Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.299-312
Anselm Heinrich
Das Theater spielte eine herausragende Rolle in der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei den zahlreichen deutschsprachigen Liebhaber- und Minderheitentheatern in Ostmitteleuropa zuteil, die nach den politischen Veränderungen 1918/19 nunmehr außerhalb der Reichsgrenzen arbeiteten. Viele von ihnen wurden aus Berlin unterstützt, manche nach 1933 sogar direkt subventioniert. Diese Kulturschaffenden, so die offizielle Lesart, waren Beleg dafür, dass weite Teile Ost-, Mittel- und Südeuropas trotz der Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg deutsch geblieben waren, obwohl das die derzeitigen politischen Grenzen nicht widerspiegelten. Das Ziel, diese Autoren und die Gebiete, in denen sie arbeiteten, wieder Deutschland einzugliedern, wurde beispielsweise in den Publikationen Heinz Kindermanns deutlich formuliert. Das steigende Interesse an Literatur, Musik und Theater der deutschen Minderheiten muss daher als Vorgriff auf die militärischen Expansionsbestrebungen des Zweiten Weltkriegs gesehen werden. Umso verwunderlicher mag es daher erscheinen, dass dieses offizielle Interesse nach der eigentlichen Besetzung weiter Teile Ost-, Mittel- und Südeuropas kaum mehr eine Rolle spielte und die deutschen Minderheitentheater anstatt ausgebaut und gefördert, weitgehend verdrängt und durch Berufsensembles ersetzt wurden. Der vorliegende Artikel zeichnet einige der Grundlinien dieser Entwicklung nach, eine Entwicklung, die in der einschlägigen Literatur bisher kaum Beachtung gefunden hat.
{"title":"Von der Minderheitenbühne zur „europäischen Sendung des deutschen Theaters“","authors":"Anselm Heinrich","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.299-312","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.299-312","url":null,"abstract":"Das Theater spielte eine herausragende Rolle in der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei den zahlreichen deutschsprachigen Liebhaber- und Minderheitentheatern in Ostmitteleuropa zuteil, die nach den politischen Veränderungen 1918/19 nunmehr außerhalb der Reichsgrenzen arbeiteten. Viele von ihnen wurden aus Berlin unterstützt, manche nach 1933 sogar direkt subventioniert. Diese Kulturschaffenden, so die offizielle Lesart, waren Beleg dafür, dass weite Teile Ost-, Mittel- und Südeuropas trotz der Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg deutsch geblieben waren, obwohl das die derzeitigen politischen Grenzen nicht widerspiegelten. Das Ziel, diese Autoren und die Gebiete, in denen sie arbeiteten, wieder Deutschland einzugliedern, wurde beispielsweise in den Publikationen Heinz Kindermanns deutlich formuliert. Das steigende Interesse an Literatur, Musik und Theater der deutschen Minderheiten muss daher als Vorgriff auf die militärischen Expansionsbestrebungen des Zweiten Weltkriegs gesehen werden. Umso verwunderlicher mag es daher erscheinen, dass dieses offizielle Interesse nach der eigentlichen Besetzung weiter Teile Ost-, Mittel- und Südeuropas kaum mehr eine Rolle spielte und die deutschen Minderheitentheater anstatt ausgebaut und gefördert, weitgehend verdrängt und durch Berufsensembles ersetzt wurden. Der vorliegende Artikel zeichnet einige der Grundlinien dieser Entwicklung nach, eine Entwicklung, die in der einschlägigen Literatur bisher kaum Beachtung gefunden hat.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"41685163","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.283-297
S. P. Scheichl
Wenige Autoren und Autorinnen aus den deutschen Sprachinseln Österreich-Ungarns, Rumäniens, Russlands usw. fanden Leser und Leserinnen in Deutschland und Österreich, mit Ausnahme jener, die aus ihrer Heimat dahin übersiedelt waren. Gründe dafür sind einerseits die Orientierung der Bücher am Publikum in den Sprachinseln, andererseits das Desinteresse der Verlage an den manchmal etwas altmodischen Werken. Allein die Nationalsozialisten förderten aus politischen Gründen die Drucklegung von Büchern aus den betreffenden Regionen. Nach 1945 hat sich das durch die Übersiedlung vieler Autoren und Autorinnen aus den Sprachinseln in die Bundesrepublik geändert.
{"title":"Das „Zentrum“ und die Literatur von den „Rändern“. Die Rezeption der Literatur der deutschen Minderheiten in Deutschland und Österreich","authors":"S. P. Scheichl","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.283-297","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.283-297","url":null,"abstract":"Wenige Autoren und Autorinnen aus den deutschen Sprachinseln Österreich-Ungarns, Rumäniens, Russlands usw. fanden Leser und Leserinnen in Deutschland und Österreich, mit Ausnahme jener, die aus ihrer Heimat dahin übersiedelt waren. Gründe dafür sind einerseits die Orientierung der Bücher am Publikum in den Sprachinseln, andererseits das Desinteresse der Verlage an den manchmal etwas altmodischen Werken. Allein die Nationalsozialisten förderten aus politischen Gründen die Drucklegung von Büchern aus den betreffenden Regionen. Nach 1945 hat sich das durch die Übersiedlung vieler Autoren und Autorinnen aus den Sprachinseln in die Bundesrepublik geändert.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46061830","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.349-359
Thomas Nicklas
Um das Gesamtbild von den Minderheitensprachen abzurunden, soll auch ein Blick auf die ganz andere Situation im westlichen Europa gerichtet werden. In Frankreich wird seit langem eine historische Soziolinguistik der Sprachen betrieben. Für diese sind die Arbeiten Paul Lévys (1887–1962) kennzeichnend, der sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Sprache in Frankreich befasst hatte. Ein interessanter Beispielfall ist dabei das Elsass, aus dem der Linguist und Historiker Lévy stammte. In dem Aufsatz geht es darum, die Besonderheiten der Sprachenentwicklung im französischen Elsass summarisch aufzuzeigen, die als Vergleichsmaßstab für Sprachenpolitik im Flächenstaat dienen kann.
{"title":"Die deutsche Sprache in Frankreich, mit besonderer Berücksichtigung des Elsass – ein historisches Thema und seine aktuellen Ableitungen","authors":"Thomas Nicklas","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.349-359","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.349-359","url":null,"abstract":"Um das Gesamtbild von den Minderheitensprachen abzurunden, soll auch ein Blick auf die ganz andere Situation im westlichen Europa gerichtet werden. In Frankreich wird seit langem eine historische Soziolinguistik der Sprachen betrieben. Für diese sind die Arbeiten Paul Lévys (1887–1962) kennzeichnend, der sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Sprache in Frankreich befasst hatte. Ein interessanter Beispielfall ist dabei das Elsass, aus dem der Linguist und Historiker Lévy stammte. In dem Aufsatz geht es darum, die Besonderheiten der Sprachenentwicklung im französischen Elsass summarisch aufzuzeigen, die als Vergleichsmaßstab für Sprachenpolitik im Flächenstaat dienen kann.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"43958011","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.245-256
Ana Begovac
Die vorliegende Arbeit zum Thema „Gottschee – Spielball der Politik“ zeichnet die Behandlung der deutschen Minderheit durch unterschiedliche politische Mächte. Es wird ein knapper Einblick in die historischen sowie politischen Hintergründe gegeben, die für die Region Gottsche/Kočevje und die dort lebenden Gottscheedeutschen maßgebend waren, um aufzuzeigen, wie eine kleine „nationale“ Minderheit mit ihrer Kultur und insbesondere ihrer Sprache zur „Spielfigur“ der jeweils herrschenden Politik wurde. Die voranschreitende „Nazifizierung“ seit 1939 und die damit verbundene Affinität der Gottscheer Deutschen zum Nationalsozialismus hatten im sozialistischen Jugoslawien unter Josip Broz Tito weitreichende Konsequenzen für die deutsche Minderheit. Ein wesentlicher Einschnitt ins Leben der Gottscheer Deutschen stellte zudem die Zwangsumsiedlung in das Deutsche Reich im Jahr 1941 dar, als Gottschee an Italien fiel. Letzten Endes verhinderten die antideutsche Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg im sozialistischen Jugoslawien und das damit verbundene Vorgehen gegen die deutsche Minderheit die Entwicklung dieser Minderheit in Jugoslawien.
{"title":"Gottschee – Spielball der Politik","authors":"Ana Begovac","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.245-256","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.245-256","url":null,"abstract":"Die vorliegende Arbeit zum Thema „Gottschee – Spielball der Politik“ zeichnet die Behandlung der deutschen Minderheit durch unterschiedliche politische Mächte. Es wird ein knapper Einblick in die historischen sowie politischen Hintergründe gegeben, die für die Region Gottsche/Kočevje und die dort lebenden Gottscheedeutschen maßgebend waren, um aufzuzeigen, wie eine kleine „nationale“ Minderheit mit ihrer Kultur und insbesondere ihrer Sprache zur „Spielfigur“ der jeweils herrschenden Politik wurde. Die voranschreitende „Nazifizierung“ seit 1939 und die damit verbundene Affinität der Gottscheer Deutschen zum Nationalsozialismus hatten im sozialistischen Jugoslawien unter Josip Broz Tito weitreichende Konsequenzen für die deutsche Minderheit. Ein wesentlicher Einschnitt ins Leben der Gottscheer Deutschen stellte zudem die Zwangsumsiedlung in das Deutsche Reich im Jahr 1941 dar, als Gottschee an Italien fiel. Letzten Endes verhinderten die antideutsche Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg im sozialistischen Jugoslawien und das damit verbundene Vorgehen gegen die deutsche Minderheit die Entwicklung dieser Minderheit in Jugoslawien.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"43660369","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.131-146
Nedad Memić
Österreich-Ungarns Rolle als Okkupations- und später auch Annexionsmacht in Bosnien-Herzegowina war u. a. auch von einem Versuch geprägt, das Land kulturell „zu missionieren“ und es an mitteleuropäische Kulturströmungen anzuschließen. Die beginnende Industrialisierung oder große Infrastrukturprojekte wie Bahnstrecken wurden dabei als notwendige Schritte betrachtet, um das Land „zu zivilisieren“. Die kroatischstämmige Journalistin, Ethnografin und Schriftstellerin Milena Preindlsberger-Mrazović zählte zu den überzeugten MonarchiebürgerInnen in Bosnien-Herzegowina, die die k. u. k. Präsenz in diesem Land als Zivilisierungs- und Emanzipierungsmission verstand. Vor diesem Hintergrund entstand ihr Reiseführer Die Bosnische Ostbahn im Jahr 1908, in dem sie versuchte, das unbekannte Land entlang der bosnischen Ostbahnstrecke dem interessierten deutschsprachigen Reisepublikum näherzubringen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf Lösungen und Methoden, die die Autorin anwendete, um bosnische Kulturspezifika bzw. Realia ins Deutsche zu übertragen und sie auf diese Weise der bosnienunkudigen Leserschaft im deutschsprachigen Raum sowie zahlreichen k. u. k. Zuwanderern in Bosnien-Herzegowina zu präsentieren.
奥匈帝国对波斯尼亚的入侵和后来的吞并在波黑的企图除其他外都是为了改变阿富汗的文化传统和适应中欧洲的文化潮流。早期的工业化或像铁路那样大型的基础设施工程被视为“文明”国家的必要步骤。kroatischstämmige Ethnografin记者和作家米莉娜Preindlsberger-Mrazović,说服了MonarchiebürgerInnen在波黑,k u k .这个国家的存在作为Zivilisierungs和Emanzipierungsmission .理智在这样的背景下,她的旅游指南是1908年的波斯尼亚东线,当时她尝试帮助那些对波斯尼亚北部地区的游客了解该地区。在本篇论文中,我们专注于解决办法和方法是作者术语,波斯尼亚Kulturspezifika / . Realia传送到德国的他们以这种方式bosnienunkudigen读者在德语以及许多k u k .移民在波黑新贵.
{"title":"Deutsch-bosnischer Sprachkontakt am Beispiel bosnischer Kulturspezifika in Milena Preindlsberger-Mrazovićs Die Bosnische Ostbahn","authors":"Nedad Memić","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.131-146","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.131-146","url":null,"abstract":"Österreich-Ungarns Rolle als Okkupations- und später auch Annexionsmacht in Bosnien-Herzegowina war u. a. auch von einem Versuch geprägt, das Land kulturell „zu missionieren“ und es an mitteleuropäische Kulturströmungen anzuschließen. Die beginnende Industrialisierung oder große Infrastrukturprojekte wie Bahnstrecken wurden dabei als notwendige Schritte betrachtet, um das Land „zu zivilisieren“. Die kroatischstämmige Journalistin, Ethnografin und Schriftstellerin Milena Preindlsberger-Mrazović zählte zu den überzeugten MonarchiebürgerInnen in Bosnien-Herzegowina, die die k. u. k. Präsenz in diesem Land als Zivilisierungs- und Emanzipierungsmission verstand. Vor diesem Hintergrund entstand ihr Reiseführer Die Bosnische Ostbahn im Jahr 1908, in dem sie versuchte, das unbekannte Land entlang der bosnischen Ostbahnstrecke dem interessierten deutschsprachigen Reisepublikum näherzubringen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf Lösungen und Methoden, die die Autorin anwendete, um bosnische Kulturspezifika bzw. Realia ins Deutsche zu übertragen und sie auf diese Weise der bosnienunkudigen Leserschaft im deutschsprachigen Raum sowie zahlreichen k. u. k. Zuwanderern in Bosnien-Herzegowina zu präsentieren.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"48356507","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.313-323
Marijan Bobinac
In Zagreb – wie auch in anderen vergleichbaren mittel- und osteuropäischen Städten – wurde das Theaterleben lange von Vorstellungen deutschsprachiger Theatertruppen bestimmt. Die frühesten Aufführungen in deutscher Sprache – es ging um geschlossene Vorstellungen einheimischer Aristokraten – gehen auf das Jahr 1749 zurück. Öffentlich wurde in Zagreb auf Deutsch zwischen 1780 und 1860 gespielt, in der Regel ging es um Auftritte deutschsprachiger Schauspielertruppen, die sich für eine oder mehrere Saisonen in der Stadt niedergelassen hatten. – In diesem Aufsatz werden zunächst einige Höhepunkte der deutschsprachigen Bühnenkunst in Zagreb herausgestrichen, daraufhin das ansonsten sehr ambivalente Verhältnis der deutschsprachigen Truppen zu den kroatischen Theateraktivisten vorgeführt, die im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts eine nationale Schaubühne zu organisieren suchten, ein Anliegen, welches schließlich auch zur Einstellung deutschsprachiger Vorstellungen 1860 führte.
{"title":"„Ein grosser, herzerhebender Moment“ – zu den Wechselwirkungen zwischen dem Zagreber deutschen Theater und der neubegründeten kroatischen Nationalbühne","authors":"Marijan Bobinac","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.313-323","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.313-323","url":null,"abstract":"In Zagreb – wie auch in anderen vergleichbaren mittel- und osteuropäischen Städten – wurde das Theaterleben lange von Vorstellungen deutschsprachiger Theatertruppen bestimmt. Die frühesten Aufführungen in deutscher Sprache – es ging um geschlossene Vorstellungen einheimischer Aristokraten – gehen auf das Jahr 1749 zurück. Öffentlich wurde in Zagreb auf Deutsch zwischen 1780 und 1860 gespielt, in der Regel ging es um Auftritte deutschsprachiger Schauspielertruppen, die sich für eine oder mehrere Saisonen in der Stadt niedergelassen hatten. – In diesem Aufsatz werden zunächst einige Höhepunkte der deutschsprachigen Bühnenkunst in Zagreb herausgestrichen, daraufhin das ansonsten sehr ambivalente Verhältnis der deutschsprachigen Truppen zu den kroatischen Theateraktivisten vorgeführt, die im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts eine nationale Schaubühne zu organisieren suchten, ein Anliegen, welches schließlich auch zur Einstellung deutschsprachiger Vorstellungen 1860 führte.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42370752","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.379-380
Thomas Nicklas
Der Band ist reich mit Fotografien aus der Lebenswelt des 20. Jahrhunderts illustriert, die Abbildungen der Speisen und Gerichte sind sehr gelungen und erhöhen durch den optischen Reiz den Appetit und das Lesevergnügen. Die tschechisch-deutsche Zweisprachigkeit im Buch trägt nicht nur der historischen Bikulturalität der Region Rechnung, sie bereichert auch die Präsentation.
{"title":"Tachovská kuchařka receptů, přiběhů a vzpomínek. Tachauer Kochbuch der Rezepte, Geschichten und Erinnerungen","authors":"Thomas Nicklas","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.379-380","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.379-380","url":null,"abstract":"Der Band ist reich mit Fotografien aus der Lebenswelt des 20. Jahrhunderts illustriert, die Abbildungen der Speisen und Gerichte sind sehr gelungen und erhöhen durch den optischen Reiz den Appetit und das Lesevergnügen. Die tschechisch-deutsche Zweisprachigkeit im Buch trägt nicht nur der historischen Bikulturalität der Region Rechnung, sie bereichert auch die Präsentation.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42668279","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.79-103
C. Földes
Die vorliegende evidenzbasierte Studie stellt auf Basis eines Forschungs- und Dokumentationsprojekts aktuelle ungarndeutsche Kontaktvarietäten fränkischer Provenienz aus Südungarn vor und erschließt charakteristische Prozesse, Muster und Resultate intensiven deutsch-ungarischen Kontakt- bzw. Interaktionsgeschehens. Es werden u. a. spezifische Zwischenformen und Verbindungen aus den verfügbaren Kodes der Sprecher aufgedeckt: Mittels der Beschreibung zahlreicher overter und coverter Transferenzprozesse, Kode-Umschaltungen, bilingualer Dopplungen etc. konnte das Profil einer gleichsam „postfränkischen“ Dialektausprägung, also einer spezifischen sprachlich-kommunikativen „Grenzgänger-Varietät“, herausgearbeitet werden. Es wurde klar, dass bei den ermittelten Kontaktphänomenen prototypisch drei Klassen eine Rolle spielen: (a) interlinguale Transfers/Übernahmen, (b) zwischensprachliche Kopien und (c) Sprachalternierungen. Die ersten beiden Manifestationsarten fasst der Aufsatz unter Hybridität zusammen, während Typ (c) als Synkretismus betrachtet wird. Dabei wurde auch deutlich, dass sich in der kommunikativen Welt von Ungarndeutschen zunehmend Erosionserscheinungen zeigen: Die Wortfluency lässt nach und eine langsame Restrukturierung des Systems setzt ein, die augenscheinlich in den semantischen und morphologischen Domänen anfängt. Dies führt sukzessiv zu einer Abnahme der Funktionsvitalität ungarndeutscher Dialektvarietäten.
{"title":"Bilingual geprägte Kommunikationsstrukturen auf der Grundlage fränkischbasierter ungarndeutscher Mundarten der Gegenwart","authors":"C. Földes","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.79-103","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.79-103","url":null,"abstract":"Die vorliegende evidenzbasierte Studie stellt auf Basis eines Forschungs- und Dokumentationsprojekts aktuelle ungarndeutsche Kontaktvarietäten fränkischer Provenienz aus Südungarn vor und erschließt charakteristische Prozesse, Muster und Resultate intensiven deutsch-ungarischen Kontakt- bzw. Interaktionsgeschehens. Es werden u. a. spezifische Zwischenformen und Verbindungen aus den verfügbaren Kodes der Sprecher aufgedeckt: Mittels der Beschreibung zahlreicher overter und coverter Transferenzprozesse, Kode-Umschaltungen, bilingualer Dopplungen etc. konnte das Profil einer gleichsam „postfränkischen“ Dialektausprägung, also einer spezifischen sprachlich-kommunikativen „Grenzgänger-Varietät“, herausgearbeitet werden. Es wurde klar, dass bei den ermittelten Kontaktphänomenen prototypisch drei Klassen eine Rolle spielen: (a) interlinguale Transfers/Übernahmen, (b) zwischensprachliche Kopien und (c) Sprachalternierungen. Die ersten beiden Manifestationsarten fasst der Aufsatz unter Hybridität zusammen, während Typ (c) als Synkretismus betrachtet wird. Dabei wurde auch deutlich, dass sich in der kommunikativen Welt von Ungarndeutschen zunehmend Erosionserscheinungen zeigen: Die Wortfluency lässt nach und eine langsame Restrukturierung des Systems setzt ein, die augenscheinlich in den semantischen und morphologischen Domänen anfängt. Dies führt sukzessiv zu einer Abnahme der Funktionsvitalität ungarndeutscher Dialektvarietäten.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"45383301","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.7-9
Uršula Krevs Birk, Matjaž Birk
{"title":"Zum Betrachtungsziel Deutsche Sprachminderheiten im östlichen Europa – Sprache, Geschichte, Kultur","authors":"Uršula Krevs Birk, Matjaž Birk","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.7-9","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.7-9","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42723148","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-12-30DOI: 10.4312/LINGUISTICA.60.2.325-334
Egor Lykov
Der vorliegende Artikel bietet einen Überblick über aktuelle Tendenzen der Volga German Studies, die ein komplexes heterogenes Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Geschichte, Theologie, Philologie und Sozialwissenschaften darstellen. Ausgehend von vorhandenen Zugängen zur Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen werden Forschungslücken identifiziert und kritisch diskutiert, wobei neue Forschungsfragen auf Grundlage der zugänglichen Archivquellen entwickelt werden. Die in der Forschungsliteratur unterbelichteten Archivquellen werden vorgestellt sowie ihr Wert für interdisziplinäre Forschungen zu den Wolgadeutschen fokussiert. Besondere Aufmerksamkeit wird auf den Wert von älteren genealogischen, religionsgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Forschungen für neue interdisziplinäre Fragestellungen gerichtet.
{"title":"Die wolgadeutsche Kultur und Literatur – Forschungsfelder, -probleme und -desiderata","authors":"Egor Lykov","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.325-334","DOIUrl":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.325-334","url":null,"abstract":"Der vorliegende Artikel bietet einen Überblick über aktuelle Tendenzen der Volga German Studies, die ein komplexes heterogenes Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Geschichte, Theologie, Philologie und Sozialwissenschaften darstellen. Ausgehend von vorhandenen Zugängen zur Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen werden Forschungslücken identifiziert und kritisch diskutiert, wobei neue Forschungsfragen auf Grundlage der zugänglichen Archivquellen entwickelt werden. Die in der Forschungsliteratur unterbelichteten Archivquellen werden vorgestellt sowie ihr Wert für interdisziplinäre Forschungen zu den Wolgadeutschen fokussiert. Besondere Aufmerksamkeit wird auf den Wert von älteren genealogischen, religionsgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Forschungen für neue interdisziplinäre Fragestellungen gerichtet.","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49335309","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}