Das 691 Verse umfassende, hexametrische Gedicht Ἰλίου ἅλωσις1 (Einnahme Ilions) erzählt die im Titel angekündigte Einnahme der Stadt Troja in zwei großen Episoden. Von ihnen konzentriert sich die erste nach einem Proöm (vv. 1–5) und der katalogartigen Schilderung der Ausgangssituation (vv. 6–56) auf den Bau, den Einsatz und schließlich die Aufnahme des hölzernen Pferdes in Troja (vv. 57–509). Der zweite, gewöhnlich als Nyktomachie bezeichnete Abschnitt (vv. 510–691) schildert die Ereignisse während des nächtlichen Überfalls auf die Stadt.2 Wie sich bereits im quantitativen Vergleich andeutet, dominiert die Ekphrasis des hölzernen Pferdes, zusammen mit den Geschehnissen um und im Anschluss an seinen Bau, mehr als zwei Drittel des Gedichtes. Bei der Ekphrasis des Pferdes (vv. 57–107) handelt es sich um die einzige ausführliche literarische Beschreibung des hölzernen Pferdes, die überliefert ist.3 Berichte über den Bau des Pferdes in anderen Texten wie Homers Odyssee oder Vergils Aeneis, die die Ereignisse beide im Rückblick schildern,4 und auch in den Posthomerica des Quintus von Smyrna unterscheiden sich in ihrem Umfang und Zugriff auf das Thema stark von der Einnahme Ilions.5 Die Aufmerksamkeit, die in der triphiodoreischen Ekphrasis der Farbigkeit und Materialität sowie der Wirkung des Pferdes auf seine Betrachter:innen gewidmet wird, findet in keinem dieser Texte eine Parallele. In der Forschung ist bereits darauf hingewiesen worden, dass die Ekphrasis selbst im Kontext der spätantiken rhetorischen und ästhetischen Konventionen zu betrachten6 und
{"title":"φόβος καὶ κάλλος. Ambiguität und Wirkungsästhetik in Triphiodors Einnahme Ilions","authors":"Saskia Schomber","doi":"10.1515/anab-2019-0005","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0005","url":null,"abstract":"Das 691 Verse umfassende, hexametrische Gedicht Ἰλίου ἅλωσις1 (Einnahme Ilions) erzählt die im Titel angekündigte Einnahme der Stadt Troja in zwei großen Episoden. Von ihnen konzentriert sich die erste nach einem Proöm (vv. 1–5) und der katalogartigen Schilderung der Ausgangssituation (vv. 6–56) auf den Bau, den Einsatz und schließlich die Aufnahme des hölzernen Pferdes in Troja (vv. 57–509). Der zweite, gewöhnlich als Nyktomachie bezeichnete Abschnitt (vv. 510–691) schildert die Ereignisse während des nächtlichen Überfalls auf die Stadt.2 Wie sich bereits im quantitativen Vergleich andeutet, dominiert die Ekphrasis des hölzernen Pferdes, zusammen mit den Geschehnissen um und im Anschluss an seinen Bau, mehr als zwei Drittel des Gedichtes. Bei der Ekphrasis des Pferdes (vv. 57–107) handelt es sich um die einzige ausführliche literarische Beschreibung des hölzernen Pferdes, die überliefert ist.3 Berichte über den Bau des Pferdes in anderen Texten wie Homers Odyssee oder Vergils Aeneis, die die Ereignisse beide im Rückblick schildern,4 und auch in den Posthomerica des Quintus von Smyrna unterscheiden sich in ihrem Umfang und Zugriff auf das Thema stark von der Einnahme Ilions.5 Die Aufmerksamkeit, die in der triphiodoreischen Ekphrasis der Farbigkeit und Materialität sowie der Wirkung des Pferdes auf seine Betrachter:innen gewidmet wird, findet in keinem dieser Texte eine Parallele. In der Forschung ist bereits darauf hingewiesen worden, dass die Ekphrasis selbst im Kontext der spätantiken rhetorischen und ästhetischen Konventionen zu betrachten6 und","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"115 - 138"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0005","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47538803","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive hat Vergils literarische Gestaltung der Camilla eine außergewöhnliche Karriere gemacht: Angefangen bei ihren frühesten Deutungen durch Donat und Hieronymus, der sie in seiner Schrift Adversus Jovinianum (41,306 BD) als virgo virilis zum Inbegriff der heroischen Jungfrau stilisiert, über Dante, Boccaccio, Tasso und die philologische Kommentartradition bis hin zur modernen Vergilforschung wird Camilla fast einhellig als exemplum für ein tragisches Heldenschicksal gewertet1 und in ihrem Wirken bzw. in der Wirkungsabsicht dieser Figur positiv beurteilt: So zählt Otto Schönberger Camilla zu den «leuchtenden, unvergeßlichen Frauengestalten Vergils» (180),2 Thomas Köves-Zulauf spricht davon, dass Vergil mit Camilla «das Ziel erreicht hat, den kriegerischen Jungfrauen Uritaliens ein unvergleichliches Denkmal zu setzen, das in der lateinischen Literatur seinesgleichen sucht»,3 und Lee Fratantuono geht sogar von einer persönlichen Affinität Vergils zu seiner Figur aus: «Vergil was laying the groundwork for the dramatic entrance of this young woman for whom he feels a fondness he does not try to conceal.»4 Diese Bewertungen stützen sich sowohl auf die Schilderung des außergewöhnlichen Werdegangs in Camillas Kindheitsgeschichte (11.535–90) mit seiner Funktion, «die vor der Aeneis nicht bekannte, neu geschaffene Gestalt der Camilla wahrscheinlich zu machen»,5 als auch besonders auf ihr Eingreifen in die Kämpfe während ihrer so genannten Aristie (11.648–724).6 Fragt man jedoch nach der narrativen Funktion der Figur in der Aeneis, so fällt auf, dass ihre späte Einführung am Ende des Italerkatalogs (7.803–817) keineswegs kli maktisch als Verweis auf ihre spätere Bedeutung für das Kampfgeschehen gewertet werden darf, im Gegenteil: Camilla stößt mit ihrem Gefolge zu Turnus, nachdem dieser schon Anweisungen für Messapus und seine Reiterei gegeben hatte (11.463–467), die auch nach Camillas Auftritt nicht entscheidend geändert werden (11.517–519). Turnus verfolgt seinen Schlachtplan unabhängig von Camillas eigenen Kampfesvorstellungen und weist ihr lediglich neben anderen eine Position als Führerin beim Angriff auf die etruskische Reiterei zu (ducis et
在启示历史上弗尼尔的文学作品她是出了名的从最早的历法Donat并哲罗姆,把它变成文字Adversus Jovinianum(41.306 4:39)当处女座礼服堪称英雄处女风格化的但丁Boccaccio塔索和philologische Kommentartradition到现代Vergilforschung将卡米拉几乎一致认为作为一个悲剧性的exemplum Heldenschicksal gewertet1或者说Wirkungsabsicht)似乎在她这个角色积极评价:卡米拉是奥托Schönberger«不过如此鲜艳,unvergeßlichen Frauengestalten Vergils»(180),2托马斯Köves-Zulauf说,Vergil把卡米拉«进场的处女Uritaliens一件绝世纪念碑、拉丁文学的风貌的»,3和李甚至私人Vergils关系会Fratantuono走向他的角色:«Vergil什么艺术laying the groundwork for the entrance of this young女for主feels a fondness金婚去困境并尽力去conceal .»4这些评估基础业务方面的特殊事实不符的Camillas Kindheitsgeschichte(11.535-90)和他的功能,«Aeneis不为人所知、新近成立的国家形象,卡米拉可能»,5时也特别影响到干预科索沃战争期间对其所谓Aristie .6 (11.648-724)但如果问人物叙事功能后Aeneis非常注意到你的晚期引入Italerkatalogs末(7.803-817)绝不kli maktisch被算作对归附的援引其后来的影响力不能以恰恰相反,卡米拉,之后就带着她的随从Turnus已指示给Messapus和他的琐事(11.463-467)也有Camillas此后不会改变至关重要(11.517-519).达努斯并不遵循卡蜜拉的战斗理念,而是把自己的战斗计划延伸到一处,仅仅是带领他们去攻击埃特鲁里亚的牛仔。
{"title":"Camilla und die Parodie der Aristie in Vergils Aeneis 11.648–724","authors":"M. Baumbach","doi":"10.1515/anab-2019-0003","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0003","url":null,"abstract":"Aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive hat Vergils literarische Gestaltung der Camilla eine außergewöhnliche Karriere gemacht: Angefangen bei ihren frühesten Deutungen durch Donat und Hieronymus, der sie in seiner Schrift Adversus Jovinianum (41,306 BD) als virgo virilis zum Inbegriff der heroischen Jungfrau stilisiert, über Dante, Boccaccio, Tasso und die philologische Kommentartradition bis hin zur modernen Vergilforschung wird Camilla fast einhellig als exemplum für ein tragisches Heldenschicksal gewertet1 und in ihrem Wirken bzw. in der Wirkungsabsicht dieser Figur positiv beurteilt: So zählt Otto Schönberger Camilla zu den «leuchtenden, unvergeßlichen Frauengestalten Vergils» (180),2 Thomas Köves-Zulauf spricht davon, dass Vergil mit Camilla «das Ziel erreicht hat, den kriegerischen Jungfrauen Uritaliens ein unvergleichliches Denkmal zu setzen, das in der lateinischen Literatur seinesgleichen sucht»,3 und Lee Fratantuono geht sogar von einer persönlichen Affinität Vergils zu seiner Figur aus: «Vergil was laying the groundwork for the dramatic entrance of this young woman for whom he feels a fondness he does not try to conceal.»4 Diese Bewertungen stützen sich sowohl auf die Schilderung des außergewöhnlichen Werdegangs in Camillas Kindheitsgeschichte (11.535–90) mit seiner Funktion, «die vor der Aeneis nicht bekannte, neu geschaffene Gestalt der Camilla wahrscheinlich zu machen»,5 als auch besonders auf ihr Eingreifen in die Kämpfe während ihrer so genannten Aristie (11.648–724).6 Fragt man jedoch nach der narrativen Funktion der Figur in der Aeneis, so fällt auf, dass ihre späte Einführung am Ende des Italerkatalogs (7.803–817) keineswegs kli maktisch als Verweis auf ihre spätere Bedeutung für das Kampfgeschehen gewertet werden darf, im Gegenteil: Camilla stößt mit ihrem Gefolge zu Turnus, nachdem dieser schon Anweisungen für Messapus und seine Reiterei gegeben hatte (11.463–467), die auch nach Camillas Auftritt nicht entscheidend geändert werden (11.517–519). Turnus verfolgt seinen Schlachtplan unabhängig von Camillas eigenen Kampfesvorstellungen und weist ihr lediglich neben anderen eine Position als Führerin beim Angriff auf die etruskische Reiterei zu (ducis et","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"56 - 69"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0003","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46240809","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Wie verhält sich die Geographie unserer Einbildungskraft zur realen Welt? Welche Regionen und Bewohner kommen in diesen sagenumwobenen Landschaften vor, von denen uns Autoren über Jahrhunderte hinweg berichten? In seiner 2013 veröffentlichen Monographie storia delle terre e dei luoghi leggendari1 hat Umberto Eco ein Kaleidoskop berühmter Mythen, Sagen und Abenteuer zusammengestellt, die sich auf solch fremde Welten beziehen. Das daraus entstandene Panorama reicht von der versunkenen Stadt Atlantis bis zu Gullivers Reisen zu Riesen und Zwergen, von Odysseus’ Aufenthalten bei den Lotophagen, Kyklopen und Phäaken bis zu Marco Polos Expedition ins ferne China; es berichtet von der langen Suche nach den Salomon-Inseln und der Terra Australis, von Tolkiens Mittelerde und der Zauberschule von Hogwarts mit ihren labyrinthischen Gängen, beweglichen Treppen und geheimen Schutzräumen, die sich nur einem Tunichtgut über eine magische Karte erschließen. Das Tableau an Autoren umfasst Namen aus allen europäischen Epochen und Literaturen: Homer steht neben dem Matthäusevangelium und Dante, Plinius der Ältere neben Christoph Kolumbus und Voltaire, Plato neben Jules Verne und Edgar Allan Poe. Ein Kronzeuge für diese fremden, ja phantastischen Welten, den Eco in seinen Leseproben ausführlich zitiert,2 ist der Historiker Herodot, der in seinem um 425 v. Chr. veröffentlichten Geschichtswerk die Perserkriege gegen Griechenland (490– 479 v. Chr.) beschreibt und dabei alle Hochkulturen des Mittelmeerraums einbezieht, die vor den Griechen mit dem aufstrebenden Perserreich in Konflikt gerieten. Man kann daher mit Fug und Recht sagen, dass Herodot nicht nur die Genese und Geschichte der Perserkriege niederschreibt, sondern «die Welt» erzählt – und zwar einschließlich deren exotischer Randzonen,3 die sogar noch jenseits der Säulen des Hercules, hinter unzugänglichen Bergketten und endlosen Einöden liegen;4 von deren sagenhaften Reichtümern und Fabel wesen künden nur noch unbestätigte Gerüchte, weil noch kein Mensch seinen Fuß dorthin gesetzt hat. Dass Herodot in seinem Geschichtswerk nicht nur Geographie, Ethnographie und Geschichtsschreibung zu einer Einheit verschmilzt, sondern dabei auch regelmäßig – trotz
现实世界和想象中的地理是如何呢?多个世纪以来,德国的作者一直报道,世界各地出现了哪些地区和居民?在其2013年出版的专俗著作学名storiia del luoghi这个风景线从失落的亚特兰提斯市到格列佛游览巨人和小小人,从奥德赛在罗斯托哈根、凯尔普劳根和paken的家,到马可·波罗在中国远征的风景线;这本书讲述了在偏远地区寻找所罗门群岛和泰若人的经历,例如托尔肯的中部,以及霍格沃茨的魔法学院,那里有迷宫般的通道、活楼梯和密室,人们只能通过一幅魔法地图找到这些地堡。作者的塔富表包含了来自欧洲所有时代和文学的名字:荷马站在马太福音和但丁的旁边,老的普林尼就站在克里斯托弗·哥伦布和伏尔泰的旁边,柏拉图站在朱勒·凡尔纳和埃德加·阿伦·坡的旁边。在生态部门的阅读剧本中,有一个对这些奇特的外部世界的传记,2就是历史学家希罗多德,他在公元前425年也在阿富汗拍摄到的公元前490年至公元前479年,出版了《波斯人战争对抗希腊》的历史著作,其中涵盖了地中海一带的所有高地文化,这条文化曾激怒了希腊人,对抗新征服的波斯人帝国。因此可以充分理由说希罗多德与他国的好转和历史Perserkriege niederschreibt而是«»告诉世界——而且还是包括阿三的奇特Randzonen甚至世海格力斯之柱,位于靠近的条和无休止Einöden背后;4的了不起的财富和寓言性质只着不道德、不明确,因为传闻还没有人把他的脚去了.希罗多德在他的历史著作中,不但抹黑了地理学、人种和历史,也常常这样做,即使是这样
{"title":"Der Fußabdruck des Herakles: Wegspuren, Landmarken und Lesezeichen in der Skythenerzählung des Herodot (4,82)","authors":"Ulrike Egelhaaf-Gaiser","doi":"10.1515/anab-2019-0002","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0002","url":null,"abstract":"Wie verhält sich die Geographie unserer Einbildungskraft zur realen Welt? Welche Regionen und Bewohner kommen in diesen sagenumwobenen Landschaften vor, von denen uns Autoren über Jahrhunderte hinweg berichten? In seiner 2013 veröffentlichen Monographie storia delle terre e dei luoghi leggendari1 hat Umberto Eco ein Kaleidoskop berühmter Mythen, Sagen und Abenteuer zusammengestellt, die sich auf solch fremde Welten beziehen. Das daraus entstandene Panorama reicht von der versunkenen Stadt Atlantis bis zu Gullivers Reisen zu Riesen und Zwergen, von Odysseus’ Aufenthalten bei den Lotophagen, Kyklopen und Phäaken bis zu Marco Polos Expedition ins ferne China; es berichtet von der langen Suche nach den Salomon-Inseln und der Terra Australis, von Tolkiens Mittelerde und der Zauberschule von Hogwarts mit ihren labyrinthischen Gängen, beweglichen Treppen und geheimen Schutzräumen, die sich nur einem Tunichtgut über eine magische Karte erschließen. Das Tableau an Autoren umfasst Namen aus allen europäischen Epochen und Literaturen: Homer steht neben dem Matthäusevangelium und Dante, Plinius der Ältere neben Christoph Kolumbus und Voltaire, Plato neben Jules Verne und Edgar Allan Poe. Ein Kronzeuge für diese fremden, ja phantastischen Welten, den Eco in seinen Leseproben ausführlich zitiert,2 ist der Historiker Herodot, der in seinem um 425 v. Chr. veröffentlichten Geschichtswerk die Perserkriege gegen Griechenland (490– 479 v. Chr.) beschreibt und dabei alle Hochkulturen des Mittelmeerraums einbezieht, die vor den Griechen mit dem aufstrebenden Perserreich in Konflikt gerieten. Man kann daher mit Fug und Recht sagen, dass Herodot nicht nur die Genese und Geschichte der Perserkriege niederschreibt, sondern «die Welt» erzählt – und zwar einschließlich deren exotischer Randzonen,3 die sogar noch jenseits der Säulen des Hercules, hinter unzugänglichen Bergketten und endlosen Einöden liegen;4 von deren sagenhaften Reichtümern und Fabel wesen künden nur noch unbestätigte Gerüchte, weil noch kein Mensch seinen Fuß dorthin gesetzt hat. Dass Herodot in seinem Geschichtswerk nicht nur Geographie, Ethnographie und Geschichtsschreibung zu einer Einheit verschmilzt, sondern dabei auch regelmäßig – trotz","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"21 - 55"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0002","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"48741282","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Kaum ein Konzept ist im Spektrum zwischen Antike und Abendland so unterschiedliche Wege gegangen wie das Prinzip der Agonistik. Einen Grundstein unseres heutigen Begriffsverständnisses (häufig auch: Agonalität) hat Lyotard mit seiner prominenten Zuspitzung von Wittgensteins Idee des ‹Sprachspiels› «daß Sprechen Kämpfen im Sinne des Spielens ist und daß Sprechakte einer allgemeinen Agonistik angehören»1 gelegt. Lyotard (1986), der sich in seinem bekannten Essay mit dem Titel La condition postmoderne kulturkritisch mit der Legitimität der Wissenschaft und den gesellschaftlichen Entwicklungen, die er einem Zeitalter ungebändigten technischen Fortschritts und den damit verbundenen «Informatisierungsprozessen» zuordnete, auseinandergesetzt hat, bewegt sich freilich in einer Tradition, in der der Performativitätsund Agonalitätsbegriff eng zusammengerückt sind, und steht geradezu prototypisch für eine dem Abendland zugeordnete Interpretation von Agonistik.2 Die griechische Agonistik wird trotz gemeinsamer Wurzeln meist scharf von ihr abgegrenzt. «Ein Phänomen sui generis»3 – so bezeichnet Flaig (2019) in seiner Interpretation des Scheiterns im griechischen Kulturraum die griechische Agonistik und bezieht dabei erneut Position in der oft diskutierten Debatte, in keiner anderen Kultur sei das einst von Jacob Burckhardt formulierte Prinzip der Agonistik stärker verankert als im antiken Griechenland.4 Burckhardt, der «alles höhere Leben der Griechen, das äußere wie das geistige»5 als Agon im Einklang mit den Werten einer als ideal verstandenen Heroenzeit verstand, erfasste mit dem Begriff des Agon erstmals den Wettkampf als ein kulturelles Phänomen, das sich in verschiedenen Lebensbereichen manifestierte, und formulierte so eine omnipräsente, vom Streben nach Idealen geleitete Vorstellung vom «Kampf ohne utilitaristischen Nebenzweck».6 Trotz seiner kulturpessimistischen und idealisierenden Funktionalisierung prägte Burckhardt so mit der Annahme einer spezifischen griechischen Agonistik einen Begriff, der in den Altertumswissenschaften immer noch eine grundsätz liche, aber auch eine sehr enge und weitgehend unveränderte Bedeutung besitzt. Gerade in den Literaturwissenschaften scheint der Begriff bis heute nur in einem sehr engen Kontext gebraucht zu
{"title":"Der Agon im Text: Literarische Agonistik und performative Siegesakte in der griechischen Dichtung","authors":"Maximilian Höhl","doi":"10.1515/anab-2019-0001","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0001","url":null,"abstract":"Kaum ein Konzept ist im Spektrum zwischen Antike und Abendland so unterschiedliche Wege gegangen wie das Prinzip der Agonistik. Einen Grundstein unseres heutigen Begriffsverständnisses (häufig auch: Agonalität) hat Lyotard mit seiner prominenten Zuspitzung von Wittgensteins Idee des ‹Sprachspiels› «daß Sprechen Kämpfen im Sinne des Spielens ist und daß Sprechakte einer allgemeinen Agonistik angehören»1 gelegt. Lyotard (1986), der sich in seinem bekannten Essay mit dem Titel La condition postmoderne kulturkritisch mit der Legitimität der Wissenschaft und den gesellschaftlichen Entwicklungen, die er einem Zeitalter ungebändigten technischen Fortschritts und den damit verbundenen «Informatisierungsprozessen» zuordnete, auseinandergesetzt hat, bewegt sich freilich in einer Tradition, in der der Performativitätsund Agonalitätsbegriff eng zusammengerückt sind, und steht geradezu prototypisch für eine dem Abendland zugeordnete Interpretation von Agonistik.2 Die griechische Agonistik wird trotz gemeinsamer Wurzeln meist scharf von ihr abgegrenzt. «Ein Phänomen sui generis»3 – so bezeichnet Flaig (2019) in seiner Interpretation des Scheiterns im griechischen Kulturraum die griechische Agonistik und bezieht dabei erneut Position in der oft diskutierten Debatte, in keiner anderen Kultur sei das einst von Jacob Burckhardt formulierte Prinzip der Agonistik stärker verankert als im antiken Griechenland.4 Burckhardt, der «alles höhere Leben der Griechen, das äußere wie das geistige»5 als Agon im Einklang mit den Werten einer als ideal verstandenen Heroenzeit verstand, erfasste mit dem Begriff des Agon erstmals den Wettkampf als ein kulturelles Phänomen, das sich in verschiedenen Lebensbereichen manifestierte, und formulierte so eine omnipräsente, vom Streben nach Idealen geleitete Vorstellung vom «Kampf ohne utilitaristischen Nebenzweck».6 Trotz seiner kulturpessimistischen und idealisierenden Funktionalisierung prägte Burckhardt so mit der Annahme einer spezifischen griechischen Agonistik einen Begriff, der in den Altertumswissenschaften immer noch eine grundsätz liche, aber auch eine sehr enge und weitgehend unveränderte Bedeutung besitzt. Gerade in den Literaturwissenschaften scheint der Begriff bis heute nur in einem sehr engen Kontext gebraucht zu","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"1 - 20"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0001","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49245753","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Satirische Beschreibungen der Frau, zumeist aus der Perspektive von Männern, sind in der Literatur der Frühen Neuzeit ubiquitär.1 Während sich im Zuge der Aufklärung die essentialistische Vorstellung zweier ‹natürlicher› und unwandelbarer Geschlechter weitgehend durchsetzte, galt die Frau zuvor vorrangig als defizitäre Version des Mannes, woraus ihre ontologische Inferiorität abgeleitet wurde.2 Das 17. Jahrhundert repräsentiert die Hochphase der Querelle des Sexes im deutschsprachigen Raum, des Geschlechterstreits, in welchem der moralische Rang, der Wert sowie die intellektuellen Fähigkeiten von Frauen zunehmend kontrovers diskutiert wurden.3 Frauensatiren zielen auf Eigenschaften und Verhaltensweisen weiblicher Figuren, die einer gesellschaftlich kodierten gender-Norm nicht entsprechen und insofern auch ‹den Mann› mitteloder unmittelbar betreffen. So stellen ‹böse Frauen› eine Herausforderung für die Männer dar, wie Balthasar Kindermann in seiner prosimetrischen Satire Die Böse Sieben (1662) – frei nach Salomon – paradigmatisch zum Ausdruck bringt: «Denn ich mich/ in Wahrheit/ für den bösen Weibern ärger fürchte/ als für allen ThiegerThieren in gantz Lybien».4 Insofern, als die wirkungsästhetische Funktion der Frauensatire darin besteht, mit der übersteigerten Repräsentation weiblichen Unwesens die gegenderte Norm zu affirmieren, reagiert die Frauensatire auf die in der Querelle des Sexes artikulierte Infragestellung vermeintlich gottgegebener männlicher Überlegenheit.5 Doch neben der dargestellten
{"title":"Semonides-Rezeption in der Frühen Neuzeit. Literarische Indienstnahmen des Weiberiambos","authors":"Emma Louise Brucklacher","doi":"10.1515/anab-2019-0012","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0012","url":null,"abstract":"Satirische Beschreibungen der Frau, zumeist aus der Perspektive von Männern, sind in der Literatur der Frühen Neuzeit ubiquitär.1 Während sich im Zuge der Aufklärung die essentialistische Vorstellung zweier ‹natürlicher› und unwandelbarer Geschlechter weitgehend durchsetzte, galt die Frau zuvor vorrangig als defizitäre Version des Mannes, woraus ihre ontologische Inferiorität abgeleitet wurde.2 Das 17. Jahrhundert repräsentiert die Hochphase der Querelle des Sexes im deutschsprachigen Raum, des Geschlechterstreits, in welchem der moralische Rang, der Wert sowie die intellektuellen Fähigkeiten von Frauen zunehmend kontrovers diskutiert wurden.3 Frauensatiren zielen auf Eigenschaften und Verhaltensweisen weiblicher Figuren, die einer gesellschaftlich kodierten gender-Norm nicht entsprechen und insofern auch ‹den Mann› mitteloder unmittelbar betreffen. So stellen ‹böse Frauen› eine Herausforderung für die Männer dar, wie Balthasar Kindermann in seiner prosimetrischen Satire Die Böse Sieben (1662) – frei nach Salomon – paradigmatisch zum Ausdruck bringt: «Denn ich mich/ in Wahrheit/ für den bösen Weibern ärger fürchte/ als für allen ThiegerThieren in gantz Lybien».4 Insofern, als die wirkungsästhetische Funktion der Frauensatire darin besteht, mit der übersteigerten Repräsentation weiblichen Unwesens die gegenderte Norm zu affirmieren, reagiert die Frauensatire auf die in der Querelle des Sexes artikulierte Infragestellung vermeintlich gottgegebener männlicher Überlegenheit.5 Doch neben der dargestellten","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"244 - 265"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0012","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46036206","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-02-18DOI: 10.1515/ANAB-2018-640109
T. Fögen
Wie aus zahllosen Zeugnissen hervorgeht, hatten Sterben und Tod in der römischen Gesellschaft der späten Republik und der frühen Kaiserzeit wie in der Antike überhaupt eine stete Präsenz. Nicht nur war die Kindersterblichkeit wesentlich höher als heute; auch die allgemeine Lebenserwartung war weitaus niedriger, vor allem in den unteren sozialen Schichten, deren Angehörige sich häufig ihren Lebensunterhalt von Kindesbeinen an durch harte körperliche Arbeit verdienen mußten – nicht selten als Sklaven, die als frei verfügbare «Objekte» galten und um deren Wohlergehen sich daher viele freie Römer nicht sorgten. Die verfügbaren Quellen zu Sterben und Tod in der Antike beziehen sich allerdings keineswegs ausschließlich auf Menschen, sondern behandeln nicht selten auch Tiere. So heißt es beispielsweise bei dem griechisch schreibenden römischen Autor Aelian in seiner mit dem Titel Ποικίλη ἱστορία versehenen Anekdotensammlung (Var. hist. 8,4; Übersetzung von Helms 1990):
{"title":"Zum Sterben und Tod von Tieren in lateinischen Trauergedichten","authors":"T. Fögen","doi":"10.1515/ANAB-2018-640109","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/ANAB-2018-640109","url":null,"abstract":"Wie aus zahllosen Zeugnissen hervorgeht, hatten Sterben und Tod in der römischen Gesellschaft der späten Republik und der frühen Kaiserzeit wie in der Antike überhaupt eine stete Präsenz. Nicht nur war die Kindersterblichkeit wesentlich höher als heute; auch die allgemeine Lebenserwartung war weitaus niedriger, vor allem in den unteren sozialen Schichten, deren Angehörige sich häufig ihren Lebensunterhalt von Kindesbeinen an durch harte körperliche Arbeit verdienen mußten – nicht selten als Sklaven, die als frei verfügbare «Objekte» galten und um deren Wohlergehen sich daher viele freie Römer nicht sorgten. Die verfügbaren Quellen zu Sterben und Tod in der Antike beziehen sich allerdings keineswegs ausschließlich auf Menschen, sondern behandeln nicht selten auch Tiere. So heißt es beispielsweise bei dem griechisch schreibenden römischen Autor Aelian in seiner mit dem Titel Ποικίλη ἱστορία versehenen Anekdotensammlung (Var. hist. 8,4; Übersetzung von Helms 1990):","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"64 1","pages":"130 - 155"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2018-02-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/ANAB-2018-640109","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46286506","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2018-02-18DOI: 10.1515/ANAB-2018-640102
E. Schmidt
* Nach Uvo Hölscher, Angestrengtes Griechentum. Die dritte Wiederkehr des Klassischen / Zu Werner Jaegers 100. Geburtstag, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 175 vom 30. 7. 1988, 19. – Der vorgelegte Aufsatz überlappt sich in einigen Passagen mit dem Vortrag des Verfassers «Werner Jaegers Naumburger Tagung über das Klassische» (im Druck). 1 Werner Jaeger (Hrsg.), Das Problem des Klassischen und die Antike. Acht Vorträge gehalten auf der Fachtagung der Klassischen Altertumswissenschaft zu Naumburg 1930, Leipzig 1931 (Nachdruck: Darmstadt 1961). 2 Anders als Manfred Landfester, der auf einer Tagung der Fritz Thyssen Stiftung in Bad Homburg im Oktober 1992 den Eröffnungsvortrag über «Die Naumburger Tagung ‹Das Problem des Klassischen und die Antike› (1930). Der Klassikbegriff Werner Jaegers: seine Voraussetzung und seine Wirkung» hielt und dabei auf die Vorträge nur knapp, ausführlich dagegen auf Jaegers Klassikverständnis, einging, gilt hier also die Aufmerksamkeit gerade den Vorträgen. Die Beiträge der Bad Homburger Tagung wurden publiziert von Hellmut Flashar (Hrsg.), Altertumswissenschaft in den 20er Jahren. Neue Fragen und Impulse, Stuttgart 1995; der Beitrag Landfesters: 11–40. Zu Jaegers Klassikbegriff vgl. den Vortrag des Verfassers auf einer Konferenz in Dubrovnik über Humanismus im Jahr 2002: «Werner Jaegers ‹Dritter Humanismus›. Analyse des Programms, der Stimmen der Kritiker und ihrer Positionen.» In: Internationales Jahrbuch für Hermeneutik 2 (2003), 193–223 sowie auf die Edition: Rudolf Borchardt – Werner Jaeger. Briefe und Dokumente 1929–1933. (Schriften der Rudolf Borchardt-Gesellschaft, Band 10). Hrsg. von Ernst A. Schmidt, München 2007, mit dem Kapitel «Werner Jaeger: Vita und Programmatik eines neuen Humanismus (Zum Vorwort von ‹Paideia› I)», 205–221. 3 Anzumerken ist, daß der Verfasser ein Fossil ist. Von den acht Rednern der Naumburger Tagung 1930 hat er, sieben Jahre später geboren, noch bei dreien als Student Vorlesungen besucht, eine bei Bernhard Schweitzer über «Italische und römische Kunst bis zum Ende der Republik», zwei bei Wolfgang Schadewaldt, über Pindar und über Aischylos, fünf bei Helmut Kuhn, «Metaphysik I und II», «Eros und Agape», «Vorsokratiker und Sophisten» und «Platon I». In seinem ersten Semester hörte er Werner Jaegers Vortrag «Paideia Christi» in Tübingen, als ihm von der Evangelischen Theologischen Fakultät Tübingen am 3. Juli 1958 die theologische Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Über seinen späteren Lehrer Viktor Pöschl (1910–1997), einen Schüler Jaegers und Otto Regenbogens (1891–1966), ist er ein Enkelschüler Werner Jaegers. Als Fossil ist er jedoch in eine andere geologische Bewußtseinsschicht verrutscht. Diese Naumburger Reden sind unendlich weit entfernt; darüber hinaus erscheinen sie bisweilen nahezu unverständlich und sind nach seinem Urteil unklar und widersprüchlich. Es hat sich im Lauf der Arbeit ergeben, daß statt eines bloßen Referats Auseinandersetzung und Kritik gefordert sind. Denn di
===参考===外部链接===*Uvo Hölscher第三次回归经典。祖·维尔纳·耶格尔100。生日,在:《法兰克福汇报》第175期,30日起。1988年,19本文在某些段落中与作者“Werner Jaeger的Naumburger Tagungüber das Klassische”(印刷版)的讲座重叠。1 Werner Jaeger(编辑),《古典与古董问题》。在1930年、1931年莱比锡的瑙姆堡古典研究研讨会上,共举办了八场讲座(转载:达姆施塔特196)。2与曼弗雷德·兰德费斯特不同,他于1992年10月在巴特霍姆堡弗里茨·蒂森基金会的一次会议上发表了“瑙姆堡会议”的开幕式演讲“古典与古董问题›(1930)”。维尔纳·耶格尔的古典音乐观:它的前提及其效果”在讲座中仅作了简短的阐述,而详细介绍了耶格尔对古典音乐的理解,重点是讲座。巴特霍姆堡会议的贡献由Hellmut Flashar(编辑)出版,《20世纪20年代的古代研究》。Neue Fragen und Impulse,斯图加特,1995年;兰德费斯特的贡献:11–40。关于耶格的古典音乐概念,请参阅。2002年,作者在杜布罗夫尼克一次关于人文主义的会议上的演讲:“维尔纳·耶格的‘第三人文主义’。对节目的分析,批评者的声音和他们的立场。“载于:《国际解释学年鉴》2(2003),193-223以及鲁道夫·博沙尔特-维尔纳·耶格尔版本。1929年至1933年的信件和文件。(鲁道夫·博沙尔特学会著作,第10卷)。Hrsg。Ernst A.Schmidt,慕尼黑,2007年,第205–221章“Werner Jaeger:Vita and Programmatik einer neuen Humanismus(Zum Vorwart vonõPaideia›I)”。3应该注意的是,作者是一个化石。在1930年瑙姆堡会议的八位发言人中,他出生于七年后,三岁时作为学生参加了讲座,一位与伯恩哈德·施韦策一起参加了“意大利和罗马艺术到共和国的终结”的讲座,两位与沃尔夫冈·沙德瓦尔德特一起参加了关于平达尔和艾希洛斯的讲座,五位与赫尔穆特·库恩一起参加了《形而上学I和II》、,《前苏格拉底与诡辩家》和《柏拉图一世》。在他的第一个学期,他在图宾根听了维尔纳·耶格尔的讲座“基督派”,当时他在新教神学学院图宾根教授3。1958年7月,授予神学荣誉博士学位。通过他后来的老师Viktor Pöschl(1910–1997),耶格尔和奥托·雷根博根(1891–1966)的学生,他是维尔纳·耶格尔的孙子。然而,作为化石,它已经转移到另一个意识的地质层。这些瑙姆堡的演讲是无限遥远的;此外,它们有时看起来几乎无法理解,在他看来,是不清楚和矛盾的。在工作过程中发现,需要的不仅仅是介绍,而是讨论和批评。因为这些聪明的、部分重要的学者的缺点显然只能用不言而喻的先决条件、隐藏的偏见和隐含的意图来解释,而只有客观和合乎逻辑的批评才能导致这些缺点。
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Pub Date : 2018-02-18DOI: 10.1515/ANAB-2018-640107
Gregor Bitto
Mit diesen Worten beschreibt Seneca die Zwangsheimat seines Exils1 auf Korsika2 in den Jahren 41 bis 49 n. Chr.3 In diesen knapp acht Jahren entstehen mehrere Werke Senecas: zwei Trostschriften, eine an die Mutter, aus der dieses Zitat über Korsika stammt, und eine an den einflussreichen kaiserlichen Freigelassenen Polybius. Einige Epigramme, die ebenfalls die Situation im Exil beschreiben, sind unter Senecas Namen überliefert, ihre Echtheit ist aber umstritten – gerade auf dieses Problem werde ich noch einmal zurückkommen. Die notorisch schwer datierbaren Tragödien sind z. T. oder gänzlich zuweilen in diese Zeit verlegt worden.4 Allerdings lässt sich hier keine Sicherheit oder wenigstens Wahrscheinlichkeit gewinnen, die zur Grundlage für weitere Überlegungen werden könnte. Ich möchte mich daher im Folgenden besonders den beiden Trostschriften zuwenden. Die Gattung der Konsolationsliteratur ist bekanntermaßen häufig in der antiken Literatur anzutreffen.5 Sei es in Form von Briefen, Gedichten oder sogar separaten Abhand-
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Pub Date : 2018-02-18DOI: 10.1515/ANAB-2018-640106
Charlotte Schubert
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