In den 1980er Jahren als akademisches Fach mit starken Bezügen zur Wirtschaftswissenschaft gegründet, hat sich die Kulturbetriebslehre Anfang der 2000er Jahre stärker mit ihren kulturtheoretischen Grundlagen auseinandergesetzt. Organisationstheoretische Bezüge blieben dabei tendenziell unterbelichtet. 2019 erscheint auch deshalb eine Aktualisierung der fachlichen Grundlagen höchst relevant. Werner Hasitschka, Wirtschaftswissenschaftler, Ordinarius für Kulturbetriebslehre am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und von 2002 bis 2015 deren Rektor, widmet sich dieser Aufgabe und einer transdisziplinären Weiterentwicklung des Fachs. Hasitschkas Ziel ist es „eine komplexitätssensitive Theorie“ (S. 28) zum Kulturbetrieb zu entwerfen. Er nutzt hierzu das analytische Verfahren der Dialektik als Werkzeug, Methode und Struktur. Zunächst skizziert Hasitschka in Kapitel zwei den Zugang einer Kulturalistischen Erkenntnistheorie (KET). In Kapitel drei und vier stellt er dann ein breites Spektrum verschiedener Kulturund Organisationstheorien vor. Die Pluralität der Ansätze zeichnet auch Kapitel fünf „Organisation und Kultur: Differenz der Rationalitäten“ aus. Es bildet eine Brücke zum Pendant zur KET, seinem Entwurf einer Kulturalistischen Handlungstheorie (KHT) in Kapitel sechs. Mit starken Bezügen zum Interaktionismus werden in Kapitel sieben Konflikte als spezifische Ausprägungen von Interaktionen beschrieben. Hasitschka identifiziert hier die wesentlichen Konfliktfelder im Kulturbetrieb vor dem Hintergrund seiner jahrelangen praktischen Erfahrung als Leiter eines großen Musikuniversitätsund Kulturbetriebs und benennt grundsätzliche Modi zur Konfliktbewältigung (Neutralisierung) oder -lösung (Dialog, Macht oder Markt) (S. 159). Kapitel acht nimmt die Dialektik des Kulturbetriebs nochmals explizit auf, um Kultur und Organisation als Einheit und Differenz sichtbar zu machen. Anhand dreier Fallbeispiele aus dem Universitätsbetrieb, dem kirchlichen Kulturbetrieb des Bistums Trier sowie einer Situation bei den Salzburger Festspielen führt er aus, wie die Dialektik auf spezifische Situationen methodisch angewendet werden kann, um Handelnde und komplexe Logiken und Rationalitäten in ihrer Wechselund Konfliktwirkung zu verstehen. Hier skizziert er mögliche Zugänge, um die Dialektik produktiv zu nutzen, etwa gemischte Projektteams aus Forschungsund
{"title":"Werner HASITSCHKA: Kulturbetriebslehre. Zur Dialektik von Kultur und Organisation","authors":"A. Schad","doi":"10.14361/ZKMM-2019-0111","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/ZKMM-2019-0111","url":null,"abstract":"In den 1980er Jahren als akademisches Fach mit starken Bezügen zur Wirtschaftswissenschaft gegründet, hat sich die Kulturbetriebslehre Anfang der 2000er Jahre stärker mit ihren kulturtheoretischen Grundlagen auseinandergesetzt. Organisationstheoretische Bezüge blieben dabei tendenziell unterbelichtet. 2019 erscheint auch deshalb eine Aktualisierung der fachlichen Grundlagen höchst relevant. Werner Hasitschka, Wirtschaftswissenschaftler, Ordinarius für Kulturbetriebslehre am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und von 2002 bis 2015 deren Rektor, widmet sich dieser Aufgabe und einer transdisziplinären Weiterentwicklung des Fachs. Hasitschkas Ziel ist es „eine komplexitätssensitive Theorie“ (S. 28) zum Kulturbetrieb zu entwerfen. Er nutzt hierzu das analytische Verfahren der Dialektik als Werkzeug, Methode und Struktur. Zunächst skizziert Hasitschka in Kapitel zwei den Zugang einer Kulturalistischen Erkenntnistheorie (KET). In Kapitel drei und vier stellt er dann ein breites Spektrum verschiedener Kulturund Organisationstheorien vor. Die Pluralität der Ansätze zeichnet auch Kapitel fünf „Organisation und Kultur: Differenz der Rationalitäten“ aus. Es bildet eine Brücke zum Pendant zur KET, seinem Entwurf einer Kulturalistischen Handlungstheorie (KHT) in Kapitel sechs. Mit starken Bezügen zum Interaktionismus werden in Kapitel sieben Konflikte als spezifische Ausprägungen von Interaktionen beschrieben. Hasitschka identifiziert hier die wesentlichen Konfliktfelder im Kulturbetrieb vor dem Hintergrund seiner jahrelangen praktischen Erfahrung als Leiter eines großen Musikuniversitätsund Kulturbetriebs und benennt grundsätzliche Modi zur Konfliktbewältigung (Neutralisierung) oder -lösung (Dialog, Macht oder Markt) (S. 159). Kapitel acht nimmt die Dialektik des Kulturbetriebs nochmals explizit auf, um Kultur und Organisation als Einheit und Differenz sichtbar zu machen. Anhand dreier Fallbeispiele aus dem Universitätsbetrieb, dem kirchlichen Kulturbetrieb des Bistums Trier sowie einer Situation bei den Salzburger Festspielen führt er aus, wie die Dialektik auf spezifische Situationen methodisch angewendet werden kann, um Handelnde und komplexe Logiken und Rationalitäten in ihrer Wechselund Konfliktwirkung zu verstehen. Hier skizziert er mögliche Zugänge, um die Dialektik produktiv zu nutzen, etwa gemischte Projektteams aus Forschungsund","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2019-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115726584","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Gerd DIETRICH: Kulturgeschichte der DDR","authors":"S. Höhne","doi":"10.14361/ZKMM-2019-0109","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/ZKMM-2019-0109","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"22 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2019-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128990048","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Mark Cieliebak, Fernando Benites, Lara Leuschen, Michaela Hnizda, D. Betzler
Natural Language Processing (NLP) opens up new possibilities for arts management in practice and research. This article introduces the typical research process of NLP and presents the most important methods and techniques like Sentiment Analysis, Author Profiling, Named Entity Recognition, Topic Modeling and Trend Detection. Using recent research results and new illustrative examples, we describe the possibilities and limitations of NLP for arts management.
{"title":"Natural Language Processing in Arts Management","authors":"Mark Cieliebak, Fernando Benites, Lara Leuschen, Michaela Hnizda, D. Betzler","doi":"10.14361/zkmm-2019-0107","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/zkmm-2019-0107","url":null,"abstract":"Natural Language Processing (NLP) opens up new possibilities for arts management in practice and research. This article introduces the typical research process of NLP and presents the most important methods and techniques like Sentiment Analysis, Author Profiling, Named Entity Recognition, Topic Modeling and Trend Detection. Using recent research results and new illustrative examples, we describe the possibilities and limitations of NLP for arts management.","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2019-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131022766","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-12-01DOI: 10.14361/zkmm-2018-frontmatter0402
{"title":"Titelei","authors":"","doi":"10.14361/zkmm-2018-frontmatter0402","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/zkmm-2018-frontmatter0402","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"60 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"121529580","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Using the theory of stakeholder salience and stakeholder discourse, this article questions the effect of arts policy bodies on the way the cultural sector assigns leadership. It argues that in satisfying the demands of risk-averse public management, arts policy bodies implicitly and explicitly impose the role of sectoral leader on the heads of largest best-funded cultural organisations. As a result, opportunities for alternate forms of leadership to emerge outside organisations are restricted. It renders organisational leaders in conflicting obligations to multiple stakeholders – their funders, their organisations and their sector – and exposes implicit perceptions of value. Finally, in reinforcing existing organisational structures, imposed leadership inhibits the risk-taking and innovation these same arts policy bodies promote in their strategies. This prevents the emergence of more transgressive forms of leadership and innovative cultural production and affects the ability of artists to be perceived as leaders. Consequently, artists’ sectoral and policy influence is diminished and their precarity and inequality reinforced at a structural level. While focused on subsidised theatre in the UK, this research offers wider implications for how we understand policy influence on ethical leadership behaviours in the cultural sector.
{"title":"Imposed leadership in UK funded theatre and the implications for risk and innovation","authors":"A. FitzGibbon","doi":"10.14361/zkmm-2019-0102","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/zkmm-2019-0102","url":null,"abstract":"Using the theory of stakeholder salience and stakeholder discourse, this article questions the effect of arts policy bodies on the way the cultural sector assigns leadership. It argues that in satisfying the demands of risk-averse public management, arts policy bodies implicitly and explicitly impose the role of sectoral leader on the heads of largest best-funded cultural organisations. As a result, opportunities for alternate forms of leadership to emerge outside organisations are restricted. It renders organisational leaders in conflicting obligations to multiple stakeholders – their funders, their organisations and their sector – and exposes implicit perceptions of value. Finally, in reinforcing existing organisational structures, imposed leadership inhibits the risk-taking and innovation these same arts policy bodies promote in their strategies. This prevents the emergence of more transgressive forms of leadership and innovative cultural production and affects the ability of artists to be perceived as leaders. Consequently, artists’ sectoral and policy influence is diminished and their precarity and inequality reinforced at a structural level. While focused on subsidised theatre in the UK, this research offers wider implications for how we understand policy influence on ethical leadership behaviours in the cultural sector.","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-01-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133736689","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Sigrid Bekmeier-Feuerhahn, P. Bögel, Jörg Sikkenga, Andréas Heinen
The term ‘social desirability bias’ (SD bias) is used to describe a systematic tendency to adapt one’s behavior or communication to conform to perceived social norms. While SD bias, which can affect the validity of empirical studies, has received considerable attention in psychological research, it has yet to be examined in the context of the fine and performing arts. This study is among the first to provide empirical evidence for high trait desirability (TD) in the cultural sector and a resultant SD bias. It shows that due to SD bias, audiences in the cultural sector are more likely to give misleading positive feedback. It is therefore incumbent on researchers in the cultural sector to integrate an awareness of and possibilities for mitigating SD bias at all stages of their studies. This paper offers several specific suggestions on how this can be done.
{"title":"Social Desirability’s Influence on Audience Research","authors":"Sigrid Bekmeier-Feuerhahn, P. Bögel, Jörg Sikkenga, Andréas Heinen","doi":"10.14361/zkmm-2017-0202","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/zkmm-2017-0202","url":null,"abstract":"The term ‘social desirability bias’ (SD bias) is used to describe a systematic tendency to adapt one’s behavior or communication to conform to perceived social norms. While SD bias, which can affect the validity of empirical studies, has received considerable attention in psychological research, it has yet to be examined in the context of the fine and performing arts. This study is among the first to provide empirical evidence for high trait desirability (TD) in the cultural sector and a resultant SD bias. It shows that due to SD bias, audiences in the cultural sector are more likely to give misleading positive feedback. It is therefore incumbent on researchers in the cultural sector to integrate an awareness of and possibilities for mitigating SD bias at all stages of their studies. This paper offers several specific suggestions on how this can be done.","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"17 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2017-10-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122094665","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Along with the debate on the role of culture in development and the consequent establishment of culture-based local strategies, a significant number of impact evaluation studies have been produced to demonstrate culture’s instrumental function. This article explains that the rationale behind this impact research has been biased towards economic appraisals, and it advocates bringing social and intangible dimensions, beyond the tangible and monetary ones, into the debate. This change can highlight the mechanisms through which culture and the arts can enrich societies and individuals. In doing this, and on the basis of a literature review, the article presents the current practices in social impact assessments of cultural activities, by describing the type of documents identified, the project beneficiaries and providers, the contexts in which assessments take place, the cultural inputs and artistic forms that drive the potential effects, the main impact areas covered by the studies, the time frame for the impact analyses and the methodological approaches. Moreover, it stresses the complexity and constraints of conducting social impact appraisals, arguing that these challenges might also keep researchers away.
{"title":"The role of culture in development","authors":"M. Azevedo","doi":"10.14361/zkmm-2017-0203","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/zkmm-2017-0203","url":null,"abstract":"Along with the debate on the role of culture in development and the consequent establishment of culture-based local strategies, a significant number of impact evaluation studies have been produced to demonstrate culture’s instrumental function. This article explains that the rationale behind this impact research has been biased towards economic appraisals, and it advocates bringing social and intangible dimensions, beyond the tangible and monetary ones, into the debate. This change can highlight the mechanisms through which culture and the arts can enrich societies and individuals. In doing this, and on the basis of a literature review, the article presents the current practices in social impact assessments of cultural activities, by describing the type of documents identified, the project beneficiaries and providers, the contexts in which assessments take place, the cultural inputs and artistic forms that drive the potential effects, the main impact areas covered by the studies, the time frame for the impact analyses and the methodological approaches. Moreover, it stresses the complexity and constraints of conducting social impact appraisals, arguing that these challenges might also keep researchers away.","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"88 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2017-10-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"117309260","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
schaftliche Ungleichheit in der Einkommensverteilung und noch mehr im Kapitalbesitz“ (S. 138f.) spielten dabei eine wesentliche Rolle. Seine Schlussfolgerung: „Kultur für alle“ wirke für Menschen mit geringem Kapitalbesitz und zu wenig Freizeit anmaßend, wenn nicht gar zynisch. Zembylas geht also von einem Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Situation und Kulturbesuch aus. Silke Helfrich sieht dagegen ökonomische Sorglosigkeit als Bedingung für Kreativität und proklamiert in diesem Kontext die Idee des „bedingungslosen Grundeinkommens“ (S. 29). Konrad Paul Liessmann widerspricht dem Konnex zwischen Kapitalbesitz und Kultur: Für ihn ist ein anregungsreiches Elternhaus, das zu kultureller Auseinandersetzung inspiriert, die Grundbedingung für kulturellen Enthusiasmus. „Kultur für alle“ müsse demnach dafür sorgen, diese Voraussetzungen allen Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Stattdessen wirke der „Kulturvermittlungs-Boom“ immer häufiger als Kompensation für Versäumnisse der Bildungsund Sozialpolitik (S. 73). Insgesamt eignet sich der Interviewband für Kulturpolitiker, kulturell Verantwortliche oder kulturinteressierte Laien, die ihre eigene Position kritisch reflektieren und sich für den fachlichen Diskurs wappnen möchten. Aufgrund der ‚häppchenweisen‘ Aufbereitung in gut lesbare Interviews ist dieser Band keine komplizierte Lektüre, birgt aber dennoch einige überraschend neue Gedanken zur Debatte über die Zugänglichkeit von Kunst und Kultur für jedermann.
{"title":"Lindiwe Dovey: Curating Africa in the Age of Film Festivals. New York (Palgrave) 2015, 270 Seiten.","authors":"Verena Teissl","doi":"10.14361/ZKMM-2017-0214","DOIUrl":"https://doi.org/10.14361/ZKMM-2017-0214","url":null,"abstract":"schaftliche Ungleichheit in der Einkommensverteilung und noch mehr im Kapitalbesitz“ (S. 138f.) spielten dabei eine wesentliche Rolle. Seine Schlussfolgerung: „Kultur für alle“ wirke für Menschen mit geringem Kapitalbesitz und zu wenig Freizeit anmaßend, wenn nicht gar zynisch. Zembylas geht also von einem Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Situation und Kulturbesuch aus. Silke Helfrich sieht dagegen ökonomische Sorglosigkeit als Bedingung für Kreativität und proklamiert in diesem Kontext die Idee des „bedingungslosen Grundeinkommens“ (S. 29). Konrad Paul Liessmann widerspricht dem Konnex zwischen Kapitalbesitz und Kultur: Für ihn ist ein anregungsreiches Elternhaus, das zu kultureller Auseinandersetzung inspiriert, die Grundbedingung für kulturellen Enthusiasmus. „Kultur für alle“ müsse demnach dafür sorgen, diese Voraussetzungen allen Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Stattdessen wirke der „Kulturvermittlungs-Boom“ immer häufiger als Kompensation für Versäumnisse der Bildungsund Sozialpolitik (S. 73). Insgesamt eignet sich der Interviewband für Kulturpolitiker, kulturell Verantwortliche oder kulturinteressierte Laien, die ihre eigene Position kritisch reflektieren und sich für den fachlichen Diskurs wappnen möchten. Aufgrund der ‚häppchenweisen‘ Aufbereitung in gut lesbare Interviews ist dieser Band keine komplizierte Lektüre, birgt aber dennoch einige überraschend neue Gedanken zur Debatte über die Zugänglichkeit von Kunst und Kultur für jedermann.","PeriodicalId":414783,"journal":{"name":"Zeitschrift für Kulturmanagement","volume":"484 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2017-10-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115877979","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
京公网安备 11010802042870号
京ICP备2023020795号-1
扫码关注我们
求助内容：
应助结果提醒方式：