortbildungen zeigen das Potenzial für die medizinische Fort- und Weiterbildung auf. Da in den bestehenden Online-Fortbildungen nur ausgewählte Themen und Problemlagen aufgegriffen werden konnten, werden inhaltliche Ausweitungen angestrebt. Anmeldungen sind weiterhin kostenlos möglich.
{"title":"Psychosoziale Themen in der Hausarztpraxis","authors":"Marius Schmitz, Eva Rothermund, Ines Bekavac-Günther, Anne Barzel, Simon Schwill, Vera Clemens, Jörg M. Fegert, Katharina Grau, Harald Gündel, Maria Haun, Natalie Lamp, Beatriz Lloret, Lea Mayer, Miriam Rassenhofer, Isabella Schneider, Sabine C. Herpertz, Nathalie Oexle","doi":"10.1055/a-2132-0562","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2132-0562","url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund Seit Jahrzehnten nimmt der psychosoziale Behandlungs- und Interventionsbedarf im hausärztlichen Setting zu. Insbesondere als schwierig empfundene Interaktionsstile sowie tabuisierte psychosoziale Probleme stellen Hausärzte häufig vor Herausforderungen. Ziel der Arbeit In dieser Arbeit beschreiben wir den inhaltlichen Hintergrund, die Umsetzung und erste Evaluationsschritte zweier sich ergänzender CME-zertifizierter Online-Fortbildungsangebote für Hausärzte sowie Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin (ÄiW AM), die diesen Umstand adressieren. Material und Methoden Während das Skillslab Heidelberg einen besonderen Fokus auf die interaktionellen Stile von Patienten legt, fokussiert das Projekt BASEpro Ulm auf den Umgang mit tabuisierten psychosozialen Problemen. In beiden Projekten wurden vorab online Bedarfsanalysen durchgeführt. Ergebnisse Die Online-Bedarfsanalyse des Standorts Heidelberg (N = 54) zeigte den Wunsch nach einem verbesserten Störungswissen und Kommunikationstechniken auf. Die Online-Bedarfsanalyse des Standorts Ulm (qualitative Interviews N = 15; quantitative Befragung N = 117) ergaben insbesondere Unterstützungsbedarf bei der Identifikation tabuisierter psychosozialer Probleme und konkreten Handlungskompetenzen. Die Rückmeldungen zu den beiden Online-Fortbildungen (N = 60 und N = 200) fielen positiv aus. Die Abschlussevaluationen und Wirksamkeitsuntersuchungen werden derzeit vorgenommen. Diskussion Die praktischen Erfahrungen und Rückmeldungen der beiden Online-Fortbildungen zeigen das Potenzial für die medizinische Fort- und Weiterbildung auf. Da in den bestehenden Online-Fortbildungen nur ausgewählte Themen und Problemlagen aufgegriffen werden konnten, werden inhaltliche Ausweitungen angestrebt. Anmeldungen sind weiterhin kostenlos möglich.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"96 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607270","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
BGPN-Mitglied Mazda Adli beschäftigt sich als Psychiater und Forscher schwerpunktmäßig mit der psychischen Gesundheit in der Stadt. Er ist Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin. Wir trafen ihn zum Interview.
{"title":"Im Interview: Prof. Dr. med. Mazda Adli","authors":"Tom Bschor","doi":"10.1055/a-2158-0245","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2158-0245","url":null,"abstract":"BGPN-Mitglied Mazda Adli beschäftigt sich als Psychiater und Forscher schwerpunktmäßig mit der psychischen Gesundheit in der Stadt. Er ist Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin. Wir trafen ihn zum Interview.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"56 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607269","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Andreas Jud, Vera Clemens, Stephanie Lange, Emily Gossmann, Jörg M. Fegert, Vanessa Ress, Teresa Walter, Eva-Maria Wild
ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel Im Artikel werden Lücken und Herausforderungen der Kostenfolgenschätzung zu Kindeswohlgefährdung im SGB VIII und im Gesundheitssektor (SGB V) beschrieben, die für den Gesundheitssektor anhand von Berechnungen zu Daten gesetzlicher Krankenversicherungen illustriert werden. Material und Methoden Die Berechnungen basieren auf Abrechnungsdaten gesetzlicher Krankenversicherungen aus den Jahren 2010–2021 mit den ICD-10-Diagnosecodes T74.x, Y05, Y06.x, Y07.X, Z61, Z61.2, Z61.4, Z61.5, Z61.6, Z61.7 (ICD-10-GM), die Ereignisse im Kontext von Kindesmisshandlung betreffen. Ergebnisse Die Berechnung der Ein-Jahres-Prävalenz für Kindesmisshandlung zeigt einen Anstieg seit 2010, der für 2021 in 30038 auf die Bundesbevölkerung hoch gerechneten Fällen gipfelt, woraus sich als Annäherung Kosten 2021 im Umfang von rund 11 Mio. Euro ergeben. Im stationären Bereich jedoch wurde je erfasstem Jahr entweder kein oder höchstens ein Fall von Kindesmisshandlung dokumentiert. Schlussfolgerungen Bevölkerungsstudien weisen auf Prävalenzwerte durch Kindesmisshandlung in Deutschland im 2-stelligen Prozentbereich hin. Die Kosten von Kindesmisshandlung in Deutschland im Gesundheitssektor werden entsprechend durch mangelnde Erfassung – nicht nur im stationären Bereich – massiv unterschätzt; für den Kontext Kindes- und Jugendhilfe sind aufgrund fehlender Daten validen Berechnungen von Kostenfolgen nicht mal möglich. Klinische Relevanz Eine Verbesserung oder teils auch Schaffung der strukturellen Grundlagen zur Datenerfassung von Kostenfolgen von Kindesmisshandlung ist dringend notwendig. Schulungen können die Sensibilität von Fachpersonen im Gesundheitssektor für die Wichtigkeit der Dokumentation von Daten zur Kindesmisshandlung sowie deren standardisierte Erfassung steigern.
{"title":"Herausforderungen der Kostenschätzung von Kindeswohlgefährdung in unterschiedlichen Versorgungsbereichen und eine Annäherung an Kosten in der Gesundheitsversorgung","authors":"Andreas Jud, Vera Clemens, Stephanie Lange, Emily Gossmann, Jörg M. Fegert, Vanessa Ress, Teresa Walter, Eva-Maria Wild","doi":"10.1055/a-2132-0047","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2132-0047","url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel Im Artikel werden Lücken und Herausforderungen der Kostenfolgenschätzung zu Kindeswohlgefährdung im SGB VIII und im Gesundheitssektor (SGB V) beschrieben, die für den Gesundheitssektor anhand von Berechnungen zu Daten gesetzlicher Krankenversicherungen illustriert werden. Material und Methoden Die Berechnungen basieren auf Abrechnungsdaten gesetzlicher Krankenversicherungen aus den Jahren 2010–2021 mit den ICD-10-Diagnosecodes T74.x, Y05, Y06.x, Y07.X, Z61, Z61.2, Z61.4, Z61.5, Z61.6, Z61.7 (ICD-10-GM), die Ereignisse im Kontext von Kindesmisshandlung betreffen. Ergebnisse Die Berechnung der Ein-Jahres-Prävalenz für Kindesmisshandlung zeigt einen Anstieg seit 2010, der für 2021 in 30038 auf die Bundesbevölkerung hoch gerechneten Fällen gipfelt, woraus sich als Annäherung Kosten 2021 im Umfang von rund 11 Mio. Euro ergeben. Im stationären Bereich jedoch wurde je erfasstem Jahr entweder kein oder höchstens ein Fall von Kindesmisshandlung dokumentiert. Schlussfolgerungen Bevölkerungsstudien weisen auf Prävalenzwerte durch Kindesmisshandlung in Deutschland im 2-stelligen Prozentbereich hin. Die Kosten von Kindesmisshandlung in Deutschland im Gesundheitssektor werden entsprechend durch mangelnde Erfassung – nicht nur im stationären Bereich – massiv unterschätzt; für den Kontext Kindes- und Jugendhilfe sind aufgrund fehlender Daten validen Berechnungen von Kostenfolgen nicht mal möglich. Klinische Relevanz Eine Verbesserung oder teils auch Schaffung der strukturellen Grundlagen zur Datenerfassung von Kostenfolgen von Kindesmisshandlung ist dringend notwendig. Schulungen können die Sensibilität von Fachpersonen im Gesundheitssektor für die Wichtigkeit der Dokumentation von Daten zur Kindesmisshandlung sowie deren standardisierte Erfassung steigern.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"42 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607289","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Rolf R. Diehl: Mitten in Eden. Ursprung und Evolution menschlicher Gefühle. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2023; 272 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro, ISBN 9783826075841
{"title":"Mitten in Eden","authors":"","doi":"10.1055/a-2106-0327","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2106-0327","url":null,"abstract":"Rolf R. Diehl: Mitten in Eden. Ursprung und Evolution menschlicher Gefühle. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2023; 272 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro, ISBN 9783826075841","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"59 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135606960","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Prävention im Bereich psychische Gesundheit: auf Krisen vorbereitet sein","authors":"Emily Gossmann, Jörg Fegert, Vera Clemens","doi":"10.1055/a-2106-0087","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2106-0087","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"59 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607123","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zugegeben, im Englischen klingt es besser: „Functional Unknomics“ [16]. Gemeint sind damit diejenigen der etwa 20 000 menschlichen Proteine, über die man nichts weiß, und um die es in einer spannenden, in PLoS Biology am 8. August 2023 erschienenen Arbeit geht. Aus der bloßen Existenz dieser Eiweißkörper kann man auf jeden Fall eines schließen: Für irgendetwas müssen sie gut sein, denn sonst wären sie nicht da. Die Evolution verschwendet weder Material noch Energie zum Bau von komplexen Molekülen, die der Organismus nicht braucht. Hinzu kommt, dass manche dieser Proteine evolutionär erstens recht alt und zweitens wichtig sein müssen, weil sie in vielen anderen Arten vorkommen.
{"title":"Das funktionelle Unbekanntom","authors":"Manfred Spitzer","doi":"10.1055/a-2106-0196","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2106-0196","url":null,"abstract":"Zugegeben, im Englischen klingt es besser: „Functional Unknomics“ [16]. Gemeint sind damit diejenigen der etwa 20 000 menschlichen Proteine, über die man nichts weiß, und um die es in einer spannenden, in PLoS Biology am 8. August 2023 erschienenen Arbeit geht. Aus der bloßen Existenz dieser Eiweißkörper kann man auf jeden Fall eines schließen: Für irgendetwas müssen sie gut sein, denn sonst wären sie nicht da. Die Evolution verschwendet weder Material noch Energie zum Bau von komplexen Molekülen, die der Organismus nicht braucht. Hinzu kommt, dass manche dieser Proteine evolutionär erstens recht alt und zweitens wichtig sein müssen, weil sie in vielen anderen Arten vorkommen.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"28 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607120","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel Das Ziel dieses Artikels ist es, die direkten und indirekten Folgen verschiedener Krisen für die psychische Gesundheit und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen, Risikogruppen zu identifizieren und Präventionsstrategien für den Erhalt der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Krisen darzustellen. Material und Methoden Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um eine Übersicht wissenschaftlicher Literatur. Ergebnisse Auswirkungen von Krisen sind vielfältig und lassen sich auf finanzieller, sozialer, edukativer, gesundheitlicher und ökonomischer Ebene einordnen, die Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nehmen können. Besonders gefährdet sind vorbelastete Kinder und Jugendliche. Schlussfolgerung(en) Da Krisen auch zukünftig auftreten werden, sind geeignete Präventionsmaßnahmen von besonderer Bedeutung. Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote können auf bestehende Strukturen, wie Schulen und Kindergärten, aufgebaut werden. Digitale Angebote bieten außerdem eine moderne Ergänzung zu klassischen Angeboten, die mit Niederschwelligkeit und Flexibilität einhergehen.
{"title":"Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten","authors":"Emily Gossmann, Katrin Erlewein, Jörg M. Fegert","doi":"10.1055/a-2131-9884","DOIUrl":"https://doi.org/10.1055/a-2131-9884","url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel Das Ziel dieses Artikels ist es, die direkten und indirekten Folgen verschiedener Krisen für die psychische Gesundheit und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen, Risikogruppen zu identifizieren und Präventionsstrategien für den Erhalt der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Krisen darzustellen. Material und Methoden Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um eine Übersicht wissenschaftlicher Literatur. Ergebnisse Auswirkungen von Krisen sind vielfältig und lassen sich auf finanzieller, sozialer, edukativer, gesundheitlicher und ökonomischer Ebene einordnen, die Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nehmen können. Besonders gefährdet sind vorbelastete Kinder und Jugendliche. Schlussfolgerung(en) Da Krisen auch zukünftig auftreten werden, sind geeignete Präventionsmaßnahmen von besonderer Bedeutung. Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote können auf bestehende Strukturen, wie Schulen und Kindergärten, aufgebaut werden. Digitale Angebote bieten außerdem eine moderne Ergänzung zu klassischen Angeboten, die mit Niederschwelligkeit und Flexibilität einhergehen.","PeriodicalId":51143,"journal":{"name":"Nervenheilkunde","volume":"22 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135607278","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}