Die Visuell Evozierten Potentiale (VEP) bieten die Möglichkeit einer funktionellen Untersuchung der Sehbahn. Ergänzend zur in den letzten Jahren immer weiter optimierten morphologischen, d.h. bildgebenden, Untersuchung ermöglichen VEP die Objektivierung von Sehstörungen oder die Detektion subklinischer Läsionen. Dabei ist eine Latenzverzögerung der beste neurophysiologische Indikator einer Demyelinisierung. Eine spezifische Diagnosestellung allein anhand typischer Befunde ist allerdings trotz etwas unterschiedlicher Befundmuster nicht möglich.
Die Durchführung der VEP erfordert die Beachtung gewisser Qualitätsstandards. Auf der einen Seite ist das Wissen um biologische (z.B. Mitarbeit, Visus, Vigilanz) und technische Einflussfaktoren (z.B. Elektrodensitz, Reizparameter) unerlässlich für die/den Ableitende(n), um bereits bei der Aufzeichnung Störfaktoren ausschalten zu können. Auf der anderen Seite sind auch für eine qualifizierte Befundung die Erkennung möglicher Artefakte sowie die Kenntnis von den Möglichkeiten und Einschränkungen der VEP notwendig. Insbesondere bedarf es bei der Befundung immer einer Einordnung der Messergebnisse in den klinischen Zusammenhang. Dieser Artikel soll das hierfür notwendige Hintergrundwissen vermitteln.
Visual evoked potentials (VEP) provide the possibility for a functional examination of the visual pathway. Complementary to the increasingly sophisticated morphological assessment by imaging techniques, VEP allow for an objective detection of vision disorders and subclinical lesions. In this context, a latency delay is the best neurophysiological indicator of demyelination. Despite slightly different patterns of pathological findings, a definite diagnosis is not possible by means of VEP alone.
The recording of VEP requires the adherence to certain quality standards. On the one hand, biological (e.g. cooperation, visual acuity and alertness) and technical factors (e.g. position of electrodes and stimulation parameters) should be considered to eliminate confounding factors already present during the recording. On the other hand, a qualified interpretation requires the detection of artefacts and knowledge of the capabilities and limitations of VEP. In particular, the results must be placed in a clinical context to allow for a realistic interpretation. This article should provide the necessary background knowledge.