Pub Date : 2021-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2021-1-84
Jürgen Schmidt, Tina Nicoletti
Die Studie prüft bei 14-16-jährigen Schüler(inne)n mittels Taking-Spiel experimentell, in welchem Ausmaß nichtstrategisch reziprokes Verhalten zu beobachten ist. Dabei wird auch die Verwendung des Begriffs „altruistische Reziprozität“ in der Fairnessforschung problematisiert. Die zentralen Fragen unserer Studie sind im Einzelnen: (1) Weshalb ist der Begriff „altruistische Reziprozität“ zur Bezeichnung nichtstrategisch bedingter Kooperation missverständlich? (2) Welche Mechanismen können nichtstrategisch reziprokes Handeln bewirken? (3) In welchem Ausmaß teilen jugendliche Schüler(innen) im Alter von 14-16 Jahren? (4) Geben Gymnasiast(inn)en beim Teilen ceteris paribus mehr zurück als Mittelschüler(innen)? (5) Handeln jugendliche Schüler(innen) überwiegend in Übereinstimmung mit der Reziprozitätsnorm von Alvin Gouldner (1960)? (6) Führen Abweichungen von der paritätischen Gesamtaufteilung in symmetrischer Weise zu einer Nutzeneinbuße wie es das ERC-Modell (Bolton/Ockenfels 2000) in der Nutzenfunktion unterstellt? Unsere Ergebnisse erbringen negative empirische Evidenz für äquivalent reziprokes Teilungsverhalten. Knapp 30% der Versuchspersonen handeln nicht einmal in Übereinstimmung mit den Minimalvoraussetzungen der Reziprozitätsnorm von Gouldner. Dennoch liegt im Mittel eine gewisse inferiore Reziprozitätsorientierung der untersuchten Personen vor. Auch die ERC-Theorie erfährt bezüglich der Symmetrie der Nutzeneinbußen bei Abweichungen von der Gleichverteilung negative Evidenz.
{"title":"Äquivalente Reziprozität oder Vorteilsuche? Empirische Befunde im Taking-Spiel bei 14-16-jährigen Mittelschüler(inne)n und Gymnasiast(inn)en","authors":"Jürgen Schmidt, Tina Nicoletti","doi":"10.5771/0038-6073-2021-1-84","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2021-1-84","url":null,"abstract":"Die Studie prüft bei 14-16-jährigen Schüler(inne)n mittels Taking-Spiel experimentell, in welchem Ausmaß nichtstrategisch reziprokes Verhalten zu beobachten ist. Dabei wird auch die Verwendung des Begriffs „altruistische Reziprozität“ in der Fairnessforschung problematisiert. Die zentralen Fragen unserer Studie sind im Einzelnen: (1) Weshalb ist der Begriff „altruistische Reziprozität“ zur Bezeichnung nichtstrategisch bedingter Kooperation missverständlich? (2) Welche Mechanismen können nichtstrategisch reziprokes Handeln bewirken? (3) In welchem Ausmaß teilen jugendliche Schüler(innen) im Alter von 14-16 Jahren? (4) Geben Gymnasiast(inn)en beim Teilen ceteris paribus mehr zurück als Mittelschüler(innen)? (5) Handeln jugendliche Schüler(innen) überwiegend in Übereinstimmung mit der Reziprozitätsnorm von Alvin Gouldner (1960)? (6) Führen Abweichungen von der paritätischen Gesamtaufteilung in symmetrischer Weise zu einer Nutzeneinbuße wie es das ERC-Modell (Bolton/Ockenfels 2000) in der Nutzenfunktion unterstellt? Unsere Ergebnisse erbringen negative empirische Evidenz für äquivalent reziprokes Teilungsverhalten. Knapp 30% der Versuchspersonen handeln nicht einmal in Übereinstimmung mit den Minimalvoraussetzungen der Reziprozitätsnorm von Gouldner. Dennoch liegt im Mittel eine gewisse inferiore Reziprozitätsorientierung der untersuchten Personen vor. Auch die ERC-Theorie erfährt bezüglich der Symmetrie der Nutzeneinbußen bei Abweichungen von der Gleichverteilung negative Evidenz.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"80 1","pages":"84-109"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75824337","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2021-1-27
Susanne Strauß, Jasmin Meyer, Mara Mantinger
Die bisherige Forschung zeigt, dass Studierende in geschlechtsatypischen Studiengängen ihr Studium häufiger vorzeitig beenden als Studierende in geschlechtstypischen oder -neutralen Studiengängen. Ungeklärt ist bisher, ob sie nach dem Verlassen dieser Studiengänge auch das geschlechtsatypische Bildungsumfeld an sich verlassen und welche Mechanismen diese Entscheidung erklären. Die empirische Analyse dieser Frage erfolgt auf Grundlage der Exmatrikuliertenbefragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) der Jahre 2014 und 2017. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Studierenden nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs das geschlechtsatypische Bildungsumfeld verlässt. Bei Frauen bewirken insbesondere Zweifel an ihrer Eignung für das jeweilige Studienfach, dass sie einen geschlechtstypischen oder -neutralen Bildungsweg einem geschlechtsatypischen vorziehen. Jene Frauen, denen das gesellschaftliche Ansehen wichtig ist, verbleiben hingegen eher im geschlechtsatypischen Umfeld. Bei Männern können die untersuchten Faktoren nicht erklären, warum auch sie nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs mehrheitlich den geschlechtsatypischen Bildungsweg verlassen.
{"title":"Drehtür-Effekt im deutschen Hochschulsystem? Bildungswege nach dem Abbruch geschlechtsatypischer Studiengänge","authors":"Susanne Strauß, Jasmin Meyer, Mara Mantinger","doi":"10.5771/0038-6073-2021-1-27","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2021-1-27","url":null,"abstract":"Die bisherige Forschung zeigt, dass Studierende in geschlechtsatypischen Studiengängen ihr Studium häufiger vorzeitig beenden als Studierende in geschlechtstypischen oder -neutralen Studiengängen. Ungeklärt ist bisher, ob sie nach dem Verlassen dieser Studiengänge auch das geschlechtsatypische Bildungsumfeld an sich verlassen und welche Mechanismen diese Entscheidung erklären. Die empirische Analyse dieser Frage erfolgt auf Grundlage der Exmatrikuliertenbefragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) der Jahre 2014 und 2017. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Studierenden nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs das geschlechtsatypische Bildungsumfeld verlässt. Bei Frauen bewirken insbesondere Zweifel an ihrer Eignung für das jeweilige Studienfach, dass sie einen geschlechtstypischen oder -neutralen Bildungsweg einem geschlechtsatypischen vorziehen. Jene Frauen, denen das gesellschaftliche Ansehen wichtig ist, verbleiben hingegen eher im geschlechtsatypischen Umfeld. Bei Männern können die untersuchten Faktoren nicht erklären, warum auch sie nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs mehrheitlich den geschlechtsatypischen Bildungsweg verlassen.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"87 1","pages":"27-54"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"79373944","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2021-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2021-1-3
A. Bogner
Gesellschaftsdiagnosen haben als eine Variante öffentlicher Soziologie eine wichtige Legitimationsfunktion für das Fach. Zumindest, sofern die Gesellschaftsdiagnose als legitime Spielart soziologischer Theoriebildung gilt. Um dies zu begründen, wird zunächst das Verhältnis zwischen Gesellschaftsdiagnose, Zeitdiagnose und Gesellschaftstheorie beleuchtet. Im Anschluss werden Prämissen, Problemstellungen und Konstruktionsprinzipien der Gesellschaftsdiagnose rekonstruiert. Gesellschaftsdiagnosen, so die zentrale These, leben von der gelungenen Kombination aus einer auf das Wesenhafte abzielenden Gesellschaftsbeschreibung, der plausiblen Konstruktion eines Epochenbruchs innerhalb der Moderne und einer moderat kulturkritischen Tonlage. Der diskrete Charme der Gesellschaftsdiagnose, so die Schlussfolgerung, besteht darin, dass gerade eine „altmodische“ Form des Theoretisierens in der Lage ist, die modischen Ansprüche verstärkten Problem- und Öffentlichkeitsbezugs zu erfüllen, mit denen sich heute auch und gerade die Soziologie konfrontiert sieht.
{"title":"Der diskrete Charme der Gesellschaftsdiagnose. Wesen und Wirkung eines soziologischen Genres","authors":"A. Bogner","doi":"10.5771/0038-6073-2021-1-3","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2021-1-3","url":null,"abstract":"Gesellschaftsdiagnosen haben als eine Variante öffentlicher Soziologie eine wichtige Legitimationsfunktion für das Fach. Zumindest, sofern die Gesellschaftsdiagnose als legitime Spielart soziologischer Theoriebildung gilt. Um dies zu begründen, wird zunächst das Verhältnis zwischen Gesellschaftsdiagnose, Zeitdiagnose und Gesellschaftstheorie beleuchtet. Im Anschluss werden Prämissen, Problemstellungen und Konstruktionsprinzipien der Gesellschaftsdiagnose rekonstruiert. Gesellschaftsdiagnosen, so die zentrale These, leben von der gelungenen Kombination aus einer auf das Wesenhafte abzielenden Gesellschaftsbeschreibung, der plausiblen Konstruktion eines Epochenbruchs innerhalb der Moderne und einer moderat kulturkritischen Tonlage. Der diskrete Charme der Gesellschaftsdiagnose, so die Schlussfolgerung, besteht darin, dass gerade eine „altmodische“ Form des Theoretisierens in der Lage ist, die modischen Ansprüche verstärkten Problem- und Öffentlichkeitsbezugs zu erfüllen, mit denen sich heute auch und gerade die Soziologie konfrontiert sieht.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"1 1","pages":"3-26"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"79610203","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-11-23DOI: 10.5771/9783845288376-332
S. Böschen, J. Hahn, B. Krings, Constanze Scherz, Patrick Sumpf
{"title":"‚Globale Technikfolgenabschätzung‘? Konvergenzen und Divergenzen kosmopolitischer Wissenschaftsdynamiken","authors":"S. Böschen, J. Hahn, B. Krings, Constanze Scherz, Patrick Sumpf","doi":"10.5771/9783845288376-332","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783845288376-332","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"37 1","pages":"332-365"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-11-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"89525830","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-08-04DOI: 10.5771/0038-6073-2020-1-2-54
C. Spörlein, Cornelia Kristen, Regin Schmidt, J. Welker
Migrant selectivity refers to the idea that immigrants differ in certain characteristics from individuals who stay behind in their country of origin. In this article, we describe the selectivity profiles of recent migrants to Germany with respect to educational attainment, age and sex. We illustrate how refugees differ from labour migrants, and we compare the profiles of Syrian refugees who successfully completed the long journey to Europe to Syrian refugees who settled in neighbouring Lebanon or Jordan. We rely on destination-country data from the IAB-BAMF-GSOEP Survey of Refugees, the Arab Barometer, and the German Microcensus, as well as on a broad range of origin-country data sources. Regarding sex selectivity, males dominate among refugees in Germany, while among economic migrants, sex distributions are more balanced. Relative to their societies of origin, labour migrants are younger than refugees. At the same time, both types of migrants are drawn from the younger segments of their origin populations. In terms of educational attainment, many refugees compare rather poorly with average Germans’ attainment, but well when compared to their origin populations. The educational profiles for labour migrants are mixed. Finally, Syrians who settle in Germany are younger, more likely to be male and relatively better educated than Syrians migrating to Jordan or Lebanon.
{"title":"Selectivity profiles of recently arrived refugees and labour migrants in Germany","authors":"C. Spörlein, Cornelia Kristen, Regin Schmidt, J. Welker","doi":"10.5771/0038-6073-2020-1-2-54","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-54","url":null,"abstract":"Migrant selectivity refers to the idea that immigrants differ in certain characteristics from individuals who stay behind in their country of origin. In this article, we describe the selectivity profiles of recent migrants to Germany with respect to educational attainment, age and sex. We illustrate how refugees differ from labour migrants, and we compare the profiles of Syrian refugees who successfully completed the long journey to Europe to Syrian refugees who settled in neighbouring Lebanon or Jordan. We rely on destination-country data from the IAB-BAMF-GSOEP Survey of Refugees, the Arab Barometer, and the German Microcensus, as well as on a broad range of origin-country data sources. Regarding sex selectivity, males dominate among refugees in Germany, while among economic migrants, sex distributions are more balanced. Relative to their societies of origin, labour migrants are younger than refugees. At the same time, both types of migrants are drawn from the younger segments of their origin populations. In terms of educational attainment, many refugees compare rather poorly with average Germans’ attainment, but well when compared to their origin populations. The educational profiles for labour migrants are mixed. Finally, Syrians who settle in Germany are younger, more likely to be male and relatively better educated than Syrians migrating to Jordan or Lebanon.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-08-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49554016","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-08-04DOI: 10.5771/0038-6073-2020-1-2-201
Alexander W. Schmidt-Catran, Christian S. Czymara
We analyze whether the Islamist terror attack on the Christmas market in Berlin in 2016 had an impact on public opinion toward immigration in general and, since the attacker has entered Germany to apply for asylum, toward refugees in particular. An analysis of this natural experiment reveals a negative shift regarding the latter, while no differences are observed for the former. To shed more light on the driver of attitude change, we combine these findings with a quantitative content analysis of online media reporting about refugees before and after the attack. Mass media have long been considered to have an impact on exclusionary attitudes toward ethnic minorities. However, empirical evidence on this relationship remains largely anecdotal. We draw upon unsupervised machine learning to quantify the developments in reporting in three popular German online news websites. Results reveal that the attack had significant impact on media reporting on these websites. However, the strong focus on the attack was only short lived, quickly decreasing already in the second week after the attack. Linking media data to the public opinion data reveals no clear connection between reporting and attitudes. In contrast to theoretical expectations, descriptive evidence even shows that both follow almost opposite trends, since people changed their attitudes only weeks after the attack. We discuss potential explanations of these, at first sight, counterintuitive findings.
{"title":"“Did you read about Berlin?” Terrorist attacks, online media reporting and support for refugees in Germany","authors":"Alexander W. Schmidt-Catran, Christian S. Czymara","doi":"10.5771/0038-6073-2020-1-2-201","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-201","url":null,"abstract":"We analyze whether the Islamist terror attack on the Christmas market in Berlin in 2016 had an impact on public opinion toward immigration in general and, since the attacker has entered Germany to apply for asylum, toward refugees in particular. An analysis of this natural experiment reveals a negative shift regarding the latter, while no differences are observed for the former. To shed more light on the driver of attitude change, we combine these findings with a quantitative content analysis of online media reporting about refugees before and after the attack. Mass media have long been considered to have an impact on exclusionary attitudes toward ethnic minorities. However, empirical evidence on this relationship remains largely anecdotal. We draw upon unsupervised machine learning to quantify the developments in reporting in three popular German online news websites. Results reveal that the attack had significant impact on media reporting on these websites. However, the strong focus on the attack was only short lived, quickly decreasing already in the second week after the attack. Linking media data to the public opinion data reveals no clear connection between reporting and attitudes. In contrast to theoretical expectations, descriptive evidence even shows that both follow almost opposite trends, since people changed their attitudes only weeks after the attack. We discuss potential explanations of these, at first sight, counterintuitive findings.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-08-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"45735282","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-08-04DOI: 10.5771/0038-6073-2020-1-2-160
Gisela Will, Christoph Homuth
In the recent wave of refugee immigration to Germany, many children and adolescents were among the migrants. Their integration into the German educational system will be a major challenge for the years and decades to come. The paper’s aim is to examine both general and refugee-specific mechanisms that likely explain ethnic and social inequality in education among refugee adolescents. The study is based on ReGES (Refugees in the German Educational System) data collected in five German federal states. Our results show that refugee adolescents attend lower grade levels and lower school types than the general pupil population in Germany. We further posit that established mechanisms to explain social and ethnic inequality are also applicable to refugee adolescents. Among refugee-specific aspects, we identify factors at the federal state level that influence the school placement of young refugees. Furthermore, at the individual level, post-traumatic stress disorder is associated with differences in educational achievement among refugee students.
{"title":"Education of Refugee Adolescents at the End of Secondary School: The Role of Educational Policies, Individual and Family Resources","authors":"Gisela Will, Christoph Homuth","doi":"10.5771/0038-6073-2020-1-2-160","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-160","url":null,"abstract":"In the recent wave of refugee immigration to Germany, many children and adolescents were among the migrants. Their integration into the German educational system will be a major challenge for the years and decades to come. The paper’s aim is to examine both general and refugee-specific mechanisms that likely explain ethnic and social inequality in education among refugee adolescents. The study is based on ReGES (Refugees in the German Educational System) data collected in five German federal states. Our results show that refugee adolescents attend lower grade levels and lower school types than the general pupil population in Germany. We further posit that established mechanisms to explain social and ethnic inequality are also applicable to refugee adolescents. Among refugee-specific aspects, we identify factors at the federal state level that influence the school placement of young refugees. Furthermore, at the individual level, post-traumatic stress disorder is associated with differences in educational achievement among refugee students.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-08-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47563986","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2020-4-440
Michael Windzio, T. Hirsch, D. Baier
Anhand einer groß angelegten Schülerbefragung wird der Einfluss muslimischen Glaubens auf gewaltakzeptierende Geschlechterrollenorientierungen bei Jugendlichen untersucht. Im theoretischen Teil der Arbeit wird zunächst die Bedeutung einer religiösen Norm erörtert, die schriftlich kodifiziert ist: das Verbot von „Unzucht“ (zinā). Wir argumentieren auf Basis religionssoziologischer und anthropologischer Überlegungen, dass diese Norm zwar mit dem allgemeinen Ordnungsprinzip von Clans in nichtstaatlichen Gesellschaften zusammenhängt, nämlich der Kultur der Ehre. Infolge der Fixierung in den religiösen Schriften ist sie aber auch heute noch verhaltensrelevant. Empirisch wird auf Basis einer bundesweiten Schülerbefragung gezeigt, dass muslimische Religiosität auch nach Kontrolle zahlreicher einschlägiger Variablen einen robusten Effekt auf gewaltakzeptierende Geschlechterrollenorientierungen aufweist, der von den Indikatoren der „Kultur der Ehre“ unabhängig ist. Sodann wird für 52 Regionen die Segregation muslimischer Jugendlicher über Schulklassen hinweg berechnet und überprüft, ob gewaltfördernde Geschlechterrollenorientierungen umso schwächer ausgeprägt sind, je stärker muslimische Jugendliche potentiellen Kontakten mit Nichtmuslimen ausgesetzt sind.
{"title":"Kultur der Ehre und Religion. Gewaltakzeptierende Geschlechterrollenorientierungen muslimischer Jugendlicher","authors":"Michael Windzio, T. Hirsch, D. Baier","doi":"10.5771/0038-6073-2020-4-440","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-4-440","url":null,"abstract":"Anhand einer groß angelegten Schülerbefragung wird der Einfluss muslimischen Glaubens auf gewaltakzeptierende Geschlechterrollenorientierungen bei Jugendlichen untersucht. Im theoretischen Teil der Arbeit wird zunächst die Bedeutung einer religiösen Norm erörtert, die schriftlich kodifiziert ist: das Verbot von „Unzucht“ (zinā). Wir argumentieren auf Basis religionssoziologischer und anthropologischer Überlegungen, dass diese Norm zwar mit dem allgemeinen Ordnungsprinzip von Clans in nichtstaatlichen Gesellschaften zusammenhängt, nämlich der Kultur der Ehre. Infolge der Fixierung in den religiösen Schriften ist sie aber auch heute noch verhaltensrelevant. Empirisch wird auf Basis einer bundesweiten Schülerbefragung gezeigt, dass muslimische Religiosität auch nach Kontrolle zahlreicher einschlägiger Variablen einen robusten Effekt auf gewaltakzeptierende Geschlechterrollenorientierungen aufweist, der von den Indikatoren der „Kultur der Ehre“ unabhängig ist. Sodann wird für 52 Regionen die Segregation muslimischer Jugendlicher über Schulklassen hinweg berechnet und überprüft, ob gewaltfördernde Geschlechterrollenorientierungen umso schwächer ausgeprägt sind, je stärker muslimische Jugendliche potentiellen Kontakten mit Nichtmuslimen ausgesetzt sind.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"4 1","pages":"440-474"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75860804","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2020-4-475
M. Sonnberger, M. Leger
Als eine Folge des sogenannten Dieselskandals wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt. Diese Fahrverbote waren und sind Gegenstand äußerst kontroverser öffentlicher Auseinandersetzungen. Stuttgart war die erste Stadt, in der flächendeckende Einfahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt wurden. Basierend auf sieben Fokusgruppendiskussionen zum Thema Dieselfahrverbote, die im November und Dezember 2018 mit Stuttgarter*innen und Einpendler*innen aus dem Stuttgarter Umland durchgeführt wurden, arbeiten wir zentrale Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung der Fahrverbote in Stuttgart heraus. Die Auswertung des Materials erfolgte in Anlehnung an die Codierschritte der Grounded Theory und hatte die Identifikation zugrundeliegender Deutungsmuster zum Ziel. Anhand des Materials lässt sich zeigen, dass die Deutung der Fahrverbote im Wesentlichen durch empfundene Ungerechtigkeit sowie unterschiedlich schattiertes Unverständnis und Skeptizismus gekennzeichnet ist. Als Adressatin geäußerter Kritik fungiert dabei in erster Linie die, oftmals abstrakt gehaltene, „Politik“. Basierend auf einer sozialen Gemengelage des Misstrauens gegenüber politischen Akteuren lässt sich ein zugrundeliegendes Deutungsmuster der „undurchsichtigen Interessenspolitik zum Nachteil der ‚einfachen‘ Bürger*innen“ identifizieren, das in zwei unterschiedlichen Argumentationsmodi kommuniziert wird. Die Ergebnisse lassen sich als eine Illustration des spezifischen Umgangs der Bürger*innen mit der Komplexität und Ambiguität sozialökologischer Transformationen interpretieren.
{"title":"Gegen das Gemeinwohl. Eine qualitative Studie zur Deutung der Dieselfahrverbote in Stuttgart","authors":"M. Sonnberger, M. Leger","doi":"10.5771/0038-6073-2020-4-475","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-4-475","url":null,"abstract":"Als eine Folge des sogenannten Dieselskandals wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt. Diese Fahrverbote waren und sind Gegenstand äußerst kontroverser öffentlicher Auseinandersetzungen. Stuttgart war die erste Stadt, in der flächendeckende Einfahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt wurden. Basierend auf sieben Fokusgruppendiskussionen zum Thema Dieselfahrverbote, die im November und Dezember 2018 mit Stuttgarter*innen und Einpendler*innen aus dem Stuttgarter Umland durchgeführt wurden, arbeiten wir zentrale Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung der Fahrverbote in Stuttgart heraus. Die Auswertung des Materials erfolgte in Anlehnung an die Codierschritte der Grounded Theory und hatte die Identifikation zugrundeliegender Deutungsmuster zum Ziel. Anhand des Materials lässt sich zeigen, dass die Deutung der Fahrverbote im Wesentlichen durch empfundene Ungerechtigkeit sowie unterschiedlich schattiertes Unverständnis und Skeptizismus gekennzeichnet ist. Als Adressatin geäußerter Kritik fungiert dabei in erster Linie die, oftmals abstrakt gehaltene, „Politik“. Basierend auf einer sozialen Gemengelage des Misstrauens gegenüber politischen Akteuren lässt sich ein zugrundeliegendes Deutungsmuster der „undurchsichtigen Interessenspolitik zum Nachteil der ‚einfachen‘ Bürger*innen“ identifizieren, das in zwei unterschiedlichen Argumentationsmodi kommuniziert wird. Die Ergebnisse lassen sich als eine Illustration des spezifischen Umgangs der Bürger*innen mit der Komplexität und Ambiguität sozialökologischer Transformationen interpretieren.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"1 1","pages":"475-506"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"89732659","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2020-01-01DOI: 10.5771/0038-6073-2020-1-2-90
Christian Hunkler, May Khourshed
This paper examines the role of traumatic experiences in the short-term integration of Syrian refugees in Germany. Drawing from the literature, and using dose-response and stress process theory, we presume that there is a negative effect of experiencing traumatic events, pre- and during migration, on integration. We concentrate our analysis on a sub-population of asylum seekers and refugees from Syria that have arrived in the last refugee wave in 2014/2015, who have a high incidence level of potentially traumatizing events. We use the Qualifications, Potentials and Life Courses of Syrian Refugees (QPLC) survey which has a module on pre- and during-migration stressors and measures structural integration as well as German language acquisition. In contrast to the a priori assumptions in the literature, we find that there is actually a positive effect of traumatic experiences on cognitive-cultural integration, i.e., language acquisition, and close to zero effect on structural integration, i.e., employment and education enrolment. We posit that due to possible higher motivation to remain in the new country, in the short run, Syrian refugees and asylum seekers seem to be integrating despite the added burdens of having experienced traumatic events.
{"title":"The Role of Trauma for Integration. The Case of Syrian Refugees","authors":"Christian Hunkler, May Khourshed","doi":"10.5771/0038-6073-2020-1-2-90","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-90","url":null,"abstract":"This paper examines the role of traumatic experiences in the short-term integration of Syrian refugees in Germany. Drawing from the literature, and using dose-response and stress process theory, we presume that there is a negative effect of experiencing traumatic events, pre- and during migration, on integration. We concentrate our analysis on a sub-population of asylum seekers and refugees from Syria that have arrived in the last refugee wave in 2014/2015, who have a high incidence level of potentially traumatizing events. We use the Qualifications, Potentials and Life Courses of Syrian Refugees (QPLC) survey which has a module on pre- and during-migration stressors and measures structural integration as well as German language acquisition. In contrast to the a priori assumptions in the literature, we find that there is actually a positive effect of traumatic experiences on cognitive-cultural integration, i.e., language acquisition, and close to zero effect on structural integration, i.e., employment and education enrolment. We posit that due to possible higher motivation to remain in the new country, in the short run, Syrian refugees and asylum seekers seem to be integrating despite the added burdens of having experienced traumatic events.","PeriodicalId":45144,"journal":{"name":"Soziale Welt-Zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis","volume":"83 1","pages":"90-122"},"PeriodicalIF":1.3,"publicationDate":"2020-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86581288","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}