Lennart May, A. Stein, Thomas Gundlach, R. Volbert
Abstract Die vorliegende Studie untersucht, ob in Beschuldigtenvernehmungen eine positive Prüfstrategie angewendet wird, die bei uneindeutiger Beweislage aufgrund einer strukturbedingten Schuldannahme schuldverzerrend sein kann und wie einer solchen entgegengewirkt werden kann. Hierzu lasen Studierende einer Polizeihochschule (N = 73) eine Fallvignette zu einem Einbruchsdelikt und sollten, a) Fragen zur Vorbereitung der Beschuldigtenvernehmung selbst formulieren und b) geeignete Fragen aus einem Fragenkatalog auswählen. Die Instruktion für die Teilnehmenden wurde dabei variiert: Sie sollten die Beschuldigtenvernehmung entweder ohne nähere Instruktion vorbereiten (offen-instruierte Bedingung) oder wurden explizit aufgefordert herauszufinden, ob der zu Vernehmende schuldig (schuldig-instruierte Bedingung) bzw. ob er unschuldig ist (unschuldig-instruierte Bedingung). Die aus dem Fragenkatalog ausgewählten Fragen waren in der unschuldig-instruierten Bedingung eher unschuldsverzerrt, während in den anderen beiden Instruktionsbedingungen ergebnisoffene Fragen präferiert wurden. Die drei Instruktionsbedingungen unterschieden sich jedoch nicht signifikant voneinander. Sollten die Teilnehmer selbst Fragen formulieren, fand sich in allen drei Bedingungen eine Tendenz in Richtung schuldverzerrter Fragen; zwischen den drei Instruktionsbedingungen traten wiederum keine signifikanten Unterschiede auf. Die bloße Instruktion, die Unschuld des Beschuldigten zu prüfen, schwächte die schuldverzerrende Tendenz bei der eigenständigen Fragenformulierung also nicht bedeutsam ab.
{"title":"Schuldig bei Verdacht? Prüfstrategien in Beschuldigtenvernehmungen","authors":"Lennart May, A. Stein, Thomas Gundlach, R. Volbert","doi":"10.1515/mks-2021-0102","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-0102","url":null,"abstract":"Abstract Die vorliegende Studie untersucht, ob in Beschuldigtenvernehmungen eine positive Prüfstrategie angewendet wird, die bei uneindeutiger Beweislage aufgrund einer strukturbedingten Schuldannahme schuldverzerrend sein kann und wie einer solchen entgegengewirkt werden kann. Hierzu lasen Studierende einer Polizeihochschule (N = 73) eine Fallvignette zu einem Einbruchsdelikt und sollten, a) Fragen zur Vorbereitung der Beschuldigtenvernehmung selbst formulieren und b) geeignete Fragen aus einem Fragenkatalog auswählen. Die Instruktion für die Teilnehmenden wurde dabei variiert: Sie sollten die Beschuldigtenvernehmung entweder ohne nähere Instruktion vorbereiten (offen-instruierte Bedingung) oder wurden explizit aufgefordert herauszufinden, ob der zu Vernehmende schuldig (schuldig-instruierte Bedingung) bzw. ob er unschuldig ist (unschuldig-instruierte Bedingung). Die aus dem Fragenkatalog ausgewählten Fragen waren in der unschuldig-instruierten Bedingung eher unschuldsverzerrt, während in den anderen beiden Instruktionsbedingungen ergebnisoffene Fragen präferiert wurden. Die drei Instruktionsbedingungen unterschieden sich jedoch nicht signifikant voneinander. Sollten die Teilnehmer selbst Fragen formulieren, fand sich in allen drei Bedingungen eine Tendenz in Richtung schuldverzerrter Fragen; zwischen den drei Instruktionsbedingungen traten wiederum keine signifikanten Unterschiede auf. Die bloße Instruktion, die Unschuld des Beschuldigten zu prüfen, schwächte die schuldverzerrende Tendenz bei der eigenständigen Fragenformulierung also nicht bedeutsam ab.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"90 1","pages":"81 - 91"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"74965708","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Lucia M. Sommerer; Personenbezogenes Predictive Policing. Kriminalwissenschaftliche Untersuchung über die Automatisierung der Kriminalprognose","authors":"B. Meier","doi":"10.1515/mks-2021-0109","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-0109","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"4 1","pages":"171 - 173"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"79514970","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen der extremistischen Disposition und der Online-Exposition gegenüber extremistischen moralischen Normen auf politisch-religiös motiviertes Gewalthandeln. Während bei der Erklärung der Delinquenz von Jugendlichen ein stabiler Interaktionseffekt zwischen der Disposition zur Kriminalität und der kriminogenen Exposition nachgewiesen wurde, wurde dieser Interaktionseffekt in keiner früheren Studie unter jungen Erwachsenen explizit im Hinblick auf politisch oder religiös motivierte Gewalt untersucht. Diese Studie ergänzt daher die vorhandene Literatur um die Überprüfung einer zentralen Annahme der Situational Action Theory (SAT), nämlich der Person-Umwelt-Hypothese (PEA-Hypothese) im Bereich der politisch und religiös motivierten Gewalt. Der SAT zufolge entsteht gewalttätiger Extremismus, wenn eine zu gewalttätigem Extremismus neigende Person und ein gewalttätig-extremistisches Handlungsumfeld zusammentreffen. Diese Arbeit untersucht die Wechselwirkungen dreier Arten extremistischer Dispositionen (linksextremistische, rechtsextremistische und religiös-extremistische Disposition) mit der Exposition gegenüber gewaltaffin-extremistischer Handlungsumfelder. Zugrunde liegen eine schriftliche Befragung von SchülerInnen und eine Internetumfrage unter jungen Erwachsenen in Belgien. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Wirkung der Disposition von der kumulativen extremistischen Exposition abhängt. Diese Resultate bleiben über spezifische Operationalisierungen der Disposition hinweg stabil. Die Bedeutung der erzielten Befunde für die weitere Forschung wird diskutiert.
{"title":"Die Person-Umwelt Hypothese der Situational Action Theory und gewalttätiger Extremismus. Ein Teilprüfungsversuch","authors":"Lieven Pauwels, Wim Hardyns, Noel Klima","doi":"10.1515/mks-2021-0114","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-0114","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen der extremistischen Disposition und der Online-Exposition gegenüber extremistischen moralischen Normen auf politisch-religiös motiviertes Gewalthandeln. Während bei der Erklärung der Delinquenz von Jugendlichen ein stabiler Interaktionseffekt zwischen der Disposition zur Kriminalität und der kriminogenen Exposition nachgewiesen wurde, wurde dieser Interaktionseffekt in keiner früheren Studie unter jungen Erwachsenen explizit im Hinblick auf politisch oder religiös motivierte Gewalt untersucht. Diese Studie ergänzt daher die vorhandene Literatur um die Überprüfung einer zentralen Annahme der Situational Action Theory (SAT), nämlich der Person-Umwelt-Hypothese (PEA-Hypothese) im Bereich der politisch und religiös motivierten Gewalt. Der SAT zufolge entsteht gewalttätiger Extremismus, wenn eine zu gewalttätigem Extremismus neigende Person und ein gewalttätig-extremistisches Handlungsumfeld zusammentreffen. Diese Arbeit untersucht die Wechselwirkungen dreier Arten extremistischer Dispositionen (linksextremistische, rechtsextremistische und religiös-extremistische Disposition) mit der Exposition gegenüber gewaltaffin-extremistischer Handlungsumfelder. Zugrunde liegen eine schriftliche Befragung von SchülerInnen und eine Internetumfrage unter jungen Erwachsenen in Belgien. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Wirkung der Disposition von der kumulativen extremistischen Exposition abhängt. Diese Resultate bleiben über spezifische Operationalisierungen der Disposition hinweg stabil. Die Bedeutung der erzielten Befunde für die weitere Forschung wird diskutiert.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"3 1","pages":"124 - 138"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"84113964","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Kriminologinnen und Kriminologen sowie Soziologinnen und Soziologen haben in den letzten zwei Jahrzehnten sowohl in der Schweiz wie in Europa umfangreiche Umfragen zu Strafeinstellungen der Bevölkerung und der urteilenden Behörden durchgeführt, ohne dass deren Ergebnisse bisher gesamthaft dargestellt und die Kohärenz der Ergebnisse überprüft worden wäre. Ebenfalls fehlt ein Vergleich dieser Ergebnisse zu den Strafeinstellungen mit Daten der Urteilsstatistik zu den ausgesprochenen Sanktionen, der es erlaubt, der Frage nach einer Übereinstimmung oder Diskrepanz von Vorstellungen und Praxis nachzugehen und diese in einem sozialen Rahmen zu interpretieren. Der vorliegende Artikel untersucht diese Problematik mittels zahlreicher Daten aus Umfragen und offiziellen Justizstatistiken zur Schweiz. Da die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse in die Zeiten zweier Revisionen des Sanktionenrechts (2007 und 2018) fallen, nimmt die Thematik der Bedeutung dieser Revisionen einen zentralen Platz ein.
{"title":"Strafeinstellungen und Strafpraxis in Zeiten von Revisionen des Sanktionenrechts: Analysen zur Schweiz","authors":"S. Staubli, D. Fink","doi":"10.1515/mks-2021-2067","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-2067","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Kriminologinnen und Kriminologen sowie Soziologinnen und Soziologen haben in den letzten zwei Jahrzehnten sowohl in der Schweiz wie in Europa umfangreiche Umfragen zu Strafeinstellungen der Bevölkerung und der urteilenden Behörden durchgeführt, ohne dass deren Ergebnisse bisher gesamthaft dargestellt und die Kohärenz der Ergebnisse überprüft worden wäre. Ebenfalls fehlt ein Vergleich dieser Ergebnisse zu den Strafeinstellungen mit Daten der Urteilsstatistik zu den ausgesprochenen Sanktionen, der es erlaubt, der Frage nach einer Übereinstimmung oder Diskrepanz von Vorstellungen und Praxis nachzugehen und diese in einem sozialen Rahmen zu interpretieren. Der vorliegende Artikel untersucht diese Problematik mittels zahlreicher Daten aus Umfragen und offiziellen Justizstatistiken zur Schweiz. Da die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse in die Zeiten zweier Revisionen des Sanktionenrechts (2007 und 2018) fallen, nimmt die Thematik der Bedeutung dieser Revisionen einen zentralen Platz ein.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"16 1","pages":"153 - 168"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"90785758","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Andreas Ruch; Tobias Singelnstein (Hrsg.). Auf neuen Wegen. Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft aus interdisziplinärer Perspektive. Festschrift für Thomas Feltes zum 70. Geburtstag","authors":"R. Wulf","doi":"10.1515/mks-2021-0116","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-0116","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"18 1","pages":"176 - 178"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"88055269","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Einem etwaigen Zusammenhang von Armut und Kriminalität kann man vor dem Hintergrund eines ätiologischen Paradigmas nachgehen und untersuchen, ob und inwiefern Armut Kriminalität »verursacht«. In der Tradition der herrschaftskritischen Kriminologie kann man mit dem etikettierungstheoretischen Paradigma aber auch danach fragen, wo und wie Arme durch die Instanzen sozialer Kontrolle diskriminiert bzw. kriminalisiert werden. Und man kann – drittens – beide Perspektiven einnehmen und für relevant erachten. Das ist die Position, die diesem Beitrag zugrunde liegt und dessen Ziel es ist, den jeweiligen Forschungs- und Diskussionsstand zu bilanzieren. Dazu gehört auch, dass wir zwischen dem Risiko der Straffälligkeit und dem Risiko der Bestrafung unterscheiden. Für all das bedarf es zunächst einer Klärung der Begriffe von »Armut« und »Kriminalität«, die den theoretischen Ausführungen und der Darlegung des Forschungsstandes vorangestellt wird. In einem zweiten Hauptteil widmen wir uns dann am Beispiel von Deutschland konkret der Frage einer möglichen Kriminalisierung bzw. Diskriminierung von Armen durch Gesetzgebung, Rechtsprechung und Rechtsanwendung. Besonders befassen wir uns mit dem Problem der Ersatzfreiheitsstrafe und zeigen auf, dass diese Art der ersatzweisen Geldstrafenvollstreckung vor allem sozial Benachteiligte trifft.
{"title":"Kriminalität der Armen – Kriminalisierung von Armut?","authors":"F. Neubacher, Nicole Bögelein","doi":"10.1515/mks-2021-0106","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-0106","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Einem etwaigen Zusammenhang von Armut und Kriminalität kann man vor dem Hintergrund eines ätiologischen Paradigmas nachgehen und untersuchen, ob und inwiefern Armut Kriminalität »verursacht«. In der Tradition der herrschaftskritischen Kriminologie kann man mit dem etikettierungstheoretischen Paradigma aber auch danach fragen, wo und wie Arme durch die Instanzen sozialer Kontrolle diskriminiert bzw. kriminalisiert werden. Und man kann – drittens – beide Perspektiven einnehmen und für relevant erachten. Das ist die Position, die diesem Beitrag zugrunde liegt und dessen Ziel es ist, den jeweiligen Forschungs- und Diskussionsstand zu bilanzieren. Dazu gehört auch, dass wir zwischen dem Risiko der Straffälligkeit und dem Risiko der Bestrafung unterscheiden. Für all das bedarf es zunächst einer Klärung der Begriffe von »Armut« und »Kriminalität«, die den theoretischen Ausführungen und der Darlegung des Forschungsstandes vorangestellt wird. In einem zweiten Hauptteil widmen wir uns dann am Beispiel von Deutschland konkret der Frage einer möglichen Kriminalisierung bzw. Diskriminierung von Armen durch Gesetzgebung, Rechtsprechung und Rechtsanwendung. Besonders befassen wir uns mit dem Problem der Ersatzfreiheitsstrafe und zeigen auf, dass diese Art der ersatzweisen Geldstrafenvollstreckung vor allem sozial Benachteiligte trifft.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"99 1","pages":"107 - 123"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"87858607","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung Patienten mit nordafrikanischem und subsaharischem Migrationshintergrund sind im Vergleich zu ihrem Anteil an der Allgemeinbevölkerung im baden-württembergischen Maßregelvollzug überrepräsentiert. Internationale Studien legen nahe, dass Migranten mit sichtbarem Minderheitenstatus und von der Bevölkerungsmehrheit abweichender Ethnizität ein höheres Risiko haben, an psychotischen Störungen zu erkranken. Zu den psychosozialen Erklärungsansätzen gehören soziale Benachteiligung und geringe ethnische Dichte. In der vorliegenden Studie wurden nach Paragraph 63 StGB untergebrachte Patienten aus Nord- und Subsahara-Afrika (N = 71) untersucht, um Anhaltspunkte für die Erklärung der hohen Zuweisungsraten zu finden. Zwei Vergleichsgruppen aus westeuropäischen (N = 73) und kasachischen (N = 32) Patienten wurden ausgewählt. Die afrikanischen Patienten hatten signifikant weniger abgeschlossene Berufsausbildungen und waren zum Zeitpunkt der Straftat häufiger obdachlos. Außerdem war der Anteil der F20.0 Diagnosen signifikant höher (87 %). In Bezug auf die psychiatrische und kriminologische Vorgeschichte, Alter bei Erstdelinquenz und Abhängigkeitsstörungen wurden keine Unterschiede gefunden. Diskutiert wird die Rolle migrationsbedingter sozialer Benachteiligung für die hohen Psychose-Raten in einigen Migrantengruppen. Ferner werden potenzielle Wege für Gewaltdelinquenz betrachtet. Die Relevanz kultursensibler Prävention und Intervention wird in Anbetracht der steigenden Zahlen von Migranten aus den untersuchten Regionen betont.
{"title":"Patienten aus Nord- und Subsahara-Afrika im baden-württembergischen Maßregelvollzug","authors":"J. Bergmann, M. Fontao, J. Bulla, T. Roß","doi":"10.1515/mks-2020-2065","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2020-2065","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Patienten mit nordafrikanischem und subsaharischem Migrationshintergrund sind im Vergleich zu ihrem Anteil an der Allgemeinbevölkerung im baden-württembergischen Maßregelvollzug überrepräsentiert. Internationale Studien legen nahe, dass Migranten mit sichtbarem Minderheitenstatus und von der Bevölkerungsmehrheit abweichender Ethnizität ein höheres Risiko haben, an psychotischen Störungen zu erkranken. Zu den psychosozialen Erklärungsansätzen gehören soziale Benachteiligung und geringe ethnische Dichte. In der vorliegenden Studie wurden nach Paragraph 63 StGB untergebrachte Patienten aus Nord- und Subsahara-Afrika (N = 71) untersucht, um Anhaltspunkte für die Erklärung der hohen Zuweisungsraten zu finden. Zwei Vergleichsgruppen aus westeuropäischen (N = 73) und kasachischen (N = 32) Patienten wurden ausgewählt. Die afrikanischen Patienten hatten signifikant weniger abgeschlossene Berufsausbildungen und waren zum Zeitpunkt der Straftat häufiger obdachlos. Außerdem war der Anteil der F20.0 Diagnosen signifikant höher (87 %). In Bezug auf die psychiatrische und kriminologische Vorgeschichte, Alter bei Erstdelinquenz und Abhängigkeitsstörungen wurden keine Unterschiede gefunden. Diskutiert wird die Rolle migrationsbedingter sozialer Benachteiligung für die hohen Psychose-Raten in einigen Migrantengruppen. Ferner werden potenzielle Wege für Gewaltdelinquenz betrachtet. Die Relevanz kultursensibler Prävention und Intervention wird in Anbetracht der steigenden Zahlen von Migranten aus den untersuchten Regionen betont.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"32 1","pages":"2 - 15"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"84375878","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Welcome to our next IATSO Conference in Frankfurt am Main, Germany!","authors":"","doi":"10.1515/mks-2021-3070","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2021-3070","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"14 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"90966793","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Zusammenfassung An der vorliegenden Studie, welche flächendeckend den ländlichen Raum untersuchte, nahmen 2.554 Teilnehmer aus allen Bereichen des Rettungswesens teil. Für die Ergebnisse konnten die Daten von 1.717 Teilnehmern aus Rheinland-Pfalz ausgewertet werden. Hiervon gaben 34,2 % an, in den letzten 12 Monaten im Einsatz Gewalt erlebt zu haben. Es zeigte sich, dass 73,4 % der Teilnehmer mit Gewalterfahrungen psychische Gewalt und 62,4 % körperliche Gewalt erfahren haben. Ein Großteil der Befragten sieht neben einer deutlichen Zunahme von Gewalt im Einsatz diese als ein relevantes Thema an.
{"title":"Auf dem Land ist auch nicht alles gut!","authors":"Cordula Jüchser, D. Richter","doi":"10.1515/mks-2020-2063","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/mks-2020-2063","url":null,"abstract":"Zusammenfassung An der vorliegenden Studie, welche flächendeckend den ländlichen Raum untersuchte, nahmen 2.554 Teilnehmer aus allen Bereichen des Rettungswesens teil. Für die Ergebnisse konnten die Daten von 1.717 Teilnehmern aus Rheinland-Pfalz ausgewertet werden. Hiervon gaben 34,2 % an, in den letzten 12 Monaten im Einsatz Gewalt erlebt zu haben. Es zeigte sich, dass 73,4 % der Teilnehmer mit Gewalterfahrungen psychische Gewalt und 62,4 % körperliche Gewalt erfahren haben. Ein Großteil der Befragten sieht neben einer deutlichen Zunahme von Gewalt im Einsatz diese als ein relevantes Thema an.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"195 1","pages":"64 - 74"},"PeriodicalIF":0.5,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"78994507","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}