{"title":"58. Kolloquium der Südwestdeutschen und Schweizerischen Kriminologischen Institute und Lehrstühle – Tagungsbericht","authors":"Luca Schiliró, Nicolas Cypher, Anna-Sophia Folly","doi":"10.1515/mks-2023-0037","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0037","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"10 7","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-11-02","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135875705","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Der Beitrag widmet sich der Untersuchung eines Falles von illegalen Pistolenlieferungen nach Kolumbien durch das deutsche Rüstungsunternehmen Sig Sauer zwischen den Jahren 2009 und 2011. Jene Rüstungsexporte konnten ungeachtet ihrer Rechtswidrigkeit realisiert werden, da drei Geschäftsführer Sig Sauers gegen unternehmensinterne Vorschriften verstoßen und ihre rechtlichen Pflichten verletzt hatten. Ziel der Analyse ist die Beantwortung der Fragen, (a) ob es sich bei den Regelabweichungen der Geschäftsführer Sig Sauers um individuelle oder organisationale Devianz handelt und (b) wie sich diese Regelabweichungen der Geschäftsführer erklären lassen. Eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse von Dokumenten identifiziert die Regelabweichungen der Geschäftsführer als Fälle organisationaler Devianz, welche sich durch die kollektive Anerkennung informeller Deutungs- und Handlungsregeln erklären lassen könnten. Verschiedene organisationale Devianz begünstigende Faktoren könnten sich dabei über hierarchischen Druck, Rationalisierung und Legitimierung sowie Sozialisation im Sinne einer Internalisierung und Habitualisierung in die kollektive Legitimierung ungeschriebener Regeln übersetzt haben.
{"title":"Sig Sauers Rüstungsexporte nach Kolumbien: eine Fallanalyse organisationaler Devianz","authors":"Dominik Dauner","doi":"10.1515/mks-2023-0011","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0011","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der Beitrag widmet sich der Untersuchung eines Falles von illegalen Pistolenlieferungen nach Kolumbien durch das deutsche Rüstungsunternehmen Sig Sauer zwischen den Jahren 2009 und 2011. Jene Rüstungsexporte konnten ungeachtet ihrer Rechtswidrigkeit realisiert werden, da drei Geschäftsführer Sig Sauers gegen unternehmensinterne Vorschriften verstoßen und ihre rechtlichen Pflichten verletzt hatten. Ziel der Analyse ist die Beantwortung der Fragen, (a) ob es sich bei den Regelabweichungen der Geschäftsführer Sig Sauers um individuelle oder organisationale Devianz handelt und (b) wie sich diese Regelabweichungen der Geschäftsführer erklären lassen. Eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse von Dokumenten identifiziert die Regelabweichungen der Geschäftsführer als Fälle organisationaler Devianz, welche sich durch die kollektive Anerkennung informeller Deutungs- und Handlungsregeln erklären lassen könnten. Verschiedene organisationale Devianz begünstigende Faktoren könnten sich dabei über hierarchischen Druck, Rationalisierung und Legitimierung sowie Sozialisation im Sinne einer Internalisierung und Habitualisierung in die kollektive Legitimierung ungeschriebener Regeln übersetzt haben.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"35 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-09-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135011383","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract In the past, empirical research findings from psychosciences contributed to avoiding erroneous judgments and decisions in criminal proceedings. However, for some time now, developments have arisen that threaten to reverse the achievement at the turn of the millennium that introduced a clear scientific orientation into sex offense proceedings. This article highlights five retrograde developments and uses three examples to illustrate how these developments can interact and, in particular, offer a purported explanation for a lack of memory of experienced abuse. This creates a breeding ground for the formation of false memories that cause suffering in both psychotherapy and criminal proceedings, and it significantly increases the risk of erroneous decisions in criminal proceedings on sex offenses in German-speaking countries.
{"title":"Threats to Scientifically Based Standards in Sex Offense Proceedings: Progress and the Interests of Alleged Victims in Jeopardy","authors":"Susanna Niehaus, A. Krause","doi":"10.1515/mks-2023-0018","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0018","url":null,"abstract":"Abstract In the past, empirical research findings from psychosciences contributed to avoiding erroneous judgments and decisions in criminal proceedings. However, for some time now, developments have arisen that threaten to reverse the achievement at the turn of the millennium that introduced a clear scientific orientation into sex offense proceedings. This article highlights five retrograde developments and uses three examples to illustrate how these developments can interact and, in particular, offer a purported explanation for a lack of memory of experienced abuse. This creates a breeding ground for the formation of false memories that cause suffering in both psychotherapy and criminal proceedings, and it significantly increases the risk of erroneous decisions in criminal proceedings on sex offenses in German-speaking countries.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"50 1","pages":"165 - 183"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-07-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"84520431","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Nach Gesetzesreformen 2015 und 2021 bestimmt § 46 Abs. 2 S. 2 des Strafgesetzbuchs (StGB) nun ausdrücklich, dass rassistische, fremdenfeindliche, antisemitische und sonstige menschenverachtende Ziele und Beweggründe bei der Strafzumessung strafschärfend zu berücksichtigen sind. Derzeit liegt außerdem ein neuer Gesetzesentwurf vor, der vorsieht, dass zusätzlich ›geschlechtsspezifische‹ sowie ›gegen die sexuelle Orientierung gerichtete‹ Ziele und Beweggründe aufgenommen werden. Trotz entsprechender Signale der Gesetzgebung, bleibt bis heute offen, ob das Vorgehen des Rechtsstaates bei dem Phänomen der Vorurteilskriminalität von der Erkennung bis zur rechtlichen Würdigung und Verurteilung als angemessen bezeichnet werden kann. Der Beitrag stellt den staatlichen Umgang mit Vorurteilskriminalität dar und fokussiert hierbei die bisherigen Erkenntnisse zur Anwendung des § 46 Abs. 2 S. 2 StGB. Dabei wird das Konzept der Vorurteilskriminalität sowie ihre Erfassung dargestellt, um dann die Rechtslage in Deutschland und den empirischen Forschungsstand zur Berücksichtigung von menschenverachtenden Zielen und Beweggründen in der Praxis zu erörtern. Zuletzt werden mögliche Forschungsperspektiven zur Überprüfung der Rechtsanwendungspraxis von menschenverachtenden Zielen und Beweggründen aufgezeigt.
{"title":"Vorurteilskriminalität vor Gericht – die Berücksichtigung von rassistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen oder sonstigen menschenverachtenden Zielen und Beweggründen gem. § 46 Abs. 2 S. 2 StGB im Rahmen der Strafzumessung","authors":"Marc Coester, Johanna Rothenburg","doi":"10.1515/mks-2023-0008","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0008","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Nach Gesetzesreformen 2015 und 2021 bestimmt § 46 Abs. 2 S. 2 des Strafgesetzbuchs (StGB) nun ausdrücklich, dass rassistische, fremdenfeindliche, antisemitische und sonstige menschenverachtende Ziele und Beweggründe bei der Strafzumessung strafschärfend zu berücksichtigen sind. Derzeit liegt außerdem ein neuer Gesetzesentwurf vor, der vorsieht, dass zusätzlich ›geschlechtsspezifische‹ sowie ›gegen die sexuelle Orientierung gerichtete‹ Ziele und Beweggründe aufgenommen werden. Trotz entsprechender Signale der Gesetzgebung, bleibt bis heute offen, ob das Vorgehen des Rechtsstaates bei dem Phänomen der Vorurteilskriminalität von der Erkennung bis zur rechtlichen Würdigung und Verurteilung als angemessen bezeichnet werden kann. Der Beitrag stellt den staatlichen Umgang mit Vorurteilskriminalität dar und fokussiert hierbei die bisherigen Erkenntnisse zur Anwendung des § 46 Abs. 2 S. 2 StGB. Dabei wird das Konzept der Vorurteilskriminalität sowie ihre Erfassung dargestellt, um dann die Rechtslage in Deutschland und den empirischen Forschungsstand zur Berücksichtigung von menschenverachtenden Zielen und Beweggründen in der Praxis zu erörtern. Zuletzt werden mögliche Forschungsperspektiven zur Überprüfung der Rechtsanwendungspraxis von menschenverachtenden Zielen und Beweggründen aufgezeigt.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"11 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-07-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"91041466","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Die Ergebnisse von Risikoeinschätzungsinstrumenten werden oft anhand von undefinierten Kategorien wie z. B. hohes, moderates oder niedriges Risiko kommuniziert. Alternativ können relative Risikomaße berichtet werden, wobei für deren Interpretation die Kenntnis des absoluten Risikos wichtig ist. Mittlerweile gibt es das internationale Fünf-Kategorien-Modell nach Hanson et al. (2017a, 2017b), das sich an der Basisrate orientiert und absolute und relative Risikomaße vereint. Es ist nicht auf Rückfälle in bestimmte Delikte oder auf bestimmte Risikoeinschätzungsinstrumente limitiert und erlaubt Risikomanagementressourcen zu kanalisieren. Olver et al. (2018) wandten dieses Modell auch auf die VRS-SO an. Die vorliegende Studie basiert auf N = 968 VRS-SO-Datensätzen von im österreichischen Strafvollzug begutachteten Sexualstraftätern. Von N= 417 davon lagen auch fixe Fünfjahres-Rückfalldaten vor. Die nach Olver et al. (2018) gebildeten fünf Kategorien der VRS-SO erfüllten die allgemeinen Anforderungen an das Fünf-Kategorien-Modell. Sie trennten gut voneinander und waren prädiktiv valide für Rückfälle in sexuell motivierte Delikte. Auch die Ergebnisse der Kalibrierungsanalysen zwischen dem aktuellen Datensatz und der Originalversion lassen auf eine gute Anwendbarkeit der fünfkategorialen Aufteilung der VRS-SO für die deutschsprachige Version der VRS-SO schließen. Die fünf Kategorien gingen auch mit signifikant unterschiedlichen Prävalenzraten relevanter klinischer Diagnose wie z. B. einer sexuellen Devianz, einer Persönlichkeitsstörung, der Ausprägung von Psychopathie-Merkmalen bzw. der Diagnose einer Substanzkonsumstörung einher, was auch für die konvergente Validität der VRS-SO Kategorien spricht.
概括而言,风险评估手段的结果往往会用没有界定的因素进行,例如或高、适度或低风险沟通。另一个替代方法是报告相对风险程度,对于了解绝对风险十分重要。现在,汉森等人采用了国际五级格局(2017a, 2017b),它以基准利率为指导,并将绝对和相对的风险程度融合在一起。它并不限制违约或减少某些风险管理工具,并允许对风险管理资源进行利用。Olver and al, 2018年,这种模式也应用到vns so。本案的研究是基于N = 968 vrs在奥地利监狱追踪的性行为记录也会有5年的回程数据就是N 417沃尔福大学在2018年建成,沃尔福大学的五类室性模型符合五星级的一般要求。他们分手了,他们是性驱动犯罪的惯用病原数据当前版本与原始版本之间的校准分析结果都表明vls在德语版本中可以被很好地区分。这五类基准利率会显著差异,例如,B性行为学说,人格障碍,精神病的特性,或诊断确实存在物质抑制
{"title":"Die deutschsprachige Version der Violence Risk Scale – Sexual Offense Version (VRS-SO): Prädiktive und konvergente Validität und Kalibrierung des Fünf-Kategorien-Modells","authors":"Kathrin Gaunersdorfer, R. Eher","doi":"10.1515/mks-2023-0012","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0012","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die Ergebnisse von Risikoeinschätzungsinstrumenten werden oft anhand von undefinierten Kategorien wie z. B. hohes, moderates oder niedriges Risiko kommuniziert. Alternativ können relative Risikomaße berichtet werden, wobei für deren Interpretation die Kenntnis des absoluten Risikos wichtig ist. Mittlerweile gibt es das internationale Fünf-Kategorien-Modell nach Hanson et al. (2017a, 2017b), das sich an der Basisrate orientiert und absolute und relative Risikomaße vereint. Es ist nicht auf Rückfälle in bestimmte Delikte oder auf bestimmte Risikoeinschätzungsinstrumente limitiert und erlaubt Risikomanagementressourcen zu kanalisieren. Olver et al. (2018) wandten dieses Modell auch auf die VRS-SO an. Die vorliegende Studie basiert auf N = 968 VRS-SO-Datensätzen von im österreichischen Strafvollzug begutachteten Sexualstraftätern. Von N= 417 davon lagen auch fixe Fünfjahres-Rückfalldaten vor. Die nach Olver et al. (2018) gebildeten fünf Kategorien der VRS-SO erfüllten die allgemeinen Anforderungen an das Fünf-Kategorien-Modell. Sie trennten gut voneinander und waren prädiktiv valide für Rückfälle in sexuell motivierte Delikte. Auch die Ergebnisse der Kalibrierungsanalysen zwischen dem aktuellen Datensatz und der Originalversion lassen auf eine gute Anwendbarkeit der fünfkategorialen Aufteilung der VRS-SO für die deutschsprachige Version der VRS-SO schließen. Die fünf Kategorien gingen auch mit signifikant unterschiedlichen Prävalenzraten relevanter klinischer Diagnose wie z. B. einer sexuellen Devianz, einer Persönlichkeitsstörung, der Ausprägung von Psychopathie-Merkmalen bzw. der Diagnose einer Substanzkonsumstörung einher, was auch für die konvergente Validität der VRS-SO Kategorien spricht.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"20 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-07-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"75147148","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Die Verschärfung der sozialen Ungleichheit in Deutschland geht einher mit zunehmenden Segregationsprozessen in urbanen Räumen. Diesen Entwicklungen hat die kriminologische Forschung in Deutschland bislang keine explizite Beachtung geschenkt. Vor diesem Hintergrund geht der Aufsatz der Frage nach, welchen zusätzlichen Beitrag das Ausmaß an sozialer, ethnischer und demographischer Segregation neben sozialer Benachteiligung und Tatgelegenheiten für die Erklärung der unterschiedlichen Kriminalitätsbelastung in deutschen Großstädten leistet. Regressionsanalysen zu 69 (Groß-)Städten bestätigen zum einen die Bedeutung von sozialer Desorganisation und Tatgelegenheiten für die Erklärung der deliktsspezifischen Kriminalitätsbelastung der Städte. Zum anderen erweisen sich die drei Dimensionen der residentiellen Segregation für die Erklärung der Kriminalitätsraten zusätzlich als bedeutsam. Damit bekräftigen die Ergebnisse den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Kriminalität und verdeutlichen die Folgen der räumlichen Konzentration und Polarisierung von Einwohnergruppen in urbanen Räumen für die Kriminalitätsentstehung.
{"title":"Soziale Ungleichheit und Kriminalität im urbanen Raum","authors":"Thomas Naplava","doi":"10.1515/mks-2022-0016","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2022-0016","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die Verschärfung der sozialen Ungleichheit in Deutschland geht einher mit zunehmenden Segregationsprozessen in urbanen Räumen. Diesen Entwicklungen hat die kriminologische Forschung in Deutschland bislang keine explizite Beachtung geschenkt. Vor diesem Hintergrund geht der Aufsatz der Frage nach, welchen zusätzlichen Beitrag das Ausmaß an sozialer, ethnischer und demographischer Segregation neben sozialer Benachteiligung und Tatgelegenheiten für die Erklärung der unterschiedlichen Kriminalitätsbelastung in deutschen Großstädten leistet. Regressionsanalysen zu 69 (Groß-)Städten bestätigen zum einen die Bedeutung von sozialer Desorganisation und Tatgelegenheiten für die Erklärung der deliktsspezifischen Kriminalitätsbelastung der Städte. Zum anderen erweisen sich die drei Dimensionen der residentiellen Segregation für die Erklärung der Kriminalitätsraten zusätzlich als bedeutsam. Damit bekräftigen die Ergebnisse den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Kriminalität und verdeutlichen die Folgen der räumlichen Konzentration und Polarisierung von Einwohnergruppen in urbanen Räumen für die Kriminalitätsentstehung.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"82 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-07-13","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"83921610","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Whitney Hatton, Maeve Moosburner, S. Etzler, M. Rettenberger
Zusammenfassung Obwohl das Thema Radikalisierung im deutschen Justizvollzug in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen hat, gibt es immer noch vergleichsweise wenig empirisches Wissen über die Anzahl an und Versorgung von Extremist*innen in Einrichtungen des Justizvollzugs. Die vorliegende Studie erfasste den aktuellen Stand hinsichtlich Radikalisierungstendenzen in allen N = 71 sozialtherapeutischen Einrichtungen (SothEn) in Deutschland. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die SothEn durch ihr integratives Behandlungskonzept Radikalisierungstendenzen frühzeitig erkennen und bearbeiten. Das Thema Radikalisierung war für etwa die Hälfte der SothEn relevant, wobei diese meist keinen Schwerpunkt auf bestimmte Arten der Radikalisierung legten. Insgesamt fanden sich nur relativ wenige Personen, die den Kategorien der Gefährder, Sympathisanten und Gefährdeten in den SothEn zugeordnet wurden. In mehr als zwei Drittel aller SothEn wurde ein differenzierteres Diagnose- bzw. Prognoseverfahren hinsichtlich der Radikalisierungstendenzen durchgeführt, dies größtenteils über externe Organisationen. Für Gefangene waren mehrheitlich Deradikalisierungsmaßnahmen vorhanden, wobei auch hier auf externe Angebote zurückgegriffen wurde. Eine Evaluation der Deradikalisierungsmaßnahmen fand allerdings nur selten statt. Die Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund bestehender »Best-Practice-Ansätze« diskutiert und deuten auf eine besondere Eignung Sozialtherapeutischer Einrichtungen für die Arbeit mit Gefährdern, Sympathisanten und Gefährdeten hin.
{"title":"Radikalisierung in Sozialtherapeutischen Einrichtungen: Eine Vollerhebung zur Situation in Deutschland","authors":"Whitney Hatton, Maeve Moosburner, S. Etzler, M. Rettenberger","doi":"10.1515/mks-2023-0010","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0010","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Obwohl das Thema Radikalisierung im deutschen Justizvollzug in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen hat, gibt es immer noch vergleichsweise wenig empirisches Wissen über die Anzahl an und Versorgung von Extremist*innen in Einrichtungen des Justizvollzugs. Die vorliegende Studie erfasste den aktuellen Stand hinsichtlich Radikalisierungstendenzen in allen N = 71 sozialtherapeutischen Einrichtungen (SothEn) in Deutschland. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die SothEn durch ihr integratives Behandlungskonzept Radikalisierungstendenzen frühzeitig erkennen und bearbeiten. Das Thema Radikalisierung war für etwa die Hälfte der SothEn relevant, wobei diese meist keinen Schwerpunkt auf bestimmte Arten der Radikalisierung legten. Insgesamt fanden sich nur relativ wenige Personen, die den Kategorien der Gefährder, Sympathisanten und Gefährdeten in den SothEn zugeordnet wurden. In mehr als zwei Drittel aller SothEn wurde ein differenzierteres Diagnose- bzw. Prognoseverfahren hinsichtlich der Radikalisierungstendenzen durchgeführt, dies größtenteils über externe Organisationen. Für Gefangene waren mehrheitlich Deradikalisierungsmaßnahmen vorhanden, wobei auch hier auf externe Angebote zurückgegriffen wurde. Eine Evaluation der Deradikalisierungsmaßnahmen fand allerdings nur selten statt. Die Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund bestehender »Best-Practice-Ansätze« diskutiert und deuten auf eine besondere Eignung Sozialtherapeutischer Einrichtungen für die Arbeit mit Gefährdern, Sympathisanten und Gefährdeten hin.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"15 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-07-13","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"81447791","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract Over the past three decades, it has become increasingly clear that the United States’ protections for criminal defendants are insufficient to prevent unjust convictions. The increased availability of DNA testing and surge in exonerations have cast a bright light on the prevalence of wrongful convictions and the systemic factors that drive these errors. Yet, despite increased awareness of these concerns, wrongfully convicted individuals still face tremendous barriers to justice. In order to address these challenges, a growing number of prosecutors have established Conviction Integrity Units (CIUs)We use the term CIU to refer broadly to a unit within a prosecutor’s office dedicated to reviewing wrongful conviction claims, although the official terms used to refer to these units vary by office. For example, these units are sometimes called Conviction Review Units, which can be used interchangeably with CIUs, or Post-Conviction Justice Units, which, as we explain in Section 5, perform the functions of a CIU but include a broader focus. dedicated to reviewing wrongful conviction claims. This work has, over time, informed some prosecutors’ efforts to prevent future wrongful convictions by developing a »just culture« based on shared accountability and continuous improvement. As the movement to address wrongful convictions continues to expand, some prosecutors are beginning to advocate for broader reforms and a holistic vision of post-conviction justice.
{"title":"The Prosecutor’s Power to Correct and Prevent Unjust Convictions","authors":"Rebecca Blair, M. Krinsky","doi":"10.1515/mks-2023-0022","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0022","url":null,"abstract":"Abstract Over the past three decades, it has become increasingly clear that the United States’ protections for criminal defendants are insufficient to prevent unjust convictions. The increased availability of DNA testing and surge in exonerations have cast a bright light on the prevalence of wrongful convictions and the systemic factors that drive these errors. Yet, despite increased awareness of these concerns, wrongfully convicted individuals still face tremendous barriers to justice. In order to address these challenges, a growing number of prosecutors have established Conviction Integrity Units (CIUs)We use the term CIU to refer broadly to a unit within a prosecutor’s office dedicated to reviewing wrongful conviction claims, although the official terms used to refer to these units vary by office. For example, these units are sometimes called Conviction Review Units, which can be used interchangeably with CIUs, or Post-Conviction Justice Units, which, as we explain in Section 5, perform the functions of a CIU but include a broader focus. dedicated to reviewing wrongful conviction claims. This work has, over time, informed some prosecutors’ efforts to prevent future wrongful convictions by developing a »just culture« based on shared accountability and continuous improvement. As the movement to address wrongful convictions continues to expand, some prosecutors are beginning to advocate for broader reforms and a holistic vision of post-conviction justice.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"180 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-06-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"72817778","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Abstract Summary proceedings and especially penal orders have become increasingly relevant in criminal justice systems across Europe. The prosecution holds significant power and convictions cannot guarantee that defendants understand their judgment. This contribution compares laws and empirical data on penal orders in France, Germany and Switzerland, with a focus on the role of the prosecution and the rights of the defence. I argue that while penal orders offer an efficient way of processing minor crimes, they also pose a high risk of erroneous sanctions and wrongful convictions. The contribution concludes that in order to protect the rights of the defence, the balance of power between the prosecution and the defendant needs to be improved by granting a hearing before a judgment is rendered, and by translating the penal order and delivering it in judicial appointments. The findings provide valuable insights into the need for continued reform in the area of summary proceedings.
{"title":"Wrongful Convictions in Summary Proceedings: a Comparison of Penal Orders in France, Germany and Switzerland","authors":"Raluca Enescu","doi":"10.1515/mks-2023-0019","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2023-0019","url":null,"abstract":"Abstract Summary proceedings and especially penal orders have become increasingly relevant in criminal justice systems across Europe. The prosecution holds significant power and convictions cannot guarantee that defendants understand their judgment. This contribution compares laws and empirical data on penal orders in France, Germany and Switzerland, with a focus on the role of the prosecution and the rights of the defence. I argue that while penal orders offer an efficient way of processing minor crimes, they also pose a high risk of erroneous sanctions and wrongful convictions. The contribution concludes that in order to protect the rights of the defence, the balance of power between the prosecution and the defendant needs to be improved by granting a hearing before a judgment is rendered, and by translating the penal order and delivering it in judicial appointments. The findings provide valuable insights into the need for continued reform in the area of summary proceedings.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"36 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2023-06-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86758552","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}