Pub Date : 2022-01-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000366
M. Schmid, Jörg M. Fegert, Vera Clemens, Süheyla Seker, Delfine d’Huart, M. Binder, Martin Schröder, Liz Friden, Cyril Boonmann, Nils Jenkel, K. Schmeck, David Bürgin
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Eine Reihe von Studien zeigen soziale Folgen von Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit im weiteren Lebenslauf. Fragestellung: Diese Studie zielt darauf ab, die langfristigen Auswirkungen von Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen auf die soziale Teilhabe in einer Stichprobe von ehemals fremdplatzierten jungen Erwachsenen in der Schweiz zu untersuchen. Methode: Im Rahmen der Studie wurden 218 ehemals fremdplatzierte junge Erwachsene ( MAlter=26.1, 32.6 % weiblich) mit einer psychometrischen Testbatterie befragt. Dabei wurden Misshandlungserfahrungen in der Kindheit erfasst sowie die soziale Teilhabe bezüglich psychischer Gesundheit, Legalbewährung, sozio-ökonomische Lage und Beziehungen untersucht. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen die hohe Prävalenz und negativen Folgen von kumulierten Misshandlungserfahrungen bei ehemals fremdplatzierten jungen Menschen. Eine höhere Anzahl von Misshandlungserfahrungen ging mit signifikant mehr Problemen in gesundheitlichen, finanziellen und sozialen Lebensbereichen einher. Diskussion und Schlussfolgerung: Die gravierenden Folgen von Misshandlungserfahrungen in der Kindheit unterstreichen die Bedeutung der Prävention und frühzeitigen Intervention. Sie zeigen aber auch, dass viele schwer betroffene junge Menschen neben therapeutischen auch konkrete und lebensweltorientierte Hilfen benötigen, um ihre Entwicklungsaufgaben adäquat zu bewältigen und erfolgreich an der Gesellschaft teilzuhaben.
{"title":"Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit: Ein Risikofaktor für die soziale Teilhabe ehemals außerfamiliär platzierter junger Erwachsener","authors":"M. Schmid, Jörg M. Fegert, Vera Clemens, Süheyla Seker, Delfine d’Huart, M. Binder, Martin Schröder, Liz Friden, Cyril Boonmann, Nils Jenkel, K. Schmeck, David Bürgin","doi":"10.1026/0942-5403/a000366","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000366","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Eine Reihe von Studien zeigen soziale Folgen von Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit im weiteren Lebenslauf. Fragestellung: Diese Studie zielt darauf ab, die langfristigen Auswirkungen von Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen auf die soziale Teilhabe in einer Stichprobe von ehemals fremdplatzierten jungen Erwachsenen in der Schweiz zu untersuchen. Methode: Im Rahmen der Studie wurden 218 ehemals fremdplatzierte junge Erwachsene ( MAlter=26.1, 32.6 % weiblich) mit einer psychometrischen Testbatterie befragt. Dabei wurden Misshandlungserfahrungen in der Kindheit erfasst sowie die soziale Teilhabe bezüglich psychischer Gesundheit, Legalbewährung, sozio-ökonomische Lage und Beziehungen untersucht. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen die hohe Prävalenz und negativen Folgen von kumulierten Misshandlungserfahrungen bei ehemals fremdplatzierten jungen Menschen. Eine höhere Anzahl von Misshandlungserfahrungen ging mit signifikant mehr Problemen in gesundheitlichen, finanziellen und sozialen Lebensbereichen einher. Diskussion und Schlussfolgerung: Die gravierenden Folgen von Misshandlungserfahrungen in der Kindheit unterstreichen die Bedeutung der Prävention und frühzeitigen Intervention. Sie zeigen aber auch, dass viele schwer betroffene junge Menschen neben therapeutischen auch konkrete und lebensweltorientierte Hilfen benötigen, um ihre Entwicklungsaufgaben adäquat zu bewältigen und erfolgreich an der Gesellschaft teilzuhaben.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"16 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86154674","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2022-01-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000363
E. Zaretsky, S. Minnen, B. Lange, C. Hey
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Der Sprachstand von Kindern im Kindergarten-Alter ist prädiktiv für ihre späteren Schulleistungen. Fragestellung: Untersucht wurde, wie sich der Sprachstand monolingual deutscher Kinder von 2009 bis 2019 entwickelte. Methode: Zwei Stichproben vierjähriger Kinder wurden mit dem Sprachtest „Kindersprachscreening“ (KiSS.2) untersucht und in Bezug auf metrische (Punktzahlen) und dichotomisierte (pass/fail) Ergebnisse einander gegenüber gestellt. Die erste Stichprobe ( n = 698) entstammt dem Zeitraum 2009 – 2012, die zweite ( n = 732) 2017 – 2019. Ergebnisse: Der Sprachstand verringerte sich signifikant in den KiSS.2-Untertests, dennoch blieben die dichotomisierten KiSS.2-Ergebnisse stabil. Die Mehrheit der sprachauffälligen Kinder war weder sprachpädagogisch noch therapeutisch versorgt. Diskussion und Schlussfolgerung: Um die negative Entwicklung der letzten Jahre zu nivellieren, sind flächendeckende Sprachstandserfassung und Sprachfördermaßnahmen erforderlich.
{"title":"Sprachstand vierjähriger monolingual deutscher Kinder","authors":"E. Zaretsky, S. Minnen, B. Lange, C. Hey","doi":"10.1026/0942-5403/a000363","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000363","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Der Sprachstand von Kindern im Kindergarten-Alter ist prädiktiv für ihre späteren Schulleistungen. Fragestellung: Untersucht wurde, wie sich der Sprachstand monolingual deutscher Kinder von 2009 bis 2019 entwickelte. Methode: Zwei Stichproben vierjähriger Kinder wurden mit dem Sprachtest „Kindersprachscreening“ (KiSS.2) untersucht und in Bezug auf metrische (Punktzahlen) und dichotomisierte (pass/fail) Ergebnisse einander gegenüber gestellt. Die erste Stichprobe ( n = 698) entstammt dem Zeitraum 2009 – 2012, die zweite ( n = 732) 2017 – 2019. Ergebnisse: Der Sprachstand verringerte sich signifikant in den KiSS.2-Untertests, dennoch blieben die dichotomisierten KiSS.2-Ergebnisse stabil. Die Mehrheit der sprachauffälligen Kinder war weder sprachpädagogisch noch therapeutisch versorgt. Diskussion und Schlussfolgerung: Um die negative Entwicklung der letzten Jahre zu nivellieren, sind flächendeckende Sprachstandserfassung und Sprachfördermaßnahmen erforderlich.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"37 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75544554","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die (schrift–)sprachlichen Fähigkeiten von Kindern gelten als Schlüssel für den individuellen Bildungserfolg, und ihre Förderung ist ein zentraler Auftrag von Kindertageseinrichtungen. Fragestellung: Die Metaanalyse untersucht die Wirksamkeit von E-Books mit Vorlesefunktion, Texttracking und animierten Bildern zur simultanen Förderung von Wortschatzerwerb, phonologischer Bewusstheit und frühem Wortlesen in Kindertagesstätten (Kitas). Methode: Die Daten von 11 E-Book-Interventionen wurden mittels random-effect Modellen aggregiert. Ergebnisse: Es fand sich ein großer Effekt auf den Wortschatz, ein kleiner für Aspekte der phonologischen Bewusstheit und keiner für das frühe Wortlesen im Vergleich zum Kita-Alltag. Mit einer Wörterbuchfunktion und mit mehreren Fördereinheiten erhöhte sich der Wortschatzeffekt. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Befunde bieten Ansätze für die E-Book-Entwicklung und ihre Nutzung in Kitas, beziehen sich jedoch auf nichtkommerzielle Applikationen.
{"title":"3 in 1: Förderung von Sprache, Vorläuferfähigkeiten und frühem Lesen","authors":"Franziska Egert, Anne-Kristin Cordes, Fabienne Hartig","doi":"10.1026/0942-5403/a000362","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000362","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die (schrift–)sprachlichen Fähigkeiten von Kindern gelten als Schlüssel für den individuellen Bildungserfolg, und ihre Förderung ist ein zentraler Auftrag von Kindertageseinrichtungen. Fragestellung: Die Metaanalyse untersucht die Wirksamkeit von E-Books mit Vorlesefunktion, Texttracking und animierten Bildern zur simultanen Förderung von Wortschatzerwerb, phonologischer Bewusstheit und frühem Wortlesen in Kindertagesstätten (Kitas). Methode: Die Daten von 11 E-Book-Interventionen wurden mittels random-effect Modellen aggregiert. Ergebnisse: Es fand sich ein großer Effekt auf den Wortschatz, ein kleiner für Aspekte der phonologischen Bewusstheit und keiner für das frühe Wortlesen im Vergleich zum Kita-Alltag. Mit einer Wörterbuchfunktion und mit mehreren Fördereinheiten erhöhte sich der Wortschatzeffekt. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Befunde bieten Ansätze für die E-Book-Entwicklung und ihre Nutzung in Kitas, beziehen sich jedoch auf nichtkommerzielle Applikationen.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"18 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"81790833","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2022-01-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000364
M. Schmid, Jörg M. Fegert, K. Schmeck, Cyril Boonmann
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Verschiedene Studien zeigen auf, dass ehemals ausserfamiliär platzierte Jugendliche, die viele biologische und psychosoziale Risikofaktoren akkumulieren, im weiteren Lebenslauf häufig eine geringere soziale Teilhabe aufweisen. Fragestellung: Dieser Themenschwerpunkt berichtet von einer Längsschnittstudie (JAEL – Jugendhilfe aus Erfahrung lernen) mit ehemals fremdplatzierten jungen Erwachsenen, die einer Hochrisikostichprobe zugeordnet werden können. Methode: Die Studie kombiniert für ihre Forschungsfragen prospektive und retrospektive Aspekte sowie qualitativ und quantitativ erhobene Daten. Ergebnisse: Der Themenschwerpunkt gibt sowohl eine kurze Einführung in die Methoden und die Rekrutierung der Stichprobe als auch einen Einblick in drei ausgewählte Themen, die in den drei Beiträgen dieses Themenschwerpunktes behandelt werden. Der erste Beitrag berichtet über die Ergebnisse zum Verlauf der psychischen Probleme vom Jugend- bis ins junge Erwachsenenalter. Der zweite Beitrag befasst sich mit Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit als Risikofaktor für die soziale Teilhabe im jungen Erwachsenenalter, wie z. B. Arbeitslosigkeit, Legalbewährung, sozioökonomische Lage, psychische Gesundheit oder auch Beziehungsfähigkeit. Diese negativen Auswirkungen können durch Selbstwirksamkeitserfahrungen abgemildert werden. Der dritte Beitrag beinhaltet einen der bisher weniger beachteter Längsschnittstudienaspekte, nämlich die Risikofaktoren für eine Persönlichkeitsstörung in einer Hochrisikostichprobe sowie deren Stabilität. Diskussion und Schlussfolgerung: Auf die Bedeutung und Implikationen für Interventionen und Jugendhilfepolitik einerseits und die Forschung in diesem Feld andererseits wird eingegangen.
{"title":"Was wird aus Care Leavern?","authors":"M. Schmid, Jörg M. Fegert, K. Schmeck, Cyril Boonmann","doi":"10.1026/0942-5403/a000364","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000364","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Verschiedene Studien zeigen auf, dass ehemals ausserfamiliär platzierte Jugendliche, die viele biologische und psychosoziale Risikofaktoren akkumulieren, im weiteren Lebenslauf häufig eine geringere soziale Teilhabe aufweisen. Fragestellung: Dieser Themenschwerpunkt berichtet von einer Längsschnittstudie (JAEL – Jugendhilfe aus Erfahrung lernen) mit ehemals fremdplatzierten jungen Erwachsenen, die einer Hochrisikostichprobe zugeordnet werden können. Methode: Die Studie kombiniert für ihre Forschungsfragen prospektive und retrospektive Aspekte sowie qualitativ und quantitativ erhobene Daten. Ergebnisse: Der Themenschwerpunkt gibt sowohl eine kurze Einführung in die Methoden und die Rekrutierung der Stichprobe als auch einen Einblick in drei ausgewählte Themen, die in den drei Beiträgen dieses Themenschwerpunktes behandelt werden. Der erste Beitrag berichtet über die Ergebnisse zum Verlauf der psychischen Probleme vom Jugend- bis ins junge Erwachsenenalter. Der zweite Beitrag befasst sich mit Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit als Risikofaktor für die soziale Teilhabe im jungen Erwachsenenalter, wie z. B. Arbeitslosigkeit, Legalbewährung, sozioökonomische Lage, psychische Gesundheit oder auch Beziehungsfähigkeit. Diese negativen Auswirkungen können durch Selbstwirksamkeitserfahrungen abgemildert werden. Der dritte Beitrag beinhaltet einen der bisher weniger beachteter Längsschnittstudienaspekte, nämlich die Risikofaktoren für eine Persönlichkeitsstörung in einer Hochrisikostichprobe sowie deren Stabilität. Diskussion und Schlussfolgerung: Auf die Bedeutung und Implikationen für Interventionen und Jugendhilfepolitik einerseits und die Forschung in diesem Feld andererseits wird eingegangen.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"38 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"81476804","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2022-01-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000368
{"title":"Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Verhaltenstherapie (KJPVT)","authors":"","doi":"10.1026/0942-5403/a000368","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000368","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"85 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"85611081","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-10-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000354
Jörg M. Fegert, Vera Clemens, U. Hoffmann
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Übergriffen im Gesundheitswesen ist ein Thema, das von den relevanten Berufsgruppen noch nicht umfassend bearbeitet wurde. Fragestellung: Ziel dieses Beitrages ist es, einen Überblick über Formen und Ursachen von Gewalt durch medizinisches Personal zu geben. Methode: Auf der Grundlage einer selektiven Literaturrecherche sowie Fallvignetten aus der beruflichen Praxis werden Formen und Ursachen von Gewalt im medizinisch-therapeutischen Kontext dargestellt und eine Systematisierung von Tätertypen vorgenommen. Ergebnisse: Professionelles Fehlverhalten von Angehörigen der Gesundheitsberufe kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Ebenso sind die Ursachen von Gewalt vielfältig. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Interventionen nach Fehlverhalten müssen individuell angepasst werden. Die Kinderschutzkompetenzen von Fachkräften müssen gestärkt und Schutzmaßnahmen in Institutionen implementiert werden.
{"title":"Sexualisierte Gewalt, Übergriffe und Fehlverhalten von Angehörigen der Heil- und Pflegeberufe gegen Kinder und Jugendliche im ambulanten und stationären Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie","authors":"Jörg M. Fegert, Vera Clemens, U. Hoffmann","doi":"10.1026/0942-5403/a000354","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000354","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Übergriffen im Gesundheitswesen ist ein Thema, das von den relevanten Berufsgruppen noch nicht umfassend bearbeitet wurde. Fragestellung: Ziel dieses Beitrages ist es, einen Überblick über Formen und Ursachen von Gewalt durch medizinisches Personal zu geben. Methode: Auf der Grundlage einer selektiven Literaturrecherche sowie Fallvignetten aus der beruflichen Praxis werden Formen und Ursachen von Gewalt im medizinisch-therapeutischen Kontext dargestellt und eine Systematisierung von Tätertypen vorgenommen. Ergebnisse: Professionelles Fehlverhalten von Angehörigen der Gesundheitsberufe kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Ebenso sind die Ursachen von Gewalt vielfältig. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Interventionen nach Fehlverhalten müssen individuell angepasst werden. Die Kinderschutzkompetenzen von Fachkräften müssen gestärkt und Schutzmaßnahmen in Institutionen implementiert werden.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"13 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2021-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"89455063","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-10-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000357
Vera Clemens, O. Berthold, M. Kölch, Jörg M. Fegert
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Im letzten Jahr erreichten mehrere Verdachtsfälle von Professional Sexual Misconduct (PSM) die Medizinische Kinderschutzhotline. Insbesondere meldeten sich Heilberufler_innen, die Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch von Kindern/Jugendlichen durch Kolleg_innen hatten und nicht wussten, wie sie vorgehen sollen. Fragestellung: Zusammenstellung der aktuellen Daten zu PSM und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen im Gesundheitswesen. Methode: Ausgehend von diesen Anfragen wurde eine selektiven Literaturrecherche zu Definition, Epidemiologie und rechtlichen Rahmenbedingungen von PSM sowie mögliche Hinweise für PSM durch Kolleg_innen durchgeführt. Ergebnisse: PSM durch Angehörige der Gesundheitsberufe stellt ein relevantes Problem dar. Bei Verdacht auf PSM sollten Kolleg_innen nicht mit dem Verdacht konfrontiert werden, sondern die Führungsebene informiert werden. Die Einbeziehung der Strafverfolgungsbehörden sollte sorgfältig abgewogen werden. Eine Berücksichtigung der Bedürfnisse und des Willens der betroffenen Patient_innen ist hierbei zentral. Diskussion und Schlussfolgerung: PSM in der Medizin ist ein hochkomplexes und bisher wenig erforschtes Thema.
{"title":"Vorgehen bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch medizinisch-therapeutisches Personal","authors":"Vera Clemens, O. Berthold, M. Kölch, Jörg M. Fegert","doi":"10.1026/0942-5403/a000357","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000357","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Im letzten Jahr erreichten mehrere Verdachtsfälle von Professional Sexual Misconduct (PSM) die Medizinische Kinderschutzhotline. Insbesondere meldeten sich Heilberufler_innen, die Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch von Kindern/Jugendlichen durch Kolleg_innen hatten und nicht wussten, wie sie vorgehen sollen. Fragestellung: Zusammenstellung der aktuellen Daten zu PSM und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen im Gesundheitswesen. Methode: Ausgehend von diesen Anfragen wurde eine selektiven Literaturrecherche zu Definition, Epidemiologie und rechtlichen Rahmenbedingungen von PSM sowie mögliche Hinweise für PSM durch Kolleg_innen durchgeführt. Ergebnisse: PSM durch Angehörige der Gesundheitsberufe stellt ein relevantes Problem dar. Bei Verdacht auf PSM sollten Kolleg_innen nicht mit dem Verdacht konfrontiert werden, sondern die Führungsebene informiert werden. Die Einbeziehung der Strafverfolgungsbehörden sollte sorgfältig abgewogen werden. Eine Berücksichtigung der Bedürfnisse und des Willens der betroffenen Patient_innen ist hierbei zentral. Diskussion und Schlussfolgerung: PSM in der Medizin ist ein hochkomplexes und bisher wenig erforschtes Thema.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"53 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2021-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"76481955","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-10-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000360
Nadja Merkle, Janice Ullrich, Thomas Gfrörer, Rebecca C. Brown
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Trainingsprogramme zur Emotionsregulation für Jugendliche sind notwendig, da eine Dysregulation der Emotionen die Entwicklung von psychischen Störungen begünstigen kann. Fragestellung: Ziel dieser systematischen Literaturübersicht ist es, einen Überblick über aktuelle Publikationen zu Trainingsprogrammen von 2015 – 2020 zu geben. Methode: Im Rahmen der Literaturrecherche konnten sechs Publikationen eingeschlossen werden. Ergebnisse: Es zeigten sich positive Effekte bei der Programmdurchführung durch externe Personen, vor allem durch Fachpersonen und keine bis negative Effekte bei der Durchführung durch das Schulpersonal. Ein positiver Einfluss durch die Einbeziehung der Eltern konnte in einem Trainingsprogramm vermutet werden, wobei die Ergebnisse statistisch nicht signifikant waren. Schlussfolgerung: Es zeigt sich die Notwendigkeit weiterer Evaluation von Trainingsprogrammen, welche sich vor allem auch mit dem Einbezug der Bezugspersonen beschäftigen und untersuchen, inwiefern Trainer_inneneffekte auch bei Studien mit einer besseren Vergleichbarkeit vorliegen.
{"title":"Schulbasiertes Training für Jugendliche zur Emotionsregulation","authors":"Nadja Merkle, Janice Ullrich, Thomas Gfrörer, Rebecca C. Brown","doi":"10.1026/0942-5403/a000360","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000360","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Trainingsprogramme zur Emotionsregulation für Jugendliche sind notwendig, da eine Dysregulation der Emotionen die Entwicklung von psychischen Störungen begünstigen kann. Fragestellung: Ziel dieser systematischen Literaturübersicht ist es, einen Überblick über aktuelle Publikationen zu Trainingsprogrammen von 2015 – 2020 zu geben. Methode: Im Rahmen der Literaturrecherche konnten sechs Publikationen eingeschlossen werden. Ergebnisse: Es zeigten sich positive Effekte bei der Programmdurchführung durch externe Personen, vor allem durch Fachpersonen und keine bis negative Effekte bei der Durchführung durch das Schulpersonal. Ein positiver Einfluss durch die Einbeziehung der Eltern konnte in einem Trainingsprogramm vermutet werden, wobei die Ergebnisse statistisch nicht signifikant waren. Schlussfolgerung: Es zeigt sich die Notwendigkeit weiterer Evaluation von Trainingsprogrammen, welche sich vor allem auch mit dem Einbezug der Bezugspersonen beschäftigen und untersuchen, inwiefern Trainer_inneneffekte auch bei Studien mit einer besseren Vergleichbarkeit vorliegen.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"541 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2021-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86950872","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-10-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000355
M. Rassenhofer, Simone Korger, Jörg M. Fegert, U. Hoffmann
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Kindesmisshandlung, -missbrauch und Vernachlässigung stellen ein gesamtgesellschaftliches Entwicklungsrisiko für Kinder in Deutschland dar. Zweithäufigster Kontext des Geschehens nach dem familiären Umfeld sind Institutionen. Fragestellung: Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht zu Häufigkeiten von Übergriffen durch Angehörige der Heil- und Pflegeberufe mit Schwerpunkt auf dem kinder- und jugendpsychiatrischen/-psychotherapeutischen Bereich. Methode: Mittels Literaturrecherche wird der Forschungsstand zum Thema dargestellt. Ergebnisse: Neben Auswertungen zu Zwangsmaßnahmen, welche von Betroffenen häufig als viktimisierend erlebt werden, existieren für Deutschland zwei repräsentative retrospektive Befragungen zum medizinischen Bereich. Hier ergaben sich Prävalenzen zwischen einem Fünftel und einem Drittel der Befragten, die mindestens eine Form von Gewalt oder Vernachlässigung bejahten. Diskussion und Schlussfolgerung: Neben alarmierenden Zahlen zeigt sich der große Bedarf an weiterer Forschung zum Thema.
{"title":"Häufigkeiten von Übergriffen auf Kinder und Jugendliche durch Angehörige der Heil- und Pflegeberufe","authors":"M. Rassenhofer, Simone Korger, Jörg M. Fegert, U. Hoffmann","doi":"10.1026/0942-5403/a000355","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000355","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Kindesmisshandlung, -missbrauch und Vernachlässigung stellen ein gesamtgesellschaftliches Entwicklungsrisiko für Kinder in Deutschland dar. Zweithäufigster Kontext des Geschehens nach dem familiären Umfeld sind Institutionen. Fragestellung: Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht zu Häufigkeiten von Übergriffen durch Angehörige der Heil- und Pflegeberufe mit Schwerpunkt auf dem kinder- und jugendpsychiatrischen/-psychotherapeutischen Bereich. Methode: Mittels Literaturrecherche wird der Forschungsstand zum Thema dargestellt. Ergebnisse: Neben Auswertungen zu Zwangsmaßnahmen, welche von Betroffenen häufig als viktimisierend erlebt werden, existieren für Deutschland zwei repräsentative retrospektive Befragungen zum medizinischen Bereich. Hier ergaben sich Prävalenzen zwischen einem Fünftel und einem Drittel der Befragten, die mindestens eine Form von Gewalt oder Vernachlässigung bejahten. Diskussion und Schlussfolgerung: Neben alarmierenden Zahlen zeigt sich der große Bedarf an weiterer Forschung zum Thema.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"12 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2021-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"81831886","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-10-01DOI: 10.1026/0942-5403/a000356
U. Hoffmann, Jörg M. Fegert, E. König, A. Maier, Maik Herberhold
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Bekannt gewordene Fälle von (sexuellen) Übergriffen in Institutionen sowie Befragungsergebnisse zeigen, dass es auch in medizinischen Einrichtungen Fälle von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gibt. Fragestellung: Im Kontext von Krankenbehandlung liegen systemische Risikofaktoren für Übergriffe vor. Es ist deshalb wichtig, dass sich medizinische Einrichtungen mit dieser Problematik auseinandersetzen und Schutzkonzepte entwickeln. Methode: Es wird ein Überblick über Risikofaktoren sowie die Elemente von Schutzkonzepten gegeben. Ergebnisse: Ein Schutzkonzept ist ein System von Maßnahmen, die für einen besseren Schutz vor (sexuellen) Übergriffen in der Institution sorgen. Diskussion und Schlussfolgerung: Es ist notwendig, dass es in Institutionen eine klare Haltung gegen (sexuelle) Gewalt gibt. Die Erarbeitung eines Schutzkonzeptes trägt zur (Weiter–) Entwicklung dieser Haltung bei und erhöht das Sicherheitsgefühl der Fachkräfte zum Vorgehen im konkreten Fall.
{"title":"Entwicklung von Schutzkonzepten gegen (sexuelle) Gewalt im medizinisch-therapeutischen Bereich","authors":"U. Hoffmann, Jörg M. Fegert, E. König, A. Maier, Maik Herberhold","doi":"10.1026/0942-5403/a000356","DOIUrl":"https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000356","url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Bekannt gewordene Fälle von (sexuellen) Übergriffen in Institutionen sowie Befragungsergebnisse zeigen, dass es auch in medizinischen Einrichtungen Fälle von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gibt. Fragestellung: Im Kontext von Krankenbehandlung liegen systemische Risikofaktoren für Übergriffe vor. Es ist deshalb wichtig, dass sich medizinische Einrichtungen mit dieser Problematik auseinandersetzen und Schutzkonzepte entwickeln. Methode: Es wird ein Überblick über Risikofaktoren sowie die Elemente von Schutzkonzepten gegeben. Ergebnisse: Ein Schutzkonzept ist ein System von Maßnahmen, die für einen besseren Schutz vor (sexuellen) Übergriffen in der Institution sorgen. Diskussion und Schlussfolgerung: Es ist notwendig, dass es in Institutionen eine klare Haltung gegen (sexuelle) Gewalt gibt. Die Erarbeitung eines Schutzkonzeptes trägt zur (Weiter–) Entwicklung dieser Haltung bei und erhöht das Sicherheitsgefühl der Fachkräfte zum Vorgehen im konkreten Fall.","PeriodicalId":51859,"journal":{"name":"Kindheit Und Entwicklung","volume":"87 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6,"publicationDate":"2021-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"72424822","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}