Im Hinblick auf die Tendenz der philosophischen Tradition des Psychologismus, die Dimension des Moralischen zu eliminieren, wird die Frage nach dem Verhältnis zwischen Wirklichkeitsbegriff und dem «Bösen» gestellt. Es zeigt sich, dass die Entwirklichung des Bösen durch Verabsolutierung psychologischer Mechanismen das Problem des Ethikverlustes massiv verstärken kann und dass eine spezifische Auffassung des Archetypischen im Menschen dem entgegenzuwirken vermag.
{"title":"Die Entwirklichung des Bösen","authors":"H. Emrich","doi":"10.1159/000064897","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000064897","url":null,"abstract":"Im Hinblick auf die Tendenz der philosophischen Tradition des Psychologismus, die Dimension des Moralischen zu eliminieren, wird die Frage nach dem Verhältnis zwischen Wirklichkeitsbegriff und dem «Bösen» gestellt. Es zeigt sich, dass die Entwirklichung des Bösen durch Verabsolutierung psychologischer Mechanismen das Problem des Ethikverlustes massiv verstärken kann und dass eine spezifische Auffassung des Archetypischen im Menschen dem entgegenzuwirken vermag.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"198 - 205"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000064897","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"65104720","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der Beitrag gibt eine Übersicht über geistesgeschichtlich bedeutsame Strömungen des 19. Jahrhunderts, die auf Jungs Persönlichkeit und die Entstehung seiner psychologischen Ideen eingewirkt haben. Zunächst wird der Einfluss des Spiritismus untersucht, der ein wichtiger Bestandteil der geistigen Atmosphäre in Jungs Elternhaus war. Die Transformation von der spiritistischen Idee des Totengeistes zu den Konzepten von Archetypus und Komplex wird nachvollzogen. Es folgt eine Erörterung der Quellen, die Jungs Psychologie mit der Ideenwelt der romantischen Psychologie und Naturphilosophie (Carus) und des Deutschen Idealismus (Schelling) verbinden. Romantische Konzepte wie das des Vitalismus, der Polarität, der Urphänomene und ihrer Metamorphose werden hinsichtlich ihrer überragenden Bedeutung für die Grundlegung des Jungschen Denkens nachgewiesen. Theorie- und erkenntniskritisch wird die Frage des metaphysischen Charakters der Jungschen Psychologie diskutiert. Der dritte Teil befasst sich mit den Einflüssen Schopenhauers und Nietzsches. Die Postmodernität in Jungs Denken zeigt sich in seiner spezifischen Verarbeitung der nihilistischen Krise sowie der Krise des Subjektes, die in der Nachfolge Nietzsches einen hochaktuellen Beitrag zum Subjektverständnis und zum Standort des Individuums in einer pluralisierten, dezentrierten Welt darstellt.
{"title":"Jungs Wurzeln – Überlegungen zur ideellen Grundlegung seiner Psychologie unter Traditions- und Gegenwartsaspekten","authors":"R. Lesmeister","doi":"10.1159/000064896","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000064896","url":null,"abstract":"Der Beitrag gibt eine Übersicht über geistesgeschichtlich bedeutsame Strömungen des 19. Jahrhunderts, die auf Jungs Persönlichkeit und die Entstehung seiner psychologischen Ideen eingewirkt haben. Zunächst wird der Einfluss des Spiritismus untersucht, der ein wichtiger Bestandteil der geistigen Atmosphäre in Jungs Elternhaus war. Die Transformation von der spiritistischen Idee des Totengeistes zu den Konzepten von Archetypus und Komplex wird nachvollzogen. Es folgt eine Erörterung der Quellen, die Jungs Psychologie mit der Ideenwelt der romantischen Psychologie und Naturphilosophie (Carus) und des Deutschen Idealismus (Schelling) verbinden. Romantische Konzepte wie das des Vitalismus, der Polarität, der Urphänomene und ihrer Metamorphose werden hinsichtlich ihrer überragenden Bedeutung für die Grundlegung des Jungschen Denkens nachgewiesen. Theorie- und erkenntniskritisch wird die Frage des metaphysischen Charakters der Jungschen Psychologie diskutiert. Der dritte Teil befasst sich mit den Einflüssen Schopenhauers und Nietzsches. Die Postmodernität in Jungs Denken zeigt sich in seiner spezifischen Verarbeitung der nihilistischen Krise sowie der Krise des Subjektes, die in der Nachfolge Nietzsches einen hochaktuellen Beitrag zum Subjektverständnis und zum Standort des Individuums in einer pluralisierten, dezentrierten Welt darstellt.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"37 1","pages":"175 - 197"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000064896","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"65104655","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Archetypischer Code, genetischer Code und neuronaler Code repräsentieren unterschiedliche Ebenen für die Abbildung des Begriffspaares Bewusstsein und Unbewusstes. Die Symbolisierung in Form von Mythen gibt Auskunft über die Entwicklung des Verhältnisses der beiden Bereiche zueinander, Mythen repräsentieren als drittes einen Übergangsraum zwischen dem Individuellen und dem Kollektiven. Es werden die Ansätze von Jung, Neumann, Bischof, Jaynes, Singer und Reich umrissen. Die drastische Zunahme der Ersetzung von natürlichen durch künstliche Prozesse undder dem Menschen möglichen Eingriffsmengen lassen die Seite der Objekte und des Objektiven als vorgegebener Naturgesetzlichkeit immer mehr zurücktreten zugunsten des Herstellungscharakters des Objektiven: Es gibt nicht mehr das Ding an sich, sondern seine Abwesenheit oder Anwesenheit, seine Qualität und Quantität sind Ergebnis menschlicher Entscheidung. Zugleich differenziert sich die Seite des Subjektiven: Es wird selbst Objekt seiner Herstellungsbemühung und ist nicht mehr mit sich selbst identisch. Es findet seine Identität durch die Anerkennung des Andern als verschieden. Der Autor entwirft einen Mythos der «Zwitschermaschine» (Paul Klee, 1922) als heutiges Intersubjektivitätsparadigma, das die Begriffe Selbstautorisierung und Autopoiese als Problembestand zentriert: der Mensch wird ein Effekt jener Diskurse, die er über sich selbst führt.
{"title":"Moderne Mythen – Autopoiese und Intersubjektivität","authors":"E. Bahner","doi":"10.1159/000064898","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000064898","url":null,"abstract":"Archetypischer Code, genetischer Code und neuronaler Code repräsentieren unterschiedliche Ebenen für die Abbildung des Begriffspaares Bewusstsein und Unbewusstes. Die Symbolisierung in Form von Mythen gibt Auskunft über die Entwicklung des Verhältnisses der beiden Bereiche zueinander, Mythen repräsentieren als drittes einen Übergangsraum zwischen dem Individuellen und dem Kollektiven. Es werden die Ansätze von Jung, Neumann, Bischof, Jaynes, Singer und Reich umrissen. Die drastische Zunahme der Ersetzung von natürlichen durch künstliche Prozesse undder dem Menschen möglichen Eingriffsmengen lassen die Seite der Objekte und des Objektiven als vorgegebener Naturgesetzlichkeit immer mehr zurücktreten zugunsten des Herstellungscharakters des Objektiven: Es gibt nicht mehr das Ding an sich, sondern seine Abwesenheit oder Anwesenheit, seine Qualität und Quantität sind Ergebnis menschlicher Entscheidung. Zugleich differenziert sich die Seite des Subjektiven: Es wird selbst Objekt seiner Herstellungsbemühung und ist nicht mehr mit sich selbst identisch. Es findet seine Identität durch die Anerkennung des Andern als verschieden. Der Autor entwirft einen Mythos der «Zwitschermaschine» (Paul Klee, 1922) als heutiges Intersubjektivitätsparadigma, das die Begriffe Selbstautorisierung und Autopoiese als Problembestand zentriert: der Mensch wird ein Effekt jener Diskurse, die er über sich selbst führt.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"206 - 220"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000064898","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"65104499","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Der Aufsatz geht der Frage nach, wo in Jungs Psychologie das Subjekt situiert ist und welches Subjektverständnis dabei zugrundeliegt. Viele Beispiele belegen, dass er – entgegen der modernen Auffassung vom Ich als Subjekt – dem kollektiven Unbewussten den Status eines handelnden Subjekts zuerkennt, welches hinter dem Rücken des Ichs seine Absichten mit dem Individuum verfolgt. Diese Subjektivierung des Unbewussten auf Kosten des Ichs ist die Konsequenz davon, dass Jung an einem überhöhten Subjektverständnis festhält, welches Subjektivität mit Selbstmächtigkeit und Schöpferkraft identifiziert. Die Einsicht in die – angesichts archetypischer Erfahrungen – offenkundige Schwäche des Ichs führt darum nicht zu einem Begriff endlichen Subjektseins, sondern zur Installierung des autonomen Subjekts im Unbewussten. Damit verbindet sich das therapeutische Versprechen, durch Integration von archetypischen Inhalten Anteil an wahrem Wissen zu gewinnen, dessen Führung man sich anvertrauen kann.
{"title":"Das Subjekt in der Archetypenlehre C.G. Jungs","authors":"A. Holzhey-Kunz","doi":"10.1159/000064895","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000064895","url":null,"abstract":"Der Aufsatz geht der Frage nach, wo in Jungs Psychologie das Subjekt situiert ist und welches Subjektverständnis dabei zugrundeliegt. Viele Beispiele belegen, dass er – entgegen der modernen Auffassung vom Ich als Subjekt – dem kollektiven Unbewussten den Status eines handelnden Subjekts zuerkennt, welches hinter dem Rücken des Ichs seine Absichten mit dem Individuum verfolgt. Diese Subjektivierung des Unbewussten auf Kosten des Ichs ist die Konsequenz davon, dass Jung an einem überhöhten Subjektverständnis festhält, welches Subjektivität mit Selbstmächtigkeit und Schöpferkraft identifiziert. Die Einsicht in die – angesichts archetypischer Erfahrungen – offenkundige Schwäche des Ichs führt darum nicht zu einem Begriff endlichen Subjektseins, sondern zur Installierung des autonomen Subjekts im Unbewussten. Damit verbindet sich das therapeutische Versprechen, durch Integration von archetypischen Inhalten Anteil an wahrem Wissen zu gewinnen, dessen Führung man sich anvertrauen kann.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"159 - 174"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000064895","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"65104607","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Die Autorin argumentiert, dass die ethische Haltung eine Entwicklungsposition ist, die aber im Unterschied zur Kleinianischen Theorie (von der paranoid-schizoiden zur depressiven Position) die teleologische Implikation der Entwicklung des Selbst betont, in der die angeborene Fähigkeit des Selbst, durch den Prozess der Individuation es selbst zu werden, betont wird. Das Ringen um psychologische Ganzheit und die Integration des projizierten Schattens vollzieht sich unter Schmerz und erfordert Opfer. Es ist aber auch befriedigend für das Selbst, ständig wachsende Zustände der Wahrheit, der moralischen Freiheit, des Sinnes und des Wertes zu erreichen. Um eine Übereinkunft zwischen den sich widersprechenden Bedürfnissen nach Nähe und Unterscheidung zu erreichen, muss das Selbst fortwährend mit sich und dem nahen Anderen kämpfen. Die Gefahren dieses Kampfes sind in den Variationen narzisstischer Objektbeziehungen ausserhalb und innerhalb des Behandlungszimmers sichtbar. Eine ethische Haltung reflektiert die analytische Beziehung selbst, in der beide Partner sich dem jeweils Anderen zur Verfügung stellen und durch die Begegnung mit dem jeweils Anderen verändert werden dürften.
{"title":"Das Ethische Selbst1","authors":"Hester McFarland Solomon","doi":"10.1159/000046796","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000046796","url":null,"abstract":"Die Autorin argumentiert, dass die ethische Haltung eine Entwicklungsposition ist, die aber im Unterschied zur Kleinianischen Theorie (von der paranoid-schizoiden zur depressiven Position) die teleologische Implikation der Entwicklung des Selbst betont, in der die angeborene Fähigkeit des Selbst, durch den Prozess der Individuation es selbst zu werden, betont wird. Das Ringen um psychologische Ganzheit und die Integration des projizierten Schattens vollzieht sich unter Schmerz und erfordert Opfer. Es ist aber auch befriedigend für das Selbst, ständig wachsende Zustände der Wahrheit, der moralischen Freiheit, des Sinnes und des Wertes zu erreichen. Um eine Übereinkunft zwischen den sich widersprechenden Bedürfnissen nach Nähe und Unterscheidung zu erreichen, muss das Selbst fortwährend mit sich und dem nahen Anderen kämpfen. Die Gefahren dieses Kampfes sind in den Variationen narzisstischer Objektbeziehungen ausserhalb und innerhalb des Behandlungszimmers sichtbar. Eine ethische Haltung reflektiert die analytische Beziehung selbst, in der beide Partner sich dem jeweils Anderen zur Verfügung stellen und durch die Begegnung mit dem jeweils Anderen verändert werden dürften.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"1 - 30"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000046796","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"64527003","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Uwe Langendorf, F. Plaut, K. Bernath, H. Wilke, G. Bovensiepen, E. Jung
{"title":"Kongress der Internationalen Gesellschaft für Analytische Psychologie in Cambridge","authors":"Uwe Langendorf, F. Plaut, K. Bernath, H. Wilke, G. Bovensiepen, E. Jung","doi":"10.1159/000057653","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000057653","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"133 - 139"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000057653","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"64970815","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Leider besteht für diesen Artikel keine Zusammenfassung. Als Einstieg stellen wir den Textanfang zur Verfügung. Die von der Münchner Gruppe organisierte, ausserordentlich gehaltvolle Tagung hatte ihren besonderen Spannungsbogen in der Behandlung der Grundfrage, welche Bedeutung die Erfassung der Wirklichkeit und ihre wertende Einordnung bei C.G. Jung habe. Damit wurde der Überbewertung des Unbewussten die Wirklichkeit als Gegengewicht gegenübergestellt und es ergab sich daraus die Frage, ob man als Therapeut nicht immer seinen eigenen moralischen Standpunkt gegenüber der Welt zu reflektieren und einzunehmen habe. Aus unterschiedlichsten Perspektiven wurde die Weltanschauung C.G. Jungs und dessen Widersprüche herausgearbeitet und so ergab sich aus den sonst so häufig vorhandenen Gefühlen von Schuld oder Verrat eine differenzierte Bearbeitung der Entwicklung seiner Weltanschauung und Sinnfragen. Die Analyse der Besonderheit seines Elternhauses, seines zeitgeschichtlichen und philosophischen Hintergrundes führte aber auch weg von unklaren Überzeugungen und Anmutungen hin zu einer Klärung so wesentlicher Begriffe wie zum Beispiel des «Selbst» und des «Ich». Wo sonst scheinbar keine Erkenntnis mehr gewonnen werden konnte, sondern nur eine Art religiöse Erfahrung, wurde eine neuer Weg vorgezeichnet, auf dem man jedoch nicht umhinkommt, die individuelle Verantwortung gegenüber sich selbst und dem anderen als ethisch moralische Angelegenheit zu betrachten.
{"title":"Tagung der DGAP in Seeon März 2001","authors":"K. Schmid","doi":"10.1159/000046801","DOIUrl":"https://doi.org/10.1159/000046801","url":null,"abstract":"Leider besteht für diesen Artikel keine Zusammenfassung. Als Einstieg stellen wir den Textanfang zur Verfügung. Die von der Münchner Gruppe organisierte, ausserordentlich gehaltvolle Tagung hatte ihren besonderen Spannungsbogen in der Behandlung der Grundfrage, welche Bedeutung die Erfassung der Wirklichkeit und ihre wertende Einordnung bei C.G. Jung habe. Damit wurde der Überbewertung des Unbewussten die Wirklichkeit als Gegengewicht gegenübergestellt und es ergab sich daraus die Frage, ob man als Therapeut nicht immer seinen eigenen moralischen Standpunkt gegenüber der Welt zu reflektieren und einzunehmen habe. Aus unterschiedlichsten Perspektiven wurde die Weltanschauung C.G. Jungs und dessen Widersprüche herausgearbeitet und so ergab sich aus den sonst so häufig vorhandenen Gefühlen von Schuld oder Verrat eine differenzierte Bearbeitung der Entwicklung seiner Weltanschauung und Sinnfragen. Die Analyse der Besonderheit seines Elternhauses, seines zeitgeschichtlichen und philosophischen Hintergrundes führte aber auch weg von unklaren Überzeugungen und Anmutungen hin zu einer Klärung so wesentlicher Begriffe wie zum Beispiel des «Selbst» und des «Ich». Wo sonst scheinbar keine Erkenntnis mehr gewonnen werden konnte, sondern nur eine Art religiöse Erfahrung, wurde eine neuer Weg vorgezeichnet, auf dem man jedoch nicht umhinkommt, die individuelle Verantwortung gegenüber sich selbst und dem anderen als ethisch moralische Angelegenheit zu betrachten.","PeriodicalId":84146,"journal":{"name":"Analytische Psychologie","volume":"33 1","pages":"74 - 78"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2002-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000046801","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"64527508","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}