Pub Date : 2013-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.3.1.2013.5
Uwe Jahnke
Ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, im Frühjahr 2012, veröffentlichte die Kinder- und Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang bei Ravensburger das Jugendbuch Noch lange danach, das sich mit den Langzeitfolgen eines fiktiven atomaren Super-GAUs befasst. Die Autorin hatte nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl (1986) mit ihrem 1987 erschienenen Bestseller Die Wolke, einem fiktionalen Jugendbuch, die politische Diskussion um die Probleme und Fragen der Atomenergienutzung wesentlich mitbestimmt; das Buch wurde geradezu zu einem Kultbuch der weltweiten Anti-AKW-Bewegung. Nun knüpfte sie mit Noch lange danach an ihr damaliges Engagement in der Atomenergie-Frage an, die die Autorin bis heute beschäftigt. Als jugendliterarische Reaktion auf die Katastrophe von Fukushima zeigt Noch lange danach, wie sehr bei Pausewang gesellschaftliches bzw. politisches Engagement und literarische Produktion miteinander verbunden ist. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit diese enge Verzahnung exemplarisch Einblicke in die gegenwärtige Produktion von politisch engagierter Jugendliteratur ermöglicht. Als Materialgrundlage der Studie dienen u.a. die Medienauftritte der Autorin unmittelbar nach der Katastrophe in Fukushima, ihre Äusserungen bei einer Anti-AKW-Demo und im Vergleich dazu ihr Roman Noch lange danach,einschliesslich Nachwort und Gesprächen rund um diese Buchpublikation. Deutlich wird u.a., dass es der Autorin grundsätzlich weniger um die Verbreitung von Ängsten besonders unter Jugendlichen geht, als vielmehr darum zu warnen und auch Jugendliche dazu zu bewegen, in den politischen Diskurs einzugreifen und sich auf diese Weise für die eigene Zukunft zu interessieren und wenn möglich zu engagieren.
{"title":"Gudrun Pausewang im Jahr nach Fukushima","authors":"Uwe Jahnke","doi":"10.54717/kidsmedia.3.1.2013.5","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.3.1.2013.5","url":null,"abstract":"Ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, im Frühjahr 2012, veröffentlichte die Kinder- und Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang bei Ravensburger das Jugendbuch Noch lange danach, das sich mit den Langzeitfolgen eines fiktiven atomaren Super-GAUs befasst. Die Autorin hatte nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl (1986) mit ihrem 1987 erschienenen Bestseller Die Wolke, einem fiktionalen Jugendbuch, die politische Diskussion um die Probleme und Fragen der Atomenergienutzung wesentlich mitbestimmt; das Buch wurde geradezu zu einem Kultbuch der weltweiten Anti-AKW-Bewegung. Nun knüpfte sie mit Noch lange danach an ihr damaliges Engagement in der Atomenergie-Frage an, die die Autorin bis heute beschäftigt. Als jugendliterarische Reaktion auf die Katastrophe von Fukushima zeigt Noch lange danach, wie sehr bei Pausewang gesellschaftliches bzw. politisches Engagement und literarische Produktion miteinander verbunden ist. \u0000Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit diese enge Verzahnung exemplarisch Einblicke in die gegenwärtige Produktion von politisch engagierter Jugendliteratur ermöglicht. Als Materialgrundlage der Studie dienen u.a. die Medienauftritte der Autorin unmittelbar nach der Katastrophe in Fukushima, ihre Äusserungen bei einer Anti-AKW-Demo und im Vergleich dazu ihr Roman Noch lange danach,einschliesslich Nachwort und Gesprächen rund um diese Buchpublikation. Deutlich wird u.a., dass es der Autorin grundsätzlich weniger um die Verbreitung von Ängsten besonders unter Jugendlichen geht, als vielmehr darum zu warnen und auch Jugendliche dazu zu bewegen, in den politischen Diskurs einzugreifen und sich auf diese Weise für die eigene Zukunft zu interessieren und wenn möglich zu engagieren.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"53 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2013-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"126531056","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2013-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.3.1.2013.4
Tamara Werner
Althergebrachte Schreckgestalten wie Geister, Graf Dracula oder Frankensteins Monster haben einen festen Platz im populärkulturellen Gedächtnis. Durch zitierende Neuinterpretationen werden die Figuren jeweils an verschiedene kulturelle Befindlichkeiten und Zuschauergruppen angepasst und finden auch den Weg in heimelige Kinderzimmer. Längst sind die Monster nicht mehr nur Schreckensbringer, sondern auch Sympathieträger und fungieren als Projektionsflächen für diverse bewusste und unbewusste Ängste – auch für Heranwachsende. Der Beitrag folgt diesen Monsterfiguren anhand von vier Filmen: Igor (2008), Hotel Transylvania (2012), ParaNorman (2012) und Frankenweenie (2012). Es wird versucht zu klären, weshalb diese ehemals ernsten Feindbilder in kindliche Imaginationswelten transportiert werden und welchen Zweck sie im Kinderzimmer erfüllen. Es zeigt sich, dass die Stoffe durch den Rückgriff auf populärkulturell verankerte Figuren Kinder wie auch Erwachsene ansprechen und verschiedene Lesarten anbieten. Die Hauptbotschaften sind dabei in den betrachteten Stoffen dieselben. Einerseits wird auf das gefährliche Potential von gesellschaftlich tabuisierten Ängsten verwiesen. Durch die normierte Ausklammerung von Schmerz, Frustration oder Tod können sich diese zu brodelnden Gewaltpotentialen entwickeln, welche sich auf willkommene Feinbilder projizieren lassen und so Monster erst hervorbringen – es entsteht eine Spirale der Furcht. Andererseits richtet sich der Fokus auf die Beziehung von Eltern und Kindern im Spannungsfeld des Erwachsen-Werdens in einer disziplinierenden Gesellschaft. Kinder werden ermuntert an ihrer Fantasie, ihren Träumen und letztlich ihrer Individualität festzuhalten. Sie sollen sich nicht aufgrund der antizipierten Verrohung vor dem Erwachsen-Werden fürchten. Die Erziehenden wiederum bekommen einen kritisch reflektierenden Spiegel vorgehalten. Sie werden ermahnt den Heranwachsenden mannigfache Freiheiten zu gewähren und sie in ihrer empathischen Emotionalität und kreativen Eigensinnigkeit zu stärken. So werden die Monster in der Kinderstube zu den Anwälten der Jugend, die im Angesicht einer normierenden, sanktionierenden, exkludierenden und opportunistischen Gesellschaft für freie Entfaltung, Selbstwirksamkeit und die Handlungskompetenz von Kindern eintreten.
{"title":"„There's nothing wrong with being scared, as long as it doesn't change who you are“","authors":"Tamara Werner","doi":"10.54717/kidsmedia.3.1.2013.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.3.1.2013.4","url":null,"abstract":"Althergebrachte Schreckgestalten wie Geister, Graf Dracula oder Frankensteins Monster haben einen festen Platz im populärkulturellen Gedächtnis. Durch zitierende Neuinterpretationen werden die Figuren jeweils an verschiedene kulturelle Befindlichkeiten und Zuschauergruppen angepasst und finden auch den Weg in heimelige Kinderzimmer. Längst sind die Monster nicht mehr nur Schreckensbringer, sondern auch Sympathieträger und fungieren als Projektionsflächen für diverse bewusste und unbewusste Ängste – auch für Heranwachsende. \u0000Der Beitrag folgt diesen Monsterfiguren anhand von vier Filmen: Igor (2008), Hotel Transylvania (2012), ParaNorman (2012) und Frankenweenie (2012). Es wird versucht zu klären, weshalb diese ehemals ernsten Feindbilder in kindliche Imaginationswelten transportiert werden und welchen Zweck sie im Kinderzimmer erfüllen. Es zeigt sich, dass die Stoffe durch den Rückgriff auf populärkulturell verankerte Figuren Kinder wie auch Erwachsene ansprechen und verschiedene Lesarten anbieten. Die Hauptbotschaften sind dabei in den betrachteten Stoffen dieselben. \u0000Einerseits wird auf das gefährliche Potential von gesellschaftlich tabuisierten Ängsten verwiesen. Durch die normierte Ausklammerung von Schmerz, Frustration oder Tod können sich diese zu brodelnden Gewaltpotentialen entwickeln, welche sich auf willkommene Feinbilder projizieren lassen und so Monster erst hervorbringen – es entsteht eine Spirale der Furcht. Andererseits richtet sich der Fokus auf die Beziehung von Eltern und Kindern im Spannungsfeld des Erwachsen-Werdens in einer disziplinierenden Gesellschaft. Kinder werden ermuntert an ihrer Fantasie, ihren Träumen und letztlich ihrer Individualität festzuhalten. Sie sollen sich nicht aufgrund der antizipierten Verrohung vor dem Erwachsen-Werden fürchten. \u0000Die Erziehenden wiederum bekommen einen kritisch reflektierenden Spiegel vorgehalten. Sie werden ermahnt den Heranwachsenden mannigfache Freiheiten zu gewähren und sie in ihrer empathischen Emotionalität und kreativen Eigensinnigkeit zu stärken. So werden die Monster in der Kinderstube zu den Anwälten der Jugend, die im Angesicht einer normierenden, sanktionierenden, exkludierenden und opportunistischen Gesellschaft für freie Entfaltung, Selbstwirksamkeit und die Handlungskompetenz von Kindern eintreten.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"38 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2013-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133271271","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2013-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.3.1.2013.3
Ute Dettmar
In keinem anderen Literaturbereich ist das Sortiment des Schauerlichen wohl vielfältiger als in der gegenwärtigen Kinder- und Jugendliteratur: vom Bilderbuch mit seinen unzähligen Monstern über kinderliterarische Horrorserien bis hin zur Fantasy, die sich seit Jahren als Aufmarschgebiet der Untoten – der Zombies, Werwölfe und Vampire – etabliert hat. Die Figuren des Unheimlichen können, so zeigt ein differenzierender Blick auf die Texte, in unterschiedlicher Weise Ängste ansprechen: So bietet die Gestaltung des Schreckens die Möglichkeit, der Angst ins Gesicht zu schauen, sich mit den Dämonen, welche die Kinder verfolgen, auseinanderzusetzen und Möglichkeiten durchzuspielen, sie zu bezwingen. Andererseits lassen sich in der Identifikation mit furchterregenden Monstern auch eigene Ängste lustvoll kompensieren. Die Macht, die Ängste über uns erhalten, und die Fragen danach, wie wir ihnen begegnen (können), sind allerdings nicht nur ein Thema der fantastischen Literatur, sondern auch ein wiederkehrendes Thema in realistischen Texten für Kinder und Jugendliche. Hier werden die Figuren der Angst zu Symbolen des Unbewussten; sie lassen Verunsicherungen und Krisen darstellbar werden. Der Beitrag geht an ausgewählten Beispielen den unterschiedlichen Formen und Funktionen nach, in denen Angst in der Kinder- und Jugendliteratur gestaltet und von Angsterfahrungen erzählt wird, und diskutiert sie in ihren kulturellen und literarischen Kontexten.
{"title":"Angst","authors":"Ute Dettmar","doi":"10.54717/kidsmedia.3.1.2013.3","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.3.1.2013.3","url":null,"abstract":"In keinem anderen Literaturbereich ist das Sortiment des Schauerlichen wohl vielfältiger als in der gegenwärtigen Kinder- und Jugendliteratur: vom Bilderbuch mit seinen unzähligen Monstern über kinderliterarische Horrorserien bis hin zur Fantasy, die sich seit Jahren als Aufmarschgebiet der Untoten – der Zombies, Werwölfe und Vampire – etabliert hat. Die Figuren des Unheimlichen können, so zeigt ein differenzierender Blick auf die Texte, in unterschiedlicher Weise Ängste ansprechen: So bietet die Gestaltung des Schreckens die Möglichkeit, der Angst ins Gesicht zu schauen, sich mit den Dämonen, welche die Kinder verfolgen, auseinanderzusetzen und Möglichkeiten durchzuspielen, sie zu bezwingen. Andererseits lassen sich in der Identifikation mit furchterregenden Monstern auch eigene Ängste lustvoll kompensieren. Die Macht, die Ängste über uns erhalten, und die Fragen danach, wie wir ihnen begegnen (können), sind allerdings nicht nur ein Thema der fantastischen Literatur, sondern auch ein wiederkehrendes Thema in realistischen Texten für Kinder und Jugendliche. Hier werden die Figuren der Angst zu Symbolen des Unbewussten; sie lassen Verunsicherungen und Krisen darstellbar werden. Der Beitrag geht an ausgewählten Beispielen den unterschiedlichen Formen und Funktionen nach, in denen Angst in der Kinder- und Jugendliteratur gestaltet und von Angsterfahrungen erzählt wird, und diskutiert sie in ihren kulturellen und literarischen Kontexten.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"169 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2013-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122839186","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-09-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.2.2012.3
Bruno Wegmann
Über fünf Staffeln bzw. 32 Folgen hinweg repräsentiert die mittlerweile weltweit rezipierte neuseeländische TV-Animationssitcom bro’Town den vermeintlichen Alltag südpazifischer Teenager im Vorort einer Grossstadt. Sowohl in wissenschaftlichen und journalistischen Rezensionen als auch in Reaktionen von Fans wird häufig die „New Zealandness“ der Serie betont. Das polynesische Autorenteam verbindet in den Geschichten der fünf befreundeten pacific islanders eine grosse Portion Comedy mit einer kritischen Haltung gegenüber dem neuseeländischen Kontext. bro’Town wird in Anlehnung an ihre kaum zu bestreitende Vorlage gerne als „The Simpsons of the South Pacific“ bezeichnet. Ähnlich der US-amerikanischen Erfolgsserie treten im neuseeländischen Pendant zahlreiche lokale und internationale Berühmtheiten am Ort des Geschehens auf. bro’Town wird dabei zur Bühne der celebrities, die das fiktive Medienprodukt personifizieren. Über das Gestaltungsmittel der Gastauftritte sind prominente Figuren in der Lage, die Welt bro’Towns zu besuchen und dadurch einen Mikrokosmos entstehen zu lassen, in dem reale Diskurse auf humorvolle und kreative Weise ausgehandelt werden. Aufgrund der intertextuellen Verbindungen gewinnt das Medienprodukt an Relevanz, was im Artikel anhand einer Fallstudie veranschaulicht wird. Zum einen werden die Darstellungen bro’Towns im südpazifischen Kontext verortet, um vielfältige historische, soziale, politische und kommerzielle Zusammenhänge darzulegen: Fragen zur Repräsentation im postkolonialen Staat dürfen dabei nicht ausgelassen werden. Zum anderen wird bro’Towns Bedeutung als spezifisches Unterhaltungsangebot unterstrichen: Weder soll die Serie als Manifestation des südpazifischen Alltagsdiskurses allzu ernst genommen, noch als blosses Amüsement abgetan werden. Sowohl die Eigenschaften als postkolonialer Text als auch als unterhaltendes Medienprodukt sind für die neuseeländische TV-Animationssitcom bro’Town konstitutiv.
{"title":"„The Simpsons of the South Pacific“?","authors":"Bruno Wegmann","doi":"10.54717/kidsmedia.2.2.2012.3","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.2.2012.3","url":null,"abstract":"Über fünf Staffeln bzw. 32 Folgen hinweg repräsentiert die mittlerweile weltweit rezipierte neuseeländische TV-Animationssitcom bro’Town den vermeintlichen Alltag südpazifischer Teenager im Vorort einer Grossstadt. Sowohl in wissenschaftlichen und journalistischen Rezensionen als auch in Reaktionen von Fans wird häufig die „New Zealandness“ der Serie betont. Das polynesische Autorenteam verbindet in den Geschichten der fünf befreundeten pacific islanders eine grosse Portion Comedy mit einer kritischen Haltung gegenüber dem neuseeländischen Kontext. \u0000bro’Town wird in Anlehnung an ihre kaum zu bestreitende Vorlage gerne als „The Simpsons of the South Pacific“ bezeichnet. Ähnlich der US-amerikanischen Erfolgsserie treten im neuseeländischen Pendant zahlreiche lokale und internationale Berühmtheiten am Ort des Geschehens auf. bro’Town wird dabei zur Bühne der celebrities, die das fiktive Medienprodukt personifizieren. Über das Gestaltungsmittel der Gastauftritte sind prominente Figuren in der Lage, die Welt bro’Towns zu besuchen und dadurch einen Mikrokosmos entstehen zu lassen, in dem reale Diskurse auf humorvolle und kreative Weise ausgehandelt werden. \u0000Aufgrund der intertextuellen Verbindungen gewinnt das Medienprodukt an Relevanz, was im Artikel anhand einer Fallstudie veranschaulicht wird. Zum einen werden die Darstellungen bro’Towns im südpazifischen Kontext verortet, um vielfältige historische, soziale, politische und kommerzielle Zusammenhänge darzulegen: Fragen zur Repräsentation im postkolonialen Staat dürfen dabei nicht ausgelassen werden. Zum anderen wird bro’Towns Bedeutung als spezifisches Unterhaltungsangebot unterstrichen: Weder soll die Serie als Manifestation des südpazifischen Alltagsdiskurses allzu ernst genommen, noch als blosses Amüsement abgetan werden. Sowohl die Eigenschaften als postkolonialer Text als auch als unterhaltendes Medienprodukt sind für die neuseeländische TV-Animationssitcom bro’Town konstitutiv.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"91 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"134534331","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-09-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.2.2012.4
D. Frei
Humanitäre Einsätze gehören bei Stars mittlerweile beinahe zum guten Ton. Gleiches gilt für die zahlreichen transkontinentalen Adoptionen, mit denen Prominente allzu oft in den Medien erscheinen. Beide Themen sorgen für kontroverse Diskussionen unter Medienrezipierenden wie auch Medienschaffenden. Der Beitrag untersucht eine Auswahl von deutsch-sprachigen Online-Promi-Magazinen, die mehrheitlich eine jugendliche Leserschaft ansprechen, im Hinblick auf ihre Darstellung von Adoptionen durch Prominente sowie auf die Thematisierung ihres humanitären Engagements. Im Zentrum der Diskussion stehen insbesondere zwei Aspekte: 1) Der Fokus der humanitären Einsätze von Prominenten liegt – zumindest in ihrer medialen Inszenierung – überwiegend auf der ‚Rettung’ von Kindern. Die transkontinentale Adoption eines solchen ‚rettungswürdigen’ Kindes wird dabei als ultimativer humanitärer Akt und Krönung eines humanitären Images inszeniert. 2) Obwohl beide untersuchten Arten humanitärer Star-Handlungen (Einsätze wie auch Adoptionen) von Jugendlichen wie auch Erwachsenen intensiv beurteilt und mitunter auch radikal verurteilt werden, liegt der Fokus der Kritik stets auf der Hinterfragung der Aufrichtigkeit eines Stars in seinem Engagement und kaum je auf der moralischen Legitimation dieser Art ‚westlicher’ Einmischung in ‚restlichen’ Kontinenten. Potentiell neo-kolonialistische oder neo-missionarische Interpretationen werden durch die Fokussierung auf Kinder umgangen und durch diese stets als ‚rettungswürdig’ erachteten Geschöpfe kaschiert.
{"title":"Vorbilder für die Jugend?","authors":"D. Frei","doi":"10.54717/kidsmedia.2.2.2012.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.2.2012.4","url":null,"abstract":"Humanitäre Einsätze gehören bei Stars mittlerweile beinahe zum guten Ton. Gleiches gilt für die zahlreichen transkontinentalen Adoptionen, mit denen Prominente allzu oft in den Medien erscheinen. Beide Themen sorgen für kontroverse Diskussionen unter Medienrezipierenden wie auch Medienschaffenden. \u0000Der Beitrag untersucht eine Auswahl von deutsch-sprachigen Online-Promi-Magazinen, die mehrheitlich eine jugendliche Leserschaft ansprechen, im Hinblick auf ihre Darstellung von Adoptionen durch Prominente sowie auf die Thematisierung ihres humanitären Engagements. Im Zentrum der Diskussion stehen insbesondere zwei Aspekte: \u00001) Der Fokus der humanitären Einsätze von Prominenten liegt – zumindest in ihrer medialen Inszenierung – überwiegend auf der ‚Rettung’ von Kindern. Die transkontinentale Adoption eines solchen ‚rettungswürdigen’ Kindes wird dabei als ultimativer humanitärer Akt und Krönung eines humanitären Images inszeniert. \u00002) Obwohl beide untersuchten Arten humanitärer Star-Handlungen (Einsätze wie auch Adoptionen) von Jugendlichen wie auch Erwachsenen intensiv beurteilt und mitunter auch radikal verurteilt werden, liegt der Fokus der Kritik stets auf der Hinterfragung der Aufrichtigkeit eines Stars in seinem Engagement und kaum je auf der moralischen Legitimation dieser Art ‚westlicher’ Einmischung in ‚restlichen’ Kontinenten. \u0000Potentiell neo-kolonialistische oder neo-missionarische Interpretationen werden durch die Fokussierung auf Kinder umgangen und durch diese stets als ‚rettungswürdig’ erachteten Geschöpfe kaschiert.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"46 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124391238","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-09-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.2.2012.2
R. Meyer
Das Bild, das die westlichen Medien heute von Afrika und afrikanischen Menschen zeichnen, ist immer noch geprägt von Exotismus einerseits und Rückständigkeit und Armut andererseits. Auch an Kinder und Jugendliche adressierte Medien wie Bilderbücher, Jugendbücher, Sachbücher oder Filme zeichnen von der Aufklärung bis in die Gegenwart oft ein konstruiertes „Afrika-Bild“, welches mit Stereotypisierungen durchsetzt ist. Bei dem Versuch verschiedene Repräsentationen indigener Bevölkerung des südlichen Afrika zu analysieren und historisch zu erklären, wird auf den Machtaspekt europäischer Repräsentationsweisen fokussiert, um tradierte Afrikabilder zu hinterfragen. Der Beitrag widmet sich der Darstellung der Khoisan-Bevölkerungsgruppen in Kinder- und Jugendmedien im Laufe der Zeit. Die Khoikhoi, früher abwertend als „Hottentotten“ bezeichnet, und die San, die bis heute diskriminierend „Buschmänner“ genannt werden, sind dabei seit Peter Kolbs Reisebericht von 1709 ein wiederkehrendes Motiv.
{"title":"Afrikabilder in Kinder- und Jugendmedien","authors":"R. Meyer","doi":"10.54717/kidsmedia.2.2.2012.2","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.2.2012.2","url":null,"abstract":"Das Bild, das die westlichen Medien heute von Afrika und afrikanischen Menschen zeichnen, ist immer noch geprägt von Exotismus einerseits und Rückständigkeit und Armut andererseits. Auch an Kinder und Jugendliche adressierte Medien wie Bilderbücher, Jugendbücher, Sachbücher oder Filme zeichnen von der Aufklärung bis in die Gegenwart oft ein konstruiertes „Afrika-Bild“, welches mit Stereotypisierungen durchsetzt ist. Bei dem Versuch verschiedene Repräsentationen indigener Bevölkerung des südlichen Afrika zu analysieren und historisch zu erklären, wird auf den Machtaspekt europäischer Repräsentationsweisen fokussiert, um tradierte Afrikabilder zu hinterfragen. \u0000Der Beitrag widmet sich der Darstellung der Khoisan-Bevölkerungsgruppen in Kinder- und Jugendmedien im Laufe der Zeit. Die Khoikhoi, früher abwertend als „Hottentotten“ bezeichnet, und die San, die bis heute diskriminierend „Buschmänner“ genannt werden, sind dabei seit Peter Kolbs Reisebericht von 1709 ein wiederkehrendes Motiv.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"25 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133916245","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.1.2012.1
Xavier Monn
Walter Kempowski (1929–2007) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1971 und 1984 veröffentlichte er sechs autobiographisch geprägte Romane, in denen er das Leben seiner Familie von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts festhält. Die Romane, ergänzt durch drei Befragungsbücher, wurden als Deutsche Chronik bekannt. Der eigentliche Durchbruch aber gelang ihm 1993 mit dem Projekt Das Echolot, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse verschiedenster Herkunft zu einer gigantischen Geschichtscollage verarbeitete. Weniger bekannt und erforscht ist hingegen, dass Kempowski 20 Jahre als Dorfschullehrer arbeitete und auch Schul- und Kinderbücher schrieb. Zudem spielen schulische Stellen und Lehrerfiguren in seinen Romanen eine wichtige Rolle. Sie zeichnen sich – so die These – durch eine wohltuende „pädagogische Unkorrektheit“ aus und faszinieren gerade wegen ihren Widersprüchen und Unzulänglichkeiten. Sie stehen ein für eine kinderfreundliche und ausgesprochen humane Pädagogik, was auch Walter Kempowski als Lehrer ein grosses Anliegen war. Am Beispiel von drei literarischen Lehrerfiguren wird Kempowskis Lehrerbild heraus gearbeitet und ein Bezug hergestellt zu einigen zentralen Aspekten seiner eigenen Arbeit als Lehrer. Sein pädagogisches Konzept wiederum hat einen engen Zusammenhang mit seiner Arbeit als (Kinderbuch-)Autor, wie abschliessend aufgezeigt wird.
{"title":"„Unser Lehrer heisst Herr Böckelmann“","authors":"Xavier Monn","doi":"10.54717/kidsmedia.2.1.2012.1","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.1","url":null,"abstract":"Walter Kempowski (1929–2007) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1971 und 1984 veröffentlichte er sechs autobiographisch geprägte Romane, in denen er das Leben seiner Familie von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts festhält. Die Romane, ergänzt durch drei Befragungsbücher, wurden als Deutsche Chronik bekannt. Der eigentliche Durchbruch aber gelang ihm 1993 mit dem Projekt Das Echolot, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse verschiedenster Herkunft zu einer gigantischen Geschichtscollage verarbeitete. \u0000Weniger bekannt und erforscht ist hingegen, dass Kempowski 20 Jahre als Dorfschullehrer arbeitete und auch Schul- und Kinderbücher schrieb. Zudem spielen schulische Stellen und Lehrerfiguren in seinen Romanen eine wichtige Rolle. Sie zeichnen sich – so die These – durch eine wohltuende „pädagogische Unkorrektheit“ aus und faszinieren gerade wegen ihren Widersprüchen und Unzulänglichkeiten. Sie stehen ein für eine kinderfreundliche und ausgesprochen humane Pädagogik, was auch Walter Kempowski als Lehrer ein grosses Anliegen war. \u0000Am Beispiel von drei literarischen Lehrerfiguren wird Kempowskis Lehrerbild heraus gearbeitet und ein Bezug hergestellt zu einigen zentralen Aspekten seiner eigenen Arbeit als Lehrer. Sein pädagogisches Konzept wiederum hat einen engen Zusammenhang mit seiner Arbeit als (Kinderbuch-)Autor, wie abschliessend aufgezeigt wird.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"5 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"129896916","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.1.2012.4
Jana Mikota
Schule ist nicht nur in der realistischen Kinder- und Jugendliteratur ein beliebter Schauplatz, sondern auch in der fantastischen. Nicht nur Harry Potter muss in Hogwarts die Schulbank drücken, Vampire müssen ebenfalls trotz ihrer Unsterblichkeit zur Schule gehen und mitunter den Lernstoff mehrmals hören. Im Kontext der Vampirliteratur existieren unterschiedliche Schulformen: (1) Vampirkinder besuchen menschliche Schulen und müssen ihre Existenz als Vampir geheim halten; (2) Vampire besuchen ihre eigenen Schulen mit anderen Fächern und Abläufen. Vor allem die zweite Form ermöglicht es den Lesern und Leserinnen, über bestimmte Sachverhalte, die z. T. mit Angst besetzt sein können, nachzudenken. Hinzu kommt, dass die Vampirliteratur an Leser und Leserinnen unterschiedlicher Altersstufen adressiert ist und der Schauplatz Schule so auch andere Funktionen erhält. Auch die Vampire kämpfen mit Hausaufgaben und Lehrpersonen und somit mit ganz alltäglichen Problemen, an denen sie im Laufe der Handlung jedoch wachsen können. Der Beitrag stellt den Ort Schule in der Erstlese-, Kinder- und Jugendliteratur vor und arbeitet die unterschiedlichen Funktionen des Ortes Schule heraus. Alle vorgestellten Romane greifen den schulischen Alltag auf, schildern Erlebnisse und Erfahrungen, die den Lesern und Leserinnen die Möglichkeit bieten, das Erzählte nicht nur zu rezipieren, sondern auch weiterzuerzählen und mit eigenen Vorstellungen zu verbinden.
{"title":"„Der normale Schulwegwahnsinn“","authors":"Jana Mikota","doi":"10.54717/kidsmedia.2.1.2012.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.4","url":null,"abstract":"Schule ist nicht nur in der realistischen Kinder- und Jugendliteratur ein beliebter Schauplatz, sondern auch in der fantastischen. Nicht nur Harry Potter muss in Hogwarts die Schulbank drücken, Vampire müssen ebenfalls trotz ihrer Unsterblichkeit zur Schule gehen und mitunter den Lernstoff mehrmals hören. Im Kontext der Vampirliteratur existieren unterschiedliche Schulformen: (1) Vampirkinder besuchen menschliche Schulen und müssen ihre Existenz als Vampir geheim halten; (2) Vampire besuchen ihre eigenen Schulen mit anderen Fächern und Abläufen. Vor allem die zweite Form ermöglicht es den Lesern und Leserinnen, über bestimmte Sachverhalte, die z. T. mit Angst besetzt sein können, nachzudenken. \u0000Hinzu kommt, dass die Vampirliteratur an Leser und Leserinnen unterschiedlicher Altersstufen adressiert ist und der Schauplatz Schule so auch andere Funktionen erhält. Auch die Vampire kämpfen mit Hausaufgaben und Lehrpersonen und somit mit ganz alltäglichen Problemen, an denen sie im Laufe der Handlung jedoch wachsen können. \u0000Der Beitrag stellt den Ort Schule in der Erstlese-, Kinder- und Jugendliteratur vor und arbeitet die unterschiedlichen Funktionen des Ortes Schule heraus. Alle vorgestellten Romane greifen den schulischen Alltag auf, schildern Erlebnisse und Erfahrungen, die den Lesern und Leserinnen die Möglichkeit bieten, das Erzählte nicht nur zu rezipieren, sondern auch weiterzuerzählen und mit eigenen Vorstellungen zu verbinden.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"194 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131633982","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.1.2012.3
Aleta-Amirée Von Holzen
Die Internatsbuchreihe Burg Schreckenstein von Oliver Hassencamp (1921–1988) erschien in 27 Bänden von 1959 bis 1988 und erlebte mehrere Neuauflagen. Im Gegensatz zu vielen Beispielen von deutschsprachiger Internatsliteratur für Erwachsene portiert die Reihe ein positives Internatsbild. Damit schliesst sie an die Tradition der englischen school stories an. Als Besonderheit beschränkt sich die Reihe nicht auf die Darstellung einer Schule, vielmehr wird das Jungeninternat Burg Schreckenstein durch das Mädcheninternat Schloss Rosenfels komplettiert wie kontrastiert. Burg Schreckenstein wird als die ideale Schule präsentiert. Ihre Einzigartigkeit wird gegenüber innerliterarischen Gegenmodellen (Rosenfels und zwei weitere Jungen-Tagesschulen) betont und ihre Vorbildfunktion auch für aussertextliche Schulmodelle thematisiert. Kern des Schreckensteiner Ideals ist der Gemeinschaftsgedanke, der erst auf der etwas abgelegenen Örtlichkeit und nur in der Form des Internats zum Tragen kommen kann, da er Schüler und Lehrer umfasst. Diese Schüler-Lehrer-Gemeinschaft ist als möglichst gleichberechtigte Partnerschaft konzipiert. Die Lehrer verzichten dafür weitgehend auf ihre Machtposition. Sie vertrauen den Schülern und überlassen ihnen die Handlungskompetenz. Im Gegenzug unterwerfen sich die Schüler freiwillig einem selbst initiierten Verhaltenskodex; sie nennen sich darum nicht Schüler, sondern Ritter. Die zwei wichtigsten Punkte in ihrem konservativen Tugendkatalog sind Ehrlichkeit und das ‚Geradestehen’ für ihre Taten (ohne aber jemanden zu verpetzen). Dies impliziert, dass der Regelbruch Teil des Ideals ist, und dieser wird denn auch in Form von Streichen zum Markenzeichen der Ritter und dient immer wieder der Problemlösung. Wie die drastischen ‚Erziehungsmassnahmen’ der Ritter zur Eingliederung neuer Schüler deutlich zeigen, bedeutet das Gemeinschaftsideal für die Einzelnen einen Zwang zur Gleichmacherei. Die Charakterbildung der Ritter erscheint als ungleich wichtiger als ihre Leistung im Unterricht. Damit wie auch mit der Lehrer-Schüler-Gemeinschaft erweisen sich reformpädagogische Grundsätze als zentral für das dargestellte Schulideal. Diese Ansätze vertrat auch Kurt Hahn (1886–1974), der Gründer der Schule Schloss Salem, die der Autor Oliver Hassencamp selbst besuchte. Gegenüber seinem realen Vorbild postuliert Schreckensteins Ideal dennoch einen grundlegenden Unterschied: Da das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern nicht geplant werden kann, wird die Möglichkeit einer erfolgreichen Nachahmung des Modells Schreckensteins explizit a priori ausgeschlossen ist. Denn die Ritterregeln sind von den Schülern selbst implementiert worden, und ihre Einhaltung beruht auf der Freiwilligkeit der Schüler, die die Lehrer wohlwollend unterstützen.
Oliver hasen camp做的寄宿书系列(1921-1988)采用了27册,从1959年到1988年共出版了几册。与许多成人德语寄宿学校文学事例不同,这一栏描绘了一幅正面的寄宿学校简介。以此她跟随了英国学校历史悠久的传统最引人注目的是,这条线的轮廓不局限于学校的外观,而是20世纪30年代青年寄宿学校的史莱肯斯坦史莱肯斯坦城堡将被呈现为一所理想的学校更加引人注目的是她的独特之处这种近乎偏远的学校只能以寄宿学校的形式存在,因为它包括了学生和老师。我计划将这群学生教师合作作为最平等的伙伴教师在很大程度上失去了他们手中的权力。你信任学生又把"能力"留给他们作为回报,这些学生自愿遵守原则,所以您不叫自己学生而是称自己为骑士保守派Tugendkatalog的两个最重要的因素是诚实和‚承担后果”为他们的所作所为(不包括可是好好整某人).这暗示Regelbruch之理想的一部分,这将是去掉的形式出现的商标和骑士,常常用来解决.如大幅‚Erziehungsmassnahmen骑士送融入新学生清楚地表明,这意味着Gemeinschaftsideal用于每一个强迫Gleichmacherei .骑士的性格比他们在课堂上的表现要重要得多。这样一来,学生自治教会的改革就将成为校园的中心。这一表现也代表了库尔特·格恩(1886—1974年),萨勒姆学校创始人,作家奥利佛·哈桑夏普亲自拜访过这一学校。尽管如此,史莱姆斯坦的理想却假定了它真实典范与现实生活有一个根本差别:因为学生和老师之间的信任关系不可能预先计划好,所以成功模仿史莱姆斯坦模型的可能性就直接是没可能的了。事实上,身为学生亲笔执行了骑士定下的政策,其执行是基于学生的自愿意愿,并会得到他们的充分支持。
{"title":"Ritter machen Schule","authors":"Aleta-Amirée Von Holzen","doi":"10.54717/kidsmedia.2.1.2012.3","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.3","url":null,"abstract":"Die Internatsbuchreihe Burg Schreckenstein von Oliver Hassencamp (1921–1988) erschien in 27 Bänden von 1959 bis 1988 und erlebte mehrere Neuauflagen. Im Gegensatz zu vielen Beispielen von deutschsprachiger Internatsliteratur für Erwachsene portiert die Reihe ein positives Internatsbild. Damit schliesst sie an die Tradition der englischen school stories an. Als Besonderheit beschränkt sich die Reihe nicht auf die Darstellung einer Schule, vielmehr wird das Jungeninternat Burg Schreckenstein durch das Mädcheninternat Schloss Rosenfels komplettiert wie kontrastiert. \u0000Burg Schreckenstein wird als die ideale Schule präsentiert. Ihre Einzigartigkeit wird gegenüber innerliterarischen Gegenmodellen (Rosenfels und zwei weitere Jungen-Tagesschulen) betont und ihre Vorbildfunktion auch für aussertextliche Schulmodelle thematisiert. Kern des Schreckensteiner Ideals ist der Gemeinschaftsgedanke, der erst auf der etwas abgelegenen Örtlichkeit und nur in der Form des Internats zum Tragen kommen kann, da er Schüler und Lehrer umfasst. Diese Schüler-Lehrer-Gemeinschaft ist als möglichst gleichberechtigte Partnerschaft konzipiert. Die Lehrer verzichten dafür weitgehend auf ihre Machtposition. Sie vertrauen den Schülern und überlassen ihnen die Handlungskompetenz. Im Gegenzug unterwerfen sich die Schüler freiwillig einem selbst initiierten Verhaltenskodex; sie nennen sich darum nicht Schüler, sondern Ritter. Die zwei wichtigsten Punkte in ihrem konservativen Tugendkatalog sind Ehrlichkeit und das ‚Geradestehen’ für ihre Taten (ohne aber jemanden zu verpetzen). Dies impliziert, dass der Regelbruch Teil des Ideals ist, und dieser wird denn auch in Form von Streichen zum Markenzeichen der Ritter und dient immer wieder der Problemlösung. Wie die drastischen ‚Erziehungsmassnahmen’ der Ritter zur Eingliederung neuer Schüler deutlich zeigen, bedeutet das Gemeinschaftsideal für die Einzelnen einen Zwang zur Gleichmacherei. \u0000Die Charakterbildung der Ritter erscheint als ungleich wichtiger als ihre Leistung im Unterricht. Damit wie auch mit der Lehrer-Schüler-Gemeinschaft erweisen sich reformpädagogische Grundsätze als zentral für das dargestellte Schulideal. Diese Ansätze vertrat auch Kurt Hahn (1886–1974), der Gründer der Schule Schloss Salem, die der Autor Oliver Hassencamp selbst besuchte. Gegenüber seinem realen Vorbild postuliert Schreckensteins Ideal dennoch einen grundlegenden Unterschied: Da das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern nicht geplant werden kann, wird die Möglichkeit einer erfolgreichen Nachahmung des Modells Schreckensteins explizit a priori ausgeschlossen ist. Denn die Ritterregeln sind von den Schülern selbst implementiert worden, und ihre Einhaltung beruht auf der Freiwilligkeit der Schüler, die die Lehrer wohlwollend unterstützen.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"25 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128703465","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2012-03-01DOI: 10.54717/kidsmedia.2.1.2012.2
Mischa Gallati
1958 geschah Wunderliches in der beschaulichen Stadt Bern: In einer Ersatzwahl in die Stadtberner Exekutive wählten die stimmberechtigten Männer nicht den Favoriten des rechtsbürgerlichen Lagers, sondern den Pfarrer, Jugendbuchautor und politischen Nobody Klaus Schädelin. In seinem drei Jahre zuvor erschienenen Bestseller Mein Name ist Eugen spielt eine Jungenbande mehr oder weniger derbe Streiche mit der Erwachsenenwelt, was dem Buch von Seiten der pädagogischen Gilde zum Prädikat Schund und Kitsch verhalf. Nun wurde ausgerechnet dieser Autor zum Fürsorgedirektor und damit auch zum Zuständigen für gefährdete und gefährliche Jugendliche und deren institutionelle Behandlung. Der Erfolg von Mein Name ist Eugen und die Wahl Klaus Schädelins in den Gemeinderat werden als Indizien für ein und dieselbe gesellschaftliche Bewegung gelesen; als Vorboten eines neuen gesellschaftlichen Dispositivs, das anstelle des Dampfkessels des autoritären Staates, der jegliche Normabweichung und Dissens mittels Druck von oben zu regulieren versucht, die Freiheit des Individuums postuliert, das selbstkontrollierend (ganz im Sinne Foucaults) und innenorientiert (ganz im Sinne Schultzes) seinen Weg geht. So zeigen uns Klaus Schädelin und sein Eugen gleich doppelt und ineinander verschlungen eine neue gesellschaftliche Realität gleichsam am Horizont erscheinen: die individualisierte Nachkriegsgesellschaft.
{"title":"Ein Schundautor auf dem Amtssessel?","authors":"Mischa Gallati","doi":"10.54717/kidsmedia.2.1.2012.2","DOIUrl":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.2","url":null,"abstract":"1958 geschah Wunderliches in der beschaulichen Stadt Bern: In einer Ersatzwahl in die Stadtberner Exekutive wählten die stimmberechtigten Männer nicht den Favoriten des rechtsbürgerlichen Lagers, sondern den Pfarrer, Jugendbuchautor und politischen Nobody Klaus Schädelin. In seinem drei Jahre zuvor erschienenen Bestseller Mein Name ist Eugen spielt eine Jungenbande mehr oder weniger derbe Streiche mit der Erwachsenenwelt, was dem Buch von Seiten der pädagogischen Gilde zum Prädikat Schund und Kitsch verhalf. Nun wurde ausgerechnet dieser Autor zum Fürsorgedirektor und damit auch zum Zuständigen für gefährdete und gefährliche Jugendliche und deren institutionelle Behandlung. \u0000Der Erfolg von Mein Name ist Eugen und die Wahl Klaus Schädelins in den Gemeinderat werden als Indizien für ein und dieselbe gesellschaftliche Bewegung gelesen; als Vorboten eines neuen gesellschaftlichen Dispositivs, das anstelle des Dampfkessels des autoritären Staates, der jegliche Normabweichung und Dissens mittels Druck von oben zu regulieren versucht, die Freiheit des Individuums postuliert, das selbstkontrollierend (ganz im Sinne Foucaults) und innenorientiert (ganz im Sinne Schultzes) seinen Weg geht. So zeigen uns Klaus Schädelin und sein Eugen gleich doppelt und ineinander verschlungen eine neue gesellschaftliche Realität gleichsam am Horizont erscheinen: die individualisierte Nachkriegsgesellschaft.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2012-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"130614094","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}